Skandi-Möbel: Worauf du beim Kauf WIRKLICH achten musst – Der Praxis-Guide vom Profi
Entdecken Sie die überraschende Farbvielfalt und den spielerischen Minimalismus von Hay – dänisches Design, das direkt ins Herz trifft.
Ein Stuhl, der die Schwere des Alltags in ein fröhliches Spiel verwandelt. Was wäre, wenn Möbel nicht nur nützlich, sondern auch die Muse Ihrer Kreativität wären? Hay, die dänische Designmarke, ist genau das – eine Einladung, die Räume neu zu denken und dabei das Leben in all seinen Farben zu feiern.
In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre wirklich unzählige Möbelstücke gesehen. Manche kamen zur Reparatur, andere habe ich selbst für Kunden gebaut. Und ganz ehrlich? Dabei lernt man, verdammt genau hinzusehen. Man entwickelt ein Gefühl für das Holz, für die Stabilität einer Verbindung und für die ehrliche Qualität eines Entwurfs. Als deutscher Handwerksmeister war ich anfangs, ich geb’s zu, ziemlich skeptisch gegenüber dem ganzen Hype um skandinavisches Design. Vieles wirkte so schlicht, fast schon zu einfach.
Inhaltsverzeichnis
- Das Fundament: Mehr als nur hübsche Optik
- Materialkunde für die Praxis – Hier trennt sich die Spreu vom Weizen
- Richtig einrichten – Ein paar Tricks aus meinem Notizbuch
- Qualität erkennen und Fehlinvestitionen vermeiden
- Pflege & Sicherheit – Damit die Freude lange währt
- Ein letzter Gedanke…
- Inspirationen und Ideen
Doch mit der Zeit habe ich eine tiefe Wertschätzung dafür entwickelt. Gerade das dänische Design ist so viel mehr als nur eine modische Erscheinung. Es ist eine Philosophie, die auf Funktion, ehrlichen Materialien und einer fast schon sturen Langlebigkeit beruht. Klar, moderne Marken haben diese Prinzipien für viele Leute zugänglich gemacht. Aber um den wahren Wert zu erkennen, muss man verstehen, was unter der Oberfläche steckt.
Es geht nicht darum, Tausende von Euro zu sparen, wie manche reißerischen Artikel behaupten. Es geht darum, klug zu investieren. In diesem Artikel teile ich mein Praxiswissen mit dir. Ich zeige dir, worauf ich als Fachmann achte, wenn ich ein dänisches Möbelstück beurteile – vom Material über die Konstruktion bis hin zur täglichen Nutzung.

Das Fundament: Mehr als nur hübsche Optik
Um zu verstehen, warum ein typisch dänischer Stuhl oft so stimmig und selbstverständlich wirkt, müssen wir kurz mal überlegen, woher das eigentlich kommt. In Zeiten, in denen Wohnraum oft kleiner war, brauchten die Menschen Möbel, die funktional, haltbar und bezahlbar waren. Gleichzeitig sehnte man sich nach Schönheit und einer gewissen Leichtigkeit im Alltag. Aus dieser Notwendigkeit heraus ist eine Designbewegung entstanden, die bis heute nachwirkt.
Die Grundpfeiler sind dabei eigentlich immer dieselben:
- Funktionalität zuerst: Ein Möbelstück muss seinen Zweck perfekt erfüllen. Punkt. Eine Leuchte muss gutes Licht geben, ein Stuhl muss bequem sein, auch nach Stunden. Die Form folgt der Funktion. Unnötigen Schnickschnack sucht man hier vergebens. Jede Kurve, jede Kante hat einen Grund – sei es für die Ergonomie oder für die Stabilität.
- Materialehrlichkeit: Die Designer im Norden verstecken das Material nicht. Holz darf und soll wie Holz aussehen, mit sichtbarer Maserung. Stahl wird gezeigt, wie er ist. Diese Ehrlichkeit schafft eine Verbindung zum Objekt, man spürt die Natur des Materials. Ein starker Kontrast zu manchen Designs, bei denen Kunststoff wie Holz aussehen soll oder billige Spanplatten mit einer hauchdünnen Schicht Furnier übertüncht werden.
