Badsanierung ohne Nervenzusammenbruch: Der ehrliche Leitfaden vom Profi

Ein Bad kann mehr sein als nur ein Raum – es ist der Schlüssel zu Ihrer persönlichen Wohlfühloase. Entdecken Sie, wie!

von Michael von Adelhard

Ganz ehrlich? Ich habe in meiner Werkstatt und auf Baustellen wirklich alles gesehen. Bäder, die seit über einem Jahrzehnt perfekt dastehen, ohne eine einzige lockere Fuge. Aber ich habe auch schon die Verzweiflung von Hausbesitzern miterlebt, deren Traum vom Wellnessbad zu einem Alptraum aus Schimmel und Wasserschäden wurde. Warum? Weil am falschen Ende gespart wurde. Weil die Planung auf einer Serviette stattfand. Weil der Gedanke da war: „Ach, ein paar Fliesen kleben, das kann doch jeder.“

Dieser Beitrag hier ist kein Versprechen für ein neues Bad zum Spottpreis – solche Angebote sind unseriös und führen oft zu den genannten Problemen. Stattdessen gebe ich Ihnen mein Wissen aus unzähligen Projekten weiter. Ich zeige Ihnen, wie ein Profi denkt und plant, damit Sie am Ende nicht draufzahlen. Ob Sie selbst Hand anlegen oder einfach nur die richtigen Fragen an Ihre Handwerker stellen wollen – hier bekommen Sie ehrliche Antworten. Denn ein gutes Bad ist keine Magie, sondern das Ergebnis von solider Planung, gutem Handwerk und dem Wissen, worauf es wirklich ankommt.

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Erstmal Bestandsaufnahme: Mehr als nur den Zollstock anlegen

Bevor Sie auch nur eine einzige Fliese aussuchen, müssen Sie wissen, womit Sie es zu tun haben. Die meisten Fehler passieren genau hier, am Anfang. Ein Laie misst den Raum aus. Ein Profi prüft die Substanz. Das ist der entscheidende Unterschied zwischen einer hübschen Oberfläche und einem langlebigen Fundament.

Wände und Böden: Der Klopf- und Drücktest

Nehmen Sie einen kleinen Hammer oder einfach Ihre Fingerknöchel und klopfen Sie die alten Fliesen systematisch ab. Klingt es überall satt und voll? Oder hören Sie an manchen Stellen ein hohles Geräusch? Das ist ein klares Zeichen, dass der alte Fliesenkleber nicht mehr hält. Neue Fliesen darauf zu kleben, wäre reiner Pfusch. Die alte Schicht muss komplett runter, ohne Wenn und Aber.

Bei den Wänden prüfen Sie den Putz. Drücken Sie mal mit einem Schraubendreher leicht hinein. Bröselt er Ihnen wie trockener Sand entgegen? Dann hat er keine Tragfähigkeit mehr. Hier muss oft bis auf das rohe Mauerwerk zurückgebaut werden. Das ist zwar mehr Arbeit, aber die einzig sinnvolle Lösung. Alles andere hält nicht.

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Die unsichtbaren Gefahren: Wasser, Leitungen und Altlasten

Das größte Risiko im Bad ist immer Wasser. Schauen Sie sich die Ecken und Anschlüsse ganz genau an. Sehen Sie dunkle Flecken? Riecht es vielleicht ein wenig muffig? Das sind typische Anzeichen für alte Feuchtigkeitsschäden. Ein Feuchtemessgerät aus dem Baumarkt (kostet ca. 20-40 €) kann hier Klarheit schaffen.

Noch wichtiger sind die Wasserleitungen. Gerade in älteren Häusern können noch Bleileitungen verbaut sein, was ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellt. Ein Fachbetrieb oder ein lokales Labor kann eine Wasserprobe analysieren, das kostet meist zwischen 50 und 100 Euro und gibt Ihnen absolute Sicherheit. Werden Bleileitungen gefunden, ist der Austausch keine Option, sondern gesetzliche Pflicht.

Achtung auch bei Altbauten! In Spachtelmassen oder Fliesenklebern aus der Zeit vor den 90er-Jahren kann Asbest stecken. Wenn Sie den geringsten Verdacht haben, lassen Sie lieber eine Probe von einem Baustofflabor analysieren, bevor Sie anfangen zu stemmen. Sicherheit geht absolut vor!

