Innentüren kaufen: Was dir im Baumarkt keiner verrät

Innentüren sind mehr als nur Durchgänge – sie erzählen Geschichten und prägen den Charakter deiner Räume. Entdecke, wie du die perfekten Türen findest!

von Anette Hoffmann

Ich habe in meiner langen Laufbahn als Handwerker schon unzählige Türen eingebaut. Und glaub mir, ich habe alles gesehen: Türen, die jahrzehntelang ihren Dienst tun, und solche, die schon nach ein paar Monaten für Ärger sorgen. Oft kommen Leute zu mir, die schnell eine günstige Entscheidung getroffen haben und es jetzt bereuen. Plötzlich nervt der Lärm aus dem Nebenzimmer, oder der Lack platzt nach dem ersten Winter ab. Ganz ehrlich? Eine Tür ist viel mehr als nur ein Brett, das ein Loch in der Wand füllt. Sie ist ein entscheidender Teil deines Zuhauses, der für Ruhe, Wohnkomfort und sogar das Raumklima sorgt.

Ich will hier mal aus dem Nähkästchen plaudern. Ohne kompliziertes Fachchinesisch, sondern so, wie ich es auch einem guten Freund erklären würde. Wir schauen uns an, was eine gute Tür ausmacht, worauf du beim Kauf achten solltest und wann es sich wirklich lohnt, einen Profi zu rufen. Denn die richtige Tür ist eine Freude für Jahrzehnte. Die falsche? Ein tägliches kleines Ärgernis.

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Das Herz der Tür: Warum das Innenleben alles entscheidet

Wenn du im Baumarkt mal eine Tür anhebst, merkst du schnell: Es gibt federleichte und richtig schwere Modelle. Dieses Gewicht ist meist der erste, ehrliche Hinweis auf die Qualität des Türblatts. Die Konstruktion im Inneren bestimmt fast alles: Schallschutz, Stabilität und dieses satte „Klonk“-Gefühl beim Schließen. Im Grunde gibt es drei Varianten.

1. Die Wabenkerneinlage: Leicht & günstig, aber oft ein Fehlkauf

Stell dir eine stabile Pappe vor, gefaltet wie eine Bienenwabe. Diese Struktur wird zwischen zwei dünne Platten geklebt. Das Ergebnis ist eine superleichte und billige Tür, die man oft in den untersten Preisklassen findet. Früher war das im sozialen Wohnungsbau üblich.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Finger weg von diesen Türen für Wohnräume! Der Schallschutz ist praktisch nicht vorhanden. Du hörst jedes normale Gespräch aus dem Nachbarraum. Ein Kunde von mir hat sich so eine Tür fürs Heimbüro geholt, um Geld zu sparen. Nach zwei Wochen rief er mich an, total genervt, weil er jedes Klappern aus der Küche hörte und sich null konzentrieren konnte. Wir haben sie gegen eine mit Röhrenspankern getauscht – für ihn war der Unterschied wie Tag und Nacht.

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Achtung: Diese Türen sind auch super empfindlich. Ein fester Stoß mit dem Staubsauger kann eine Delle hinterlassen, die du nie wieder rauskriegst. Ihr einziger sinnvoller Platz ist vielleicht die selten genutzte Abstellkammer.

2. Die Röhrenspaneinlage: Der bewährte Alleskönner

Hier besteht der Kern aus einer Spanplatte, in die Röhren gebohrt sind. Das spart Gewicht, gibt der Tür aber eine tolle Stabilität. Röhrenspantüren sind heute der goldene Standard im Wohnungsbau. Sie bieten einen wirklich fairen Kompromiss aus Preis, Stabilität und Schallschutz.

Diese Türen dämpfen den Schall so weit, dass normale Gespräche zu einem unauffälligen Murmeln werden. Sie fühlen sich beim Schließen wertig an und sind für Schlafzimmer, Kinderzimmer oder das Wohnzimmer eine absolut solide Wahl.

