Alte Kommode, neuer Look: Dein Guide für den perfekten Shabby Chic – ohne die typischen Fehler

Ein Hauch von Nostalgie in jedem Raum: Entdecken Sie die Magie der Shabby Chic Kommode und lassen Sie sich inspirieren!

von Anna Müller

Hey, schön, dass du hier bist! Du hast also eine alte Kommode, die nach ein bisschen Liebe schreit? Perfekt! Der Shabby Chic ist ein wunderbarer Stil, um alten Möbeln neues Leben einzuhauchen. Aber ganz ehrlich, er wird oft total missverstanden. Viele glauben, es reicht, mal eben weiße Farbe draufzupinseln und ein bisschen mit Schleifpapier drüberzugehen. Das ist aber nur die halbe Miete.

Ich habe in meiner Werkstatt schon unzählige Möbelstücke gesehen und kann dir sagen: Ein wirklich gut gemachtes Shabby-Chic-Möbel ist das Ergebnis von Technik, Geduld und Respekt vor dem Material. Es ist kein schnelles DIY-Projekt für einen Nachmittag, sondern echtes Handwerk. Der Unterschied zwischen „selbstgebastelt“ und „professionell veredelt“ liegt im Detail – und genau diese Details zeige ich dir hier. Lass uns deine Kommode in ein echtes Schmuckstück verwandeln, das nicht nur toll aussieht, sondern auch die nächsten Jahre übersteht.

Das Fundament: Welche Kommode eignet sich überhaupt?

Bevor wir überhaupt an Farbe denken, fängt die eigentliche Arbeit an: bei der Auswahl des richtigen Möbelstücks. Denn nicht jede Kommode ist eine gute Kandidatin für dein Projekt.

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Massivholz, Furnier oder doch nur Folie?

Die beste Basis ist und bleibt Massivholz. Egal ob Kiefer, Fichte oder Eiche – diese Hölzer sind robust, verzeihen kleine Fehler und lassen sich traumhaft bearbeiten. Du spürst einfach die Qualität. Eine massive Kommode wackelt nicht, sie hat Gewicht und irgendwie auch eine Seele. Ein einfacher Test: Die Kanten sind meist scharf oder sanft gerundet, aber du siehst keine verschiedenen Schichten. Die Holzmaserung läuft oft natürlich über die Kante weiter.

Dann gibt es furnierte Möbel. Das sind meist Spanplatten, auf die eine hauchdünne Schicht Echtholz geklebt wurde. Erkennen kannst du das an den Kanten, wo man oft die Trägerplatte durchschimmern sieht. Hier ist beim Schleifen absolute Vorsicht geboten! Einmal zu viel abgeschliffen, und das Furnier ist durch. Eine Reparatur ist dann super aufwendig und für Anfänger echt eine harte Nuss.

Und wovon ich dir wirklich abrate: Möbel aus Pressspan (MDF) mit Kunststofffolie in Holzoptik. Du kennst sie aus den großen Möbelhäusern. Farbe haftet darauf extrem schlecht, und selbst mit Spezialgrundierung fühlt es sich am Ende nie nach echtem, wertigem Holz an. Ein kleiner Tipp: Der Klopftest. Massivholz klingt satt und tief, Pressspan eher hohl und blechern.

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Die Vorbereitung: 90 % der Arbeit für ein 100 % perfektes Ergebnis

Klingt nach viel Arbeit? Ist es auch, aber es lohnt sich, versprochen! Wenn die Basis nicht stimmt, wird die teuerste Farbe nicht halten. Vertrau mir.

1. Gründlich sauber machen

Alte Möbel haben oft einen unsichtbaren Film aus Fett, Schmutz und alten Möbelpolituren. Den müssen wir komplett loswerden. Normale Seifenlauge reicht da nicht. Profis nutzen hier Anlauger oder Salmiakgeist. Falls du Salmiakgeist verwendest: Achtung! Das Zeug reizt die Atemwege. Arbeite also nur in gut belüfteten Räumen, trage Handschuhe und eine Schutzbrille. Ein gutes Mischverhältnis für den Start ist etwa 1:10, also ein Teil Salmiak auf zehn Teile Wasser. Nach der Reinigung wäschst du alles gründlich mit klarem Wasser ab und lässt die Kommode komplett trocknen, am besten über Nacht.

