Massivholzmöbel: Warum ein Tisch 5.000 € kostet und der andere nur 500 €

Echtholzmöbel sind mehr als nur Einrichtungsgegenstände – sie erzählen Geschichten. Entdecken Sie, wie Holz Ihr Zuhause verwandeln kann!

von Anna Müller

Ganz ehrlich? Ich verstehe die Verwirrung total. In meiner Werkstatt stehe ich fast täglich vor dieser Frage. Da kommen Leute rein, schauen sich einen schönen Esstisch an und sagen: „Wow. Aber im großen Möbelhaus hab ich so einen Ähnlichen für einen Bruchteil des Preises gesehen. Wie kann das sein?“ Die Antwort ist zum Glück kein großes Geheimnis, sondern eine ehrliche Rechnung aus drei Zutaten: dem Holz, der investierten Zeit und dem handwerklichen Können.

Lass uns das mal zusammen auseinandernehmen. Nicht mit schickem Marketing-Gerede, sondern mit Fakten aus der Praxis. Damit du am Ende weißt, worauf du dein Geld setzt und eine Entscheidung triffst, mit der du auch in zehn Jahren noch glücklich bist.

1. Das Holz selbst: Die Seele (und der Preis) deines Möbels

Alles fängt mit dem Material an. Von „Holz“ zu sprechen, ist ungefähr so, als würde man von „Auto“ sprechen. Ein kleiner Fiat ist ein Auto, ein 40-Tonner-LKW auch. Beide haben Räder, aber Qualität, Zweck und Preis sind, naja, leicht unterschiedlich. Bei Holz ist das ganz genauso.

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Die Holzart: Eine Frage des Charakters und des Geldbeutels

Die Holzart gibt den Takt vor. Grob gesagt, gibt es die Sprinter und die Marathonläufer unter den Bäumen.

Die Sprinter (Nadelhölzer wie Kiefer, Fichte): Diese wachsen schnell, ihr Holz ist weicher und damit auch günstiger. Kiefer hat diese lebhafte Maserung und riecht oft noch lange herrlich nach Wald. Der Haken? Das Holz ist anfällig. Einmal unachtsam den Schlüsselbund draufgeworfen, und du hast eine Delle fürs Leben. Für ein Jugendzimmer oder den lässigen Landhaus-Look absolut in Ordnung, aber als Esstisch für die tägliche Schlacht? Eher schwierig.

Die Marathonläufer (Laubhölzer wie Eiche, Buche, Nussbaum): Das ist unser tägliches Brot im hochwertigen Möbelbau. Sie wachsen langsam, ihr Holz ist dichter, härter und viel widerstandsfähiger. Das hat aber natürlich seinen Preis.

  • Eiche: Der absolute Klassiker. Robust, langlebig, wunderschön. Eiche ist quasi der Fels in der Brandung. Aber Achtung: Eiche enthält Gerbsäure. Lässt du ein feuchtes Metallstück darauf liegen, gibt es tiefschwarze Flecken, die du kaum wieder rausbekommst. Übrigens, je nachdem, wie die Bretter aus dem Stamm gesägt werden, sieht die Maserung ruhiger oder wilder aus. Ruhigere Optiken sind aufwendiger und kosten mehr.
  • Buche: Ein echtes Arbeitstier. Extrem hart, schwer und mit einer dezenten Maserung. Perfekt für Stühle oder Arbeitsplatten. Ihr kleiner Nachteil: Buche „arbeitet“ stark, kann sich also bei Feuchtigkeitsschwankungen verziehen. Darum wird sie oft gedämpft, was sie stabiler macht und ihr diesen typischen, leicht rötlichen Ton verleiht.
  • Nussbaum: Das elegante Luxusholz. Dunkel, mit einer atemberaubenden Maserung. Für edle Einzelstücke einfach unübertroffen. Amerikanischer Nussbaum ist meist noch einen Tick dunkler und gleichmäßiger – und auch teurer.