3. Die Vollspaneinlage: Wenn du wirklich deine Ruhe willst

Wie der Name schon sagt: Der Kern ist eine massive, durchgehende Spanplatte. Diese Türen sind schwer, bombenstabil und die Meister der Ruhe. Ihr Schallschutz ist hörbar besser als bei Röhrenspan.

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Wann lohnt sich das? Immer dann, wenn Stille wichtig ist. Zum Beispiel für die Tür zum Arbeitszimmer, zwischen einem lauten Wohnbereich und dem Schlafzimmer oder wenn du einfach empfindlich auf Geräusche reagierst. In Arztpraxen oder Kanzleien sind sie quasi Pflicht.

Wichtiger Hinweis: So eine Vollspantür wiegt locker 40 bis 50 Kilo! Das ist eine echte Ansage für den Türrahmen (die Zarge) und die Scharniere (die Bänder). Hier brauchst du stabile, meist dreiteilig verstellbare Bänder. Der Einbau ist nichts für Anfänger. Falsch montiert, hängt sich die schwere Tür schnell aus oder beschädigt sogar den Rahmen.

Die Oberfläche: Was du täglich siehst und anfasst

Die Oberfläche ist nicht nur für die Optik da, sie entscheidet auch über Robustheit und Pflegeaufwand. Und hier gibt es gewaltige Unterschiede in Qualität und Preis.

  • CPL (Continuous Pressure Laminate): Das ist die Kampf-Oberfläche. Extrem widerstandsfähig, kratzfest und superleicht zu reinigen. Kennst du vielleicht von Küchenarbeitsplatten. CPL ist die vernünftigste Wahl für Familien mit Kindern, Haustieren oder für Mietwohnungen. Es gibt sie in unzähligen Designs, von schlichtem Weiß bis zu echt wirkenden Holz-Looks. Aber seien wir ehrlich: Es fühlt sich nicht wie Holz an. Funktionalität siegt hier klar über Haptik. Pflege-Tipp: Einfach mit einem feuchten Tuch und mildem Reiniger abwischen. Absolut unkompliziert.
  • Lackoberflächen: Eine weiß lackierte Tür ist ein zeitloser Klassiker. Aber Lack ist nicht gleich Lack. Billige Türen haben oft nur eine dünne Walzlackierung, die schnell Macken bekommt. Eine hochwertige Tür hat eine Mehrschicht-Lackierung („Schleiflack“), die viel robuster und edler aussieht. Das kostet mehr, aber den Unterschied siehst und fühlst du. Pflege-Tipp: Am besten nur mit einem weichen, nebelfeuchten Tuch reinigen. Fingerabdrücke sieht man je nach Glanzgrad recht schnell, und kleine Kratzer sind leider kaum unsichtbar zu reparieren.
  • Echtholzfurnier: Hier wird eine dünne Schicht echtes Holz auf eine Trägerplatte geklebt. Jede Tür ist ein Unikat mit einer einzigartigen Maserung – das schafft eine unglaublich warme Atmosphäre. Ein guter Handwerker achtet darauf, dass alle Türen in einem Raum Furnier vom selben Baumstamm haben, damit es harmonisch aussieht. Pflege-Tipp: Furnier ist empfindlicher. Es mag keine hohe Luftfeuchtigkeit, also eher nichts für ein Bad ohne gutes Fenster. Zur Pflege gibt es spezielle Möbelöle, die das Holz nähren.
  • Massivholz: Die Königsklasse. Eine Tür komplett aus Holz ist unvergleichlich, riecht gut und hält quasi ewig. Kratzer kann man abschleifen. Aber: Holz „arbeitet“, es reagiert auf die Luftfeuchtigkeit. Eine massive Tür kann im Winter mal klemmen und im Sommer etwas klappern. Das ist normal. Sie ist außerdem sehr schwer und braucht eine extrem stabile Befestigung.
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Einbau und Zarge: Hier passieren die meisten Fehler!

Die beste Tür bringt nichts, wenn der Rahmen (die Zarge) falsch gemessen oder montiert ist. Das ist der Punkt, an dem die meisten Heimwerker scheitern.

