Diese ‚Unkräuter‘ sollten Sie im Herbst stehen lassen. Der Grund wird Sie überraschen

Der Herbst ist für viele Gärtner die Zeit des großen Aufräumens. Verblühtes wird geschnitten, Beete werden winterfest gemacht. Doch wer jetzt zu gründlich ist, tut seinem Garten keinen Gefallen. Im Gegenteil: Einige Pflanzen, die wir oft als lästiges „Unkraut“ betrachten, sind über den Winter wahre Superhelden für die Tierwelt. Es ist eine Form der intelligenten Faulheit, die sich im Frühling doppelt auszahlt.
Anstatt den ganzen Garten blitzblank zu putzen, sollten wir eine kleine, wilde Ecke reservieren. Das ist nicht nur weniger Arbeit, sondern schafft ein unschätzbar wertvolles Biotop, das nützlichen Insekten und Vögeln hilft, die kalte Jahreszeit zu überstehen.
Ein Winterquartier für nützliche Insekten
Viele unserer kleinen Gartenhelfer suchen im Herbst verzweifelt nach einem sicheren Ort zum Überwintern. Hohle Pflanzenstängel und dichte Blätterrosetten sind für sie wie Fünf-Sterne-Hotels. Wenn wir diese Strukturen stehen lassen, bieten wir überlebenswichtigen Schutz.
- Große Brennnessel (Urtica dioica): Für uns oft ein Ärgernis, für die Natur ein Segen. Die Raupen wunderschöner Schmetterlinge wie dem Tagpfauenauge und dem Kleinen Fuchs sind auf sie als Futterpflanze angewiesen. Die trockenen, hohlen Stängel sind zudem ein ideales Winterquartier für viele Insekten, darunter auch einige Nützlinge.
- Wilde Karde (Dipsacus fullonum): Ihre stacheligen Samenstände sehen nicht nur im Raureif fantastisch aus, sie sind auch eine ökologische Goldgrube. In den Blattachseln sammelt sich Regenwasser, das Vögeln und Insekten als Tränke dient. Die hohlen Stängel sind ein perfektes Versteck für Wildbienen und andere kleine Krabbler.
- Gewöhnliches Greiskraut (Senecio vulgaris): Dieses oft ungeliebte Kraut blüht bis spät in den Herbst hinein und bietet eine der letzten Nektarquellen für Schwebfliegen und Bienen vor dem Wintereinbruch. Ein paar Pflanzen in einer Ecke zu dulden, hilft den Bestäubern enorm.
Mein Tipp: Weisen Sie eine kleine Fläche von 1-2 m² als „wilde Ecke“ aus, am besten in einer sonnigen und windgeschützten Lage. Hier dürfen diese Pflanzen ungestört über den Winter stehen bleiben.
Ein gedeckter Tisch für hungrige Vögel

Wenn im Winter die natürliche Nahrung knapp wird, sind viele heimische Vögel auf unsere Hilfe angewiesen. Statt teures Vogelfutter zu kaufen, können wir ihnen mit stehengelassenen Pflanzen einen reich gedeckten Tisch bieten – und das völlig kostenlos.
- Disteln (z.B. Acker-Kratzdistel): Die Samen von Disteln sind die absolute Lieblingsspeise für Finkenarten. Vor allem der farbenprächtige Stieglitz (auch Distelfink genannt) liebt diese Samen. Die robusten Stängel halten selbst Schnee stand, sodass die Vögel die Samenstände auch bei geschlossener Schneedecke noch erreichen können.
- Sonnenblumen (Helianthus annuus): Schneiden Sie verblühte Sonnenblumen nicht ab! Lassen Sie die Samenköpfe einfach an der Pflanze trocknen. Meisen, Finken und Sperlinge werden sich mit Begeisterung darüber hermachen und die nahrhaften Kerne herauspicken.
- Beifuß (Artemisia vulgaris): Seine unscheinbaren, aber extrem zahlreichen Samen sind eine wichtige Winternahrung für viele Körnerfresser unter den Vögeln, wie zum Beispiel den Grünfink oder den Bluthänfling.
Diese natürlichen Futterquellen sind oft wertvoller als jedes Futterhaus, da sie genau die Nährstoffe enthalten, an die unsere heimische Vogelwelt angepasst ist.
So machen Sie es richtig: Die Pflege der wilden Ecke

Eine wilde Ecke zu erlauben bedeutet nicht, den Garten verwildern zu lassen. Es geht um eine bewusste Entscheidung, der Natur einen kleinen Raum zurückzugeben. Wichtig ist das richtige Timing beim Aufräumen.
Der häufigste Fehler: Zu früh im Frühling aufzuräumen. Sobald die ersten warmen Sonnenstrahlen kommen, juckt es uns in den Fingern. Doch viele Insekten schlafen dann noch in den alten Stängeln. Räumen Sie die wilde Ecke erst Ende März oder Anfang April auf, wenn die Temperaturen konstant über 10 Grad Celsius liegen.
Schneiden Sie die alten Stängel dann ab, aber bringen Sie sie nicht sofort zum Kompost. Lassen Sie das Schnittgut noch ein bis zwei Wochen locker auf einem Haufen in der Ecke liegen. So geben Sie den letzten Langschläfern die Chance, ihr Winterquartier sicher zu verlassen. Danach können Sie die Reste kompostieren. Sie werden sehen: Ihr Garten wird im nächsten Jahr voller Leben sein.