- Handwerkliche Wurzeln: Auch wenn viele Stücke heute industriell gefertigt werden, basieren die Entwürfe auf einem tiefen Verständnis für das Handwerk. Die Verbindungen, die Proportionen, die Oberflächen – all das ist von traditionellen Techniken inspiriert. Ein Lehrling lernt bei mir als Erstes, eine saubere Holzverbindung von Hand zu fertigen. Nur wer das kann, versteht wirklich, was eine Maschine später gut oder schlecht macht.
Moderne Marken bauen auf den Schultern der großen Meister von früher auf. Sie haben die ursprünglichen Ideen genommen und sie mit neuen Technologien und Materialien in die heutige Zeit übersetzt. Das Ergebnis sind oft sehr preiswerte, aber eben nicht „billige“ Möbel. Und das, liebe Leute, ist ein Riesenunterschied.

Materialkunde für die Praxis – Hier trennt sich die Spreu vom Weizen
Ein Möbelstück ist immer nur so gut wie das Material, aus dem es gemacht ist. Wenn ein Kunde mich nach meiner Meinung fragt, schaue ich mir als Allererstes die Materialien ganz genau an. Und das kannst du auch lernen.
Holz: Der lebendige Werkstoff
Holz ist das Herzstück vieler nordischer Entwürfe. Aber Holz ist nicht gleich Holz.
- Massivholz: Eiche, Esche oder Buche werden oft für Gestelle oder Tischplatten verwendet. Massivholz ist robust, kann bei Bedarf abgeschliffen und neu behandelt werden. Es lebt und atmet. Ein kleiner Kratzer ist kein Weltuntergang, sondern eine Lebensspur. Ich habe schon uralte Tische aus massiver Eiche aufgearbeitet, die danach aussahen wie neu. Das ist wahre Nachhaltigkeit.
- Furnier: Achtung, Furnier ist nicht per se schlecht! Hochwertiges Furnier ist eine dünne Schicht Echtholz, die auf ein stabiles Trägermaterial geklebt wird. Das ist keine Billig-Lösung! Gutes Furnier ermöglicht stabile, formschöne Möbel, die weniger anfällig für Verzug sind als Massivholz. Schau dir die Kanten an: Sind sie sauber verarbeitet? Sieht man irgendwo das Trägermaterial? Bei guten Stücken ist das Furnierbild oft sehr schön und gleichmäßig.
Und dann die Oberfläche… die ist entscheidend!

Hier gibt es große Unterschiede, die über Haptik und Pflegeaufwand entscheiden. Man kann das nicht in eine simple Tabelle packen, denn es geht ums Gefühl. Hier mein Überblick:
- Geölt: Mein persönlicher Favorit. Eine geölte Oberfläche feuert die Maserung wunderschön an und fühlt sich natürlich und warm an. Sie schützt gut, muss aber regelmäßig – sagen wir, einmal im Jahr – nachgeölt werden. Aber keine Sorge, das ist kein Hexenwerk! (Mehr dazu weiter unten).
- Geseift: Fühlt sich wunderbar roh und natürlich an, fast unbehandelt. Wie sie oft bei Eiche verwendet wird. Der Nachteil: Sie ist recht empfindlich gegenüber Flecken. Eher was für Puristen ohne kleine Kinder.
- Lackiert: Das ist die pflegeleichteste Variante. Einfach abwischen, fertig. Der Lack versiegelt die Oberfläche komplett. Das fühlt sich aber auch weniger natürlich, manchmal fast ein bisschen nach Plastik an. Und Vorsicht: Wenn der Lack mal eine tiefe Macke hat, ist die Reparatur richtig aufwendig und kaum unsichtbar zu machen.

Kunststoff: Mehr als nur billiges Plastik
Gerade bei den populären Schalenstühlen spielt Kunststoff eine große Rolle. Viele denken dabei sofort an wackelige Gartenstühle. Ein großer Fehler! Die hier verwendeten Kunststoffe sind hoch entwickelt.
- Polypropylen (PP): Dieser Kunststoff ist zäh, flexibel und vor allem durchgefärbt. Heißt: Ein Kratzer ist nur ein Kratzer in derselben Farbe, kein hässlicher weißer Strich. PP ermöglicht es, ergonomische Sitzschalen in einem Guss zu fertigen, was mit Holz viel teurer und aufwendiger wäre. Rechnet bei einem guten Marken-Stuhl dieser Art mit Preisen zwischen 250 € und 500 €, je nach Gestell und Ausführung.