2. Beschläge ab und kleine Macken flicken

Schraube alle Griffe, Scharniere und Schlüsselschilder ab. Kleiner Trick: Pack alles in einen kleinen Beutel und beschrifte ihn, dann suchst du später nicht ewig nach den passenden Schrauben. Größere Löcher oder Risse füllst du mit Holzkitt. Nach dem Trocknen einfach glatt schleifen.

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3. Schleifen, aber mit Gefühl

Wir schleifen nicht nur, um alten Lack zu entfernen. Viel wichtiger ist, dass wir die Oberfläche anrauen, damit die neue Farbe Halt findet. Ohne diesen Schritt „liegt“ die Farbe nur obenauf und blättert schnell ab.

  • Womit? Besorg dir am besten Schleifpapier in drei Körnungen: 120er zum Anschleifen, 180er für den Feinschliff vor dem Streichen und feines 240er für den Zwischenschliff. Für große Flächen ist ein Schwingschleifer okay, aber an Kanten und Profilen arbeite ich immer von Hand. Da hat man einfach mehr Gefühl.
  • Wie? Immer in Richtung der Holzmaserung, sonst gibt’s hässliche Kratzer. Danach: super gründlich entstauben! Erst mit dem Staubsauger, dann mit einem feuchten Lappen und zum Schluss mit einem Staubbindetuch.

4. Grundieren: Dein Schutzschild gegen fiese Flecken

Manche Kreidefarben werben damit, dass man keine Grundierung braucht. Aus meiner Erfahrung: Das ist ein riskantes Spiel. Hölzer wie Eiche oder Kiefer enthalten Gerbstoffe, die von Farben auf Wasserbasis angelöst werden. Das Ergebnis: Hässliche gelbe oder bräunliche Flecken, die immer wieder durch die neue Farbe durchschlagen.

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Was tun, wenn die Farbe fleckig wird? Genau das ist dieses „Durchbluten“. Wenn dir das passiert, hast du leider den falschen Schritt übersprungen. Die Lösung ist ein sogenannter Sperr- oder Isoliergrund. Den bekommst du im Baumarkt für ca. 20-30 € pro Dose. Trag ihn am besten in zwei dünnen Schichten auf. Das kostet dich zwar einen Tag extra Trocknungszeit, erspart dir aber eine riesige Enttäuschung.

Jetzt kommt Farbe ins Spiel: Mehr als nur Pinseln

Endlich, der kreative Teil! Aber auch hier gibt es ein paar Kniffe.

Gute Kreidefarbe, wie man sie von bekannten Marken kennt, hat eine hohe Pigmentdichte und Deckkraft. Billige Produkte aus dem Discounter enthalten oft mehr Füllstoffe, decken schlechter und können später abfärben. Hier zu sparen, rächt sich oft.

Und bitte, spar nicht am Pinsel! Ein billiger Pinsel verliert Haare und hinterlässt unschöne Streifen. Investiere in einen guten, runden Pinsel für Details und einen flachen für Flächen. Die Farbe wird „satt, aber nicht zu dick“ aufgetragen. Was heißt das? Tauch den Pinsel nur etwa ein Drittel tief in die Farbe und streif ihn leicht am Dosenrand ab. Wenn es tropft, war es zu viel. Zieh die Farbe in langen, gleichmäßigen Bahnen auf, anstatt sie hin und her zu „schieben“.

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Der authentische Used-Look: Die Kunst des Alterns

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein echter Shabby-Look imitiert die natürliche Abnutzung über Jahrzehnte. Überleg mal: Wo würde eine Kommode am ehesten abstoßen?

  • An den Kanten und Ecken.
  • Rund um die Griffe und Schlüssellöcher.
  • An erhabenen Verzierungen und Profilen.

Genau an diesen Stellen schleifst du nach dem Trocknen der Farbe (warte mindestens 24 Stunden!) vorsichtig mit feinem Schleifpapier (220er). Weniger ist mehr! Tritt immer wieder einen Schritt zurück und betrachte das Gesamtbild.