Erster Schritt, bevor du überhaupt einen Zollstock anlegst: Bestimme die Öffnungsrichtung! Brauchst du eine DIN-Links- oder eine DIN-Rechts-Tür? Das ist der absolute Klassiker-Fehler beim Bestellen.
Die Eselsbrücke ist ganz einfach: Stell dich auf die Seite des Raumes, in den die Tür aufgeht. Siehst du die Scharniere (Bänder) auf der linken Seite? Dann ist es eine DIN-Links-Tür. Siehst du sie rechts? Dann brauchst du eine DIN-Rechts-Tür. So einfach ist das!

Richtig messen wie ein Profi

Gemessen wird immer die rohe Wandöffnung („das Mauerloch“), niemals die alte Tür oder der alte Rahmen! Die meisten deutschen Türen haben Standardmaße (z.B. Höhe 198,5 cm oder 211 cm; Breiten oft 73,5 cm, 86 cm, 98,5 cm). Das hilft bei der Orientierung.

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  1. Breite: Miss die Öffnung oben, in der Mitte und unten. Nimm das kleinste Maß!
  2. Höhe: Miss vom fertigen Boden (also inklusive Parkett, Fliesen etc.) bis zur Unterkante des Sturzes. Auch hier an zwei Stellen messen und das kleinste Maß nehmen.
  3. Wandstärke: Miss die Dicke der Wand an mehreren Stellen. Nimm hier das größte Maß, die Zarge muss die Wand ja komplett umschließen.

Ach ja, der Altbau… Hier ist selten etwas gerade. Wände haben oft einen „Bauch“. Standardzargen passen da oft nicht. Manchmal braucht man eine Zarge mit einem größeren Verstellbereich oder sogar eine Zargenverbreiterung. Ganz ehrlich, das ist ein klassischer Fall für einen Handwerker.

Die Montage: Mehr als nur Schaum und Schrauben

Eine Zarge wird exakt mit kleinen Holzkeilen ausgerichtet und dann mit speziellem 2-Komponenten-Zargenschaum fixiert. Billiger Bauschaum ist ein No-Go, er dehnt sich zu stark aus und kann dir den neuen Rahmen zerdrücken!

Was du als Heimwerker wirklich brauchst:

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  • Guten 2K-Zargenschaum (ca. 15-25 € pro Dose)
  • Eine Schaumpistole (eine gute Investition, viel besser als die Einwegdosen)
  • Mindestens 3 Türspanner oder Spreizen (im Set ca. 30 €)
  • Eine lange, präzise Wasserwaage
  • Holzkeile

Kleiner Tipp: Während der Schaum trocknet (ein paar Stunden), muss der Rahmen mit den Spreizen perfekt in Position gehalten werden. Wer das vergisst, riskiert, dass sich der Rahmen nach innen biegt und die Tür nicht mehr passt. Diesen Fehler zu beheben ist ein Albtraum.

Übrigens, die kleine Fuge zwischen Zarge und Wand wird am Ende mit Acryl versiegelt. Das ist nicht nur Kosmetik! Es verhindert, dass die Zarge bei Belastung knarrt und sorgt für den letzten Schliff beim Schallschutz.

Sonderfunktionen und Design-Extras

Manchmal muss eine Tür mehr können als nur auf und zu gehen.

Schiebetüren sind super Platzsparer, ideal für kleine Räume. Aber sei dir im Klaren: Sie schließen nie so dicht wie eine normale Tür. Schall- und Geruchsschutz sind deutlich schlechter. Für eine Küche oder ein Bad sind sie also nur ein Kompromiss.

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Glastüren bringen Licht in dunkle Flure. Hier ist Sicherheit das A und O. Es muss immer Sicherheitsglas sein, meist ESG. Das zerfällt bei einem Bruch in kleine, stumpfe Krümel. Normales Glas in einer Tür ist grob fahrlässig!

Feuer- und Rauchschutztüren (z.B. T30) sind manchmal gesetzlich vorgeschrieben, etwa zwischen Garage und Wohnhaus. Hier gibt es keine Kompromisse. Das ist ein komplettes System, das nur von einem zertifizierten Fachbetrieb eingebaut werden darf, sonst erlischt der Versicherungsschutz.

