Epoxidharz-Tisch selber bauen? Die ungeschönte Anleitung aus der Werkstatt
Ein Epoxidharz Tisch ist mehr als nur ein Möbelstück – er erzählt Geschichten und verwandelt Räume in kreative Oasen.
„Die Natur ist der beste Designer,“ könnte ein weiser Baum sagen, während sein Holz in lebendige Farben getaucht wird. Epoxidharz Tische sind wie Kunstwerke der Natur, die den Fluss des Lebens in ihre Form bringen. Sie sind nicht nur Tische, sie sind das Herzstück eines Raumes, das Gespräche anregt und die Fantasie beflügelt. Tauchen Sie ein in die Welt dieser einzigartigen Möbelstücke, die mit jeder Welle von Harz ein neues Kapitel erzählen.
Vom Holz zum Harztisch: Mehr als nur ein Trend, sondern echtes Handwerk
Hey, schön, dass du hier bist! In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre so einige Holz-Hypes miterlebt. Viele kamen, fast alle gingen wieder. Aber Epoxidharz-Tische? Die sind geblieben. Und ich verstehe auch, warum. Sie sind einfach eine geniale Verbindung aus der urigen Wärme von massivem Holz und dieser klaren, fast flüssigen Ästhetik. Ein echter Hingucker eben.
Inhaltsverzeichnis
- Vom Holz zum Harztisch: Mehr als nur ein Trend, sondern echtes Handwerk
- Erstmal Klartext: Was kostet der Spaß wirklich und was brauchst du?
- 1. Das Fundament: Holz ist nicht gleich Holz
- 2. Die Gussform: Deine Versicherung gegen eine klebrige Katastrophe
- 3. Das Herzstück: Die Chemie im Eimer verstehen
- 4. Der Guss: Wo Geduld auf Technik trifft
- 5. Das Finish: Vom rauen Klotz zum Schmuckstück
- Und was, wenn’s schiefgeht? Ein ehrliches Fazit
- Bildergalerie
Aber ganz ehrlich: Die meisten Anleitungen im Netz zeichnen ein völlig falsches Bild. „Mal eben am Wochenende einen River-Table bauen“ – vergiss es. Ich stehe seit Ewigkeiten in der Werkstatt und kann dir sagen: Das ist ein echtes Projekt, das Geduld, Präzision und vor allem Respekt vor den Materialien verlangt. Dieser Leitfaden hier ist die ungeschönte Version. Die Tipps, die ich meinen Leuten mitgebe und die Fehler, für die ich selbst mal teures Lehrgeld bezahlt habe.
Kleiner Tipp vorab: Bevor du dich an den 2-Meter-Esstisch wagst, versuch dich doch erstmal an etwas Kleinem. Ein paar Untersetzer oder ein kleines Servierbrett kosten dich vielleicht 50 € an Material, aber du lernst dabei 80 % der Techniken kennen und merkst, worauf du dich einlässt. Ein unbezahlbarer Testlauf!

Erstmal Klartext: Was kostet der Spaß wirklich und was brauchst du?
Reden wir nicht lange drumherum. Das ist kein günstiges Hobby. Eine grobe Hausnummer, damit du nicht aus allen Wolken fällst:
- Epoxidharz: Das ist der größte Posten. Rechne mal mit 15 € bis 25 € pro Kilo/Liter. Gutes Gießharz, das für dicke Schichten gemacht ist („Deep Pour“ Harz), liegt eher am oberen Ende. Für einen mittelgroßen Couchtisch (ca. 120×60 cm) können da schnell 20 Liter draufgehen. Das sind dann allein 300 € bis 500 € nur für das Harz.
- Das Holz: Eine schöne, trockene Eichen- oder Nussbaum-Bohle in passender Größe? Die kann dich beim Holzhändler zwischen 150 € und über 600 € kosten, je nach Holzart und Einzigartigkeit der Maserung.
- Der ganze Rest: Material für die Gussform, Silikon, Trennmittel, Unmengen an Schleifpapier, Mischeimer, Handschuhe, Atemschutz… Plane hierfür mal locker 100 € bis 150 € ein.
Unterm Strich landest du also für einen kompletten Tisch ohne Gestell schnell bei 600 € bis weit über 1.000 €. Das nur als ehrliche Vorwarnung.

