Nie wieder kalte Füße: Dein Guide für selbstgemachte Hausschuhe, die wirklich halten
Hausschuhe selbst nähen? Ja, das geht ganz einfach! Entdecken Sie kreative Anleitungen, die Ihre Füße glücklich machen.
„Ich habe die perfekten Hausschuhe gefunden!“ rief der alte Schneider, während er an seinem Tisch saß, umgeben von bunten Stoffresten. In einer Welt, in der wir oft in Massenproduktion gefangen sind, kann das Nähen von Hausschuhen zu einem Akt der Rebellion werden. Warum nicht die eigenen Füße mit etwas Einzigartigem umhüllen?
Ich sehe es jeden Tag in meiner Werkstatt: Den Unterschied zwischen schnelllebiger Massenware und echter Handarbeit. Es ist dieses Gefühl von warmem Wollfilz, der Geruch von echtem Leder und die Gewissheit, etwas zu schaffen, das bleibt. Viele Leute haben einfach genug von diesen Hausschuhen, die nach einer Saison im Müll landen. Sie wollen etwas Echtes, etwas, das passt und hält. Und immer öfter höre ich die Frage: „Könnte ich das eigentlich auch selbst machen?“
Inhaltsverzeichnis
Meine Antwort ist immer ein klares: Ja, absolut! Aber es kommt darauf an, wie du es angehst. Hausschuhe nähen ist mehr als nur zwei Stoffteile zusammenfügen. Es ist ein kleines, feines Stück Handwerk. Es geht um das richtige Material, die passende Technik und, ganz ehrlich, auch ein bisschen Geduld. Hier geht’s nicht darum, ein paar Euro zu sparen, sondern um die pure Freude, am Ende des Tages ein Paar Schuhe in der Hand zu halten, das du mit deinen eigenen Händen gemacht hast. Schuhe, die perfekt an deinen Fuß passen und dich ewig begleiten.

Bevor wir aber in die Details eintauchen, mal Butter bei die Fische: Was kostet der Spaß und wie lange dauert das? Als Anfänger solltest du dir für dein erstes Paar ruhig ein ganzes Wochenende Zeit nehmen. Am Samstag erstellst du in Ruhe dein Schnittmuster und schneidest alles zu, am Sonntag wird dann entspannt genäht. Finanziell bist du mit etwa 30 € bis 50 € für ein wirklich hochwertiges Paar dabei. Dafür bekommst du Material, das Jahre hält – ein fairer Deal, oder?
Das Herzstück deiner Hausschuhe: Das richtige Material
Alles fängt mit der Materialwahl an. Sie ist die Basis für Komfort, Langlebigkeit und natürlich die Optik. Im Laden findest du oft Schuhe aus billigen Synthetikstoffen, die sich im ersten Moment vielleicht weich anfühlen, aber schnell zu Schweißfüßen führen und sich ruckzuck abnutzen. Echte Profis wählen ihr Material mit Bedacht.
Wollfilz: Der Klassiker für Wärme und Behaglichkeit
Wenn ich an traditionelle, gemütliche Hausschuhe denke, sehe ich Wollfilz vor mir. Und zwar echten, dicken Wollfilz aus 100 % Schurwolle, nicht diesen dünnen Bastelfilz aus dem Discounter. Guter Wollfilz ist ein kleines Wunderwerk der Natur: Er ist atmungsaktiv, nimmt also Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab. Das Ergebnis: Deine Füße bleiben warm, aber schwitzen nicht. Außerdem ist er von Natur aus robust und schmutzabweisend.

Gut zu wissen: Achte auf die Stärke! Für den Schaft, also den oberen Teil des Schuhs, sind 3 Millimeter ideal. Das ist stabil, aber noch flexibel genug. Planst du eine reine Filzsohle, wie bei klassischen Hüttenschuhen, brauchst du mindestens 5 Millimeter dicken Filz, sonst ist er zu schnell durchgelaufen. Hochwertigen Wollfilz findest du online in spezialisierten Shops für Filz- und Handarbeitsbedarf für etwa 15 € bis 25 € für ein ausreichend großes Stück.
