Jalousien kaufen ohne Reue: Worauf du WIRKLICH achten musst (und was sie kosten)

Sonnenstrahlen sind schön, aber manchmal braucht man den perfekten Rückzugsort. Entdecke, wie Jalousien dein Zuhause verwandeln können!

von Dagmar Brocken

Hey, schön, dass du hier bist! In meiner Werkstatt sehe ich jeden Tag, was eine gute Jalousie ausmacht. Und, ehrlich gesagt, sehe ich auch oft das Elend, das entsteht, wenn man am falschen Ende spart.

Neulich stand ein junges Paar bei mir im Laden, ziemlich frustriert. Sie hatten vor einem Jahr für ihre schicke neue Wohnung ein paar vermeintliche Schnäppchen-Jalousien online geschossen. Tja, nach dem zweiten Sommer in der prallen Sonne hatten sich die Lamellen unschön verbogen, fast wie gekochte Spaghetti. Der Mechanismus zum Hochziehen? Hakte schon nach wenigen Monaten. Eine Reparatur war leider unmöglich, denn für solche Billigprodukte gibt es keine Ersatzteile. Ende vom Lied: Alles musste neu her. Das ist leider kein Einzelfall, sondern die traurige Regel.

Genau deshalb schreibe ich das hier. Ich will dir mein Wissen aus vielen Jahren als Profi für Sonnenschutz weitergeben. Es geht nicht darum, dir das Teuerste aufzuschwatzen. Es geht darum, dass du eine wirklich gute Entscheidung für dein Zuhause triffst. Eine Jalousie ist eine Anschaffung für Jahre, sie prägt das Licht, das Raumklima und die ganze Stimmung. Machst du es richtig, hast du ewig Freude dran. Wenn nicht, kaufst du garantiert zweimal.

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Stopp! Wofür brauchst du das Ding eigentlich?

Bevor wir über schicke Farben und Materialien quatschen, klären wir die wichtigste Frage: Was soll deine Jalousie überhaupt können? Deine Antwort entscheidet über alles Weitere.

  • Blendschutz fürs Homeoffice? Wenn du am PC arbeitest oder viel fernsiehst, brauchst du verstellbare Lamellen, die das Licht lenken, ohne den Raum zur Höhle zu machen.
  • Sichtschutz vor neugierigen Blicken? Wohnst du im Erdgeschoss? Dann ist es entscheidend, dass die Lamellen blickdicht schließen.
  • Hitzeschutz für die Dachgeschoss-Sauna? Wenn dein Südfenster im Sommer glüht, ist das deine Priorität Nummer eins. Hier sind Material und Außenfarbe der Schlüssel.
  • Oder einfach nur Deko? Manchmal soll es einfach nur wohnlich und gemütlich aussehen. Absolut legitim! Beeinflusst aber auch die Materialwahl.

Meistens ist es eine Mischung. Leg für dich eine Prioritätenliste fest: 1. Hitzeschutz, 2. Sichtschutz, 3. Deko. Das hilft dir später enorm bei der Auswahl.

Ein bisschen Physik: Wie eine Jalousie wirklich kühlt

Viele glauben, eine Jalousie blockiert einfach nur Licht. Stimmt, aber es ist etwas cleverer. Stell dir vor, 100 % Sonnenenergie treffen auf die Lamelle. Ein Teil wird zurückgeworfen (Reflexion), ein Teil wird geschluckt und in Wärme umgewandelt (Absorption), und ein winziger Rest geht vielleicht durch (Transmission).

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Ein simples Beispiel: Eine gute Alu-Jalousie mit einer hellen, glatten Außenseite wirft bis zu 80 % der Energie einfach wieder raus. Sie bleibt also relativ kühl. Eine schicke, dunkle Holzjalousie hingegen schluckt die Energie, die Lamelle selbst wird heiß und heizt den Raum auf – wie eine kleine Heizung direkt am Fenster. Sie spendet zwar Schatten, aber gegen Hitze hilft sie kaum. Merke: Für Hitzeschutz ist eine helle Außenfarbe immer, wirklich IMMER, die bessere Wahl.