Deine Einkaufsliste
Das musst du haben:
- Passende Holzbohlen (technisch getrocknet!)
- Epoxid-Gießharz („Deep Pour“)
- Melaminharzbeschichtete Spanplatten für die Form
- Neutralvernetzendes Silikon zum Abdichten
- Digitale Küchenwaage (!!!)
- Mehrere saubere Mischeimer
- Atemschutzmaske mit A2P2-Filter (nicht verhandelbar!)
- Dicht schließende Schutzbrille
- Nitrilhandschuhe (kein Latex!)
- Exzenterschleifer und Schleifpapier in verschiedenen Körnungen (z.B. 120 bis 400)
- Holzöl oder Polierpaste für das Finish
Was das Leben leichter macht:
- Oberfräse mit Frässchlitten (dazu gleich mehr)
- Guter Werkstattsauger
- Heißluftföhn oder kleiner Gasbrenner
- Holzfeuchtemessgerät (kostet ab 30 € und erspart dir den Totalverlust)
Wie viel Harz brauche ich eigentlich?
Gute Frage! Die kannst du zum Glück einfach ausrechnen. Die Formel ist simpel:
Länge (in cm) x Breite des „Harz-Flusses“ (in cm) x Gießhöhe (in cm) / 1000 = Benötigte Harzmenge in Litern.
Ein Beispiel: Dein Fluss ist 100 cm lang, im Schnitt 20 cm breit und die Platte soll 4 cm dick werden. Die Rechnung: (100 x 20 x 4) / 1000 = 8 Liter. Plane aber immer 10-15 % mehr ein für Verluste und die Versiegelung!

1. Das Fundament: Holz ist nicht gleich Holz
Alles fängt mit dem Holz an. Klar, Harthölzer wie Eiche, Nussbaum oder Esche sind super. Sie sind stabil und haben tolle Maserungen. Weichhölzer gehen auch, sind aber empfindlicher.
Viel wichtiger ist aber ein anderer Punkt. Und das ist die absolute K.O.-Bedingung für 90 % aller gescheiterten Projekte: die Holzfeuchte. Das Holz muss technisch getrocknet sein, idealerweise auf eine Restfeuchte von 8-10 %. Ist es feuchter, gast das Wasser beim Aushärten des Harzes aus und du bekommst tausende winzige Bläschen direkt am Holz. Die kriegst du NIE wieder weg. Vertrau mir. Ein kleines Holzfeuchtemessgerät ist hier dein bester Freund.
Die Bohlen müssen außerdem perfekt plan, also flach, gehobelt sein. Wer keine riesigen Profi-Maschinen hat, baut sich einen sogenannten Frässchlitten für die Oberfräse. Stell dir das einfach wie eine kleine Brücke vor, die auf zwei Schienen über deinem Werkstück läuft. Auf dieser Brücke gleitet deine Oberfräse und hobelt so die Oberfläche Millimeter für Millimeter absolut plan. Im Internet findest du unter „Frässchlitten selber bauen“ unzählige Anleitungen dafür – super simpel und extrem effektiv.

Ach ja, und die Baumkante: Lose Rinde muss runter. Eine Drahtbürste wirkt da Wunder. Die Kante selbst schleife ich immer noch kurz an, damit das Harz besser haftet.
2. Die Gussform: Deine Versicherung gegen eine klebrige Katastrophe
Ein Leck in der Form ist der absolute Albtraum. Epoxidharz ist dünnflüssig und findet JEDEN noch so kleinen Spalt. Und dann hast du eine teure, klebrige Lache auf dem Werkstattboden. Ist mir natürlich auch schon passiert…
Bau dir einen Kasten aus melaminharzbeschichteten Spanplatten – da haftet das Harz kaum. Verschraube alles sauber von außen. Und jetzt das Wichtigste: Dichte alle, wirklich ALLE, inneren Kanten und Fugen mit Silikon ab. Zieh die Naht schön glatt und lass es 24 Stunden aushärten. Als doppelten Boden klebe ich die Form innen komplett mit glattem Paket- oder Trennband aus. Das ist zwar nervige Arbeit, aber das Entformen wird dadurch zum Kinderspiel.
Achtung, Profi-Tipp: Dein Holz wird im Harz aufschwimmen wollen! Um das zu verhindern, schraubst du es von unten durch den Formboden fest. Aber pass auf: Jeder Schraubenkopf ist ein potenzielles Leck. Du MUSST also jeden Schraubenkopf von der Unterseite der Form mit einem dicken Klecks Silikon oder Heißkleber versiegeln. Unbedingt machen!