Leder: Die unverwüstliche Basis für die Sohle
Eine Filzsohle ist super bequem, aber auf glatten Böden wie Parkett oder Fliesen kann sie rutschig sein. Deshalb ist die Kombination aus Filz und einer Ledersohle einfach unschlagbar. Am besten eignet sich hierfür Veloursleder (auch Rauleder genannt). Seine raue Oberfläche bietet eine natürliche Rutschfestigkeit. Eine Stärke von 1,5 bis 2 Millimetern ist perfekt – robust genug für drinnen, aber noch weich genug, um es von Hand zu nähen.
Kleiner Tipp: Frag doch mal beim Schuster oder Polsterer um die Ecke nach Reststücken! Oft haben die Abschnitte, die für große Projekte zu klein sind, für ein Paar Sohlen aber locker ausreichen. So bekommst du Top-Qualität für 5 € bis 15 €.

Die clevere Alternative: Upcycling mit Köpfchen
Natürlich kannst du Hausschuhe auch aus alten Klamotten machen. Eine ausgediente Jeans oder ein dicker Wollpulli können so ein zweites Leben bekommen. Das ist nachhaltig und kreativ, aber du musst realistisch sein. Jeansstoff ist zwar robust, aber nicht so formstabil wie Filz. Ein Wollpullover ist superweich, dehnt sich aber stark und ist nicht sehr abriebfest. Wenn du diesen Weg gehst, musst du die Schwächen des Materials ausgleichen. Nähe bei einem Pullover zum Beispiel eine zusätzliche Lage festen Baumwollstoff als Futter ein. Die Sohle braucht besondere Aufmerksamkeit – hier würde ich immer auf eine zusätzliche Ledersohle oder zumindest mehrere Lagen dichten Jeansstoff setzen. Upcycling funktioniert super, wenn man weiß, wo man nachhelfen muss!
Die Technik: Handgriffe aus der Praxis
Mit dem richtigen Material in der Hand kommt es auf die Verarbeitung an. Ein paar grundlegende Kniffe entscheiden darüber, ob dein Schuh am Ende passt, bequem ist und ewig hält.

Das Schnittmuster: Maßarbeit statt Einheitsgröße
Vergiss fertige Schnittmuster in S, M oder L. Jeder Fuß ist anders! Ein guter Schuh beginnt mit einem individuellen Schnittmuster. Und das ist einfacher, als es klingt.
- Die Sohle: Stell dich mit deinem vollen Gewicht auf ein Stück feste Pappe. Lass jemand anderen den Umriss deines Fußes mit einem senkrecht gehaltenen Stift nachzeichnen. Mach das für beide Füße, die sind selten identisch.
- Die Zugaben (WICHTIG!): Jetzt kommt der entscheidende Teil. Zeichne eine zweite Linie um den Fußumriss. Gib für die Bequemlichkeit rundherum etwa 0,5 Zentimeter dazu. Für die Naht, die später den Schaft mit der Sohle verbindet, brauchst du nochmal 0,7 bis 1 Zentimeter. Dein Sohlen-Schnittmuster sollte also insgesamt ca. 1,2 bis 1,5 Zentimeter größer sein als dein Fuß.
- Der Schaft (Oberteil): Hier scheitern die meisten. Miss mit einem Maßband einmal quer über deinen Rist, also von der einen Sohlenkante zur anderen. Das ist die Breite deines Schaft-Schnittteils. Stell dir für die Form ein breites „U“ vor. Die Länge dieses „U“s bestimmt, wie weit der Schuh über deine Zehen reicht. Skizziere diese Form auf Papier und passe sie an, bis sie dir gefällt.
Diese Sorgfalt am Anfang erspart dir später so viel Ärger.

Der Zuschnitt: Präzision ist alles
Lege deine Papierschablonen auf das Material. Zum Schneiden von Filz und Stoff nimmst du am besten eine scharfe Schneiderschere oder einen Rollschneider. Für Leder brauchst du ein verdammt scharfes Messer – ein spezielles Ledermesser oder ein stabiles Teppichmesser (Cuttermesser) funktionieren super. Eine stumpfe Klinge reißt nur die Fasern aus und sorgt für unsaubere Kanten.
Die Naht: Was den Schuh zusammenhält
Klar, du kannst eine robuste Haushaltsnähmaschine nehmen. Aber die schönste und haltbarste Verbindung, gerade bei dicken Materialien wie Filz und Leder, schaffst du von Hand. Und dafür musst du nur einen Stich wirklich können: den Sattlerstich. Das ist die absolute Königsdisziplin der Handnaht. Er wird mit zwei Nadeln an einem Faden genäht, wobei sich jeder Stich selbst verriegelt. Sollte der Faden mal an einer Stelle reißen, geht nicht gleich die ganze Naht auf. Das macht sie so extrem stabil.