Okay, und was heißt das jetzt in Euro? Lass uns mal konkret werden. Ein typischer Esstisch, sagen wir mal 200 x 90 cm, direkt vom Schreiner, kostet dich aus massiver Eiche je nach Design und Plattenstärke zwischen 2.500 € und 5.000 €. Das gleiche Modell in amerikanischem Nussbaum? Da bist du schnell bei 6.000 € und mehr. Das macht den Unterschied greifbar, oder?

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Die unsichtbare Qualität: Trocken oder tickende Zeitbombe?

Das hier ist ein Punkt, den fast niemand auf dem Schirm hat, der aber über Top oder Flop entscheidet. Holz lebt. Es nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie ab. Für Möbel, die bei dir im warmen Wohnzimmer stehen sollen, muss das Holz in speziellen Kammern auf eine Endfeuchte von 8 bis 12 % getrocknet werden. Das dauert Wochen, manchmal Monate.

Wird hier aus Kostengründen geschludert, kaufst du dir eine tickende Zeitbombe. Ich hatte mal einen Kunden, der ganz stolz seinen supergünstigen Online-Tisch präsentierte. Nach dem ersten Winter rief er mich verzweifelt an: In der Mitte der Tischplatte klaffte ein fast zwei Zentimeter breiter Spalt. Da wurde einfach zu feuchtes Holz verarbeitet, das in seiner trockenen Wohnung nachgetrocknet und gerissen ist. Tja, das ist dann am falschen Ende gespart.

2. Die Handwerkskunst: Warum Zeit hier wirklich Geld ist

Ein Brett ist nur ein Brett. Ein Möbel wird es erst durch geschickte Hände. Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

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Holzverbindungen: Das Skelett deines Möbels

Die Art, wie Teile zusammengefügt sind, entscheidet über die Lebensdauer. Billig und schnell geht’s mit Schrauben und Metallwinkeln. Das funktioniert, aber Schrauben können sich lockern, besonders in weicherem Holz.

Richtig gut und haltbar sind klassische Holzverbindungen. Hast du schon mal von „Schwalbenschwanzzinken“ an Schubladen gehört? Oder einer „Schlitz- und Zapfenverbindung“ an einem Stuhlbein? Diese Verbindungen halten durch ihre perfekte geometrische Form, nicht nur durch Leim. Sie können Kräfte aufnehmen und erlauben dem Holz sogar, minimal zu arbeiten, ohne dass etwas kaputtgeht. So eine Verbindung von Hand herzustellen, braucht Zeit, Übung und Können. Aber eine so gebaute Schublade hält ein Leben lang – eine nur getackerte oft nur ein paar Jahre.

Die Oberfläche: Gefühl trifft auf Schutz

Die Oberfläche ist die Haut des Möbels. Sie bestimmt, wie es sich anfühlt und wie gut es geschützt ist. Auch hier gibt es riesige Unterschiede.

  • Geölt: Mein persönlicher Favorit. Das Öl zieht tief ein und feuert die Maserung richtig an. Du fühlst das pure Holz. Der größte Vorteil ist aber die Reparaturfähigkeit. Ein Kratzer? Kannst du einfach leicht anschleifen und nachölen. Fertig. Der Prozess ist aber aufwendig: auftragen, einziehen lassen, abnehmen, trocknen, Zwischenschliff, das Ganze mehrmals. Das dauert Tage.
  • Gewachst: Bietet etwas weniger Schutz als Öl, erzeugt aber einen sehr schönen, seidigen Glanz. Oft wird es als Finish über einer Ölung verwendet.
  • Lackiert: Lack bildet einen geschlossenen Film auf dem Holz. Das ist der beste Schutz gegen Flüssigkeiten – quasi die „Panzerglasfolie“ für deinen Tisch und daher sehr pflegeleicht. Ideal für Familien mit kleinen Kindern. Der Nachteil: Du fühlst den Lack, nicht das Holz. Und eine tiefe Macke zu reparieren, ist ein Albtraum. Meist muss die ganze Fläche abgeschliffen und neu lackiert werden.

