Rab: 4 Strände, die Einheimische für sich behalten

Die kroatische Insel Rab ist ein Juwel, das selbst mich als erfahrenen Adria-Reisenden immer wieder überrascht. Bei meiner ersten Ankunft mit der Fähre und dem Blick auf die Skyline mit den vier markanten Glockentürmen wusste ich sofort: Das hier ist anders. Es ist nicht nur eine weitere hübsche Insel, es ist ein Ort mit einer tiefen Seele. Und was die rund 8.000 Einwohner dieser mittelalterlichen Schönheit seit Jahrhunderten hüten, enthüllt sich nur denjenigen, die bereit sind, einen Schritt abseits der ausgetretenen Pfade zu wagen. Lassen Sie uns gemeinsam die Geheimnisse lüften, die die Rab-Bewohner normalerweise nur mit ihren engsten Freunden teilen.
Die versteckten Strände von Kalifront – Ein Paradies liegt im Wald
Während sich die meisten Touristen an den Stadtstränden von Rab oder den beliebten Buchten in Lopar drängen, fahren die Einheimischen in eine andere Richtung: auf die Halbinsel Kalifront. Dieses riesige, geschützte Waldgebiet ist das grüne Herz der Insel und verbirgt die wahren Strandschätze. Vergessen Sie überfüllte Liegestuhlreihen; hier finden Sie absolute Ruhe.
Ich habe mir für einen Tag ein kleines Motorboot gemietet (ca. 70 € für den Tag, verhandeln lohnt sich!) und bin die Küste abgefahren. Alternativ ist ein Mountainbike die beste Wahl. Der Weg führt durch duftende Kiefernwälder, und immer wieder zweigen kleine Pfade ab, die zu winzigen, menschenleeren Buchten führen. Statt vier spezifischer Strände ist es eher eine ganze Küstenlinie voller geheimer Plätze. Mein persönlicher Favorit ist die Gegend um Suha Punta, wo man nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald plötzlich vor einer kleinen, von Felsen umrahmten Bucht mit kristallklarem Wasser steht. Packen Sie unbedingt Badeschuhe ein, denn die Strände sind steinig, aber das Wasser ist dafür umso klarer und perfekt zum Schnorcheln.
Die wahre Raber Torte – Wo sie wirklich schmeckt

Die berühmte Raber Torte (Rapska Torta) ist mehr als nur ein Dessert – sie ist ein Stück Inselgeschichte, deren Rezept angeblich von Benediktinernonnen für Papst Alexander III. im 12. Jahrhundert kreiert wurde. Doch was Touristen in vielen Cafés und Souvenirläden serviert bekommen, ist oft nur ein trockener, industriell gefertigter Abklatsch. Ich bin selbst darauf hereingefallen und war anfangs enttäuscht.
Die Einheimischen wissen es besser. Für die authentische, saftige und himmlisch nach Mandeln und Maraschino-Likör duftende Torte gibt es nur eine Handvoll Adressen. Die bekannteste und meiner Meinung nach beste ist die Konditorei Vilma in der Altstadt von Rab. Hier wird das Originalrezept seit Generationen bewahrt. Ein Stück kostet um die 4,50 €, aber es ist jeden einzelnen Cent wert. Mein Tipp: Kaufen Sie keine abgepackte Torte im Supermarkt – das Erlebnis ist nicht einmal annähernd vergleichbar. Gönnen Sie sich das Original bei Vilma mit einem starken Espresso dazu.
Die vier Glockentürme – Der beste Ausblick für 3 Euro

Die vier Glockentürme sind das Wahrzeichen von Rab und prägen die Silhouette der Altstadt. Jeder von ihnen erzählt eine eigene Geschichte. Doch während die meisten Touristen sie nur von unten fotografieren, wissen die Einheimischen, dass einer von ihnen das beste Panorama der Insel bietet. Es ist der Glockenturm der ehemaligen Kathedrale St. Mariä Himmelfahrt, der als einziger für Besucher zugänglich ist.
Der Aufstieg über die alten Steinstufen ist ein kleines Abenteuer für sich. Oben angekommen, wird man mit einem 360-Grad-Blick belohnt, der einem den Atem raubt. Die Terrakotta-Dächer der Altstadt, das glitzernde Meer, die Nachbarinseln – alles liegt einem zu Füßen. Der Eintritt kostete bei meinem letzten Besuch um die 3 €. Die beste Zeit für den Aufstieg ist die späte Nachmittagsstunde, kurz bevor die Sonne untergeht. Das Licht ist dann magisch weich, perfekt für Fotos, und die drückende Mittagshitze ist verflogen.
Herbstzauber – Rabs bestgehütetes Geheimnis
Fragen Sie einen Einheimischen nach der besten Zeit für einen Besuch, und die Antwort wird selten Juli oder August sein. Während die meisten Besucher im Hochsommer anreisen, wissen die Kenner: Der September ist der magischste Monat auf Rab. Die Touristenmassen sind verschwunden, die Preise für Unterkünfte sinken spürbar, aber das Meer ist vom Sommer noch herrlich warm, oft um die 23°C.
Die Atmosphäre auf der Insel verändert sich komplett. Die Hektik weicht einer entspannten Gelassenheit. Man findet ohne Probleme einen Platz in den besten Restaurants, die Strände auf Kalifront hat man fast für sich allein, und man kann durch die Gassen der Altstadt schlendern, ohne sich durch Menschenmengen zu schieben. Für mich ist das die perfekte Zeit, um die Insel wirklich zu spüren – ideal zum Wandern im Dundo-Wald oder für ausgedehnte Radtouren.
Essen wie die Einheimischen – Eine Konoba statt Touristenfalle
Die Hafenpromenade von Rab ist wunderschön, aber viele Restaurants dort sind auf schnelle Touristenabfertigung ausgelegt. Um die authentische Inselküche zu erleben, muss man in die Seitengassen abbiegen und nach einer „Konoba“ Ausschau halten. Das sind traditionelle, oft familiengeführte Tavernen.
Eine meiner liebsten Entdeckungen ist die Konoba Santa Maria, etwas versteckt in einer der oberen Gassen der Altstadt. Hier sitzt man in einem romantischen Innenhof unter Weinreben. Vergessen Sie die Standard-Pizza und bestellen Sie eine Fischplatte für zwei (ca. 60-70 €) oder, noch besser, rufen Sie einen Tag vorher an und bestellen Sie eine „Peka“ – ein traditionelles Gericht aus Fleisch oder Oktopus, das stundenlang unter einer gusseisernen Glocke in der Glut gart. Das ist kein schnelles Abendessen, sondern ein unvergessliches kulinarisches Erlebnis, das die Seele der dalmatinischen Küche offenbart.
Rab offenbart seine wahren Schätze nur denjenigen, die bereit sind, tiefer zu blicken und sich auf die Insel und ihre Bewohner einzulassen. Es ist ein Ort, der belohnt, wenn man die Hauptwege verlässt. Folgen Sie den Spuren der Einheimischen, und Sie werden ein Rab entdecken, das in keinem Reiseführer steht – ein Erlebnis, das Sie für immer mit dieser magischen Insel verbinden wird.