- Recycelter Kunststoff: Immer mehr gute Hersteller verwenden recyceltes Material. Das ist super für die Umwelt. Als Kunde solltest du wissen, dass dies zu leichten Farbabweichungen oder winzigen Sprenkeln im Material führen kann. Ich sehe das aber nicht als Makel, sondern als Charakterzug – ein Zeichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen.
Textilien: Die zweite Haut des Möbels
Der Bezug eines Sofas oder Sessels entscheidet maßgeblich über Komfort und Haltbarkeit. Viele dänische Top-Marken arbeiten mit spezialisierten Webereien zusammen, was ein klares Qualitätsmerkmal ist.

Gut zu wissen: Es gibt drei Werte, nach denen du immer fragen solltest!
- Scheuerfestigkeit (Martindale): Das ist der Härtetest. Für ein Möbelstück, das täglich im Einsatz ist, rate ich meinen Kunden nie zu etwas unter 20.000 Martindale. Für die Familien-Couch im Wohnzimmer sollten es 30.000 oder mehr sein. Diese Info muss jeder gute Händler parat haben.
- Pilling: Das ist die Bildung dieser nervigen kleinen Faserknoten. Ein Wert von 4 bis 5 (auf einer Skala bis 5) ist hier top. Naturfasern wie Wolle neigen anfangs manchmal etwas zum Pilling, das gibt sich aber oft mit der Zeit.
- Lichtechtheit: Steht das Möbelstück am Fenster? Dann ist die Lichtechtheit super wichtig, damit die Farbe nicht ausbleicht. Ein Wert von 6 oder 7 (auf einer Skala bis 8) ist hier entscheidend.
Ganz ehrlich: Frag den Verkäufer nach diesen Werten! Wenn er ausweichend antwortet oder mit den Schultern zuckt, macht mich das misstrauisch. Ein Fachmann kennt seine Produkte.

Richtig einrichten – Ein paar Tricks aus meinem Notizbuch
Gute Möbel zu haben, ist die eine Sache. Sie richtig im Raum zu platzieren, die andere. Über die Jahre habe ich ein paar Grundregeln verinnerlicht, die fast immer funktionieren.
Das Prinzip der „Inseln“
Gerade in modernen, offenen Wohnräumen ist es wichtig, Zonen zu schaffen. Ich nenne das „Inseln bilden“. Der Wohnbereich wird zu einer Insel, der Essbereich zu einer anderen. Das einfachste und wirkungsvollste Mittel dafür ist ein Teppich. Ein großer Teppich unter der Sofagruppe fasst die Möbel zusammen und schafft eine gemütliche, definierte Zone.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ich war bei einer Familie, die ein riesiges modulares Sofa hatte, das etwas verloren im Raum wirkte. Vorher wirkte es wie ein gestrandeter Wal im leeren Wohnzimmer. Dann haben wir einen großen Wollteppich (ca. 3×4 Meter) daruntergelegt. BÄM! Plötzlich war es eine verankerte, gemütliche Wohninsel. Der ganze Raum wirkte sofort strukturierter und viel einladender.
Kleiner Tipp: Als Faustregel sollte der Teppich mindestens so breit sein wie das Sofa, und alle Sitzmöbel sollten zumindest mit den Vorderfüßen darauf stehen. Das erdet die ganze Gruppe.
Die Balance aus Farbe und Textur
Ein häufiger Fehler: Leute kaufen alles im gleichen Ton. Graues Sofa, grauer Teppich, graue Kissen. Das wirkt schnell leblos und steril. Das Geheimnis eines lebendigen Raumes liegt im Kontrast. Kombiniere weiche, warme Textilien (Wolle, Leinen) mit kühlen, glatten Oberflächen (Metall, Glas). Stell einen Stuhl mit Holzbeinen neben ein Sofa mit Metallfüßen. Es ist wie beim Kochen – es braucht Salz und Pfeffer, Säure und Süße. Dieser Mix aus Texturen ist es, den wir unbewusst als angenehm und hochwertig empfinden.
Lichtplanung ist Lebensqualität
Licht ist vielleicht das wichtigste Element überhaupt, wird aber oft sträflich vernachlässigt. Ich plane immer mit drei Lichtebenen:
- Grundbeleuchtung: Das allgemeine Licht, meist von einer Deckenleuchte.