3. Das Herzstück: Die Chemie im Eimer verstehen
Epoxidharz ist kein Lack, der trocknet. Es ist ein 2-Komponenten-System (Harz A + Härter B), das chemisch aushärtet. Und diese Reaktion erzeugt Wärme. Bei einem riesigen Guss wie einem Tisch kann das richtig heiß werden. Gießt du zu viel auf einmal, kann das Harz regelrecht kochen, wird gelb und bekommt Risse. Projekt ruiniert.
Deshalb: Kauf ein spezielles Gießharz für hohe Gießhöhen („Deep Pour“ oder „River Table“ Harz). Das reagiert viel langsamer und erzeugt weniger Hitze. Schau immer auf die maximale Gießhöhe, die der Hersteller angibt – meist sind das so 2 bis 5 cm pro Guss. Bei einer 6 cm dicken Platte musst du also in zwei Etappen gießen.
Das Mischverhältnis muss EXAKT stimmen. Immer nach Gewicht mischen, nie nach Volumen. Deine digitale Küchenwaage ist hier dein wichtigstes Werkzeug. Und mehr Härter macht es nicht schneller, sondern nur schlechter – es bleibt klebrig.

Sicherheit zuerst – das ist nicht verhandelbar!
Flüssiges Harz ist Chemie, kein Spielzeug. Die Dämpfe sind ungesund, und Hautkontakt kann Allergien auslösen, die du ein Leben lang nicht mehr loswirst. Also bitte, nimm das ernst:
- Atemschutz: Immer eine Maske mit A2P2-Filter tragen. Eine Staubmaske bringt hier gar nichts.
- Augenschutz: Eine dicht schließende Brille ist Pflicht.
- Handschuhe: Nur Nitrilhandschuhe. Latex löst sich auf.
- Lüftung: Arbeite in einem gut gelüfteten Raum, am besten bei 20-23 Grad.
4. Der Guss: Wo Geduld auf Technik trifft
Jetzt wird’s spannend! Aber bevor du den großen Eimer anrührst, kommt der eine Schritt, der über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.
Der wichtigste Tipp überhaupt: Versiegeln!
Wenn du nur eine Sache aus diesem Text mitnimmst, dann diese: VERSIEGLE DAS HOLZ VORHER! Mische eine kleine Menge Harz an und pinsle alle Flächen, die später im Harz liegen – vor allem die porösen Baumkanten – dünn damit ein. Das Harz zieht in die Poren und verschließt sie. So kann später keine Luft mehr aus dem Holz aufsteigen und Blasen bilden. Ich hab das bei einem frühen Projekt mal aus Eile übersprungen und danach zwei Tage lang mit einer Nadel Blasen aufgestochen. Seitdem ist dieser Schritt für mich heilig. Lass die Versiegelungsschicht ein paar Stunden anziehen, bis sie klebrig ist, und gieße dann erst den Hauptguss.

Zum Mischen: Rühre langsam und gründlich für mindestens 3 Minuten. Immer wieder den Boden und die Wände des Eimers abkratzen. Mein Trick: Ich fülle die Mischung nach dem Rühren in einen zweiten, sauberen Eimer und rühre noch mal kurz durch. So bleiben keine ungemischten Reste am Rand.
Gieße das Harz dann langsam und aus geringer Höhe in die Form. Die meisten Blasen, die dabei entstehen, steigen von selbst auf. Den Rest bekommst du weg, indem du mit einem Heißluftföhn oder Gasbrenner kurz und mit viel Bewegung über die Oberfläche fährst. Die Hitze lässt die Bläschen platzen. Aber nicht an einer Stelle verharren, sonst überhitzt du das Harz!
5. Das Finish: Vom rauen Klotz zum Schmuckstück
Nach ein paar Tagen Aushärtung bei konstanter Raumtemperatur kannst du die Platte entformen. Danach hast du einen Rohling. Jetzt kommt die Arbeit, die einen guten von einem überragenden Tisch unterscheidet.
Zuerst wird die gesamte Oberfläche noch einmal mit dem Frässchlitten plan gefräst, um eine perfekte Ebene zu schaffen. Danach beginnt das Schleifen. Ja, das ist anstrengend und staubig, aber hier entsteht die Qualität. Arbeite dich mit dem Exzenterschleifer langsam von Körnung 120 über 180, 240 bis hin zu 400 hoch. Lass keine Körnung aus und sauge zwischendurch immer den Staub ab.

