Shabby Chic für deine Möbel: Der ehrliche Werkstatt-Guide ohne Blabla
Der Shabby Stil erzählt Geschichten – von vergangenen Zeiten, Stilbewusstsein und zeitloser Eleganz. Entdecken Sie die Magie!
„Es war einmal ein Tisch, der die Farben des Verfalls trug und doch in seiner Unvollkommenheit strahlte.“ So beginnt die Geschichte des Shabby Stils, der selbst den einfachsten Raum in ein Kunstwerk verwandelt. In dieser Welt der sanften Pastelltöne und rustikalen Akzente finden wir nicht nur Möbel, sondern auch Emotionen. Wie kann ein Stuhl so viel erzählen? Lassen Sie uns eintauchen in diese faszinierende Ästhetik, die Nostalgie und Stil vereint.
Ein Herz für alte Möbel: Mehr als nur weiße Farbe
Ganz ehrlich? Fast jeden Tag schiebt mir jemand ein altes Möbelstück in die Werkstatt. Mal ist es die Kommode von Oma, voller Erinnerungen. Mal ein Zufallsfund vom Sperrmüll, der fast im Regen gestanden hätte. Und ganz oft höre ich den Satz: „Können Sie das im Shabby-Stil machen?“ Dazu bekomme ich dann Handy-Bilder von verträumten, weißen Möbeln mit sanft angestoßenen Kanten gezeigt. Romantik pur.
Inhaltsverzeichnis
- Ein Herz für alte Möbel: Mehr als nur weiße Farbe
- Die Basis: Das richtige Möbelstück finden und auf Herz und Nieren prüfen
- Achtung, ungebetene Gäste und giftige Altlasten
- Die Vorbereitung: 80 % der Arbeit für das perfekte Ergebnis
- Die Verwandlung: So entsteht der echte „Used-Look“
- Der letzte Schliff: Die Oberfläche richtig schützen
- Kosten, Zeit & wann der Profi doch die bessere Wahl ist
- Bildergalerie
Und ich verstehe das total! Es ist eine wunderschöne Art, einem Möbel mit Charakter ein neues Leben zu schenken. Aber als jemand, der das seit Ewigkeiten beruflich macht, sehe ich eben auch die Fallstricke. Shabby Chic ist nicht einfach nur „mal eben weiß anpinseln“. Richtig gemacht, ist es Handwerk. Falsch gemacht, kann es ein altes Schätzchen ruinieren oder – und das ist kein Scherz – sogar teuer und ungesund werden.
Deshalb gibt’s hier mal Klartext aus der Praxis. Ich zeige dir die Schritte, die wir Profis gehen, worauf du unbedingt achten musst und wann du vielleicht doch lieber den Hörer in die Hand nehmen solltest.

Die Basis: Das richtige Möbelstück finden und auf Herz und Nieren prüfen
Alles fängt mit der richtigen Wahl an. Nicht jedes alte Teil eignet sich. Die beste Grundlage für dein Projekt ist und bleibt Massivholz. Egal ob Kiefer, Fichte oder Eiche – es ist robust, verzeiht auch mal einen kleinen Fehler und lässt sich super bearbeiten. Schwieriger wird es bei furnierten Möbeln. Hier ist nur eine hauchdünne Holzschicht auf eine billige Spanplatte geklebt. Einmal zu kräftig geschliffen, und du schaust auf die Spanplatte. Game over. Das lässt sich kaum noch retten.
So findest du den Unterschied heraus (ganz ohne Profi-Auge):
- Der Kanten-Check: Schau dir die Kanten von Türen oder Platten an. Bei Massivholz „läuft“ die Maserung um die Ecke. Bei Furnier siehst du eine klare Schnittkante oder einen aufgeklebten Streifen. Oft platzt das Furnier an den Ecken schon leicht ab – ein klares Zeichen.
- Der Klopf-Test: Klopf mal drauf. Massivholz klingt satt und dumpf. Eine furnierte Platte? Eher hohl und blechern.
- Die Maserung: Bei echtem Holz ist die Maserung auf der Ober- und Unterseite eines Bretts nie exakt gleich. Bei Furnier wirkt sie oft fast schon zu perfekt und wiederholt sich.
Ach ja, und rüttel mal ordentlich an dem Teil! Ein Stuhl, der wackelt wie ein Kuhschwanz, braucht mehr als nur Farbe. Lockere Leimverbindungen sind normal und lassen sich oft mit etwas Holzleim und Schraubzwingen fixen. Wenn aber Holzteile gerissen oder morsch sind, wird es anspruchsvoll.