- Zonenlicht: Das gezielte Licht für Bereiche, wie eine Pendelleuchte über dem Esstisch. Hier ist die Höhe entscheidend. Faustregel: Die Unterkante der Leuchte sollte etwa 60-70 cm über der Tischplatte hängen. So blendet sie nicht, leuchtet den Tisch aber gut aus.
- Stimmungslicht: Das sind die kleinen, gemütlichen Lichtinseln. Eine Tischleuchte auf einem Sideboard, eine Stehlampe neben dem Sessel. Hier ist warmes Licht (um 2700 Kelvin, was dem Licht von Kerzen oder einem Kamin ähnelt) ideal, weil es entspannend wirkt.
Qualität erkennen und Fehlinvestitionen vermeiden
Wie unterscheidest du nun ein wirklich gutes Stück von einem, das nur so aussieht? Vertrau deinen Sinnen. Gutes Design kann man fühlen, sehen und manchmal sogar riechen.
Der Hand-Test
Fahr mit der Hand über die Oberflächen. Fühlen sich die Kanten eines Tisches weich und abgerundet an? Oder sind sie scharfkantig? Schau auch mal unter die Tischplatte oder die Sitzfläche eines Stuhls. Ist dort alles sauber verarbeitet oder siehst du Leimreste und ungeschliffene Stellen? Ein guter Hersteller achtet auch auf die unsichtbaren Details. Das ist ein Zeichen von Respekt.
Der Wackel-Test 2.0
Setz dich auf den Stuhl. Nicht nur zaghaft! Lehn dich zurück. Versuch, ihn leicht zu wackeln. Fühlt er sich stabil an? Oder knarrt und ächzt er? Ein gut konstruierter Stuhl ist steif. Und hier kommt der Profi-Tipp: Steh wieder auf und lehn dich mal mit deinem vollen Gewicht nur auf die Vorderkante der Sitzfläche, sodass die Hinterbeine fast abheben. Das ist der ultimative Stresstest für die vorderen Verbindungen. Hier darf absolut nichts nachgeben!
Preiswert vs. Billig
Ein Stuhl für 99 Euro mag verlockend sein. Aber wenn er nach zwei Jahren wackelt und der Bezug durch ist, war er nicht preiswert, sondern billig. Ein Stuhl für 350 Euro, der zehn Jahre oder länger hält, ist die deutlich klügere Investition. Rechnen wir es mal aus: Auf 10 Jahre gerechnet, kostet der teurere Stuhl weniger als 3 Euro pro Monat. Das ist wahrer Wert. Dazu kommt: Für viele gute Markenmöbel bekommst du auch nach Jahren noch Ersatzteile. Wenn bei einem hochwertigen Stuhl ein Bein beschädigt wird, kann man es oft nachbestellen. Versuch das mal bei einem namenlosen Billigprodukt aus dem Discounter.
Pflege & Sicherheit – Damit die Freude lange währt
Ein Möbelstück ist ein Gebrauchsgegenstand. Damit er sicher ist und lange schön bleibt, hier ein paar letzte Hinweise aus der Werkstatt.
Sicherheitshinweise vom Fachmann
- Kippsicherheit: Besonders bei Regalen und hohen Schränken ein riesiges Thema. Alles, was höher als breit ist und frei steht, ist potenziell gefährdet. Gerade in Haushalten mit Kindern ist eine Befestigung an der Wand absolute Pflicht. Seriöse Hersteller liefern immer Material zur Wandbefestigung mit. Bitte nutze es!
- Ecken und Kanten: Achte auf zu scharfe Ecken bei Couchtischen oder niedrigen Sideboards, wenn kleine Kinder im Haus sind. Manchmal ist ein runder Tisch einfach die bessere und sicherere Wahl.
Pflegeanleitung aus der Werkstatt
Die beste Pflege ist die richtige Pflege. Falsche Mittel können mehr schaden als nutzen.
- Geöltes Holz: Niemals mit scharfen Reinigern oder Mikrofasertüchern säubern! Ein Mikrofasertuch wirkt wie feinstes Schleifpapier und zieht das Öl aus den Poren. Nimm einfach ein nebelfeuchtes Baumwolltuch.
- Lackiertes Holz: Hier reicht meist ein feuchtes Tuch. Keine Scheuermittel, die zerkratzen den Lack.