Kleiner Design-Exkurs: Der Trend geht übrigens zu „stumpf einschlagenden“ Türen. Dabei liegt das Türblatt komplett flächenbündig im Rahmen, ohne die übliche Kante (den Falz). Das sieht super modern und minimalistisch aus, erfordert aber spezielle, oft unsichtbare Bänder und ist in der Regel teurer.

Die Details, die den Unterschied machen

Unterschätze niemals die Beschläge! Die hast du jeden Tag in der Hand.

  • Der Türdrücker: Gib ein paar Euro mehr für eine massive Garnitur aus Edelstahl oder Messing aus (ab ca. 30-40 €). Ein billiger, leichter Drücker fühlt sich nicht nur furchtbar an, er wackelt auch oft nach kurzer Zeit.
  • Die Bänder (Scharniere): Moderne Türen haben oft 3D-verstellbare Bänder. Damit kann ein Profi die Tür nach dem Einhängen perfekt justieren – in der Höhe, seitlich und im Anpressdruck. Das sorgt für einen perfekten Sitz.
  • Der Papiertest: Willst du wissen, ob deine Tür richtig dicht schließt? Klemm ein normales Blatt Papier zwischen Tür und Rahmen. Wenn du es bei geschlossener Tür leicht herausziehen kannst, ist der Anpressdruck zu schwach. Dann entweicht Wärme und vor allem Schall!

DIY oder Meister? Eine ehrliche Einschätzung

Klar kannst du eine Tür selbst einbauen. Wenn du geschickt bist, das richtige Werkzeug hast und es sich um eine Standardtür in einer geraden Neubauwand handelt – versuch es. Aber plane Zeit ein! Als Profi brauche ich für eine Tür vielleicht 1,5 bis 2 Stunden. Wenn du es zum ersten Mal machst, rechne mal locker mit einem halben bis ganzen Tag. Kein Stress, es soll ja gut werden.

Wann du UNBEDINGT einen Profi rufen solltest:

  • Im Altbau mit schiefen Wänden.
  • Bei schweren Vollspan- oder Massivholztüren.
  • Bei allen Spezialtüren (Feuer, Rauch, Schallschutz).
  • Wenn du Wert auf Perfektion legst und die Fugen am Ende exakt sein sollen.

Was kostet eine gute Tür wirklich?

Vergiss die Lockangebote für 99 Euro. Eine gute Tür ist eine Investition. Hier eine realistische Orientierung (nur Material, ohne Einbau):

  • Einstiegsklasse (für die Abstellkammer): CPL-Tür mit Wabenkern. ca. 150 € – 250 €.
  • Gute Standardqualität (die vernünftige Wahl): CPL- oder Lacktür mit Röhrenspankern, solide Zarge und Drücker. ca. 300 € – 550 €.
  • Gehobene Qualität (fürs Auge und Ohr): Hochwertiger Schleiflack oder Echtholzfurnier, oft mit Vollspankern. ca. 600 € – 1.000 €, manchmal auch mehr.
  • Luxus & Massivholz: Beginnt oft erst bei über 1.200 €, nach oben offen.

Der Einbau durch einen Fachbetrieb kostet je nach Region und Aufwand meist zwischen 130 € und 220 € pro Tür. Das Geld ist oft super investiert, weil es dir Zeit, Nerven und teure Fehler erspart.

Zum Schluss mein wichtigster Rat: Geh in eine Fachausstellung. Fass die Oberflächen an. Öffne und schließe verschiedene Türen. Du wirst den Unterschied sofort spüren. Eine Tür kauft man nicht online nach einem Bild. Das ist eine Entscheidung für viele Jahre Wohnqualität – und da sollte man nicht am falschen Ende sparen.

Anette Hoffmann

Annette Hoffmans erstaunliche Medienkarriere spiegelt ihr pures Engagement für den Journalismus und das Publizieren wider. Ihre Reise begann 2010 als freiberufliche Journalistin bei Vanity Fair, wo sie ihre einzigartige kreative Perspektive einbringt.