Aber keine Panik, es gibt eine Alternative! Für den Anfang oder wenn es schnell gehen soll, ist ein einfacher, aber kräftiger Rückstich von Hand auch eine super stabile Option. Der ist leichter zu lernen und hält ebenfalls bombenfest.

Wenn du dich an den Sattlerstich wagst, hier die Vorbereitung:
- Das Garn: Nimm ein starkes, gewachstes Garn. Gewachstes Leinengarn ist der Klassiker, aber gutes Polyestergarn für Leder tut es auch. Das Wachs schützt den Faden und lässt ihn leichter durchs Material gleiten. Übrigens: Gewachstes Leinengarn quillt im Loch mit der Zeit leicht auf und macht die Naht dadurch noch dichter – ein kleines Geheimnis der alten Handwerkskunst!
- Die Löcher: Steche die Löcher für die Naht vor. Niemand kann eine Nadel einfach so durch dickes Leder und Filz drücken. Verwende dafür eine Stechahle. Der Abstand der Löcher sollte gleichmäßig sein, so etwa 5 bis 7 Millimeter. Ein Nahtmarkierer-Rädchen ist hier ein genialer Helfer.
- Tipp für die Werkzeugkiste: Keine Ahle zur Hand? Kein Problem. Für den Notfall tut’s auch ein spitzer, stabiler Nagel, den du fest mit einer Kombizange greifst. Aber Achtung: Pass auf deine Finger auf!
- Das Nähen: Fädle an jedes Ende deines Fadens (der ca. 4x so lang wie die Naht sein sollte) eine Nadel. Stich durchs erste Loch, zieh den Faden auf gleiche Länge und führe dann abwechselnd eine Nadel von links und eine von rechts durch das nächste Loch. Nach ein paar Stichen hast du den Dreh raus. Übe am besten vorher an zwei Reststücken!


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Anleitung: Deine Filz-Hausschuhe Schritt für Schritt
Okay, lass uns ein Paar klassische, offene Hausschuhe fertigen – robust, bequem und zeitlos.
Material- und Werkzeugliste
- Material:
- Wollfilz, 3 mm stark, ca. 40 x 50 cm (ca. 15-25 €)
- Veloursleder, 1,5–2 mm stark, ca. 30 x 40 cm (ca. 5-15 € als Reststück)
- Gewachstes Leinengarn oder starkes Polyestergarn (ca. 5-10 €)
- Optional für extra Rutschfestigkeit: Latexmilch
- Werkzeug:
- Pappe, Stift, Maßband
- Scharfe Schere und/oder scharfes Messer
- Stoffklammern
- Stechahle (oder Nagel und Zange)
- Zwei stumpfe Ledernadeln
- 2x Sohle aus Filz
- 2x Sohle aus Leder (Achtung: spiegelverkehrt zuschneiden!)
- 2x Schaft aus Filz
- Der Schuh ist zu eng: Oft liegt das an einer zu knappen Nahtzugabe. Du kannst versuchen, den Schuh auf einem Schuhspanner vorsichtig zu weiten. Bei Filz hilft es, ihn leicht anzufeuchten und dann auf dem Spanner trocknen zu lassen.
- Die Naht ist krumm und schief: Willkommen im Club! Das ist reine Übungssache. Am Anfang ist das bei jedem so. Wichtig ist nur, im Rhythmus zu bleiben und den Faden immer gleich fest zu ziehen.
- Die Sohle löst sich (bei geklebten Varianten): Das passiert meist, wenn der Kleber nicht richtig verarbeitet wurde. Die Flächen müssen absolut sauber und fettfrei sein und die Ablüftzeit (die Zeit, die der Kleber vor dem Zusammenpressen trocknen muss) ist heilig.
- Rutschfestigkeit auch auf glatten Böden
- Schutz vor Nässe von unten
- Eine professionelle, saubere Optik
- Die Sattlernaht: Zwei Nadeln, ein Faden. Sie ist die stabilste Handnaht überhaupt und wird traditionell für Lederwaren verwendet. Perfekt für die Befestigung der Sohle.