Also, die ehrliche Entscheidungshilfe: Willst du ein lebendiges Möbel, das du selbst pflegen und reparieren kannst? Nimm Öl. Brauchst du eine pflegeleichte „Kampf-Oberfläche“ für den turbulenten Familienalltag? Dann ist ein guter Lack vielleicht die stressfreiere Wahl.

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Die Wahrheit über Furnier (und die fiese Plastik-Folie)

Das Wort „Furnier“ hat einen schlechten Ruf, oft zu Unrecht. Wichtig ist, zu unterscheiden:

Da gibt es zum einen die Dekorfolie. Das ist im Grunde bedrucktes Plastik, das auf eine billige Spanplatte geklebt wird. Sieht aus der Ferne nach Holz aus, ist aber keins. Ein Schaden ist irreparabel. Weg damit.

Und dann gibt es Echtholzfurnier. Hier werden dünne Blätter von einem echten Baumstamm geschnitten und auf eine stabile Trägerplatte geleimt. Das ist eine hohe Kunst! Es ermöglicht, wunderschöne Muster zu legen und seltene Hölzer sparsam zu verwenden. Eine gut furnierte Platte kann hochwertiger sein als eine schlecht gemachte Massivholzplatte, die sich verzieht.

Kleiner Trick zur Unterscheidung: Schau dir die Kanten an. Bei Massivholz läuft die Maserung der Oberfläche quasi „um die Ecke“ auf die Stirnseite des Holzes (das, was wir Profis „Hirnholz“ nennen, wo man die Jahresringe sieht). Bei Furnier siehst du an der Kante oft einen kleinen Ansatz oder eine separate Kantenleiste.

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Diamanten: Was macht den Edelstein so besonders?

Die 3 häufigsten Fehler beim Möbelkauf

Aus meiner Erfahrung heraus gibt es drei Fallen, in die fast jeder tappt. Aber du jetzt nicht mehr!

  1. Nur auf die Optik achten: Das Möbel sieht super aus, aber du vergisst, drunter zu schauen. Die Konstruktion ist aber das, was über Jahre hält. Also: Immer den „Unterboden-Check“ machen!
  2. Furnier und Folie verwechseln: Viele denken, „Holzoptik“ sei Holz. Lerne, den Unterschied zu fühlen und an den Kanten zu erkennen. Das bewahrt dich vor teuren Enttäuschungen.
  3. Die Pflege unterschätzen: Ein geöltes Möbel braucht einmal im Jahr eine halbe Stunde Liebe mit etwas Pflegeöl. Wer das vergisst, riskiert, dass die Oberfläche austrocknet und fleckig wird. Es ist nicht viel Arbeit, aber man muss es tun.

Deine Checkliste für den Möbel-TÜV im Laden

Okay, Zeit für den Detektiv-Modus! Mit diesen Tipps kannst du im Laden schnell die Qualität checken:

  • Bück dich! Schau unter den Tisch. Wie sind die Beine befestigt? Siehst du massive, ins Holz eingearbeitete Zapfenverbindungen? Top! Siehst du nur ein paar billige, aufgeschraubte Metallwinkel? Achtung, hier wurde gespart!
  • Zieh die Schublade raus! Läuft sie satt und leise in einer Holzführung? Oder wackelt sie auf billigen Metallschienen? Schau dir die Ecken der Schublade an: siehst du saubere, ineinandergreifende Zinken (Schwalbenschwanz)? Das ist ein Qualitätsmerkmal. Sind die Ecken nur getackert oder stumpf verleimt? Finger weg.
  • Fühl mal! Fahr mit der Hand über die Oberfläche, auch an den Kanten und unten drunter. Fühlt es sich überall gleichmäßig glatt an? Billige Hersteller sparen oft beim Schliff an unsichtbaren Stellen.
  • Der Rückwand-Test: Bei einem Schrank verrät die Rückwand alles. Ist es eine dünne, wabbelige Hartfaserplatte, die nur angenagelt ist? Oder eine stabile Platte, die in einer Nut sitzt und dem ganzen Korpus Stabilität gibt?
  • Nase ran! Ein gutes Massivholzmöbel, das mit Naturöl behandelt wurde, riecht angenehm. Riecht es stark chemisch, könnten billige Leime und Lacke mit fiesen Ausdünstungen drin sein.
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Pflege: So bleibt dein Möbel ein Leben lang schön

