Dein perfekter Lounge-Sessel: Worauf es wirklich ankommt (Ein Blick hinter die Kulissen)

Entspannung neu definiert! Entdecken Sie die Top 10 Lounge-Sessel, die Ihr Zuhause in eine Wohlfühloase verwandeln.

von Carra Hilde

Ich hab in meiner Werkstatt schon unzählige Sessel gesehen. Ernsthaft, ich hab sie repariert, neu bezogen und oft bis auf den letzten Nagel zerlegt. Dabei lernt man eine Sache ganz schnell: Ein guter Lounge-Sessel ist so viel mehr als nur ein hübsches Möbelstück. Er ist dein persönlicher Rückzugsort, dein Versprechen auf Ruhe nach einem langen Tag. Und ganz ehrlich: eine Anschaffung, die dich bei der richtigen Wahl jahrzehntelang begleiten kann.

Viele Leute kommen mit tollen Bildern aus Wohnmagazinen zu mir. Sie sehen das Design, die coole Form, die schicke Farbe – aber nicht die Substanz. Meine Mission ist es, den Blick unter die Oberfläche zu lenken. Denn die wahre Qualität eines Sessels, die, die über Jahre hinweg für Komfort sorgt, steckt im Verborgenen. Sie liegt im Gestell, in der Federung und im Polster. Das sind die Dinge, die entscheiden, ob du nach zehn Minuten unbequem hin und her rutschst oder nach zwei Stunden immer noch tiefenentspannt bist.

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Dieser Guide ist also kein typischer Kaufratgeber. Sieh es als einen ehrlichen Einblick in die Werkstatt eines Profis. Ich zeige dir, worauf du als Laie achten musst, um nicht über den Tisch gezogen zu werden, und warum ein höherer Preis oft eine verdammt gute Investition in dein Wohlbefinden ist.

Das Fundament: Warum das Gestell alles entscheidet

Alles, wirklich alles, beginnt mit dem Gestell. Es ist das Skelett deines Sessels. Und wenn das Skelett schwach ist, hilft auch der schönste Samtbezug nichts. Ein stabiles Gestell sorgt für Sicherheit und eine Lebensdauer, die du sonst nur von Omas altem Eichenschrank kennst.

Die Materialfrage: Von massivem Holz bis zu coolem Stahl

Woraus das Gestell gemacht ist, bestimmt Stabilität und Gewicht. Die gängigsten Materialien sind Massivholz, Schichtholz und Metall.

  • Massivholz: Für die tragenden, unsichtbaren Teile ist Buche traditionell die beste Wahl. Sie ist knallhart, zäh und lässt sich super verarbeiten. Eiche oder Nussbaum sind natürlich auch fantastisch, aber teurer – die siehst du dann oft bei den sichtbaren Holzelementen. Ein Gestell aus massivem Hartholz ist quasi unzerstörbar. Günstigere Möbel nutzen oft Weichhölzer wie Kiefer. Das ist nicht per se schlecht, wenn die Konstruktion clever gemacht ist, aber es ist einfach nicht so robust.
  • Schichtholz und Formholz: Achtung, nicht jeder Holzwerkstoff ist Müll! Hochwertiges Schichtholz, oft aus Birke, ist extrem stabil und lässt sich in coole Formen biegen. Ein ganz berühmter Design-Klassiker wäre ohne diese Technik gar nicht denkbar. Die Designer haben damals einfach dünne Holzschichten verleimt und in Form gepresst, um eine leichte und trotzdem super stabile Sitzschale zu schaffen. Die absolute rote Flagge sind hingegen billige Spanplatten. Die brechen unter Last, Schrauben finden keinen Halt mehr und bei Feuchtigkeit quellen sie auf wie ein Hefeteig. Finger weg!
  • Metall: Stahlrohr oder Aluminium sind super, wenn du ein schlankes, modernes Design willst, das trotzdem was aushält. Hier kommt es aber voll auf die Schweißnähte an. Schau sie dir genau an: Sind sie sauber und durchgehend? Oder sehen sie aus wie unregelmäßige Kleckse? Eine schlechte Schweißnaht ist eine tickende Zeitbombe. Aluminium ist übrigens leichter als Stahl und rostet nicht, was es zu einer Top-Wahl für leichte, filigrane Sessel macht.