Profi-Techniken für einen noch cooleren Look:

  • Die Kerzenwachs-Technik: Bevor du die helle Deckfarbe streichst, reibst du die Stellen, die später abgenutzt aussehen sollen, mit einer einfachen weißen Kerze ein. Die Farbe haftet auf dem Wachs nicht und lässt sich nach dem Trocknen ganz leicht abkratzen. Das ergibt einen super authentischen, abgeplatzten Look. (Achtung: Dieses Kerzenwachs hat nichts mit dem Möbelwachs zur Versiegelung zu tun – zwei verschiedene Dinge!)
  • Zweifarb-Look: Streiche die Kommode erst in einem dunklen Ton (z.B. Grau). Nach dem Trocknen wendest du die Kerzenwachs-Technik an und streichst mit einem helleren Ton darüber. Kratzt du die obere Schicht ab, schimmert der dunkle Ton durch – das erzeugt eine tolle Tiefe!
  • Kleiner Tipp für Anfänger: Traust du dich nicht gleich an die große Kommode? Schnapp dir einen alten Holz-Bilderrahmen vom Flohmarkt für 2 € und übe die Techniken daran. Da kannst du nichts kaputt machen und bekommst ein super Gefühl dafür.
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Das Finish: So bleibt dein Schmuckstück lange schön

Eine unversiegelte Kreidefarbe ist super empfindlich. Jeder Wassertropfen hinterlässt einen Fleck. Die Versiegelung ist also Pflicht! Du hast im Grunde zwei tolle Optionen.

Möbelwachs ist der Klassiker für den authentischen Shabby-Look. Es erzeugt eine samtige, leicht schimmernde Oberfläche, die sich wunderbar anfühlt und die Farbe schützt. Du trägst es dünn mit einem fusselfreien Tuch auf und polierst es nach kurzer Zeit. Es ist perfekt für Seitenwände und Schubladenfronten, aber für stark beanspruchte Flächen wie die Deckplatte einer Kommode nicht robust genug.

Matter Klarlack auf Wasserbasis ist die robuste Lösung. Für die Deckplatte oder Möbel im Kinderzimmer würde ich immer dazu raten. Achte darauf, einen Lack zu kaufen, der als „nicht vergilbend“ oder „nicht anfeuernd“ deklariert ist, sonst kann sich dein schönes Weiß in ein unschönes Gelb verwandeln. Der Schutz ist unschlagbar, die Haptik aber etwas „kälter“ als bei Wachs.

Zeit, Kosten & eine ehrliche Einkaufsliste

Was kostet der ganze Spaß? Sei realistisch. Für ein hochwertiges Ergebnis landest du schnell bei 100 € bis 150 € nur für das Material. Hier ist mal eine kleine Einkaufsliste, damit du nichts vergisst:

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  • Alte Kommode (Flohmarkt, Kleinanzeigen)
  • Reiniger (Anlauger oder Salmiakgeist) & Gummihandschuhe
  • Holzkitt & Spachtel
  • Schleifpapier (Körnung 120, 180, 240)
  • Staubbindetücher
  • Sperrgrund (ca. 750 ml für 20-30 €)
  • Gute Kreidefarbe (1 Liter, ca. 30-40 €)
  • Hochwertige Pinsel
  • Versiegelung: Möbelwachs (ca. 500 ml für 15-25 €) ODER matter Klarlack
  • Abdeckmaterial und fusselfreie Lappen

Und die Zeit? Plane realistisch! Für eine sorgfältige Aufarbeitung mit allen Trocknungszeiten kannst du gut und gerne 15-20 Stunden einplanen, verteilt auf mehrere Tage.

Ein möglicher Zeitplan fürs Wochenende:

  • Freitagnachmittag (3-4 Stunden): Kommode gründlich reinigen, Beschläge entfernen, trocknen lassen.
  • Samstag (ca. 5-6 Stunden Arbeit + Wartezeit): Schleifen, entstauben, erste Schicht Sperrgrund auftragen. Trocknen lassen! Nachmittags die zweite Schicht Sperrgrund. Wieder trocknen lassen!
  • Sonntag (ca. 4-5 Stunden Arbeit + Wartezeit): Erster Farbanstrich. Trocknen lassen. Zweiter Farbanstrich. Gut durchtrocknen lassen. Abends oder am nächsten Tag den Used-Look gestalten und versiegeln.

Wann du doch lieber den Profi rufst & Sicherheit geht vor!