Die Planung: Das Drehbuch für Ihr neues Bad

Eine gute Planung spart am Ende mehr Geld als jeder Rabatt im Baumarkt. Ein Fehler auf dem Papier ist in fünf Minuten korrigiert. Ein Fehler in der fertig gefliesten Wand kostet Tage, Dreck und ein Vielfaches an Geld.

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Grundriss, Bewegungsflächen und der Papiertrick

Zeichnen Sie Ihr Bad im Maßstab 1:20 auf kariertem Papier. Schneiden Sie dann WC, Waschtisch, Dusche und Wanne ebenfalls im Maßstab aus und schieben Sie sie auf Ihrem Plan hin und her. So bekommen Sie ein super Gefühl für den Raum. Wer es digital mag: Es gibt auch viele kostenlose Online-Badplaner, mit denen man spielerisch verschiedene Anordnungen testen kann.

Denken Sie an die Bewegungsflächen! Vor einem WC sollten Sie mindestens 60 cm Platz lassen. Eine Dusche sollte idealerweise 90 x 90 cm oder größer sein, damit man sich bequem bewegen kann. Quetschen Sie den Waschtisch nicht direkt neben die Tür. Das sind Kleinigkeiten, die den Komfort im Alltag massiv beeinflussen.

Wasser, Strom & Lüftung: Die heilige Dreifaltigkeit

Hier hört der Spaß für Heimwerker auf. Die Planung können Sie grob machen, aber die Ausführung MUSS ein Fachbetrieb übernehmen. Es geht um Ihre Sicherheit und den Schutz Ihres Hauses.

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  • Wasserleitungen: Ein Abflussrohr braucht ein Gefälle von etwa 1-2 %, also 1 bis 2 cm Höhenunterschied pro Meter. Ist es zu flach, bleiben Feststoffe liegen; ist es zu steil, rauscht das Wasser zu schnell durch und nimmt den Schmutz nicht mit. Beides führt zu Verstopfungen.
  • Elektroinstallation: Im Bad gibt es strenge Schutzbereiche (VDE 0100-701). Direkt in der Wanne oder Dusche (Bereich 0) ist quasi nichts erlaubt. Im Bereich darüber (Bereich 1, bis 2,25 m Höhe) nur bestimmte, fest installierte Geräte. Steckdosen sind erst im weiteren Umkreis erlaubt und müssen immer über einen FI-Schutzschalter (RCD) abgesichert sein. Dieser Schalter ist Ihre Lebensversicherung!
  • Lüftung: Besonders in Bädern ohne Fenster ist eine mechanische Lüftung ein Muss, um Schimmel zu vermeiden. Moderne Lüfter haben einen Feuchtigkeitssensor: Sie schalten sich bei Bedarf automatisch ein und laufen so lange nach, bis die Luft wieder trocken ist. Eine Investition von 150-300 € in ein gutes Gerät, die sich tausendfach auszahlt.
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Ablauf und Zeitplan: Wie lange dauert der Zirkus eigentlich?

Eine der häufigsten Fragen ist natürlich: „Wie lange muss ich ohne Bad auskommen?“ Für ein durchschnittliches Bad von ca. 8 Quadratmetern sollten Sie realistisch planen. Ein Schnellschuss in einer Woche ist utopisch, wenn es richtig gemacht werden soll.

Eine grobe Timeline könnte so aussehen:

  • Woche 1: Abriss, Entsorgung und die Rohinstallation. Der Installateur verlegt die neuen Wasser- und Abflussrohre, der Elektriker die neuen Kabel in den Wänden.
  • Woche 2: Trockenbau- und Verputzarbeiten. Wände werden geschlossen, der Untergrund wird vorbereitet. Wichtig: Alles muss gut durchtrocknen!
  • Woche 3: Abdichtung und Fliesen. Zuerst kommt die entscheidende Abdichtung, dann werden die Fliesen verlegt.
  • Woche 4: Verfugen, Malerarbeiten, Feininstallation. Silikonfugen werden gezogen, Wände gestrichen, und dann kommen Installateur und Elektriker ein zweites Mal, um Waschbecken, WC, Armaturen, Lampen und Steckdosen zu montieren.