Ölen, Polieren oder Fluten? Die Qual der Wahl
Nach dem Schleifen musst du dich entscheiden. Es gibt quasi drei Wege:
Der für mich sympathischste Weg ist das Ölen mit einem Hartwachsöl. Das feuert die Holzmaserung wunderschön an, schützt das Holz und verleiht dem Harz einen edlen, seidenmatten Glanz. Die Oberfläche fühlt sich warm und natürlich an und lässt sich superleicht reparieren.
Willst du aber diesen extremen Hochglanz-Look wie Glas, musst du weiter schleifen. Nassschleifen bis Körnung 2000 oder 3000 und danach mit Polierpasten und einer Poliermaschine arbeiten. Sieht spektakulär aus, aber ehrlich gesagt: Jeder Schlüsselbund wird zum potenziellen Feind und Kratzer sind vorprogrammiert.
Ein Kompromiss ist ein sogenannter „Flood Coat“. Dabei gießt du über die fertig geschliffene Platte eine letzte, sehr dünne Schicht klares Harz. Das erzeugt eine dicke, robuste Hochglanzschicht, die etwas widerstandsfähiger ist als eine polierte Oberfläche.
Und was, wenn’s schiefgeht? Ein ehrliches Fazit
Klebrige Stellen? Meist ein Mischfehler. Da hilft nur Auskratzen und neu füllen – eine furchtbare Arbeit. Vergilbung? Die meisten Harze sind nicht 100 % UV-stabil. Stell den Tisch also nicht in die pralle Sonne. Kratzer? Die lassen sich zum Glück oft wieder auspolieren, das ist ein großer Vorteil.

Und wie lange dauert das Projekt nun wirklich? Ohne die Trocknungszeiten, rechne mal mit einer reinen Arbeitszeit von gut 30 bis 40 Stunden. Durch die Pausen verteilt sich das aber locker auf zwei bis drei Wochen. Das ist ein Marathon, kein Sprint.
Ein Harztisch ist ein anspruchsvolles, aber unglaublich lohnendes Projekt. Wenn du dir bei manchen Schritten, wie dem Planhobeln, unsicher bist, frag einen Tischler vor Ort. Manchmal ist es klüger, für einen Schritt 50 € zu zahlen, als Material für 500 € zu ruinieren. Am Ende wirst du aber mit einem absoluten Unikat belohnt, das nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern auch deine ganz persönliche Handschrift trägt.
Bildergalerie


Der ewige Kampf gegen die Luftblasen?
Dein Erzfeind bei jedem Guss. Kleine Bläschen steigen von Natur aus auf, aber hartnäckige Exemplare brauchen Hilfe. Ein Heißluftföhn ist die sanfte Methode, um die Oberflächenspannung des Harzes zu brechen und Blasen zum Platzen zu bringen. Ein Brenner (Propan oder Butan) ist effektiver, aber Vorsicht: Zu viel Hitze an einer Stelle kann das Harz überhitzen und vergilben lassen. Halte die Flamme immer in Bewegung und mit genügend Abstand!

- Die Maserung des Holzes wird zum Leben erweckt.
- Eine samtige, natürliche Haptik bleibt erhalten.
- Kleine Kratzer lassen sich später einfach ausbessern.
Das Geheimnis? Ein hochwertiges Hartwachsöl. Statt einer dicken Lackschicht, die sich wie Plastik anfühlt, zieht ein Öl wie Rubio Monocoat oder Osmo Hartwachs-Öl tief ins Holz ein und feuert die Farben von Holz und Harz an. Das ist der Moment, in dem aus einem Werkstück ein Möbelstück wird.