Manchmal stößt man an Grenzen. Bei aktivem Holzwurmbefall (erkennbar an frischem, hellem Holzmehl), gebrochenen Füßen oder großflächigen Furnierschäden solltest du einen Tischler fragen.

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Und das Allerwichtigste: deine Gesundheit. ACHTUNG bei sehr alten Lackschichten! Möbel aus einer Zeit, als man noch andere Lacke verwendete, können Blei enthalten. Bleistaub beim Schleifen ist hochgiftig! Wenn du unsicher bist, nutze Test-Kits aus dem Baumarkt oder schleife nur nass. Trage beim Schleifen IMMER eine gute Staubmaske (mindestens FFP2) und sorge für gute Belüftung.

Am Ende hältst du nicht nur ein Möbelstück in den Händen. Du hältst ein Stück deiner eigenen Geschichte in den Händen – die Geschichte von sorgfältiger Arbeit und der Freude, etwas Wunderschönes selbst geschaffen zu haben. Und das, mein Freund, ist unbezahlbar.

Bildergalerie

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  • Für den groben Abschliff alter Lacke: 80er Körnung
  • Zum Glätten der Grundierung: 120er Körnung
  • Für den sanften Farbabrieb (Distressing): 220er oder feiner

Tipp: Ein Schleifklotz sorgt für gleichmäßigen Druck und verhindert unschöne Dellen im Holz.

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Der häufigste Fehler? Die fehlende Versiegelung. Ohne eine Schutzschicht aus Wachs oder Mattlack ist deine Kreidefarbe extrem anfällig für Flecken und Abrieb. Ein verschüttetes Wasserglas könnte dein ganzes Werk ruinieren. Investiere in ein gutes Möbelwachs (z.B. von Annie Sloan oder Farrow & Ball), es schützt nicht nur, sondern verleiht der Farbe auch eine samtige Tiefe.

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Der Begriff „Shabby Chic“ wurde in den 1980er Jahren von der britischen Designerin Rachel Ashwell geprägt.

Ihr Ziel war es, die gemütliche, unperfekte Ästhetik alter englischer Landhäuser für jeden zugänglich zu machen. Es geht also um Eleganz mit einer Prise Lässigkeit, nicht um willkürliche Zerstörung.

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Unterschätze niemals die Macht der Griffe! Eine schlichte Kommode wird durch neue Knöpfe aus Porzellan, Messing oder geschliffenem Glas komplett verwandelt. Sie sind die Juwelen deines Möbelstücks. Stöbere auf Flohmärkten oder bei spezialisierten Anbietern wie „Zara Home“ nach einzigartigen Stücken, die die Geschichte deiner Kommode weitererzählen.

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Warum schwören so viele auf Kreidefarbe (Chalk Paint)?

Ganz einfach: Sie haftet auf fast jedem Untergrund, oft sogar ohne mühsames Anschleifen. Ihre ultramatte, poröse Textur ist die perfekte Basis für den typischen Shabby-Look und lässt sich wunderbar leicht bearbeiten, um darunterliegende Farbschichten oder das Holz freizulegen. Die Original-Farben von Annie Sloan sind hier der Goldstandard, aber auch Marken wie Rust-Oleum bieten tolle Alternativen.

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Kreidefarbe: Sehr matt, porös und griffig. Perfekt für ein rustikales, „kalkiges“ Finish. Haftet fast überall ohne Grundierung.

Lack auf Wasserbasis (Acryllack): Strapazierfähiger und glatter. Bietet mehr Schutz, ist aber schwieriger abzuschleifen für den Distressed-Look.

Für authentischen Shabby Chic ist Kreidefarbe meist die bessere Wahl, für ein modernes, pflegeleichtes Möbelstück der Acryllack.

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Die „Kerzenwachs-Technik“ ist das Geheimnis für einen authentischen Abrieb-Look. Reibe einfach eine Haushaltskerze an den Kanten und Ecken, an denen später die Farbe abplatzen soll, BEVOR du den Endanstrich aufträgst. Nach dem Trocknen der Farbe kannst du diese Stellen mit einem Spachtel oder feiner Stahlwolle ganz einfach wieder freilegen. Das Ergebnis wirkt viel natürlicher als reines Schleifen.