Und wer kommt wann? Die Reihenfolge ist entscheidend, damit sich die Gewerke nicht im Weg stehen. Die Profi-Abfolge lautet: 1. Installateur (Rohre), 2. Elektriker (Kabel), 3. Trockenbauer/Verputzer, 4. Fliesenleger (inkl. Abdichtung!), 5. Maler, 6. Installateur (Feininstallation), 7. Elektriker (Endmontage).

Materialwahl mit Verstand: Was wirklich zählt

Im Baumarkt glänzt alles und sieht toll aus. Aber die Qualität entscheidet, ob Ihr Bad in fünf Jahren noch gut aussieht oder schon die ersten Macken hat.

Fliesen: Hart im Nehmen und sicher unter den Füßen

Bei Bodenfliesen achten Sie auf die Abriebgruppe. Gruppe 3 ist für normale Bäder ausreichend, aber für Familien mit Kindern ist Gruppe 4 die bessere Wahl. Noch wichtiger ist die Rutschhemmung. Für den normalen Bodenbereich reicht R9. Im Duschbereich, wo es nass und seifig wird, ist R10 oder sogar R11 absolute Pflicht. Das ist eine Sicherheitsfrage, keine Stilfrage!

Großformatige Fliesen sehen schick aus, sind aber anspruchsvoll. Sie brauchen einen perfekt ebenen Untergrund, sonst drohen Spannungen und Risse. Ein Format wie 30×60 cm ist ein super Kompromiss aus moderner Optik und einfacherer Verlegung.

Waschtisch, Wanne & Co.: Eine Frage des Materials

Hier gibt es keine pauschal beste Lösung, es kommt auf Ihre Bedürfnisse an. Statt einer Tabelle hier mal meine Gedanken dazu:

Der Klassiker: Stahl-Emaille ist extrem robust, kratzfest und langlebig. Eine Wanne aus diesem Material überlebt fast alles, auch spielende Kinder mit hartem Spielzeug. Der Nachteil: Es fühlt sich anfangs kühl an und leitet die Wärme des Badewassers etwas schneller ab.

Der Allrounder: Sanitäracryl fühlt sich von Natur aus wärmer an, ist leichter und in unzähligen Formen erhältlich. Perfekt für die reine Entspannungswanne. Aber Achtung: Es ist weicher. Fällt Ihnen eine Parfumflasche hinein, haben Sie schnell eine Macke. Kleinere Kratzer lassen sich aber oft wieder auspolieren.

Der Design-Liebling: Mineralguss ist ein Verbundwerkstoff, der sich samtig und fast wie Stein anfühlt. Er erlaubt supermoderne, scharfkantige Designs. Dafür ist er aber auch schwerer und liegt preislich meist im oberen Bereich.

Armaturen: Hier zahlt sich Qualität am meisten aus

Finger weg von der 30-Euro-Armatur aus dem Internet! Oft sind die Anschlüsse nicht normgerecht, Ersatzteile gibt es nicht, und das Innenleben besteht aus billigem Kunststoff. Das Herz einer guten Armatur ist die Kartusche, die bei Qualitätsherstellern aus langlebiger Keramik besteht. Setzen Sie auf etablierte Markenhersteller aus dem Fachhandel. Da zahlen Sie anfangs vielleicht 150 € statt 50 €, aber dafür bekommen Sie auch in zehn Jahren noch eine passende Dichtung und ersparen sich den kompletten Austausch.

Die Ausführung: Wo der Profi den Unterschied macht

Jetzt wird’s ernst. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein schön gefliestes Bad, das nicht dicht ist, ist ein Totalschaden auf Raten.

Die Abdichtung: Die unsichtbare Lebensversicherung

Wussten Sie, dass Fliesen und Zementfugen nicht 100% wasserdicht sind? Wasser kann langsam durchdringen. Deshalb muss die Schicht darunter absolut dicht sein. Diese Verbundabdichtung ist die wichtigste Arbeit im ganzen Bad! Zuerst werden alle Ecken und Rohrdurchführungen mit speziellen Dichtbändern und Manschetten abgeklebt. Danach wird die ganze Fläche (kompletter Duschbereich, Boden, Wände um die Wanne) mindestens zweimal mit einer flüssigen Dichtfolie satt gestrichen. Hier zu sparen, ist der teuerste Fehler, den Sie machen können. Ein Wasserschaden kostet schnell 15.000 Euro und mehr.