Wussten Sie schon? Die meisten hochwertigen Gießharze für „Deep Pours“ haben eine offene Verarbeitungszeit (Topfzeit) von mehreren Stunden, manchmal sogar über 20 Stunden.
Das ist kein Zufall, sondern Absicht. Eine langsame chemische Reaktion erzeugt weniger Hitze (exotherme Reaktion). Das verhindert, dass das Harz bei dicken Schichten kocht, schrumpft oder Risse bekommt. Geduld ist hier also keine Tugend, sondern eine technische Notwendigkeit.

Die Wahl des Holzes ist die halbe Miete. Suchen Sie nicht nach perfektem, astfreiem Holz. Gerade die „Fehler“ der Natur machen Ihren Tisch einzigartig. Eine knorrige Baumkante („Live Edge“), Astlöcher oder ein wilder Wuchs sind keine Makel, sondern die Seele Ihres Projekts. Olivenholz, Nussbaum oder eine rustikale Eiche mit viel Charakter sind oft spannender als eine makellose Platte.

Die Gussform: Kein Platz für Kompromisse.
Ihre Gussform muss absolut wasserdicht sein – nur eben für Harz. Beschichtete Spanplatten (Melaminplatten) sind ideal, da das Harz nicht so stark daran haftet. Alle Fugen und Kanten müssen penibel mit hochwertigem Silikon abgedichtet werden. Jede noch so kleine Lücke wird das flüssige Harz finden. Ein Tipp aus der Praxis: Kanten und Ecken zusätzlich mit einem speziellen Klebeband wie „Tuck Tape“ abkleben. Sicher ist sicher.


Wie erzeuge ich diese faszinierenden Farbeffekte und „Zellen“?
Der Schlüssel liegt in der Dichte der Pigmente. Beginnen Sie, indem Sie Ihre Harzfarben separat anmischen. Um den beliebten „Lacing“-Effekt (weiße Zellränder) zu erzielen, wird oft ein weißes Pigment verwendet, das eine höhere Dichte hat. Fügen Sie es zuletzt hinzu und bearbeiten Sie die Stelle vorsichtig mit einem Heißluftföhn. Die Hitze lässt das dichtere Weiß absinken und schiebt die anderen Farben zur Seite, wodurch die charakteristischen Zellstrukturen entstehen.

Der häufigste Anfängerfehler: Falsches Mischen.
Ein unzureichend vermischtes Harz wird niemals vollständig aushärten und klebrige Stellen hinterlassen – eine Katastrophe. Nutzen Sie die „Zwei-Becher-Methode“: Mischen Sie Harz und Härter im ersten Becher exakt nach Anleitung (meist 2-3 Minuten). Kratzen Sie dabei Boden und Ränder gründlich ab. Gießen Sie die Mischung dann in einen zweiten, sauberen Becher und mischen Sie erneut für eine weitere Minute. Das stellt sicher, dass kein unvermischtes Material vom Rand des ersten Bechers in Ihrem Guss landet.


- Metallic-Pigmente: Sie sorgen für einen tiefen, schimmernden Effekt, der sich mit dem Lichteinfall verändert. Marken wie „Black Diamond Pigments“ oder „Kandy-Dip“ bieten eine riesige Auswahl.
- Transluzente Farbstoffe: Ideal, wenn die Holzmaserung durch das Harz sichtbar bleiben soll. Sie färben das Harz, lassen es aber durchsichtig.

Harz hat eine sogenannte „Shore-Härte“, die nach dem Aushärten gemessen wird. Viele Epoxidharze erreichen eine Härte von D80, was vergleichbar mit der Härte eines Schutzhelms ist.
Das bedeutet, Ihr Tisch wird extrem widerstandsfähig gegen Dellen und Stöße sein. Die eigentliche Herausforderung ist die Kratzfestigkeit der Oberfläche. Hier kommt es auf die finale Behandlung mit hochwertigen Ölen oder speziellen kratzfesten Lacken an, um die brillante Optik dauerhaft zu schützen.