Achtung, ungebetene Gäste und giftige Altlasten
Kleine Löcher im Holz? Das könnten die Spuren vom Holzwurm sein. Sind die Löcher dunkel und es rieselt kein feines Holzmehl raus, wenn du draufklopfst? Dann ist der Befall alt und meist harmlos. Siehst du aber helles Mehl? Dann ist der Wurm noch aktiv! So ein Möbelstück darf auf keinen Fall in deine Wohnung, sonst breitet sich der Schädling aus. Hier hilft oft nur eine professionelle Wärmebehandlung.
Der wichtigste Sicherheitshinweis, den fast alle vergessen: Bei wirklich alten Möbeln, besonders aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, kann die Farbe Blei enthalten. Das ist hochgiftig! Wenn du das abschleifst, atmest du giftigen Staub ein. Das ist vor allem für Kinder extrem gefährlich. Im Zweifel gibt es in der Apotheke oder online Test-Kits für wenige Euro. Ist der Test positiv: Finger weg vom Schleifpapier! Das ist ein Job für absolute Profis mit Spezialausrüstung.
Die Vorbereitung: 80 % der Arbeit für das perfekte Ergebnis
Mein alter Lehrmeister hat immer gesagt: „Die Zeit, die du bei der Vorbereitung sparst, zahlst du am Ende doppelt.“ Und er hatte so recht. Eine saubere Vorbereitung ist alles.

Schritt 1: Der große Hausputz
Alte Möbel sind oft mit Schichten aus Fett, Wachs und Politur überzogen. Darauf hält keine Farbe. Ein feuchter Lappen reicht nicht. Besorg dir im Baumarkt einen sogenannten Anlauger. Mit Handschuhen und Schutzbrille das Möbelstück gründlich abwaschen und danach mit klarem Wasser nachwischen. Danach muss das Holz komplett durchtrocknen. Plane dafür ruhig mal einen Tag ein. Ungeduld ist hier dein größter Feind.
Schritt 2: Kleine Reparaturen & neue Griffe
Jetzt ist der Moment für Reparaturen. Lockere Beine neu verleimen, Kratzer mit etwas Holzspachtel füllen. Und ganz wichtig: Überleg dir, ob du die alten Griffe behalten willst! Oft sind es neue Knäufe, die den Look erst komplett machen. Schöne Griffe findest du online oder auf dem Flohmarkt schon für 2-5 € pro Stück. Achte beim Kauf aber auf den Bohrabstand der alten Löcher, sonst musst du spachteln und neu bohren.
Schritt 3: Schleifen – aber mit Gefühl!
Du musst nicht die ganze alte Farbe runterschleifen! Ziel ist es nur, die Oberfläche anzurauen, damit die neue Farbe Halt findet. Man nennt das auch „den Glanz brechen“. Nimm dafür ein Schleifpapier mit 120er Körnung. Für große Flächen geht ein Exzenterschleifer, aber für Kanten und Profile ist der Handschliff mit einem Schleifklotz viel besser. Danach den Staub gründlich absaugen und mit einem leicht feuchten Tuch nachwischen.

Die Verwandlung: So entsteht der echte „Used-Look“
Jetzt kommt der spaßige Teil! Aber bevor du zum Pinsel greifst, noch ein ganz wichtiger Profi-Tipp:
Achtung, Durchbluten! (Das Problem, das keiner nennt)
Wenn du dunkle Hölzer wie Eiche oder Mahagoni mit heller Farbe (besonders Kreidefarbe) streichst, kann etwas Furchtbares passieren: Die Gerbstoffe aus dem Holz lösen sich und schlagen durch die Farbe durch. Das Ergebnis sind hässliche gelb-braune Flecken. Die ganze Arbeit umsonst! Um das zu verhindern, MUSST du vorher einen speziellen Isolier- oder Sperrgrund streichen. Marken wie „Zinsser“ oder „Jeger“ haben sich hier bewährt. Dieser eine zusätzliche Schritt kann dein ganzes Projekt retten!
Die richtige Farbe und die besten Techniken
Vergiss normalen Wandlack. Für den authentischen Look brauchst du Kreidefarbe. Sie ist supermatt, haftet fantastisch und lässt sich toll schleifen. Gute Marken wie „Annie Sloan“ (der Klassiker) oder „Rust-Oleum“ (eine gute Baumarkt-Option) kosten pro Liter zwar zwischen 30 € und 50 €, sind ihr Geld aber wert.