- Stoffbezüge: Regelmäßig mit einer Polsterdüse auf niedriger Stufe absaugen. Flecken sofort behandeln: Tupfen, nicht reiben! Immer erst mit klarem Wasser versuchen.
Ach ja, und hier die versprochene Anleitung für geöltes Holz:
So ölst du deinen Esstisch in unter 30 Minuten – meine Anleitung für jedermann:
- Vorbereitung: Wisch den Tisch mit einem nebelfeuchten Baumwolltuch sauber und lass ihn komplett trocknen.
- Auftragen: Zieh dir Handschuhe an. Gib etwas Pflegeöl (z.B. von Osmo oder WOCA, gibt’s im Baumarkt oder online) auf ein sauberes, fusselfreies Baumwolltuch und verreibe es dünn und gleichmäßig in Richtung der Holzmaserung auf der Platte.
- Einwirken & Abnehmen: Lass das Öl ca. 15-20 Minuten einwirken. Danach nimmst du ein zweites, sauberes Tuch und polierst ALLES überschüssige Öl sorgfältig ab, bis sich die Oberfläche trocken und seidig anfühlt. Fertig! Mach das einmal im Jahr, und dein Tisch bleibt über Jahrzehnte schön.
Lies aber bitte trotzdem immer zuerst die spezifische Pflegeanleitung des Herstellers. Im Zweifel, oder bei großen Schäden, frag einen Fachmann – einen Tischler oder einen Polsterer.
Ein letzter Gedanke…
Sich mit dänischem Design einzurichten, ist eine Entscheidung für eine ruhige, durchdachte und menschliche Ästhetik. Es geht nicht darum, Trends zu folgen, sondern eine Umgebung zu schaffen, die funktioniert und in der du dich wohlfühlst. Wähl Stücke, die du wirklich liebst, deren Materialien du gerne berührst und deren Qualität dich überzeugt. Ein Zuhause ist kein Museum; es wächst und verändert sich mit dir. Und gute Möbel können diesen Weg über viele, viele Jahre begleiten. Und das ist in meinen Augen die beste Investition, die man tätigen kann.
Inspirationen und Ideen
„Design ist kein Luxus.“ – Børge Mogensen, dänischer Möbeldesigner
Dieses Zitat fasst die skandinavische Designphilosophie perfekt zusammen. Es ging Pionieren wie Mogensen nie darum, elitäre Statussymbole zu schaffen. Ihr Ziel war es, durchdachte, langlebige und schöne Alltagsgegenstände für alle Menschen zu entwerfen. Ein Stuhl sollte nicht nur im Museum gut aussehen, sondern vor allem am heimischen Esstisch über Jahrzehnte bequem und stabil sein. Dieser demokratische Ansatz ist das wahre Fundament, das man bei jedem Original spürt.
Mein geöltes Eichenholz-Sideboard sieht stumpf aus. Kann ich das selbst beheben?
Ja, und das ist einer der größten Vorteile von geölten Oberflächen! Anders als bei Lack können Sie kleine Macken oder matte Stellen lokal ausbessern. Für eine Auffrischung benötigen Sie lediglich ein feines Schleifvlies (Körnung 240 oder feiner) und ein passendes Möbel-Hartwachsöl, zum Beispiel von Marken wie Osmo oder Fiddes. Das Öl dünn auftragen, 15-20 Minuten einziehen lassen und den Überschuss mit einem fusselfreien Baumwolltuch restlos abnehmen. Das Holz wird es Ihnen mit einer tiefen, satten Farbe und einer wunderbar natürlichen Haptik danken.
Massivholz: Besteht komplett aus dem „vollen“ Holz. Es ist extrem langlebig, kann mehrfach abgeschliffen und repariert werden. Es „arbeitet“ jedoch bei Feuchtigkeitsschwankungen und ist in der Regel die teurere Variante.
Hochwertiges Echtholzfurnier: Eine dünne Schicht Echtholz auf einer stabilen Trägerplatte (oft Tischler- oder MDF-Platte). Dies ermöglicht komplexe Designs, ist formstabiler und oft preisgünstiger. Ein gutes Furnier, wie es bei Carl Hansen & Søn oder Fritz Hansen verwendet wird, ist kaum von Massivholz zu unterscheiden und zeugt von hoher Handwerkskunst.