Holz vom Fachhändler: Sie erhalten garantiert trockenes (unter 12 % Restfeuchte), professionell zugeschnittenes Holz. Die Auswahl an besonderen Bohlen ist riesig.
Holz vom lokalen Sägewerk: Oft günstiger und mit mehr lokalem Charakter. Sie müssen jedoch sicherstellen, dass das Holz ausreichend getrocknet ist, was manchmal Jahre dauern kann, oder es selbst in einer Trockenkammer trocknen lassen.
Für Einsteiger ist der Fachhändler der sicherere Weg, um Feuchtigkeitsprobleme zu vermeiden.

Schleifen, schleifen und nochmals schleifen. Das ist der anstrengendste, aber wichtigste Teil für ein professionelles Finish. Es gibt keine Abkürzungen. Arbeiten Sie sich geduldig von grober Körnung (z. B. 80) schrittweise bis zu einer sehr feinen Körnung (mindestens 1000, für Hochglanz bis 3000) hoch. Jeder Schritt entfernt die Kratzer des vorherigen. Überspringen Sie eine Körnung, werden Sie die tiefen Kratzer am Ende immer sehen.

Wie viel Harz brauche ich eigentlich?
Verschwenden Sie kein teures Material durch Raten. Nutzen Sie eine einfache Formel: Länge (cm) x Breite (cm) x Höhe (cm) / 1000 = benötigte Liter. Messen Sie den auszugießenden Bereich (den „Fluss“) an mehreren Stellen und nehmen Sie den Durchschnitt. Planen Sie immer etwa 10 % mehr Harz ein, da sich das Holz vollsaugen kann und ein kleiner Rest im Mischeimer bleibt.


Holz ist ein lebendiges Material. Es dehnt sich bei Feuchtigkeit aus und zieht sich bei Trockenheit zusammen. Dieser Prozess hört niemals vollständig auf.
Das ist der Grund, warum das Holz für einen Epoxidharztisch absolut trocken sein muss (kammergetrocknet). Restfeuchte im Holz würde unweigerlich zu Rissen im Harz oder zum Ablösen des Harzes vom Holz führen, da das Holz „arbeitet“, das ausgehärtete Harz aber starr bleibt.

Denken Sie an Ihre Gesundheit! Epoxidharz ist in flüssigem Zustand ein Chemieprodukt. Arbeiten Sie immer in einem gut belüfteten Raum und tragen Sie die richtige persönliche Schutzausrüstung. Das Minimum sind Nitrilhandschuhe und eine Schutzbrille. Sobald Sie schleifen, ist eine Atemschutzmaske mit ABEK1P3-Filter (oder vergleichbar) absolut unerlässlich, um sich vor dem feinen Harz- und Holzstaub zu schützen.


Achtung, Temperatur! Die ideale Verarbeitungstemperatur für die meisten Harzsysteme liegt konstant zwischen 20 °C und 24 °C. Ist es zu kalt, wird das Harz zähflüssig, härtet schlecht aus und neigt zu Schlieren. Ist es zu warm, beschleunigt sich die Reaktion unkontrolliert. Eine konstante Raumtemperatur während des gesamten Gieß- und Aushärtungsprozesses ist entscheidend für den Erfolg.

Pigmentpulver: Bieten intensive, deckende Farben und oft metallische oder schimmernde Effekte. Sie müssen sehr gründlich eingemischt werden, um Klümpchen zu vermeiden.
Flüssige Farbpasten/-konzentrate: Mischen sich sehr leicht und sind ideal für gleichmäßige, deckende oder transluzente Farben, je nach Dosierung.
Für Anfänger sind flüssige Farben oft einfacher zu handhaben, während Pulver mehr kreative Effekte ermöglichen.

Inspiration aus Japan: Die alte Kunst des Kintsugi, bei der zerbrochene Keramik mit Gold repariert wird, lässt sich wunderbar auf Holzarbeiten übertragen. Anstatt Risse oder Astlöcher unsichtbar zu machen, können Sie sie bewusst mit einem gold- oder kupferfarben pigmentierten Harz füllen. So wird ein vermeintlicher Makel zum goldenen Highlight Ihres Tisches.