Der Kerzenwachs-Trick (Klassiker mit Geling-Garantie)
- Optionaler Kontrast: Streiche das Möbelstück zuerst in einem dunklen Ton (z.B. Grau oder Braun) und lass es trocknen.
- Wachs drauf: Nimm eine einfache weiße Kerze und reibe kräftig über die Kanten, Ecken und Bereiche um Griffe – also überall dort, wo natürliche Abnutzung entsteht. Kleiner Tipp aus der Praxis: Nimm keine rote Duftkerze! Ich hatte mal einen Kunden, der das gemacht hat. Das rote Wachs hat die weiße Farbe für immer rosa verfärbt… eine Katastrophe.
- Hauptanstrich: Streiche jetzt mit deiner hellen Kreidefarbe darüber. Zwei dünne Schichten sind besser als eine dicke.
- Der magische Moment: Nachdem die Farbe trocken ist, schleifst du mit feinem Schleifpapier (180er oder 240er) sanft über die gewachsten Stellen. Die Farbe löst sich dort ganz leicht und der dunkle Untergrund kommt zum Vorschein. Sieht super authentisch aus!
Und was, wenn du aus Versehen zu viel abgeschliffen hast? Kein Drama! Einfach mit einem kleinen Pinsel die Stelle wieder austupfen, trocknen lassen, fertig. Das ist ja das Schöne an diesem Stil.

Für Fortgeschrittene: Tiefe durch dunkles Wachs
Um dem Möbelstück eine glaubwürdige Patina zu geben, kannst du mit dunklem Antikwachs arbeiten. Aber hier der ultimative Profi-Trick: Trage IMMER zuerst eine dünne Schicht klares Möbelwachs auf und poliere sie leicht. Das versiegelt die poröse Kreidefarbe. Wenn du DANACH das dunkle Wachs aufträgst, kannst du es viel besser kontrollieren und überschüssiges Wachs leicht wieder abnehmen, ohne die helle Farbe zu versauen.
Gut zu wissen: Pinsel mit Kreidefarbe kannst du einfach mit Wasser und Seife auswaschen. Für die Pinsel, die du für das Wachs benutzt, brauchst du aber Terpentinersatz oder speziellen Pinselreiniger.
Der letzte Schliff: Die Oberfläche richtig schützen
Kreidefarbe ist offenporig. Ohne Versiegelung hast du sofort Flecken drauf. Das ist kein optionaler Schritt!
- Für Kommoden und Schränke: Klares Möbelwachs ist ideal. Es schützt, macht die Oberfläche samtig-weich und wasserabweisend. Dünn auftragen, kurz antrocknen lassen, mit einem sauberen Tuch polieren. Fertig.
- Für Tischplatten und Stühle: Hier brauchst du was Robusteres. Nimm einen matten Klarlack auf Wasserbasis. Achte auf die Kennzeichnung „für Kinderspielzeug geeignet“ (DIN EN 71-3), dann ist er garantiert unbedenklich. Zwei dünne Schichten mit einem leichten Zwischenschliff sorgen für eine extrem widerstandsfähige Oberfläche.

Kosten, Zeit & wann der Profi doch die bessere Wahl ist
Seien wir ehrlich: Selbermachen ist günstiger als neu kaufen, aber nicht kostenlos. Für eine mittelgroße Kommode landest du schnell bei 70-120 € nur für gutes Material (Sperrgrund, Farbe, Wachs/Lack, Pinsel, Schleifpapier). Dazu kommt deine Zeit. Plane als Anfänger mal locker 10-15 Arbeitsstunden ein, verteilt über mehrere Tage wegen der Trocknungszeiten.
Wann solltest du einen Fachbetrieb anrufen?
- Bei Verdacht auf Bleifarbe. Keine Diskussion.
- Bei echt wertvollen Erbstücken. Eine falsche Behandlung kann den Wert vernichten.
- Bei großen Schäden wie gebrochenen Beinen oder starkem Holzwurmbefall.
- Wenn du einfach keine Zeit oder keinen Platz hast. Ja, eine professionelle Aufarbeitung kostet Geld (z.B. 400-800 € für eine Kommode). Aber in diesem Preis stecken eben nicht nur Material und 10-12 Stunden Arbeit, sondern auch die Werkstattmiete, die richtigen Werkzeuge und die Garantie, dass es am Ende perfekt wird.
Ich hoffe, dieser ehrliche Einblick hilft dir! Fang doch mal klein an. Schnapp dir einen alten Holz-Bilderrahmen vom Flohmarkt für 2 Euro. Das ist das perfekte Übungsobjekt für den Kerzenwachs-Trick. Wenn du mit Geduld und Respekt vor dem alten Material an die Sache gehst, wirst du ein Ergebnis schaffen, das dich jahrelang stolz machen wird. Viel Spaß dabei!