Für Tische, die stark beansprucht werden, ist Massivholz oft die bessere Langzeitinvestition. Bei Schrankkorpussen oder Regalen bietet Qualitätsfurnier eine exzellente und stabile Alternative.
- Achten Sie auf die Zertifizierungen des Holzes (z. B. FSC), um nachhaltige Forstwirtschaft zu unterstützen.
- Fragen Sie nach der Herkunft der Materialien. Europäische Hölzer wie Eiche, Esche oder Buche haben kürzere Transportwege.
- Die Langlebigkeit selbst ist der größte Nachhaltigkeitsfaktor. Ein Möbelstück, das 50 Jahre hält, ist umweltfreundlicher als fünf billige, die nach wenigen Jahren auf dem Müll landen.
Das Geheimnis? Echte Nachhaltigkeit bedeutet, weniger, aber besser zu kaufen.
Nicht jedes gute Stück muss neu sein. Der Markt für gebrauchte dänische Designklassiker boomt und ist ein Paradies für Kenner. Auf Plattformen wie Pamono oder Vinterior finden sich Schätze von Kai Kristiansen oder Arne Vodder, oft mit einer einzigartigen Patina, die ihre Geschichte erzählt. Auch lokale Kleinanzeigen können Fundgruben sein – halten Sie Ausschau nach Stempeln oder Brandzeichen der Manufakturen unter Stühlen und Tischen, um echte Vintage-Originale zu identifizieren.
Der Stuhl, der eine Seele hat: Hans J. Wegners CH24 „Wishbone Chair“ für Carl Hansen & Søn ist mehr als nur ein Sitzmöbel – er ist eine Skulptur. Allein die Fertigung der dampfgebogenen Rückenlehne ist eine Meisterleistung. Die Sitzfläche wird in über 100 Einzelschritten von Hand aus 120 Metern Papierkordel geflochten. Diese Hingabe an Material und Handwerk ist der Grund, warum der Stuhl seit 1950 ununterbrochen produziert wird und heute ikonischer ist als je zuvor.
Skandinavisches Design ist mehr als nur Holz. Die Textilien spielen eine entscheidende Rolle für die gemütliche Atmosphäre, das „Hygge“. Achten Sie auf die Bezugsstoffe. Premium-Hersteller wie Kvadrat liefern oft die Stoffe für High-End-Möbel von Marken wie Hay oder Muuto. Wolle, Filz und strukturierte Gewebe in Naturtönen oder subtilen Farben verleihen nicht nur Komfort, sondern auch eine akustische Wärme, die den gesamten Raum beruhigt.
- Unterschätzen Sie die Größe: Ein wuchtiges Sofa im „Scandi-Look“ kann einen kleinen Raum erdrücken. Messen Sie genau und kleben Sie die Umrisse des Möbels mit Malerkrepp auf den Boden, um ein Gefühl für die Proportionen zu bekommen.
- Alles in Weiß und Hellgrau: Ein rein neutrales Schema kann schnell steril und unpersönlich wirken. Echter Skandi-Stil lebt von subtilen Farb- und Texturakzenten – ein Kissen in Ocker, eine Decke aus grober Wolle, eine Vase in Waldgrün.
- Zu viele kleine Teile: Anstatt vieler kleiner Beistelltische oder Regale, investieren Sie lieber in ein gut proportioniertes, funktionales Hauptmöbelstück. Das schafft Ruhe und Klarheit.
Wussten Sie schon? Die typisch dänische, konische Form von Tisch- und Stuhlbeinen ist kein reines Design-Statement.
Diese Verjüngung nach unten hat einen ganz praktischen Grund: Sie spart Material, reduziert das Gewicht und lässt das Möbelstück optisch leichter und eleganter erscheinen, ohne an Stabilität im kritischen Verbindungsbereich zum Korpus einzubüßen. Ein perfektes Beispiel für das Prinzip „Form folgt der Funktion“.
Während helle Hölzer wie Eiche und Esche klassisch sind, erobern dunklere Töne die Herzen moderner Skandi-Liebhaber. Geräucherte Eiche, Walnuss oder schwarz gebeiztes Holz verleihen dem minimalistischen Design eine neue Tiefe und Eleganz. Marken wie Mater oder New Works Copenhagen setzen diesen Trend meisterhaft um und kombinieren die dunklen Hölzer oft mit Details aus Messing oder schwarzem Stahl, was eine erwachsene, fast dramatische Atmosphäre schafft.