Ein Massivholzmöbel ist wie eine gute Freundschaft: Mit ein bisschen Pflege wird es mit der Zeit nur noch besser. Das Wichtigste ist ein stabiles Raumklima. Eine Luftfeuchtigkeit zwischen 45 % und 55 % ist ideal. Zu trockene Heizungsluft im Winter ist der größte Feind. Kleiner Tipp: Hol dir für 10 Euro ein digitales Hygrometer bei Amazon oder im Baumarkt. Das hilft enorm.

Zum Putzen reicht ein nebelfeuchtes Tuch. Niemals nass wischen! Einmal im Jahr freut sich eine geölte Oberfläche über eine Auffrischung. Einen kleinen Kratzer kannst du oft selbst beheben: mit feinem Schleifpapier (fang mal mit einer 240er Körnung an) in Faserrichtung leicht anschleifen, Staub weg, ein paar Tropfen Hartwachsöl mit einem Lappen einreiben, Überschuss abnehmen, fertig.

Am Ende ist ein Möbel aus massivem Holz mehr als nur ein Gegenstand. Es ist ein Stück Natur, veredelt durch Handwerk. Der hohe Preis spiegelt die Qualität des Materials und die vielen Stunden sorgfältiger Arbeit wider. Ein billiges Möbel kaufst du vielleicht drei- oder viermal im Leben. Ein gutes Möbel kaufst du einmal. Es atmet, es altert, es bekommt eine Patina und erzählt deine Geschichte. Und das ist, ganz ehrlich, unbezahlbar.

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„Ein Tisch ist nicht nur ein Tisch. Er ist der stumme Zeuge von Familienfesten, Hausaufgaben-Dramen und langen Nächten mit Freunden. Jede Kerbe erzählt eine Geschichte.“

Genau das ist der Geist von Massivholz. Im Gegensatz zu furnierten Möbeln, bei denen eine Beschädigung oft das Ende bedeutet, entwickelt echtes Holz eine Patina. Kratzer und Dellen können abgeschliffen werden oder werden einfach Teil des Charakters – ein Möbelstück, das mit Ihnen und für Sie lebt.

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Ist das wirklich Massivholz?

Ein einfacher Trick entlarvt oft Mogelpackungen: Schauen Sie sich die Kanten und die Oberfläche genau an. Bei echtem Massivholz „läuft“ die Maserung von der Oberfläche über die Kante weiter. Die Jahresringe und Linien müssen ein logisches, durchgehendes Bild ergeben. Bei furnierten Span- oder MDF-Platten ist die Kante oft beklebt und die Maserung wirkt unnatürlich perfekt oder wiederholt sich.

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Das Geheimnis? Thermoholz. Bei diesem Verfahren wird heimisches Holz (wie Esche oder Buche) unter Sauerstoffabschluss auf über 160°C erhitzt. Das Ergebnis ist ein ökologisch wertvolles Material mit den Eigenschaften tropischer Hölzer – ideal für Badmöbel oder den Esstisch.

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Oberflächen-Geflüster: Geölt vs. Lackiert

Geölt: Das Holz bleibt atmungsaktiv, die Haptik ist natürlich und warm. Kleine Kratzer lassen sich oft einfach lokal ausbessern. Marken wie Osmo oder Rubio Monocoat bieten hier hochwertige Hartwachs-Öle. Nachteil: Die Oberfläche ist anfälliger für Flecken und braucht regelmäßige Pflege.