Die Kunst der Verbindung: Gezapft oder nur getackert?

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Ein Laie schaut aufs Material, der Profi auf die Verbindungen. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Traditionelle Holzverbindungen wie Schlitz und Zapfen sind die Königsklasse. Stell dir vor, zwei Holzteile greifen wie passgenaue Finger ineinander. Das hält bombenfest, selbst ohne Leim. Solche Gestelle sind aufwendig und daher teuer, aber sie halten ewig.

Der gute Standard bei Industriemöbeln sind verschraubte und verleimte Verbindungen. Das ist solide, solange hochwertige Schrauben und guter Leim verwendet werden. Ein Problem wird’s nur, wenn die Schrauben in Spanplatten stecken – da lockert sich alles mit der Zeit. Und wenn du siehst, dass tragende Teile nur mit Klammern zusammengetackert sind? Lauf! Das ist das billigste vom Billigen und der Sessel wird wackeln, bevor du deine erste Serie darauf zu Ende geschaut hast.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Mach den Wackel- und Hebetest! Greif den Sessel fest an beiden Armlehnen und rüttle kräftig. Ein hochwertiges Gestell gibt keinen Millimeter nach, es fühlt sich an wie aus einem Guss. Und dann heb ihn mal an. Ein Sessel mit einem Massivholzgestell und guter Polsterung hat ein ordentliches Gewicht. Leichtigkeit ist hier selten ein Qualitätsmerkmal.

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Der Kern des Komforts: Was unter dem Stoff steckt

Okay, das Gestell steht. Aber der eigentliche Komfort, dieses „Hach, hier bleib ich“-Gefühl, entsteht durch das Zusammenspiel von Unterfederung und Polsterung.

Die unsichtbare Stütze: Von Wellenfedern und Gummigurten

Unter dem Polster sorgt die Federung für den richtigen Halt. Sie entscheidet, wie der Sessel auf dein Gewicht reagiert und ob er nach fünf Jahren noch aussieht wie neu oder wie eine durchgesessene Kuhle.

  • Die traditionelle Methode mit von Hand verschnürten Taillenfedern ist heute extrem selten und teuer. Findet man fast nur noch bei Antiquitäten oder absoluten Luxusmöbeln.
  • Der Goldstandard bei guten Möbeln sind heute Wellenfedern (auch Nosag-Federn genannt). Das sind schlangenförmige Stahlfedern, die quer gespannt werden. Sie bieten eine super Unterstützung und sind sehr haltbar. Ein guter Indikator: Je enger die Federn beieinander liegen, desto besser.
  • Die günstigste Variante sind elastische Gummigurte. Das Problem? Gummi wird müde. Nach ein paar Jahren verlieren die Gurte ihre Spannung und der Sitz sackt durch. Ehrlich gesagt, das ist die häufigste Reparatur bei mir in der Werkstatt. Für einen kleinen Hocker vielleicht okay, für einen Lounge-Sessel eine absolute Kurzzeitlösung.

Der Polsteraufbau: Mehr als nur Schaumstoff

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Auf der Federung liegt die Polsterung. Hier gibt es gigantische Unterschiede. Das Zauberwort heißt Kaltschaum mit einem hohen Raumgewicht (RG). Das RG gibt an, wie viel Material pro Kubikmeter verwendet wurde. Alles unter RG 35 ist für einen Sessel zu wenig. Ein guter Wert liegt bei RG 40 oder höher. Dieser Schaum ist elastisch, atmungsaktiv und springt sofort wieder in seine Form zurück.

Ich hatte mal einen Kunden, der einen vermeintlichen Design-Sessel für einen Spottpreis im Internet geschossen hatte. Von außen sah er top aus. Nach zwei Jahren brachte er ihn zu mir, weil er „total durchgesessen“ war. Ich hab den Bezug aufgemacht und mir wurde fast schlecht. Statt des versprochenen Kaltschaums war da eine billige Schaumstoffmatte drin, wie man sie als Verpackungsmaterial kennt, zusammengehalten von einer dünnen Schicht Vlies. Darunter spröde Gummigurte. Der Sessel war von innen einfach nur Müll. Das ist die traurige Realität bei vielen Blender-Angeboten.