Die Profis sprechen vom g-total-Wert. Je niedriger dieser Wert, desto weniger Hitze kommt am Ende im Raum an. Außenjalousien sind hier die absoluten Champions, weil sie die Hitze stoppen, bevor sie durch die Scheibe kommt. Eine gute Innenjalousie ist aber für die meisten Wohnungen ein super Kompromiss.

Material, Technik & Kosten: Jetzt wird’s konkret!

So, Butter bei die Fische. Welches Material für welchen Raum und was kostet der Spaß? Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

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Aluminium: Der flexible Alleskönner

Alu ist der Klassiker. Leicht, stabil und immun gegen Feuchtigkeit – perfekt also für Küche und Bad. Eine hochwertige Lamelle ist etwa 0,21 mm dick. Sie ist flexibel, aber robust. Billig-Varianten sind oft nur 0,18 mm dünn und fühlen sich an wie bessere Alufolie. Die bekommen schon vom schief Anschauen Dellen.

  • Vorteile: Riesige Farbauswahl, super pflegeleicht, ideal für Bildschirmarbeitsplätze.
  • Nachteile: Kann etwas kühl wirken und bei offenem Fenster im Wind leise klappern.
  • Was kostet das? Rechne für eine Maßanfertigung für ein Standardfenster (ca. 100 x 130 cm) mit 90 € bis 160 €.
  • Profi-Tipp: Frag nach der UV-Beständigkeit der Lackierung. Nichts ist ärgerlicher als eine Jalousie, die nach zwei Sommern ausbleicht.

Holz: Der natürliche Charmeur

Holzjalousien sind einfach wunderschön und machen einen Raum sofort gemütlich. Meistens wird leichtes, formstabiles Lindenholz oder nachhaltiger Bambus verwendet.

  • Vorteile: Einzigartige, warme Optik, toller Sichtschutz durch breite Lamellen (oft 50 mm).
  • Nachteile: Absolutes No-Go für Feuchträume (Verzugsgefahr!), schwerer und pflegeintensiver (nur trocken abstauben!).
  • Was kostet das? Für dasselbe Standardfenster bist du hier schnell bei 180 € bis 350 €. Qualität hat ihren Preis.
  • Achtung, Falle! Bedenke die Pakethöhe! Eine hochgezogene Holzjalousie bildet ein dickes Paket oben am Fenster. Miss vorher aus, ob du das Fenster dann überhaupt noch aufbekommst!
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Kunststoff (PVC): Die Budget-Notlösung

Ganz ehrlich? Ich empfehle PVC-Jalousien nur, wenn es absolut nicht anders geht. Für ein selten genutztes Kellerfenster vielleicht. Aber bitte nicht an einem Fenster, das Sonne abbekommt.

  • Vorteile: Billig. Das war’s.
  • Nachteile: Werden in der Sonne spröde, vergilben, ziehen Staub magisch an und die Mechanik ist meist nicht für die Ewigkeit gebaut.
  • Profi-Tipp: Wenn es denn sein muss, dann nur an einem Nordfenster ohne direkte Sonneneinstrahlung. An einem Südfenster wirfst du dein Geld buchstäblich zum Fenster raus.

Der 3-Minuten-Test im Baumarkt: So erkennst du Schrott

Bevor du etwas in den Wagen legst: Fass die Lamellen an. Fühlen sie sich dünn und labberig an? Finger weg! Betätige den Wendestab. Fühlt es sich hakelig an und knirscht es verdächtig? Finger weg! Eine gute Mechanik läuft sanft und leise.

Montage: Selber machen oder den Profi ranlassen?

Die beste Maßjalousie ist nutzlos, wenn sie falsch ausgemessen oder montiert wird. Hier passieren die teuersten Fehler.

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Richtig messen für Anfänger (Beispiel: Montage im Glasfalz)

Die Montage direkt vor der Scheibe ist am elegantesten. Aber hier ist Präzision alles. Keine Sorge, das schaffst du!

  1. Nimm ein festes Maßband! Also einen Zollstock oder ein Metall-Maßband. Bloß kein flexibles Schneidermaßband!
  2. Miss die Breite an drei Stellen: ganz oben, in der Mitte und ganz unten (direkt zwischen den Leisten, die das Glas halten).
  3. Nimm das kleinste Maß von den dreien und ziehe 4 Millimeter ab. Das ist deine Bestellbreite. So stellst du sicher, dass nichts klemmt oder schleift. Bei der Höhe machst du es genauso.

