Mainz: Die 5 größten Fehler in der Gutenberg-Stadt

von Brittany Alaine Koehler
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Mainz, die charmante Landeshauptstadt am Rhein, hat auf den ersten Blick alles, was man von einer deutschen Traditionsstadt erwartet: einen imposanten Dom, verwinkelte Altstadtgassen und natürlich das Erbe ihres größten Sohnes, Johannes Gutenberg. Als ich das erste Mal hierherkam, dachte ich, ich wüsste, was mich erwartet. Ein paar Stunden Geschichte, ein Foto vom Dom und weiter geht’s. Doch ich habe schnell gemerkt: Wer Mainz nur auf seine Sehenswürdigkeiten reduziert, begeht einen fatalen Fehler und verpasst das wahre Herz dieser Stadt – eine ansteckende Lebensfreude, die von Wein, Geselligkeit und einer tief verwurzelten Gelassenheit geprägt ist. Viele Besucher stolpern in die gleichen Touristenfallen. Hier sind die fünf häufigsten Fehler und wie Sie sie vermeiden, um das echte „Meenz“ zu erleben.

1. Das Gutenberg-Erbe falsch angehen

Der wohl größte Fehler, den man aktuell in Mainz machen kann, ist, zielstrebig zum alten Standort des Gutenberg-Museums zu pilgern und vor einer riesigen Baustelle zu stehen. Ja, das weltberühmte Museum wird für die Zukunft fit gemacht und ist für mehrere Jahre im Umbau. Viele drehen dann enttäuscht um, doch das wäre schade. Die Lösung liegt nur wenige Gehminuten entfernt: Im Naturhistorischen Museum wurde ein brillanter Interimsort namens „Gutenberg-Museum im Naturhistorischen Museum“ geschaffen. Hier sind die wahren Schätze ausgestellt, allen voran zwei originale Gutenberg-Bibeln. Ich stand selbst davor und es ist ein wirklich bewegender Moment, diese Meisterwerke des Buchdrucks live zu sehen. Mein Tipp: Buchen Sie online ein Zeitfenster, besonders am Wochenende. So vermeiden Sie Wartezeiten und können die Ausstellung in Ruhe genießen. Es ist zwar nur ein Vorgeschmack auf das, was kommen wird, aber ein absolut unverzichtbarer.

2. Die „Weck, Worscht un Woi“-Kultur ignorieren

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Viele Touristen hetzen von der Altstadt zum Dom und weiter zum Rheinufer. Dabei übersehen sie das eigentliche Mainzer Lebensgefühl, das sich am besten mit drei Worten zusammenfassen lässt: „Weck, Worscht un Woi“ (Brötchen, Wurst und Wein). Nirgends wird diese Dreifaltigkeit so zelebriert wie beim Marktfrühstück am Samstag. Von Frühling bis Herbst versammeln sich hunderte Mainzer auf dem Liebfrauenplatz vor dem Dom. Die Atmosphäre hat mich bei meinem ersten Besuch sofort gepackt: ein fröhliches Stimmengewirr, klirrende Weingläser und der Duft von frischer Fleischwurst. Das Prinzip ist einfach: Man kauft sich bei einem der Marktmetzger (z.B. der Metzgerei Walz) ein Stück warme Fleischwurst und ein Brötchen (kostet zusammen ca. 4-5 €) und holt sich bei einem der Winzerstände einen „Schoppen“ Wein (ca. 3,50 € für 0,2l). Stellen Sie sich einfach dazu, kommen Sie mit den Leuten ins Gespräch – authentischer geht es nicht. Aber seien Sie früh da, ab 11 Uhr wird es rappelvoll!

3. Denken, Fastnacht gäbe es nur im Februar

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Wer Mainz nur mit dem Rosenmontagszug verbindet, kratzt nur an der Oberfläche. Die Mainzer Fastnacht ist keine reine Party, sie ist die „fünfte Jahreszeit“, ein Lebensgefühl, das das ganze Jahr über spürbar ist. Ein wunderbares Beispiel dafür ist der Fastnachtsbrunnen am Schillerplatz. Viele laufen achtlos daran vorbei, dabei ist er eine steingewordene Liebeserklärung an die „Meenzer Fassenacht“. Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit und entdecken Sie die über 200 Figuren: Till Eulenspiegel, den „Mann mit dem Brett vor dem Kopf“ oder Vater Rhein. Jede Figur erzählt eine Geschichte. Ich ertappe mich bei jedem Besuch dabei, wie ich neue, witzige Details entdecke. Wer tiefer eintauchen will, dem empfehle ich einen Besuch im Fastnachtsmuseum im Proviant-Magazin. Dort kann man die prächtigen Kostüme und die politische Geschichte der Mainzer Fastnacht ganz ohne Trubel und zu jeder Jahreszeit erleben.