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Diamanten: Was macht den Edelstein so besonders?

Über dem Schaumstoffkern liegt dann idealerweise noch eine weiche Abdeckung aus Polsterwatte, die den Bezugsstoff schont und für ein noch kuscheligeres Gefühl sorgt.

Die Hülle: Leder und Stoff richtig beurteilen

Der Bezug ist das Gesicht deines Sessels. Er bestimmt die Optik, wie er sich anfühlt und natürlich den Pflegeaufwand. Auch hier gibt’s mehr zu wissen als nur die Farbe.

Leder – Ein Material mit Charakter

Leder ist nicht gleich Leder. Hier ein kleiner Spickzettel, damit du den Durchblick behältst:

  • Anilinleder: Das ist die Königsklasse. Super weich, warm, atmungsaktiv. Man sieht die ganze natürliche Hautstruktur, inklusive kleiner Narben. Es ist aber auch empfindlich für Flecken und bleicht in der Sonne aus. Eher was für echte Liebhaber, die eine schöne Patina (die Spuren des Lebens) zu schätzen wissen. Preislich ist das die oberste Liga.
  • Semi-Anilinleder: Der beste Kompromiss für die meisten. Es ist auch ein hochwertiges Leder, bekommt aber eine hauchdünne Schutzschicht. Dadurch ist es deutlich robuster und pflegeleichter, fühlt sich aber immer noch toll und natürlich an. Ein guter Mittelweg bei Haptik und Preis.
  • Pigmentiertes Leder: Die unkomplizierteste und robusteste Variante. Hier wird eine deckende Farbschicht aufgetragen, die das Leder sehr widerstandsfähig macht. Perfekt für Familien mit Kindern oder Haustieren. Es fühlt sich aber etwas kühler und weniger „lebendig“ an als die offenporigen Varianten und ist meist die günstigste Echtleder-Option.

Achtung! Hüte dich vor Begriffen wie „bonded leather“ oder „Lederfaserstoff“. Das sind zermahlene Lederreste, die mit Kunststoff zu einer Folie gepresst werden. Das Zeug bröckelt oft schon nach wenigen Jahren ab und hat mit echtem Leder nichts zu tun.

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Stoff – Worauf du bei den Werten achten solltest

Bei Stoffen ist die Vielfalt riesig. Aber keine Sorge, es gibt drei einfache Kennzahlen, die dir die Qualität verraten. Frag den Verkäufer danach oder such auf dem Produktdatenblatt danach – seriöse Hersteller geben das immer an!

  • Scheuerfestigkeit (Martindale): Gibt an, wie schnell der Stoff durchreibt. Für einen Sessel, der täglich genutzt wird, solltest du auf mindestens 20.000, besser noch 30.000 Touren achten.
  • Pillingbildung: Die Neigung zur Knötchenbildung. Die Skala geht von 1 (furchtbar) bis 5 (perfekt). Eine 4 oder 5 sollte es schon sein.
  • Lichtechtheit: Wie schnell der Stoff in der Sonne ausbleicht. Die Skala geht von 1 (sehr schlecht) bis 8 (hervorragend). Wenn dein Sessel am Fenster stehen soll, ist ein Wert ab 5 Pflicht.

Die finale Entscheidung: So findest du DEINEN Sessel

Nach all der Theorie wird’s jetzt praktisch. Was solltest du beim Kauf beachten? Und was kostet der Spaß eigentlich?

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Ganz grob kannst du mit diesen Preisspannen rechnen:

  • Gute Einsteiger-Sessel: ca. 500 € – 800 €. Hier bekommst du oft schon eine solide Konstruktion, aber vielleicht mit einfacheren Bezügen oder Gurtfederung.
  • Solide Mittelklasse: ca. 1.000 € – 2.500 €. In diesem Bereich findest du langlebige Sessel mit Nosag-Federung, hochwertigen Schaumstoffen und guten Bezügen.
  • Anschaffung fürs Leben: ab 3.000 € aufwärts. Hier spielst du in der Liga der Design-Klassiker mit besten Materialien, handwerklicher Verarbeitung und perfekter Ergonomie.