- Der Schlingstich: Ideal, um die Kanten von Filz sauber und dekorativ zu versäubern. Er verhindert das Ausfransen und setzt einen schönen Akzent.
- Der Hexenstich: Flexibel und fast unsichtbar von außen. Gut geeignet, um Futterstoffe unauffällig zu befestigen.
- Der Schuh drückt an einer Stelle: Die Nahtzugabe war zu klein oder die Naht ist zu straff.
- Die Sohle nutzt sich schnell ab: Das Material war zu dünn oder nicht für den Boden geeignet.
- Die Nähte lösen sich: Der Faden war nicht robust genug (Tipp: gewachstes Garn!).
- Alte Wollpullover (durch einen Waschgang bei 60°C verfilzen sie perfekt)
- Ausgediente Wolldecken
- Robuste Frottee-Handtücher als Futter
- Lederreste von einer alten Jacke oder Tasche für die Sohle
Schritt 1: Schnittmuster erstellen & zuschneiden
Folge der Anleitung oben und erstelle dein persönliches Schnittmuster. Denk an die Zugaben! Schneide dann alles aus:
Schritt 2: Teile vorbereiten
Lege die Leder- und die Filzsohle exakt aufeinander. Fixiere sie mit ein paar Stoffklammern, damit nichts verrutscht. Markiere jetzt die Nahtlöcher und stich sie mit der Ahle durch beide Lagen. Das ist der anstrengendste Teil, aber entscheidend für eine saubere Naht. Positioniere dann den Filzschaft auf der Sohle und fixiere ihn ebenfalls. Übertrage die Löcher von der Sohle auf den Schaft.
Schritt 3: Das Nähen
Jetzt kommt dein großer Auftritt mit dem Sattler- oder Rückstich. Beginne an einer Seite der Ferse und nähe einmal komplett um den Schuh herum. Ziehe jeden Stich gleichmäßig fest. Am Ende verknotest du die Fäden nicht, sondern nähst drei bis vier Stiche zurück in die bereits genähten Löcher. Das hält für immer. Fadenenden kurz abschneiden, fertig.
Schritt 4: Der letzte Schliff
Fast geschafft! Für extra Grip kannst du jetzt auf die Ledersohle eine dünne Schicht Latexmilch aufpinseln. Mehrere dünne Schichten, die jeweils gut trocknen, sind besser als eine dicke.
Was tun, wenn’s hakt? Tipps aus der Praxis
Am Ende hältst du hoffentlich ein Paar Hausschuhe in den Händen, das so viel mehr ist als nur Fußbekleidung. Es ist ein Stück deiner eigenen Arbeit, ein Beweis für deine Geduld und ein treuer Begleiter für viele gemütliche Stunden. Und ganz ehrlich: Dieses Gefühl kann man nicht kaufen.
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Wusstest du schon? Echte Schafwolle kann bis zu 30 % ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen.
Genau diese Eigenschaft macht Wollfilz zum unschlagbaren Material für Hausschuhe. Die aufgenommene Feuchtigkeit wird langsam wieder an die Umgebungsluft abgegeben. Das Ergebnis ist ein perfekt reguliertes Fußklima: warm, trocken und absolut gemütlich.
Der richtige Faden für den entscheidenden Halt?
Vergessen Sie normales Nähgarn, es wird der Belastung nicht standhalten. Für die Sohle und robuste Verbindungen ist ein gewachstes Leinengarn, auch Sattlergarn genannt, die erste Wahl. Es gleitet leichter durch dicke Materialien wie Leder oder Filz und seine Wachsschicht schützt es vor Abrieb und Feuchtigkeit. Marken wie „Gütermann“ oder „Ritza 25“ bieten hier extrem reißfeste Optionen, die Ihre Handarbeit über Jahre sichern.
Die Sohle: Ihr Kontakt zur Welt.
Leder: Klassisch, atmungsaktiv und passt sich dem Fuß an. Ideal für trockene Böden wie Parkett oder Teppich. Mit der Zeit entwickelt es eine wunderschöne Patina.
Flüssig-Latex: Perfekt für mehr Rutschfestigkeit. Marken wie „Sock-Stop“ von Prym werden einfach auf die fertige Filzsohle aufgetupft und trocknen zu einer gummiartigen Schicht. Ideal bei glatten Fliesen oder für Kinderschuhe.