Bildergalerie


Der Pinselstrich macht die Musik: Für den authentischen Shabby-Look ist ein Pinsel mit Naturborsten oft die beste Wahl. Er hinterlässt eine feine, lebendige Textur in der Farbe, die perfekt zum Stil passt. Wer es hingegen moderner und glatter mag, greift zu einem hochwertigen Synthetikpinsel. Das Finish wird ebenmäßiger, fast wie lackiert – ideal für eine „Shabby 2.0“-Interpretation.

Die Gretchenfrage: Kreidefarbe oder Lack?
Kreidefarbe, wie die von Annie Sloan oder Lignocolor, ist der Star der Szene. Ihre größte Stärke: Sie haftet oft ohne Anschleifen auf fast allen Untergründen und erzeugt dieses typisch stumpfmatte, pudrige Finish. Perfekt für schnelle, unkomplizierte Projekte. Ein klassischer Acryllack auf Wasserbasis ist strapazierfähiger und besser für stark genutzte Flächen wie Tischplatten geeignet. Er braucht aber fast immer eine gründliche Vorbereitung inklusive Anschleifen und Grundierung.

„Ich liebe die Schönheit der Unvollkommenheit. Es geht darum, was die Zeit mit den Dingen macht und welche Geschichte sie erzählen.“ – Rachel Ashwell
Diese Philosophie der Shabby-Chic-Erfinderin ist der Kern des Ganzen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Charakter. Jede kleine Macke, jede durchscheinende Holzmaserung ist kein Fehler, sondern ein Teil der Geschichte Ihres Möbelstücks.

- Verleiht Tiefe und Alterspatina
- Hebt Ornamente und Schnitzereien hervor
- Imitiert jahrelang angesammelten Schmutz in Vertiefungen
Das Geheimnis? Dunkles Wachs! Nach dem Auftrag von klarem Wachs wird dunkles Wachs (z.B. „Dark Wax“ von Annie Sloan) sparsam in Ecken, Kanten und Verzierungen eingearbeitet und sofort wieder abgewischt. Was bleibt, ist ein Hauch von Nostalgie.

Der Kerzentrick für authentische Abnutzung: Reiben Sie vor dem Farbauftrag mit einer einfachen weißen Kerze über die Kanten und Ecken, an denen später die Farbe abplatzen soll. Nach dem Trocknen der Farbe können Sie diese Stellen mit feinem Schleifpapier oder Stahlwolle ganz leicht abtragen. Das Wachs verhindert eine feste Verbindung der Farbe mit dem Holz – so entsteht ein Look, als wäre das Stück über Jahrzehnte in Gebrauch gewesen.

Bevor der erste Pinselstrich erfolgt, müssen die alten Beschläge ab. Doch wohin damit?
- Reinigen: Legen Sie Griffe und Scharniere in ein heißes Wasserbad mit einem Schuss Essig. Alte Farbreste lassen sich danach oft leicht abbürsten.
- Aufpolieren: Messingbeschläge erstrahlen mit spezieller Politur in neuem Glanz.
- Umfärben: Wenn die alten Beschläge nicht gefallen, können sie mit Metall-Sprühlack (z.B. von Hammerite) in Schwarz, Gold oder Kupfer umgestaltet werden.

Achtung, Durchbluten! Hölzer wie Eiche, Mahagoni oder alte Kiefer enthalten Gerbstoffe (Tannine). Diese können durch wasserbasierte Farben „aktiviert“ werden und unschöne gelbliche oder rötliche Flecken verursachen. Ein spezieller Sperrgrund oder Isoliergrund (z.B. Schellack-Grundierung) vor dem eigentlichen Anstrich ist hier unerlässlich und erspart Ihnen viel Ärger.