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  • Bringt Tiefe und Charakter
  • Erzählt eine visuelle Geschichte
  • Verzeiht kleine Fehler im Anstrich

Das Geheimnis? Trage zuerst einen dunkleren Farbton auf (z.B. Grau oder Braun), versiegle ihn mit Wachs an einigen Stellen und streiche dann deinen helleren Hauptfarbton darüber. Beim Schleifen kommt die untere Farbe zum Vorschein.

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Vergiss Perfektion! Ein echter Shabby-Chic-Charme entsteht durch kleine Unregelmäßigkeiten. Ein Pinselstrich, der nicht ganz gerade ist, eine Ecke, an der etwas mehr Farbe abgeplatzt ist – das sind die Details, die dein Möbelstück einzigartig machen und ihm eine Seele verleihen. Es ist die Schönheit des Unvollkommenen.

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Muss ich wirklich grundieren?

Bei dunklen Hölzern wie Eiche oder Mahagoni: Unbedingt! Die Gerbstoffe (Tannine) im Holz können sonst durch die helle Farbe „bluten“ und unschöne gelbliche oder rosafarbene Flecken verursachen. Ein spezieller Sperrgrund (z.B. von „Zinsser B-I-N“) isoliert das Holz und sorgt für ein makelloses Ergebnis.

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Laut einer Studie des Umweltbundesamtes fallen in Deutschland jährlich über 7 Millionen Tonnen an Sperrmüll an, wovon ein Großteil Möbel sind.

Dein DIY-Projekt ist also mehr als nur eine Verschönerung. Es ist ein aktiver Beitrag zur Nachhaltigkeit, der Ressourcen schont und einem Möbelstück ein zweites, langes Leben schenkt. Upcycling ist gelebter Umweltschutz.

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Klarwachs: Versiegelt die Farbe und schützt sie vor Schmutz und Wasser. Es intensiviert den Farbton leicht und verleiht ein samtig-mattes Finish.

Dunkelwachs (Dark Wax): Wird sparsam nach dem Klarwachs aufgetragen. Es setzt sich in Vertiefungen und Pinselstrichen ab, betont die Struktur und verleiht einen authentischen, gealterten „Patina-Look“.

Beginne immer mit Klarwachs, denn es wirkt wie ein Radiergummi für das Dunkelwachs, falls du zu viel aufträgst.

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Mehr als nur Weiß und Pastellrosa! Shabby Chic funktioniert wunderbar mit einer breiteren Palette. Probiere es mit sanften, vergrauten Tönen wie Salbeigrün, Taubenblau oder einem warmen Greige. Diese Farben wirken erwachsener und edler, besonders in Kombination mit dunklem Wachs. Ein „Duck Egg Blue“ von Farrow & Ball ist zum Beispiel ein zeitloser Klassiker für diesen Stil.

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Achtung, Dalmatiner-Effekt! Ein typischer Anfängerfehler ist das zu gleichmäßige und punktuelle Abschleifen. Das Ergebnis sind unnatürliche, runde Flecken. Echte Abnutzung passiert an Kanten, Ecken, um Griffe herum und auf Flächen, die oft berührt werden. Beobachte alte Möbel und imitiere diese natürlichen Verschleißmuster für ein glaubwürdiges Ergebnis.

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Die wahre Magie einer Shabby-Chic-Kommode liegt in der Atmosphäre, die sie schafft. Sie ist kein kühles Designobjekt, sondern ein emotionales Stück, das Gemütlichkeit, Geborgenheit und eine Prise Nostalgie in den Raum bringt. Sie wirkt wie ein Ankerpunkt, der die Hektik des Alltags ausbremst und eine Geschichte von Zeit und Beständigkeit erzählt. Ein solches Möbel verändert nicht nur den Raum, sondern auch das Gefühl darin.

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  • Verleiht eine persönliche, künstlerische Note
  • Ideal, um kleine Macken oder unschöne Flächen zu kaschieren
  • Bricht große, monotone Farbflächen auf

So geht’s: Mit Schablonen (Stencils) und einer fast trockenen Farbrolle oder einem Tupfpinsel kannst du filigrane Muster, Ornamente oder Schriftzüge aufbringen. Besonders schön wirkt das auf Schubladenfronten oder der Deckplatte.

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Hilfe, ich habe durch das Furnier geschliffen!