Das Geheimnis? Eine aufgenähte Gummisohle. Vorgefertigte Hausschuhsohlen aus Gummi (z.B. von „TOPPY“) geben Ihrem DIY-Projekt den letzten Schliff und machen es absolut alltagstauglich.
Die Wahl der Farbe ist mehr als nur eine Frage des Geschmacks. Ein sattes Tannengrün kann beruhigend wirken, ein leuchtendes Koralle am Morgen Energie spenden. Denken Sie darüber nach, welche Stimmung Ihre persönlichen Hausschuhe ausstrahlen sollen. Sie sind das erste, was Sie morgens anziehen, und das letzte, was Sie abends ausziehen. Ein kleiner, täglicher Farbtupfer für die Seele.
Wichtiger Zwischenschritt: Bevor Sie Leder oder dicken Filz von Hand nähen, stechen Sie die Löcher mit einer Ahle vor. Das sorgt für ein unglaublich gleichmäßiges Nahtbild und schont Ihre Finger. Der Abstand zwischen den Löchern sollte etwa 4-5 mm betragen, um eine stabile und zugleich flexible Naht zu gewährleisten.
„Das beste Werkzeug ist eine Verlängerung des Willens.“ – Stephen King
Das gilt auch hier. Investieren Sie in eine gute Ledernadel oder eine spezielle Filznadel. Im Gegensatz zu normalen Stoffnadeln haben sie eine extrem scharfe, oft dreieckige Spitze (Schneidspitze), die das Material durchtrennt statt es zu verdrängen. Das macht den Unterschied zwischen Frust und Freude am Nähen.
Haben Sie noch eine alte, ausgediente Jeans im Schrank? Perfekt! Der robuste Denim-Stoff eignet sich hervorragend als Obermaterial. Kombinieren Sie ihn mit einem weichen Futter aus einem alten Frottee-Handtuch oder einem Flanell-Hemd. So wird Ihr Hausschuh-Projekt nicht nur einzigartig, sondern auch ein Statement für kreatives Upcycling.
Hilfe, mein Schnittmuster passt nicht perfekt!
Keine Sorge, das ist normal! Jeder Fuß ist einzigartig. Stellen Sie Ihren Fuß auf das Papierschnittmuster und umranden Sie ihn mit einem Stift, den Sie senkrecht halten. Passen Sie das Papiermuster entsprechend an. Schneiden Sie die Stoffteile dann mit 1 cm Nahtzugabe aus. Es ist immer besser, etwas zu groß zu beginnen und den Schuh dann exakt an den Fuß anzupassen, als ihn von vornherein zu eng zu nähen.
Verleihen Sie Ihren Hausschuhen eine persönliche Note. Eine kleine Stickerei mit Ihren Initialen, ein aufgenähter Knopf aus Holz oder eine Applikation aus einem andersfarbigen Filzrest machen aus einem Paar Schuhe *Ihr* Paar Schuhe. Es sind diese kleinen Details, die handgemachte Stücke so besonders machen.
Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) fallen in Deutschland jährlich rund 1,3 Millionen Tonnen Altkleider an.
Jedes Paar Hausschuhe, das Sie aus einem alten Wollpullover oder einer ausgedienten Decke herstellen, ist ein kleiner, aber feiner Beitrag gegen diese Flut. Es ist gelebte Nachhaltigkeit, die sich an den Füßen gut anfühlt.
Wollfilz: Ein dichtes, nicht gewebtes Material, das durch das Verfilzen von Wolle unter Druck, Wärme und Feuchtigkeit entsteht. Es ist steif, formstabil und extrem isolierend.
Walkloden: Ein ursprünglich gewebter oder gestrickter Wollstoff, der durch „Walken“ (kontrolliertes Verfilzen) verdichtet wird. Er ist oft weicher und flexibler als Filz, aber ebenfalls sehr warm und robust.
Für strukturierte, stabile Hausschuhe ist dicker Wollfilz (3-5 mm) ideal. Für weichere, sockenähnliche Modelle ist Walkloden eine wunderbare Alternative.