Farbenspiel für Fortgeschrittene: Für einen besonders tiefen und lebendigen Look tragen Sie zwei verschiedene Farbtöne übereinander auf. Streichen Sie das Möbelstück zuerst in einem dunkleren Ton (z.B. Anthrazit oder Taubenblau). Nach dem Trocknen folgt eine Schicht des helleren Hauptfarbtons. Wenn Sie nun die Kanten anschleifen, kommt die untere Farbe zum Vorschein und erzeugt einen wunderbar vielschichtigen Effekt.

Laut einer Studie des Wuppertal Instituts werden in Deutschland jährlich rund 6,7 Millionen Tonnen Möbel entsorgt.
Jedes Möbelstück, das Sie im Shabby-Chic-Stil aufarbeiten, ist also nicht nur ein Gewinn für Ihr Zuhause, sondern auch ein aktiver Beitrag gegen die Wegwerfgesellschaft. Upcycling ist die schönste Form der Nachhaltigkeit.

Muss man die Oberfläche versiegeln?
Unbedingt! Kreidefarbe ist porös und ohne Schutzschicht extrem anfällig für Flecken und Schmutz. Für dekorative Stücke wie Bilderrahmen oder Beistelltische genügt oft ein Möbelwachs, das für ein samtiges Gefühl sorgt. Für stark beanspruchte Oberflächen wie Esstische oder Kommoden ist ein matter Klarlack auf Wasserbasis (z.B. von Clou) die robustere und pflegeleichtere Wahl.

Nicht nur Weiß kann Shabby Chic. Der Stil lebt von einer sanften, verwaschenen Farbpalette, die an ein altes Landhaus erinnert. Denken Sie an:
- Duck Egg Blue: Ein zartes Graublau, das an die Eier einer Ente erinnert. Ein Klassiker von Farrow & Ball.
- Mintgrün: Frisch und leicht, perfekt für Küchen oder Bäder.
- Altrosa: Romantisch und feminin, ideal für Schminktische oder Nachttischchen.
- Greige: Eine elegante Mischung aus Grau und Beige, die Wärme ausstrahlt.

Schablone statt Pinsel: Ein schlichtes Möbelstück kann durch ein dezentes Schablonenmuster zum Unikat werden. Beliebt sind florale Ranken, französische Lilien oder typografische Elemente wie alte Poststempel. Wichtig: Tupfen Sie die Farbe mit einem Schablonierpinsel oder einem Schwamm fast trocken auf, um unschöne „Läufer“ unter der Schablone zu vermeiden.


Der Gustavianische Stil aus dem späten 18. Jahrhundert in Schweden gilt als einer der Vorläufer des Shabby Chic.
König Gustav III. brachte von einer Reise nach Versailles die Idee des französischen Klassizismus mit, interpretierte sie aber schlichter und heller. Die typisch grau-weißen, leicht abgenutzten Holzmöbel sind eine direkte Inspirationsquelle für den heutigen Landhaus-Look.

Der letzte Schliff: Die passenden Knöpfe. Der Austausch der Möbelknöpfe ist der einfachste Weg, einem Möbelstück einen neuen Charakter zu geben. Porzellanknöpfe mit Blümchenmuster unterstreichen den romantischen Look. Gläserne oder kristalline Knöpfe wirken glamourös. Matte, schlichte Metallknöpfe in Schwarz oder Messing geben dem Ganzen eine moderne, fast schon skandinavische Note.

- Verhindert unschöne Flecken durch Holzinhaltsstoffe.
- Sorgt für eine gleichmäßige Saugfähigkeit des Untergrundes.
- Verbessert die Haftung der Endfarbe erheblich.
Das Geheimnis? Eine gute Grundierung! Auch wenn viele Kreidefarben versprechen, ohne Grundierung auszukommen – bei problematischen Hölzern oder sehr glatten Oberflächen ist sie der Schlüssel zum professionellen Ergebnis.

Mein Möbel riecht muffig, was tun?
Ein altes Erbstück bringt oft den Geruch von Jahrzehnten mit. Stellen Sie eine Schale mit Kaffeepulver oder Essig für ein paar Tage in die Schubladen und den Korpus. Das neutralisiert viele Gerüche. Eine gründliche Reinigung mit einer milden Seifenlauge (anschließend gut trocknen lassen!) ist ebenfalls Pflicht. In hartnäckigen Fällen kann ein Anstrich mit Schellack-Isoliergrund den Geruch im Holz versiegeln.