4. Die wahren Wein-Oasen übersehen

Mainz ist die Weinhauptstadt Deutschlands und das Tor zu Rheinhessen, dem größten Weinanbaugebiet des Landes. Viele Besucher landen aber in den erstbesten Weinbars der Altstadt, die oft touristisch und überteuert sind. Der wahre Weingenuss versteckt sich woanders: in den traditionellen Straußwirtschaften und Gutsschänken. Das sind Weingüter, die für ein paar Wochen im Jahr ihre Höfe und Gärten öffnen und ihren eigenen Wein ausschenken, oft begleitet von kleinen, regionalen Speisen. Ich liebe die Atmosphäre dort – man sitzt direkt beim Winzer, oft an langen Tischen mit Einheimischen, und bekommt fantastische Weine für kleines Geld. Achten Sie auf einen ausgehängten Strauß über dem Tor – das ist das Zeichen, dass geöffnet ist. Ein Ausflug in die Stadtteile wie Hechtsheim oder Ebersheim lohnt sich dafür ungemein. Eine Alternative in der Altstadt sind die klassischen Weinstuben wie das Weinhaus Bluhm, wo man die Mainzer Weinkultur in historischem Ambiente erlebt.

5. Sich kulinarisch auf die Touristenpfade verirren

Die Mainzer Küche ist bodenständig, ehrlich und unglaublich lecker. Doch auch hier tappen viele in die Falle und essen in den typischen Touristenrestaurants am Dom. Ein absolutes Muss ist die Mainzer Brezel von Ditsch – am besten direkt aus der Backstube am Bahnhof. Aber das wahre kulinarische Erlebnis ist die Kombination mit „Spundekäs“, einer würzigen Frischkäsezubereitung, die man mit kleinen Brezelchen dippt. Fantastischen Spundekäs bekommen Sie in traditionellen Weinstuben wie der „Weinstube Hottum“. Rechnen Sie mit etwa 7-9 € für eine Portion, die oft für zwei reicht. Seien Sie mutig und probieren Sie auch „Handkäs mit Musik“ (ein Sauermilchkäse in einer Marinade aus Öl, Essig und Zwiebeln). Er riecht streng, schmeckt aber herrlich und ist das perfekte Pendant zu einem kräftigen Riesling. Ein persönlicher Favorit von mir ist das „Heiliggeist“ in der Altstadt. Man sitzt in den Mauern eines ehemaligen Spitals und genießt moderne, aber regional verwurzelte Küche in einer einzigartigen Atmosphäre.

Bonus-Tipp: Planen Sie Ihren Besuch um die Feste

Mainz ist eine Stadt, die es liebt zu feiern. Wenn Sie die Möglichkeit haben, legen Sie Ihre Reise auf eines der großen Feste. Der Mainzer Weinmarkt Ende August/Anfang September verwandelt den Stadtpark in ein riesiges, gemütliches Weinfest. Mein Highlight ist die „Schlenderweinprobe“, bei der man mit seinem Glas von Stand zu Stand spazieren kann. Noch wichtiger für die Mainzer Seele ist die Johannisnacht Ende Juni. Es ist das größte Volksfest der Stadt, eine Hommage an Johannes Gutenberg, mit Live-Musik, Rummel und einem gigantischen Feuerwerk über dem Rhein. An diesen Wochenenden pulsiert die Stadt, und man erlebt die Mainzer Lebensfreude in ihrer reinsten Form. Mainz ist kein Ort für eine schnelle Checkliste, sondern eine Einladung zum Verweilen und Genießen. Wenn Sie diese Fehler vermeiden, werden Sie nicht nur eine historische Stadt entdecken, sondern vielleicht sogar ein kleines Stück Ihres Herzens am Rhein zurücklassen.

Brittany Alaine Koehler

Brittany Koehler ist eine amerikanische Autorin und Bloggerin, die in Norddeutschland lebt. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Themen „Slow Living“, kulturelle Eingewöhnung und die persönlichen Veränderungen, die das Leben im Ausland mit sich bringt.