Lackiert: Bildet eine versiegelte, robuste Schutzschicht. Sehr pflegeleicht und unempfindlich gegenüber Flüssigkeiten. Nachteil: Die Haptik ist künstlicher, „kälter“, und bei einer tiefen Beschädigung muss oft die gesamte Fläche neu geschliffen und lackiert werden.

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Achten Sie auf die Verbindungen! Eine hochwertige Verarbeitung erkennen Sie nicht nur an der Oberfläche, sondern vor allem daran, wie die Teile zusammengefügt sind. Traditionelle, handwerkliche Holzverbindungen sind ein klares Qualitätsmerkmal.

  • Schwalbenschwanzzinkung: Oft an Schubladen zu finden, formschlüssig und extrem stabil.
  • Schlitz und Zapfen: Der Klassiker für Rahmenkonstruktionen, wie bei Stuhl- oder Tischbeinen.
  • Fingerzinken: Eine stabile und dekorative Verbindung für Korpusecken.

Verleimte oder gar nur verschraubte Verbindungen sind günstiger, aber niemals so langlebig.

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Wussten Sie schon? Ein massiver Eichentisch mit einer 4 cm dicken Platte kann problemlos 4-5 Mal komplett abgeschliffen und neu behandelt werden. Bei einer Lebensdauer von 15-20 Jahren pro „Oberflächen-Leben“ begleitet er Sie so potenziell ein ganzes Jahrhundert.

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Der Duft des Waldes: Mehr als nur ein Detail. Zirbenholz zum Beispiel ist nicht nur für seine charakteristische, lebhafte Maserung bekannt. Studien der österreichischen JOANNEUM RESEARCH haben gezeigt, dass der Duft der Zirbe die Herzfrequenz senken und zu einem erholsameren Schlaf beitragen kann. Ein Bett aus Zirbenholz ist also nicht nur ein Möbelstück, sondern eine Investition in Ihr Wohlbefinden.

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Vorsicht, Falle: „Echtholzfurniert“ ist nicht „Massivholz“. Ein Furnier ist eine nur 0,5 bis 1 mm dünne Schicht aus echtem Holz, die auf ein Trägermaterial (oft Spanplatte) geklebt wird. Das ist legitim und für bestimmte Zwecke (z.B. große, formstabile Schranktüren) sinnvoll, hat aber nichts mit der Langlebigkeit, dem Wert und der Reparierbarkeit eines echten Massivholzmöbels zu tun.

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  • Vermeiden Sie scharfe, chemische Reiniger. Ein nebelfeuchtes Tuch genügt meist.
  • Benutzen Sie immer Untersetzer für heiße Töpfe oder feuchte Gläser.
  • Stellen Sie Massivholzmöbel nie direkt an eine Heizung oder in dauerhaft pralle Sonne, um Rissbildung zu vermeiden.
  • Pflegen Sie geölte Oberflächen 1-2 Mal pro Jahr mit einem passenden Pflegeöl nach.
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Was bedeutet „Holz arbeitet“?

Holz ist hygroskopisch, das heißt, es nimmt Feuchtigkeit aus der Luft auf und gibt sie wieder ab. Im Winter bei trockener Heizungsluft zieht es sich zusammen, im Sommer bei hoher Luftfeuchtigkeit dehnt es sich aus. Ein guter Schreiner berücksichtigt dieses „Arbeiten“ in der Konstruktion, z.B. durch spezielle Verbindungen oder Gratleisten an Tischplatten, die diese Bewegung zulassen, ohne dass sich das Möbel verzieht oder Risse bekommt. Das ist Handwerkskunst, die man nicht sieht, die aber den Preisunterschied ausmacht.