Der wichtigste Schritt: Probesitzen!

Das kannst du online nicht erledigen. Geh in ein gutes Möbelhaus und nimm dir Zeit. Setz dich nicht nur für 30 Sekunden rein. Bleib mal 15 Minuten sitzen, schließ die Augen. Fühlt sich der Rücken gut gestützt an? Ist die Sitztiefe passend, oder drückt die Kante in deine Kniekehlen? Kannst du entspannt wieder aufstehen? Ein guter Verkäufer lässt dich in Ruhe testen.

Die Checkliste für deinen Sesselkauf:

Nimm diese Punkte gedanklich mit ins Möbelhaus:

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  1. Der Wackeltest: An den Lehnen rütteln. Gibt er nach?
  2. Der Hebetest: Einmal kurz anheben. Fühlt er sich wertig und schwer an?
  3. Der Blick unters Kissen: Was siehst du? Saubere Nähte, Wellenfedern oder nur billige Gurte?
  4. Frag nach den Werten: Erkundige dich bei Stoffbezügen direkt nach Martindale, Pilling und Lichtechtheit. Ein guter Verkäufer kennt diese Daten.
  5. Die Ergonomie-Prüfung: Passen Sitztiefe, -höhe und Armlehnen zu deiner Körpergröße?

Neu, gebraucht oder eine Replik?

Ein neuer Sessel vom seriösen Hersteller ist die sicherste, aber auch teuerste Option. Bei gebrauchten Vintage-Sesseln kannst du echte Schätze finden, die oft eine bessere Grundsubstanz haben als neue Billig-Möbel. Aber sei vorsichtig und plane eventuelle Kosten für eine Restaurierung ein. Eine komplette, professionelle Neuaufpolsterung inklusive neuem Bezug kann schnell zwischen 700 € und 1.500 € kosten. Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man ein vermeintliches Schnäppchen macht.

Und Repliken? Ein schwieriges Thema. Es gibt gute, lizenzierte Neuauflagen von Klassikern, das sind Originale. Aber bei billigen Kopien wird überall gespart. Ein heißer Tipp: Achte auf die Maße! Oft sind die Kopien ein paar Zentimeter kleiner oder die Winkel stimmen nicht. Das ruiniert die ganze, über Jahrzehnte perfektionierte Ergonomie des Originals.

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Ein Lounge-Sessel ist am Ende eine sehr persönliche Entscheidung. Es geht um deine Statur, deine Gewohnheiten und dein Gefühl von Gemütlichkeit. Aber wenn du die handwerklichen Grundlagen verstehst, kaufst du nicht nur ein Design, sondern ein echtes Stück Lebensqualität. Ein guter Sessel wird über die Jahre zu einem treuen Freund. Er trägt die Spuren deines Lebens und gibt dir jeden Tag einen Moment der Geborgenheit zurück. Wähl mit Verstand und Herz – es lohnt sich.

Bildergalerie zur Inspiration

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„Die Rolle des Designers ist die eines guten, rücksichtsvollen Gastgebers, der die Bedürfnisse seiner Gäste vorwegnimmt.“ – Charles Eames

Diese Philosophie ist der Grund, warum der Eames Lounge Chair, hergestellt von Vitra, nicht nur schön, sondern ergonomisch perfekt ist. Jede Kurve ist darauf ausgelegt, den Körper willkommen zu heissen und zu stützen. Ein zeitloses Beispiel dafür, dass wahres Design dem Menschen dient.

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Der entscheidende Moment: Das Probesitzen. Nehmen Sie sich Zeit. Setzen Sie sich nicht nur für 30 Sekunden hin. Lehnen Sie sich zurück, verlagern Sie Ihr Gewicht, probieren Sie verschiedene Positionen aus. Ist die Rückenlehne hoch genug, um Ihren Kopf zu stützen? Sind die Armlehnen auf einer bequemen Höhe zum Lesen oder Entspannen? Ein grossartiger Lounge-Sessel fühlt sich wie eine Erweiterung Ihres Körpers an, nicht nur wie ein Platz zum Sitzen.

