Dieser Fehler in der Türkei bringt Unglück & Streit

von Amandine Hach
dieser fehler in der tyrkei bringt unglyck streit

Die Türkei – für mich ist das mehr als nur ein Reiseziel. Es ist der Duft von frisch gebrühtem Çay und gegrilltem Mais am Bosporus, das Labyrinth der Gassen im Großen Basar von Istanbul und die unglaubliche Gastfreundschaft der Menschen, die man von der Ägäis bis nach Anatolien spürt. Als jemand, der unzählige Wochen in diesem faszinierenden Land verbracht hat, habe ich gelernt, dass die wahre Magie oft in den kleinen, ungeschriebenen Regeln und Traditionen liegt. Eine davon ist so alltäglich, dass man als ahnungsloser Tourist leicht ins Fettnäpfchen tritt – und sich damit laut Aberglauben Unglück oder sogar Streit einhandelt.

Der Aberglaube, den jeder Reisende kennen sollte

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem gemütlichen Restaurant in Kappadokien, genießen ein Testi Kebab und bitten den Kellner um ein schärferes Messer. Er lächelt freundlich, kommt zurück und legt das Messer neben Ihren Teller auf den Tisch, anstatt es Ihnen direkt in die Hand zu geben. Was wie eine kleine Unachtsamkeit wirkt, ist in Wahrheit ein Akt der Höflichkeit und des Respekts vor einer alten Tradition.

In der Türkei reicht man spitze oder scharfe Gegenstände wie Messer oder Scheren niemals direkt von Hand zu Hand. Ich erinnere mich lebhaft an eine Situation auf einem Stoffmarkt in Fethiye. Ich hatte ein schönes Tuch ausgesucht und die Verkäuferin sollte ein Stück abschneiden. Als sie fertig war, legte sie die Schere bewusst auf den Tresen, damit ich sie nehmen konnte, um die Fäden zu prüfen. Eine direkte Übergabe wäre undenkbar gewesen.

Der Grund dafür ist tief im Aberglauben verwurzelt. Man glaubt, dass das Überreichen eines scharfen Gegenstandes die Beziehung zwischen den beiden Personen „zerschneidet“. Es soll Streit und Pech bringen. Anstatt also ein potenzielles Zerwürfnis zu riskieren, umgeht man das Problem elegant, indem man den Gegenstand ablegt. Die andere Person kann ihn dann sicher aufnehmen. Dies gilt im Restaurant, beim Handeln auf dem Basar und erst recht im privaten Umfeld, wenn man zu jemandem nach Hause eingeladen ist.

Nazar Boncuk: Mehr als nur ein blaues Souvenir

dieser fehler in der tyrkei bringt unglyck streit 2

Wenn man über Schutz vor Unglück spricht, kommt man an einem Symbol nicht vorbei: dem „Nazar Boncuğu“, dem berühmten blauen Auge. Sie sehen es überall: als Anhänger in Taxis, an den Eingangstüren von Häusern und Geschäften, als Schmuck oder sogar als winzige Anstecknadel an der Kleidung von Babys. Für viele ist es nur ein hübsches Mitbringsel, aber für die Türken hat es eine tiefe Bedeutung.

Das Auge soll vor dem „bösen Blick“ schützen – also vor Neid und Missgunst anderer Menschen, die einem Unglück bringen könnten. Ich habe über die Jahre eine kleine Sammlung davon angelegt. Mein Tipp: Kaufen Sie die handgemachten Glasaugen, nicht die billigen aus Plastik. Auf dem Großen Basar in Istanbul oder auf lokalen Märkten finden Sie wunderschöne Exemplare für wenige Euro (ein kleiner Anhänger kostet oft nur 1-2 €, größere Wandbehänge vielleicht 10-15 €).

Das Besondere daran ist: Wenn ein Nazar Boncuk zerbricht, ist das kein Grund zur Traurigkeit. Im Gegenteil! Es bedeutet, dass es seine Aufgabe erfüllt und eine große Portion Pech von Ihnen abgewendet hat. Es hat sich für Sie „geopfert“, und man sollte es dankbar durch ein neues ersetzen.

Weitere faszinierende Aberglauben für Ihre Reise

dieser fehler in der tyrkei bringt unglyck streit 3

Die türkische Kultur ist reich an solchen kleinen, charmanten Eigenheiten. Wenn Sie ein paar davon kennen, werden Sie nicht nur potenzielle Missverständnisse vermeiden, sondern auch ein Lächeln und anerkennendes Nicken von den Einheimischen ernten.

Kaugummi kauen bei Nacht

Ein Aberglaube, den mir ein Freund in Izmir lachend erzählte, als ich abends nach dem Essen zum Kaugummi griff: „Tu das nicht! Nachts verwandelt sich Kaugummi in das Fleisch der Toten.“ Es ist eine etwas gruselige Vorstellung, aber eine dieser skurrilen Geschichten, die eine Reise unvergesslich machen. Natürlich nimmt das heute kaum noch jemand wörtlich, aber es ist eine weitverbreitete Folklore.

Wasser für eine gute Reise

Dies ist einer meiner liebsten Bräuche. Wenn jemand zu einer Reise aufbricht, schüttet die Familie oder Freunde ein Glas Wasser hinter dem Auto oder der Person auf die Straße. Das Wasser soll symbolisieren, dass die Reise so glatt und reibungslos verläuft wie fließendes Wasser und die Person sicher wieder zurückkehrt. Eine wunderschöne Geste, die man oft an Busbahnhöfen beobachten kann.

Juckende Hände und ihre Bedeutung

Dieser Aberglaube ist schnell gelernt und sorgt immer für ein Schmunzeln. Juckt die rechte Handfläche, bedeutet das, dass Sie unerwartet Geld erhalten werden. Juckt jedoch die linke Hand, sollten Sie auf Ihre Ausgaben achten, denn dann werden Sie Geld verlieren.

Müssen Sie das als Tourist alles beachten?

Natürlich erwartet niemand von Ihnen, dass Sie alle lokalen Bräuche und Aberglauben kennen. Die türkische Gastfreundschaft ist immens, und Fehler werden einem mit einem Lächeln verziehen. Aber das Wissen um diese kleinen Dinge öffnet Türen. Wenn Sie bewusst das Messer auf den Tisch legen, anstatt es zu überreichen, zeigen Sie Respekt und Interesse an der Kultur. Es ist eine kleine Geste, die eine große Wirkung haben und ein Gespräch in Gang bringen kann.

Für mich sind es genau diese Details, die das Reisen in der Türkei so besonders machen. Es geht nicht nur darum, antike Ruinen in Ephesos zu bestaunen oder in den türkisen Buchten von Kaş zu schwimmen. Es geht darum, die Seele des Landes zu spüren – und die ist voller Herzlichkeit, Geschichte und einer Prise wunderbarem Aberglauben.

Amandine Hach

Als Französin in Berlin verbindet Amandine Hach das Beste aus zwei Welten und teilt ihre Entdeckungen auf ihrem Blog „Les Berlinettes“. Mit einem besonderen Fokus auf das Reisen mit Kindern inspiriert sie Familien dazu, die Welt gemeinsam zu erkunden – sei es die eigene Nachbarschaft in der Hauptstadt oder ferne Ziele. Amandine zeigt auf authentische und stilvolle Weise, wie man Abenteuerlust und Familienalltag wunderbar miteinander vereinen kann, und gibt wertvolle Tipps für unvergessliche Erlebnisse mit den Kleinsten.