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Der dänische Design-Meister Hans J. Wegner, Schöpfer des berühmten „Wishbone Chair“, sagte einmal: „Holz ist nicht einfach nur ein Material. Es hat seine eigene Sprache und seine eigene Seele.“

Diese Philosophie findet sich in jedem hochwertigen Möbelstück wieder. Es geht nicht nur um Funktion, sondern darum, die einzigartige Maserung, Farbe und Struktur eines gewachsenen Materials zur Geltung zu bringen. Ein teurer Tisch ist oft deshalb teuer, weil der Handwerker diese Sprache verstanden und übersetzt hat.

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Der Trend zur „Baumkante“, auch „Live Edge“ genannt, feiert die ursprüngliche Form des Baumes. Statt die Kanten der Holzbohle akkurat gerade zu schneiden, wird die natürliche, organische Kontur des Stammes erhalten. Jede Platte ist ein Unikat. Dies erfordert jedoch besonderes Geschick bei der Auswahl und Bearbeitung des Holzes, um eine harmonische und dennoch funktionale Tischkante zu schaffen.

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Herkunft zählt: Fragen Sie nach der Quelle des Holzes. Ein FSC- oder PEFC-Siegel garantiert, dass das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Das sichert nicht nur den Fortbestand der Wälder, sondern verhindert auch illegale Abholzung. Einheimische Hölzer wie Eiche, Esche oder Ahorn aus regionaler Forstwirtschaft haben zudem eine deutlich bessere Ökobilanz als importierte Tropenhölzer.

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Räuchereiche: Ein faszinierender Effekt, der ganz ohne Beize auskommt. Eichenholz wird dabei Ammoniak-Dämpfen ausgesetzt. Die im Holz enthaltene Gerbsäure reagiert und färbt das Holz in eleganten, tiefdunklen bis fast schwarzen Tönen. Das Ergebnis ist eine durch und durch gefärbte, sehr edle und farbstabile Oberfläche, die weit überlegen ist gegenüber einer nur oberflächlich aufgetragenen dunklen Lasur.

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  • Eine lebhafte, fast malerische Maserung.
  • Hervorragende Elastizität und Zähigkeit, ideal für Stühle oder Sportgeräte.
  • Ein hellerer, freundlicherer Farbton als Eiche.

Die Rede ist von Esche. Oft als die preiswertere Alternative zur Eiche gehandelt, hat dieses heimische Laubholz seinen ganz eigenen Charakter und ist bei Kennern für seine Robustheit und sein schönes Holzbild sehr geschätzt.

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Hilfe, eine Delle im Holztisch! Was nun?

Bei unbehandeltem oder geöltem Massivholz gibt es einen verblüffenden Trick: Legen Sie ein feuchtes Tuch auf die Delle. Fahren Sie dann mit einem heißen Bügeleisen für einige Sekunden über das Tuch. Der Dampf dringt in die gestauchten Holzfasern ein und lässt sie wieder aufquellen. Die Delle verschwindet oder wird zumindest deutlich kleiner. Bei lackierten Oberflächen funktioniert das leider nicht!

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Das Gewicht ist oft ein untrügliches Zeichen. Ein Tisch aus massiver Eiche ist spürbar schwerer als ein optisch ähnliches Modell aus furnierter Spanplatte. Wenn Sie ein Möbelstück im Laden anheben können, ohne ins Schwitzen zu geraten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie kein echtes, schweres Laubholz vor sich haben. Qualität hat eben auch ihr Gewicht.

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Der Wert der Zeit: Ein einzelner Handwerker benötigt für einen hochwertigen Esstisch aus Massivholz oft 40 bis 80 Arbeitsstunden. Das umfasst die sorgfältige Holzauswahl, das präzise Zuschneiden, das Fügen, Verleimen, unzählige Schleifgänge und die aufwendige Oberflächenbehandlung. Bei einem industriell gefertigten Tisch dauert der gesamte Prozess oft nur wenige Stunden. Diese investierte Zeit ist der größte, aber auch der wertvollste Kostenfaktor.