Für andere Montagearten (z.B. an der Wand oder mit Klemmträgern auf dem Fensterflügel) gelten andere Regeln. Da muss man dann auf Fenstergriffe und genügend Überstand achten. Lies die Anleitung des Herstellers ganz genau!

Und was ist mit den Klemmträgern?

Viele Mieter fragen sich, ob die beliebten Klemmträger die Gummidichtungen am Fenster beschädigen. Kleine Entwarnung: Hochwertige Klemmträger sind so konstruiert, dass sie die Dichtung nicht plattdrücken. Billige Modelle können das aber schon. Hier lohnt sich der Griff zum Markenprodukt.

Wann du UNBEDINGT einen Profi rufen solltest

Ich bin ein Fan vom Selbermachen, aber hier ist Schluss mit lustig:

  • BOHRE NIEMALS IN MODERNE FENSTERRAHMEN! In den Kunststoff- oder Aluprofilen stecken heute komplexe Kammersysteme und Stahlverstärkungen. Ein falsches Loch kann die Statik ruinieren, eine Kältebrücke schaffen oder die Dichtigkeit zerstören. Die Garantie des Fensterherstellers ist dann futsch und der Schaden kann in die Tausende gehen.
  • In Mietwohnungen immer den Vermieter fragen, bevor du bohrst.
  • Jalousien mit Motor (230V) dürfen nur von einer Elektrofachkraft angeschlossen werden. Das ist Gesetz und hat mit deiner Sicherheit und deinem Versicherungsschutz zu tun.

Klar, der Profi kostet Geld. Rechne mit ca. 50 € bis 90 € pro Fenster für die Montage. Ein guter Handwerker braucht dafür vielleicht 20-30 Minuten. Dafür übernimmt er die Verantwortung, dass alles passt und sicher hält. Das erspart dir eine Menge potenziellen Ärger.

Pflege und typische Wehwehchen

Eine Qualitäts-Jalousie begleitet dich locker 15 Jahre oder länger. Bei guter Pflege, versteht sich.

So bleibt sie lange schön

  • Aluminium: Super easy. Lamellen schließen, mit einem feuchten Tuch abwischen, fertig. Keine scharfen Reiniger verwenden!
  • Holz: NUR trocken pflegen! Staubwedel oder trockenes Mikrofasertuch sind deine Freunde. Wasser ist der Feind, es lässt das Holz aufquellen.
  • Mein ultimativer Reinigungs-Hack: Zieh dir eine alte Socke über die Hand, sprüh sie ganz leicht mit Wasser ein und fahr mit gespreizten Fingern durch die offenen Lamellen. Geht schneller und gründlicher als jeder teure Spezialwedel!

Was tun, wenn’s klemmt?

Bei Billigware heißt es oft: Mülltonne. Bei Qualitätsprodukten lässt sich fast alles reparieren. Eine gerissene Zugschnur oder ein defektes Wendegetriebe kann ein Fachbetrieb für kleines Geld austauschen. Das ist der unschätzbare Vorteil von seriösen Anbietern: Sie garantieren dir auch nach Jahren noch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen.

Wichtigster Tipp: Wenn etwas hakt, niemals Gewalt anwenden! Damit machst du es nur schlimmer. Meist hat sich nur eine Schnur verheddert. In Ruhe nachschauen oder den Fachbetrieb anrufen.

Mein letzter Rat für dich

Nimm dir die Zeit. Fühl die Materialien in einem Fachgeschäft, probier die Bedienung aus. Du wirst den Unterschied zwischen einer klapperigen Billig-Mechanik und einem sanft laufenden Qualitätsgetriebe sofort spüren.

Spar nicht an der Mechanik und, wenn du unsicher bist, nicht an der Montage. Die paar Euro mehr am Anfang sind die beste Versicherung gegen teuren Ärger in der Zukunft. Eine gute Jalousie ist mehr als nur ein Sichtschutz – sie ist ein Stück Lebensqualität. Und das ist eine Investition, die sich immer lohnt.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.