Der Moment, wenn die Nadel langsam durch den dicken Filz gleitet, der Widerstand, das leise Geräusch des Fadens, der sich festzieht – das ist Handarbeit in ihrer reinsten Form. Nehmen Sie sich Zeit für diesen Prozess. Machen Sie es sich mit einer Tasse Tee gemütlich und genießen Sie die Entstehung von etwas Einzigartigem. Es ist eine fast meditative Tätigkeit, die einen wunderbaren Ausgleich zum digitalen Alltag schafft.
Können die fertigen Hausschuhe gewaschen werden?
Ja, aber mit Vorsicht! Hausschuhe aus reinem Wollfilz sollten nur bei Bedarf und von Hand in lauwarmem Wasser mit einem speziellen Wollwaschmittel gewaschen werden. Nicht reiben oder wringen, nur sanft durchdrücken. Anschließend in Form ziehen und an der Luft trocknen lassen – niemals auf der Heizung, da der Filz sonst verhärtet. Oft reicht aber auch einfaches Auslüften über Nacht.
Der letzte Schliff: Ein kleines Label aus Leder oder SnapPap (veganes Leder aus Zellulose und Latex), in das Sie Ihre Initialen oder das Herstellungsjahr prägen können. Es ist ein Detail, das niemand außer Ihnen sieht, aber es verleiht Ihrem Werk den Charakter eines echten Manufaktur-Produkts.
Der Begriff „Puschen“ für Hausschuhe stammt vermutlich aus dem Polnischen und leitet sich von „papuć“ ab, was wiederum auf das französische „pantoufle“ zurückgeht.
Eine Nähmaschine kann bei dünneren Materialien für die oberen Nähte hilfreich sein, doch die wahre Magie und Haltbarkeit entsteht bei der Handnaht. Besonders die Befestigung einer robusten Ledersohle an einem dicken Filzschaft ist per Hand oft präziser und stabiler. Die Handnaht erlaubt es Ihnen, die Fadenspannung perfekt zu kontrollieren und an den entscheidenden Stellen für maximale Stabilität zu sorgen.
Denken Sie über das Futter nach. Ein weiches Lammfell (als fertiges Einlagefell erhältlich) bietet unschlagbaren Luxus und Wärme. Eine Alternative ist Teddyplüsch aus Baumwolle, der besonders kuschelig ist. Das Futter ist die direkte Verbindung zu Ihrer Haut – hier lohnt es sich, in hochwertige, atmungsaktive Naturmaterialien zu investieren.
Bevor Sie Material kaufen, schauen Sie sich um. Oft schlummern die besten Ressourcen bereits in Ihrem Kleiderschrank.
Wichtiger Tipp für die Passform: Wenn Sie das Oberteil an die Sohle nähen, fixieren Sie zuerst vier strategische Punkte mit starken Klammern oder Sicherheitsnadeln: die Spitze, die Ferse und die beiden Seiten genau in der Mitte. Nähen Sie dann die Abschnitte dazwischen. Das verhindert, dass sich der Stoff verzieht und garantiert eine symmetrische Form.
Sind diese Hausschuhe auch für Kinder geeignet?
Absolut! Für Kinderfüße, die schnell wachsen, ist das Selbermachen ideal. Achten Sie hier besonders auf eine rutschfeste Sohle, zum Beispiel durch aufgetupftes Flüssig-Latex oder eine aufgenähte Wildledersohle. Kinder lieben es außerdem, bei der Gestaltung mitzuhelfen: Lassen Sie sie die Filzfarbe auswählen oder eine kleine Applikation aufsticken – so werden die Schuhe zum geliebten Begleiter.
Ein Paar Füße besitzt rund 250.000 Schweißdrüsen und kann an einem Tag bis zu einem halben Liter Schweiß abgeben.
Diese Tatsache unterstreicht, warum synthetische Materialien in Hausschuhen oft zu einem unangenehmen Klima führen. Natürliche, atmungsaktive Stoffe wie Wollfilz oder Leder sind keine Frage des Luxus, sondern der Funktion und des Komforts.
Der Duft von echtem Leder, die raue, warme Textur von Wollfilz, das gleichmäßige Durchgleiten der Nadel. Das Herstellen Ihrer eigenen Hausschuhe ist ein Fest für die Sinne. Es ist ein bewusster Gegenpol zur schnellen, anonymen Konsumwelt und schafft eine tiefere Verbindung zu den Dingen, die uns täglich umgeben.





