Weniger ist mehr: Die Kunst des „Distressing“. Der häufigste Fehler bei Anfängern ist das übermäßige Schleifen. Echte Abnutzung entsteht nur an logischen Stellen: an Kanten, um Griffe herum, an den Füßen und auf häufig genutzten Oberflächen. Schleifen Sie niemals wahllos mitten auf einer großen, flachen Tür. Betrachten Sie das Möbelstück und überlegen Sie, wo es über die Jahre auf natürliche Weise berührt und gestoßen worden wäre.

Die Suche nach dem perfekten Stück ist die halbe Miete. Flohmärkte und Haushaltsauflösungen sind wahre Goldgruben für massive Holzmöbel mit Charakter. Auch Online-Plattformen wie eBay Kleinanzeigen sind ideal. Suchen Sie gezielt nach Begriffen wie „Vollholz“, „Massivholz Kommode“ oder „Omas Anrichte“. Seien Sie geduldig – das Warten auf das richtige Fundstück lohnt sich immer.

Wussten Sie schon? Der Begriff „Chic“ stammt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie Eleganz und Stil, während „Shabby“ im Englischen für „schäbig“ oder „abgenutzt“ steht.
Der Name ist also Programm: Es geht um die stilvolle Kombination von Eleganz und den Spuren der Zeit. Ein bewusster Stilbruch, der den Charme ausmacht.

Krakelierlack für den Porzellan-Look: Eine faszinierende Technik, um eine gealterte, rissige Oberfläche zu erzeugen. Ein spezielles Krakeliermedium (Reißlack) wird zwischen zwei Farbschichten aufgetragen. Während die obere Farbschicht trocknet, reißt sie auf und lässt die untere Farbe durchscheinen. Je dicker die obere Schicht, desto größer die Risse. Perfekt für einen dramatischen Vintage-Effekt auf kleinen Flächen oder Zierleisten.

Eine Checkliste für den Start:
- Reinigung: Anlauger oder Spülmittel-Lösung, Schwamm, fusselfreie Tücher.
- Vorbereitung: Schleifpapier in verschiedenen Körnungen (z.B. 120er und 240er), evtl. Sperrgrund.
- Anstrich: Hochwertiger Pinsel, Farbwanne, Ihre gewählte Kreide- oder Acrylfarbe.
- Finish: Klares Möbelwachs oder matter Lack, weiche Tücher zum Polieren.

Option A: Möbelwachs. Sorgt für ein authentisches, samtweiches Finish und feuert die Farbe leicht an. Es ist atmungsaktiv, muss aber ca. einmal im Jahr aufgefrischt werden und ist nur bedingt wasserabweisend.
Option B: Matter Klarlack. Bildet eine harte, widerstandsfähige Schutzschicht, die ideal für Tische und Küchenmöbel ist. Das Finish kann minimal „plastischer“ wirken als Wachs, ist dafür aber dauerhaft und pflegeleicht.
Für Alltagsmöbel ist Lack oft die praktischere Wahl.

Ein Hauch von Luxus passt wunderbar zum bescheidenen Charme des Shabby Chic. Ein zarter Streifen Blattgold oder Blattsilber (beides als Transferfolie im Bastelbedarf erhältlich) an einer Kante oder um eine Verzierung herum kann ein einfaches Möbelstück in ein glamouröses Highlight verwandeln, ohne den Stil zu überladen. Der Kontrast zwischen der matten Farbe und dem metallischen Glanz ist besonders reizvoll.

Hilfe, mein weißer Anstrich wird an den Kanten gelb!
Das ist ein klassisches Problem, wenn man zu stark schleift. Beim Durchschleifen auf Kiefernholz wird das Harz im Holz freigelegt. Dieses Harz kann mit der Zeit durch den weißen Anstrich „bluten“ und gelbliche Verfärbungen verursachen. Die Lösung: Die betroffene Stelle vorsichtig mit einem Isoliergrund abtupfen und nach dem Trocknen mit der Originalfarbe überstreichen.
Der Marktwert von Second-Hand-Möbeln lag 2022 allein in Deutschland bei über 2 Milliarden Euro und wächst stetig.
Dieser Trend zeigt: Gebrauchte Möbel sind keine Notlösung mehr, sondern eine bewusste Entscheidung für Individualität, Qualität und Nachhaltigkeit. Ihr Shabby-Chic-Projekt liegt also voll im Zeitgeist.