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Ein Stoff für jedes Leben – die Wahl des Bezugs ist entscheidend für die Langlebigkeit und den täglichen Gebrauch:

  • Für Familien mit Kindern & Haustieren: Dicht gewebte Stoffe oder pflegeleichtes, pigmentiertes Leder sind ideal. Marken wie Rohi oder Kvadrat bieten extrem robuste Textilien, die einiges aushalten.
  • Für den puren Luxus: Samt oder feines Anilinleder. Sie entwickeln eine wunderschöne, persönliche Patina, sind aber empfindlicher gegenüber Flecken und Licht.
  • Für Design-Puristen: Bouclé oder Schurwolle. Diese Stoffe unterstreichen die Form des Sessels perfekt und setzen ein haptisches Statement.
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Manche Sessel, wie Arne Jacobsens „Ei“ für Fritz Hansen, sind darauf ausgelegt, einen Raum im Raum zu schaffen. Ihre hohen, umhüllenden Rückenlehnen bieten ein Gefühl der Geborgenheit und dämpfen Umgebungsgeräusche. Das ist ideal für offene Wohnbereiche, um sich für ein Telefonat oder ein Buch zurückzuziehen, ohne sich völlig exponiert zu fühlen. Ein psychologischer Komfort, der weit über einfaches Sitzen hinausgeht.

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Muss der passende Hocker wirklich sein?

Kurz gesagt: Ja, wenn Sie maximalen Komfort anstreben. Der Ottomane ist kein reines Accessoire. Er entlastet die Beine, fördert die Durchblutung und ermöglicht eine ergonomisch korrekte, tiefenentspannte Liegeposition. Ein Sessel ohne den dazugehörigen Hocker ist wie ein Satz ohne Punkt – es fehlt etwas Wesentliches. Modelle wie der „Grand Repos“ von Antonio Citterio für Vitra sind mechanisch sogar so konzipiert, dass Sessel und Ottomane eine perfekte Einheit bilden.

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Leder ist nicht gleich Leder: Der kleine, aber feine Unterschied.

Anilinleder: Offenporig und samtig weich. Alle Naturmerkmale wie Falten oder Narben bleiben sichtbar. Es atmet, fühlt sich warm an und entwickelt mit der Zeit eine deutliche Patina, ist aber anfällig für Flecken.

Pigmentiertes Leder: Eine schützende Farbschicht macht es extrem robust, pflegeleicht und UV-beständig. Es fühlt sich etwas kühler an und hat eine sehr gleichmässige Optik.

Für einen authentischen, lebendigen Look ist Anilin unschlagbar. Für den Alltagshelden im Wohnzimmer ist pigmentiertes Leder oft die praktischere Wahl.

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  • Blick nach draussen, ohne aufzustehen.
  • Leicht zum Gesprächspartner drehen können.
  • Flexibel im Raum positionierbar.

Das Geheimnis? Ein hochwertiger Drehmechanismus. Er verleiht einem oft wuchtigen Möbelstück eine unerwartete Leichtigkeit und Funktionalität. Achten Sie darauf, dass der Mechanismus sanft und geräuschlos läuft – ein klares Zeichen für Qualität, das bei Klassikern wie dem „Egg Chair“ selbstverständlich ist.

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Der unsichtbare Held im Inneren ist der Polsterschaum. Seine Qualität entscheidet, ob Ihr Sessel nach drei Jahren eine Sitzkuhle hat. Achten Sie auf den Begriff „Kaltschaum“ oder „Formschaum“.

  • Kaltschaum: Hat eine hohe Dichte (Raumgewicht über 35 kg/m³) und ist extrem elastisch. Er kehrt sofort in seine Ursprungsform zurück.
  • Formschaum: Wird in eine exakte Form gegossen, wie beim berühmten „Zoe Lounge Chair“ von Verzelloni. Das sorgt für eine langlebige, stabile Kontur ohne Durchsitzen.
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Achtung, Proportionen! Ein wuchtiger Sessel kann einen kleinen Raum erdrücken, während ein zierliches Modell in einem grossen Loft verloren wirkt. Ein einfacher Trick: Kleben Sie die Grundfläche des Wunschsessels mit Malerkrepp auf dem Boden ab. So bekommen Sie ein echtes Gefühl für den Platz, den das Möbelstück einnehmen wird, bevor Sie es kaufen.