Silikonfugen: Mehr als nur eine weiße Wurst

Eine gute Silikonfuge ist eine Kunst für sich. Wichtig: Verwenden Sie Sanitärsilikon, das schimmelhemmende Stoffe enthält. Und ganz wichtig zu wissen: Eine Silikonfuge ist eine Wartungsfuge. Je nach Pflege und Belastung muss sie alle 5 bis 8 Jahre erneuert werden. Das ist völlig normal und kein Baumangel!

Kosten im Griff: Realistisch sparen, ohne zu pfuschen

Reden wir über Geld. Ein komplett vom Fachbetrieb saniertes Bad (ca. 8 qm) kostet je nach Region und Ausstattung zwischen 15.000 und 25.000 Euro. Das ist eine realistische Hausnummer.

Hier können Sie sparen (mit Köpfchen):

  • Eigenleistung beim Abriss: Alte Fliesen abschlagen und den Schutt entsorgen, das kann fast jeder. Ihre Einkaufsliste dafür: FFP2-Maske (ca. 5 €), Schutzbrille (ca. 10 €), Fäustel (ca. 20 €) und ein Bauschutt-Container (je nach Größe 150-300 €). Kleiner Tipp: Eine Staubschutztür mit Reißverschluss für ca. 20 € hält den Dreck aus dem Rest der Wohnung fern.
  • Materialkauf: Vergleichen Sie Preise für Fliesen und Sanitärobjekte. Manchmal gibt es tolle Restposten. Kaufen Sie aber immer 10-15 % mehr Fliesen für Verschnitt und spätere Reparaturen.
  • Standardmaße: Eine Standard-Duschwanne in 90×90 cm ist immer günstiger als ein Sondermass.

Hier dürfen Sie NIEMALS sparen:

  • Abdichtung: Hab ich schon gesagt, aber es ist so wichtig. Hier nur Profi-Material und Profi-Arbeit.
  • Wasser- & Elektroinstallation: Lebensgefahr und Risiko für Gebäudeschäden. Nur vom konzessionierten Fachbetrieb!
  • Vorwandelemente: Das Gestell für ein Hänge-WC. Ein Billigprodukt kann nachgeben, die Reparatur bedeutet, die ganze Wand wieder aufzureißen.

So finden Sie den richtigen Handwerker

Ein guter Handwerker ist Gold wert. Aber wie erkennt man ihn? Stellen Sie im Vorgespräch ein paar gezielte Fragen. Daran merken Sie schnell, ob jemand sein Handwerk versteht.

  • „Wie genau stellen Sie die Verbundabdichtung nach der aktuellen Norm (DIN 18534) sicher?“
  • „Welche Materialien verwenden Sie für die Abdichtung und warum genau diese?“
  • „Wie sieht es mit der Ersatzteilgarantie für die verbauten Armaturen und den Spülkasten aus?“

Ein Profi kann Ihnen diese Fragen detailliert und ohne Zögern beantworten. Wer hier schwimmt, ist vielleicht nicht die richtige Wahl.

Fazit und ein letzter Rat

Ich hoffe, dieser tiefe Einblick hilft Ihnen. Eine Badsanierung ist ein komplexes Projekt, aber mit guter Planung und dem Fokus auf die kritischen Punkte absolut machbar. Unterschätzen Sie niemals die Kombination aus Wasser und Strom. Sparen Sie nie bei der Abdichtung. Und wenn Sie sich bei einem Arbeitsschritt unsicher sind, holen Sie sich Hilfe. Ein guter Handwerker hat kein Interesse daran, in zwei Jahren wegen eines Schadens wieder bei Ihnen auf der Matte zu stehen. Sein guter Ruf ist sein Kapital.

Planen Sie mit Verstand, arbeiten Sie mit Sorgfalt, und Sie werden viele, viele Jahre Freude an Ihrem neuen Bad haben.

Michael von Adelhard

Michael von Adelhard ist 31 Jahre alt. Er arbeitet seit vielen Jahren als Journalist für einige der erfolgreichsten Nachrichten-Portale Deutschlands. Autor vieler Bücher und wissenschaftlicher Publikationen zum Thema «Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche«. Schreibt über Themen wie Lifestyle, Umweltschutz, sowie Tech and Gadgets. In seiner Freizeit ist er häufig mit dem Fahrrad unterwegs – so schöpft er Inspiration für seine neuen Artikel.