Der magische Moment: Nachdem stundenlanges Schleifen die Oberfläche matt und leblos zurückgelassen hat, kommt der große Augenblick. Das Auftragen des ersten Ölcoats. In dem Moment, in dem das Öl das Holz und das Harz berührt, explodieren die Farben förmlich. Die Maserung des Holzes erhält eine unglaubliche Tiefe und das Harz seine endgültige Klarheit. Das ist die ultimative Belohnung für all die Mühe.

Trend-Update: Matte Oberflächen.
Während Hochglanz-Finishes lange Zeit der Standard waren, geht der Trend zunehmend zu seidenmatten oder sogar ultramatten Oberflächen. Sie wirken moderner, edler und sind deutlich unempfindlicher gegenüber Fingerabdrücken und kleinen Kratzern. Ein mattes Finish, erzielt durch spezielle Öle oder Lacke, betont die Natürlichkeit des Holzes, ohne mit dem Harz um die Aufmerksamkeit zu konkurrieren.


- Vermeiden Sie scharfe Reinigungsmittel und Scheuerschwämme.
- Ein leicht feuchtes Mikrofasertuch genügt für die tägliche Reinigung.
- Verwenden Sie Untersetzer für heiße Töpfe oder Tassen, da hohe Hitze das Harz weich machen kann.
- Bei geölten Oberflächen kann der Tisch nach ein oder zwei Jahren mit etwas Pflegeöl einfach aufgefrischt werden.

UV-Strahlung ist der natürliche Feind von Epoxidharz. Günstige Harze können unter Sonneneinstrahlung mit der Zeit merklich vergilben.
Achten Sie beim Kauf unbedingt auf Produkte mit einem hochwertigen UV-Schutz oder HALS-Stabilisatoren (Hindered Amine Light Stabilizer). Marken wie Ecopoxy oder TotalBoat werben explizit mit hoher UV-Beständigkeit, was für die Langlebigkeit und Farbbrillanz Ihres Tisches entscheidend ist.

Der Nachhaltigkeitsaspekt rückt immer mehr in den Fokus. Einige Hersteller bieten mittlerweile „Bio-Harze“ an.
Dabei wird ein Teil der erdölbasierten Komponenten durch natürliche Stoffe ersetzt. Beispiele sind:
- Ecopoxy FlowCast: Nutzt unter anderem Sojabohnen und Cashewnussschalenöl.
- Entropy Resins: Pionier auf dem Gebiet mit zertifiziertem biobasiertem Anteil.
Diese Harze sind eine gute Alternative für umweltbewusste Handwerker, ohne bei der Qualität Kompromisse einzugehen.


Wichtiger Punkt: Die Versiegelung des Holzes. Bevor Sie den großen Guss wagen, müssen die Schnittkanten des Holzes und insbesondere das Hirnholz (die Enden der Bohle) mit einer dünnen Schicht Harz versiegelt werden. Warum? Holz ist porös und voller Luft. Ohne diese Versiegelungsschicht würde das Holz während des Aushärtens ununterbrochen Luftblasen in Ihren Hauptguss abgeben – ein Albtraum, den man kaum noch korrigieren kann.

- Eine faszinierende, organische Kante entsteht.
- Der natürliche Wuchs des Baumes bleibt sichtbar.
- Jeder Tisch wird dadurch zu einem absoluten Unikat.
Der Trick? Die Rinde muss runter! Belassen Sie niemals die Rinde am Holz. Sie würde sich mit der Zeit unweigerlich vom Stamm lösen und die Verbindung zum Harz zerstören. Nutzen Sie einen Stechbeitel oder eine Drahtbürste, um die Rinde vollständig zu entfernen, bis das saubere Splintholz freiliegt.
Kann man auch Objekte in das Harz eingießen?
Ja, aber mit Bedacht! Kleine, schwere Objekte wie Kieselsteine oder Kristalle sind unproblematisch. Leichtere, organische Materialien wie getrocknete Blumen oder Holzstücke müssen jedoch vorher gründlich versiegelt werden, da sie sonst Luft abgeben. Zudem neigen leichte Objekte dazu, im flüssigen Harz aufzuschwimmen. Sie müssen entweder in mehreren dünnen Schichten eingegossen oder am Boden festgeklebt werden, bevor der finale Guss erfolgt.




