Brandenburgs See-Wunder: Kraniche, FKK & klares Wasser

von Brittany Alaine Koehler
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Als ich das erste Mal vom Grünewalder Lauch hörte, war ich skeptisch. Ein ehemaliges Braunkohle-Tagebauloch, in dem heute tausende Kraniche rasten und man neben FKK-Anhängern im klarsten Wasser schwimmt? Das klang fast zu schön, um wahr zu sein. Doch dieser 100 Hektar große See in Brandenburg ist genau das: ein faszinierendes Beispiel dafür, wie sich die Natur ein von Menschen geschaffenes Loch zurückerobert und in ein Paradies verwandelt. Seit 1960 hat sich hier eine unglaubliche Transformation vollzogen, die ich mir selbst ansehen musste.

Von der Kohle zum Kranich: Ein Schauspiel, das man gehört haben muss

Die Geschichte des Grünewalder Lauchs ist die einer beeindruckenden Metamorphose. Wo einst riesige Bagger die Lausitzer Landschaft aufrissen, liegt heute ein Vogelparadies von internationalem Rang. Das absolute Highlight ist zweifellos der Herbst. Wenn die Tage kürzer werden, bietet sich hier ein Naturspektakel, das Gänsehaut verursacht. Bis zu 10.000 Kraniche nutzen den See als „Tankstelle“ auf ihrer langen Reise in den Süden.

Ich war im Oktober dort und stand kurz vor Sonnenaufgang am Ufer. Die Luft war kühl und feucht, und dann begann es: Zuerst einzelne, trompetenartige Rufe, die schnell zu einem vielstimmigen Chor von Tausenden von Vögeln anschwollen. Den Moment, in dem die riesigen Schwärme bei Dämmerung vom Wasser aufsteigen, vergisst man nie. Mein Tipp: Nehmen Sie unbedingt ein Fernglas mit! Die besten Beobachtungspunkte finden Sie am Nord- und Westufer, wo es ruhiger ist. Seien Sie aber früh da, denn die besten Plätze sind schnell besetzt.

FKK, Familien und Fellnasen: Ein See für alle

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Was den Grünewalder Lauch für mich so besonders macht, ist diese entspannte Koexistenz. Hier prallen keine Welten aufeinander, sie genießen den See gemeinsam. Es gibt klar ausgewiesene Bereiche: einen gut besuchten Textilstrand für Familien, einen weitläufigen FKK-Bereich, der viel Privatsphäre bietet, und sogar einen separaten Hundestrand, wo die Vierbeiner nach Herzenslust toben können. Ich habe selten einen Ort erlebt, an dem das so reibungslos funktioniert.

Die Infrastruktur ist einfach, aber ausreichend. Parken kostet für den ganzen Tag um die 4 Euro – ein fairer Preis. Wichtig: Nehmen Sie genug Bargeld mit, denn nicht jeder Kiosk oder Imbiss akzeptiert Kartenzahlung. Die Atmosphäre ist durchweg entspannt, fast wie bei einem Festival der Lebensfreude, nur eben in Badehose oder auch ganz ohne.

Schwimmen, wo einst Bagger standen

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Die Wasserqualität ist wirklich bemerkenswert. Seit 2014 erfüllt der See die strengen EU-Normen für Badegewässer, und das merkt man. Das Wasser ist kristallklar und an einem heißen Sommertag eine willkommene Erfrischung. Im Gegensatz zu manch anderem See in Brandenburg fühlt es sich auch im Hochsommer noch kühl und belebend an. Der Sand an den Stränden ist fein und lädt zum stundenlangen Verweilen ein.

Am Hauptstrand gibt es einen kleinen Imbiss, der die üblichen Klassiker wie Pommes und Bratwurst (ca. 3,50 €) anbietet. Perfekt für den kleinen Hunger zwischendurch. Wer es ruhiger mag, findet entlang des Ufers immer wieder kleine, versteckte Buchten, in denen man fast für sich allein ist. Für mich ist das der wahre Luxus: einfach ein Handtuch ausbreiten und dem leisen Plätschern der Wellen lauschen.

Tipps für Ihren Besuch am Grünewalder Lauch

Eine gute Vorbereitung macht den Ausflug perfekt. Aus meiner Erfahrung kann ich Ihnen folgende Ratschläge mit auf den Weg geben:

Anreise und Parken

Der See liegt etwas abseits, daher ist die Anreise mit dem Auto am einfachsten. Von Berlin aus sind es etwa 1,5 Stunden, von Dresden knapp eine Stunde. Geben Sie „Grünewalder Lauch“ ins Navi ein, die Parkplätze sind gut ausgeschildert. An heißen Sommerwochenenden kann es voll werden, also lohnt es sich, entweder früh am Morgen oder erst am Nachmittag zu kommen.

Vogelbeobachtung richtig planen

Die Kranichsaison ist von Ende September bis Anfang November. Die Vögel sind am aktivsten in der Morgen- und Abenddämmerung. Es werden auch geführte Touren angeboten, zum Beispiel von der Naturwacht. Diese sind oft schnell ausgebucht, eine frühzeitige Anmeldung ist also Pflicht! Ich habe eine solche Tour mitgemacht und es war jeden Cent wert, weil die Ranger genau wissen, wo und wann die Vögel einfliegen.

Übernachten und Essen

Direkt am See gibt es einen Campingplatz, der besonders bei Familien sehr beliebt ist (Stellplatz ca. 25-35 € pro Nacht). Wer mehr Komfort sucht, findet in den umliegenden Orten wie Lauchhammer oder Finsterwalde zahlreiche Ferienwohnungen. Für ein authentisches Abendessen kann ich einen Abstecher in einen der regionalen Gasthöfe empfehlen. Dort gibt es oft solide, brandenburgische Küche zu vernünftigen Preisen – eine willkommene Abwechslung zum Imbiss am Strand.

Ein Vorbild für die Zukunft

Der Grünewalder Lauch ist mehr als nur ein Badesee. Er ist ein lebendiges Denkmal des Wandels in der Lausitz und ein Beweis dafür, dass Natur und Tourismus harmonieren können. Ähnlich wie am nahen Senftenberger See, wo ebenfalls aus einem Tagebau eine blühende Freizeitlandschaft entstand, zeigt sich hier die enorme Kraft der Renaturierung.

Für mich ist dieser Ort ein Juwel, das seine industrielle Vergangenheit nicht versteckt, sondern sie als Teil seiner Geschichte stolz zur Schau stellt. Ob Sie nun wegen der Kraniche kommen, zum hüllenlosen Sonnenbaden oder einfach nur, um in klarem Wasser zu schwimmen – der Grünewalder Lauch ist eine der positivsten Überraschungen, die Brandenburg für mich bereithielt. Ein Ort, an den ich immer wieder gerne zurückkehren werde.

Brittany Alaine Koehler

Brittany Koehler ist eine amerikanische Autorin und Bloggerin, die in Norddeutschland lebt. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Themen „Slow Living“, kulturelle Eingewöhnung und die persönlichen Veränderungen, die das Leben im Ausland mit sich bringt.