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„Yakisugi“ oder „Shou Sugi Ban“ ist eine alte japanische Technik zur Holzkonservierung, bei der die Oberfläche des Holzes kontrolliert verkohlt wird.

Was ursprünglich zum Schutz vor Witterung und Schädlingen diente, ist heute ein aufregender Designtrend. Die schwarze, rissige Textur erzeugt einen dramatischen Kontrast, besonders in Kombination mit hellen Wänden oder Metallelementen. Oft wird Zeder oder Lärche dafür verwendet.

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Budget-Tipp: Schauen Sie auf dem Gebrauchtmarkt! Ein 50 Jahre alter Massivholztisch aus Omas Haushalt ist oft von besserer Substanz als ein neues Billigmöbel. Mit etwas Schleifpapier, neuem Öl oder Wachs und ein wenig Arbeit können Sie für kleines Geld ein einzigartiges Charakterstück erschaffen, das weitere Jahrzehnte überdauert.

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Kombinieren Sie Hölzer mit Bedacht. Eine Faustregel besagt: Bleiben Sie entweder in einer „Farbfamilie“ (z.B. helle Hölzer wie Ahorn, Birke und Esche) oder setzen Sie auf starke Kontraste (z.B. ein heller Ahornboden mit einem Tisch aus dunklem Nussbaum). Vermeiden Sie es, zu viele Hölzer mit ähnlicher, aber nicht identischer rötlicher oder gelblicher Tönung zu mischen, da dies schnell unruhig wirken kann.

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Was ist eigentlich „Hirnholz“?

Das ist die Stirnseite eines Holzbretts, an der man die Jahresringe wie bei einem gefällten Baumstumpf sieht. Diese Seite ist extrem saugfähig und benötigt bei der Oberflächenbehandlung besondere Aufmerksamkeit, damit sie nicht fleckig wird. Gleichzeitig kann sie als gestalterisches Element eingesetzt werden, wie bei robusten Schneidebrettern oder Tischplatten im „Metzgerblock“-Stil, die extrem widerstandsfähig sind.

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Astlöcher: Makel oder Merkmal? In der industriellen Fertigung werden Bretter mit vielen Ästen oft aussortiert, um ein möglichst homogenes Bild zu erzeugen. Im hochwertigen Handwerk hingegen werden Äste oft bewusst eingesetzt, um den rustikalen und einzigartigen Charakter des Holzes zu betonen. Große, offene Astlöcher werden dann kunstvoll mit schwarzem oder transparentem Epoxidharz verfüllt – so wird aus einem vermeintlichen Fehler ein echter Hingucker.

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Je ruhiger und gleichmäßiger die Maserung einer Tischplatte, desto aufwendiger und teurer war die Auswahl des Holzes. Für eine solche Optik muss der Schreiner aus einem großen Stapel Bohlen genau jene auswählen, die aus dem gleichen Stamm kommen und in Maserung und Farbe perfekt zueinander passen. Diese „Spiegelung“ oder das „durchlaufende Holzbild“ ist ein Zeichen höchster Qualität.

Laut einer Studie der University of British Columbia kann die sichtbare Präsenz von Holzelementen in Innenräumen Stress reduzieren und das Wohlbefinden steigern.

Dieser biophile Effekt, also die angeborene Verbindung des Menschen zur Natur, ist einer der Gründe, warum wir uns in Räumen mit echten Naturmaterialien instinktiv wohler fühlen. Ein Massivholztisch ist also nicht nur ein Möbel, sondern auch ein Stück Natur für Ihr Zuhause.

Anna Müller

Anna Mueller ist das jüngste Multitalent unter den Autoren des Archzine Online Magazins. Das Journal ist dafür bekannt, mit der Mode Schritt zu halten, damit die Leser immer über die tollsten Trends informiert sind. Anna absolvierte ihren Bachelor in Journalistik an der Freien Universität Berlin.