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Eine Studie der britischen „Furniture Industry Research Association“ (FIRA) zeigt, dass hochwertige Polstermöbel oft 15 Jahre oder länger im Erstbesitz bleiben.

Das relativiert den Anschaffungspreis enorm. Ein Sessel für 3.000 € kostet auf 15 Jahre gerechnet nur 200 € pro Jahr – oder 55 Cent pro Tag. Eine Investition, die sich nicht nur in Komfort, sondern auch in Nachhaltigkeit auszahlt, da Wegwerfen und Neukaufen vermieden wird.

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Der Stoff der Stunde heisst Bouclé. Das Schlingengarn mit seiner körnigen, fast skulpturalen Oberfläche verleiht jedem Sessel eine warme, einladende Haptik und eine Prise 70er-Jahre-Glamour. Besonders auf abgerundeten, organischen Formen wie beim „Pacha Lounge Chair“ von Gubi kommt die Textur perfekt zur Geltung. Er ist nicht nur optisch ein Highlight, sondern auch überraschend robust und kaschiert kleine Unregelmässigkeiten geschickt.

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Vintage-Original oder neue Lizenzproduktion?

Ein gut erhaltener Vintage-Klassiker, z.B. von Cassina oder Knoll International, besitzt eine einzigartige Patina und Geschichte. Er kann sogar eine Wertanlage sein. Der Nachteil: Polsterung und Bezüge sind oft nicht mehr im besten Zustand und eine professionelle Aufarbeitung ist teuer. Eine neue, lizenzierte Reedition von Herstellern wie Vitra oder Fritz Hansen bietet hingegen makellose Qualität, Garantie und moderne, langlebigere Materialien. Die Wahl ist eine Frage der Priorität: Charme und Geschichte gegen Perfektion und Sicherheit.

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  • Ist die Nahtführung absolut gerade und gleichmässig?
  • Werden Kanten durch einen Keder (eine eingenähte Schnur) betont und geschützt? Das ist ein Qualitätsmerkmal.
  • Gibt es lose Fäden oder unsaubere Abschlüsse, besonders an verdeckten Stellen wie der Unterseite?
  • Bei Ledersesseln: Sind die einzelnen Lederstücke grossflächig oder wurde mit vielen kleinen Reststücken gearbeitet?

Der schnelle Naht-Check im Laden verrät oft mehr über die Verarbeitungsqualität als jedes Preisschild.

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„Ein Stuhl ist erst dann fertig, wenn jemand darauf sitzt.“ – Hans J. Wegner

Der dänische Meister wusste, dass es bei einem Sessel um die Interaktion zwischen Mensch und Objekt geht. Es geht nicht nur um die Form, die im Raum steht, sondern um das Gefühl, wenn man darin Platz nimmt. Ein guter Sessel passt sich dem Menschen an, nicht umgekehrt. Suchen Sie nach diesem Gefühl der Selbstverständlichkeit.

Der Statement-Sessel: Er ist der Star des Raumes. Oft in einer kräftigen Farbe oder mit einer skulpturalen Form, wie der rote „Ei-Sessel“ in der Galerie. Er zieht alle Blicke auf sich und definiert den Stil des Zimmers.

Der integrierte Sessel: Er fügt sich harmonisch in die bestehende Einrichtung ein. Oft in neutralen Tönen wie Grau, Beige oder einem Leder, das die Farbe des Sofas aufgreift. Er sorgt für Komfort, ohne die Show zu stehlen.

Beide Ansätze sind legitim – die Frage ist nur: Suchen Sie einen Solisten oder ein Mitglied des Orchesters?

Carra Hilde

Carra Hilde ist eine der jungen Autorinnen in unserem Online-Magazin. Aber dafür eine der produktivsten, vor allem bei ihren Lieblingsthemen: Sport, Ernährung und gesundes Leben. Carras Karriere begann als Redaktionsassistentin und Übersetzerin, über eine Tätigkeit als freie Journalistin bei der Sonntagszeitung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Jahr 2015 bis hin zur Redakteurin beim Handelsblatt, einer führenden Wirtschafts- und Finanzzeitung.