Keine Panik, das ist der heikelste Moment. Stoppe sofort das Schleifen an dieser Stelle! Eine schnelle Rettung für kleine Stellen: Tupfe den Bereich vorsichtig mit einer passenden Holzbeize nach, um die durchscheinende Spanplatte farblich an das Holz anzupassen. Versiegle es danach gut. Bei größeren Schäden wird es komplizierter – hier ist Prävention durch vorsichtiges Arbeiten der beste Weg.

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„Gutes Design ist ehrlich.“ – Dieter Rams

Im Kontext von Shabby Chic bedeutet das: Sei ehrlich zum Alter des Möbels. Anstatt Makel komplett zu verstecken, arbeite mit ihnen. Eine Delle oder ein Kratzer sind Teil seiner Geschichte. Deine Aufgabe ist es, diese Geschichte zu ehren und sie in einem neuen, schönen Licht zu präsentieren.

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Wichtigster Schritt: Die gründliche Reinigung. Bevor du auch nur ans Schleifpapier denkst, muss die Kommode mit einer Lauge aus Wasser und Spülmittel oder einem speziellen Anlauger (z.B. von „Molto“) von Fett, Schmutz und alten Pflegemittelresten befreit werden. Farbe haftet nicht auf Fett. Diesen Schritt auszulassen ist die häufigste Ursache für abblätternde Farbe nach kurzer Zeit.

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Der Trend geht zum „Modern Shabby“ oder „Refined Rustic“. Hier wird der Look etwas zurückhaltender interpretiert: Weniger starker Farbabrieb, oft nur an ganz wenigen Kanten. Die Oberflächen sind glatter geschliffen und das Finish ist sehr matt, aber ebenmäßig. Man kombiniert die sanfte Ästhetik mit klaren Linien und manchmal sogar modernen, metallischen Griffen in Gold oder Schwarz.

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Naturborstenpinsel: Perfekt für Kreidefarbe. Die Borsten sind etwas ungleichmäßig und hinterlassen eine leichte Textur und sichtbare Pinselstriche, die den handgemachten Charakter des Shabby-Chic-Stils unterstreichen.

Synthetikpinsel: Ideal für Lacke. Sie erzeugen eine glattere, streifenfreiere Oberfläche. Für ein makelloses, modernes Finish die bessere Wahl.

Für den klassischen Look ist ein guter, runder Naturborstenpinsel oft die Investition wert.

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Verleihe einer sehr schlichten, kastenartigen Kommode mehr Eleganz, indem du ihr neue Füße verpasst. Im Baumarkt oder online findest du eine große Auswahl an Möbelfüßen – von gedrechselten Holzkugeln im Landhausstil bis hin zu geschwungenen Barockfüßen. Das hebt das Möbelstück buchstäblich auf ein neues Niveau und verändert seine gesamte Silhouette.

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Für einen besonders romantischen und individuellen Touch kannst du die Technik der Découpage nutzen. Beklebe Schubladenfronten oder die Seiten der Kommode mit Ausschnitten aus alten Briefen, Notenblättern oder botanischen Drucken. Mit speziellem Découpage-Kleber (z.B. „Mod Podge“) wird das Papier aufgetragen und gleichzeitig versiegelt. Das Ergebnis ist ein unverwechselbares Unikat.

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  • eBay Kleinanzeigen: Der Klassiker für günstige Fundstücke direkt aus der Nachbarschaft.
  • Soziale Kaufhäuser & Diakonie: Hier findest du oft massive Holzmöbel für kleines Geld und tust gleichzeitig Gutes.
  • Sperrmüll-Tage: Mit etwas Glück findest du hier wahre Schätze, die nur auf eine zweite Chance warten.

Eine gewachste Oberfläche sollte niemals mit scharfen Reinigungsmitteln behandelt werden.

Zur Pflege genügt ein trockenes oder nebelfeuchtes Mikrofasertuch. Bei stärkerer Beanspruchung oder wenn das Finish matt wird, kann die Wachsschicht alle ein bis zwei Jahre einfach aufgefrischt werden. So bleibt deine Kommode über Jahrzehnte schön.

Anna Müller

Anna Mueller ist das jüngste Multitalent unter den Autoren des Archzine Online Magazins. Das Journal ist dafür bekannt, mit der Mode Schritt zu halten, damit die Leser immer über die tollsten Trends informiert sind. Anna absolvierte ihren Bachelor in Journalistik an der Freien Universität Berlin.