Ein Fehler im Herbst: Diese Zwiebeln niemals ausgraben!

Der Herbst im Garten ist eine Zeit der Vorbereitung und oft auch der Verwirrung. Während wir an einer Stelle fleißig Tulpenzwiebeln für die Blütenpracht im nächsten Frühling stecken, stellt sich an anderer Stelle die Frage: Welche Blumenzwiebeln müssen eigentlich in der Erde bleiben? Ein falscher Griff zum Spaten kann hier fatal sein und die Freude am nächsten Gartenjahr zunichtemachen. Viele Hobbygärtner machen den Fehler, alles auszugraben – und wundern sich dann, warum bestimmte Lieblinge nicht wiederkommen.
Besonders die kleinen, unscheinbaren Zwiebelchen sind oft die empfindlichsten. Sie haben eine klare Anweisung für uns Gärtner: Bitte nicht stören! Wenn wir diese Regel missachten, riskieren wir, dass sie austrocknen, ihr feines Wurzelwerk beschädigt wird oder wir ihre wichtige Ruhe- und Vorbereitungsphase unterbrechen.
Der Klassiker: Traubenhyazinthen brauchen ihre Ruhe
Ein perfektes Beispiel sind die Traubenhyazinthen (Muscari). Wir alle lieben ihre tiefblauen Blütentrauben, die im Frühling leuchtende Farbtupfer setzen. Doch ihre kleinen Zwiebeln sind extrem empfindlich gegenüber Störungen im Herbst. Sobald sie nach der Blüte im späten Frühling ihre Blätter einziehen, beginnen sie unter der Erde mit der Arbeit für die nächste Saison. Sie bilden bereits im Herbst neue Wurzeln und sammeln Kraft.
Wenn wir sie jetzt ausgraben, passiert meistens Folgendes:
- Die Zwiebeln trocknen aus: Anders als eine große Tulpenzwiebel verlieren die kleinen Muscari-Zwiebeln an der Luft innerhalb kürzester Zeit ihre Lebensfähigkeit.
- Das Wurzelwachstum wird gestoppt: Die zarten, neuen Wurzeln, die für die Nährstoffaufnahme im Winter und Frühling entscheidend sind, werden zerstört.
- Die Vermehrung wird gestört: Traubenhyazinthen bilden mit der Zeit dichte Horste durch Tochterzwiebeln. Jedes Ausgraben unterbricht diesen natürlichen Prozess der Verwilderung.
Mein Praxistipp: Markieren Sie die Stellen, an denen Traubenhyazinthen wachsen, im Sommer mit einem kleinen Stab oder einem bemalten Stein. So vermeiden Sie es, im Herbst beim Pflanzen versehentlich in den Bestand zu graben. Eine Sorte wie ‚Muscari armeniacum‘ ist besonders wüchsig und bildet über die Jahre für nur wenige Euro (ein Beutel mit 25 Zwiebeln kostet oft unter 5 €) einen dichten Blütenteppich.
Frühblüher, die man am besten vergisst

Die Traubenhyazinthe ist bei weitem nicht die einzige Pflanze, die den Herbst ungestört im Boden verbringen muss. Eine ganze Gruppe von Frühblühern gehört zu den sogenannten „Verwilderungszwiebeln“, die über die Jahre immer schöner werden, wenn man sie einfach in Frieden lässt. Für diese Zwiebeln ist die Kälteperiode im Winter sogar überlebenswichtig – sie brauchen den Kältereiz (Vernalisation), um im Frühling überhaupt blühen zu können.
Zu den Zwiebeln, die Sie unbedingt in der Erde lassen sollten, gehören:
- Schneeglöckchen (Galanthus): Sie sind die ersten Boten des Frühlings und extrem empfindlich. Ihre Zwiebeln trocknen so schnell aus, dass sie am besten „in the green“, also direkt nach der Blüte mit Laub, umgepflanzt werden – aber niemals als trockene Zwiebel im Herbst.
- Märzenbecher (Leucojum vernum): Ähnlich wie Schneeglöckchen hassen sie es, im Herbst gestört zu werden. Lassen Sie sie einfach wachsen, und sie werden Sie jedes Jahr mit größeren Gruppen erfreuen.
- Winterlinge (Eranthis hyemalis): Ihre kleinen, knolligen Rhizome sind extrem austrocknungsgefährdet. Einmal gepflanzt, sollten sie nie wieder bewegt werden.
- Krokusse (Crocus): Vor allem die kleinblütigen botanischen Krokusse wie der Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus) bilden dichte Teppiche, wenn sie ungestört bleiben.
- Narzissen (Narcissus): Fast alle Narzissen, von der kleinen ‚Tête-à-Tête‘ bis zur großen Osterglocke, bleiben jahrelang am selben Platz und werden von Jahr zu Jahr blühfreudiger. Ein schöner Nebeneffekt: Wühlmäuse meiden sie.
So schaffen Sie perfekte Bedingungen

Damit sich Ihre Zwiebelschätze ungestört entwickeln können, helfen ein paar einfache Handgriffe. Es geht weniger um Arbeit als vielmehr darum, das Richtige zu unterlassen.
1. Der richtige Standort: Pflanzen Sie diese Zwiebelblumen von Anfang an an einen Ort, wo sie dauerhaft bleiben können. Ideal sind Plätze unter laubabwerfenden Sträuchern und Bäumen oder in Rasenflächen, die im Frühling erst spät gemäht werden.
2. Laub als Winterschutz: Lassen Sie das Herbstlaub auf den Beeten liegen! Es ist die beste, kostenlose und natürlichste Winterdecke. Es schützt den Boden vor dem Austrocknen und starken Frösten und zersetzt sich langsam zu wertvollem Humus, der Ihre Zwiebeln nährt.
3. Der Tulpen-Sonderfall: Und was ist mit Tulpen? Hier wird es kompliziert. Während botanische Wildtulpen oft auch im Boden bleiben können, sollten die großblumigen Zuchthybriden (z.B. Triumph- oder Darwin-Tulpen) nach dem Einziehen des Laubes im Frühsommer aus dem Boden genommen werden. Sie werden trocken und kühl gelagert und erst im Herbst wieder neu gepflanzt, um Krankheiten vorzubeugen und die Blühkraft zu erhalten.
Indem Sie die empfindlichen Zwiebeln im Herbst in Ruhe lassen, sparen Sie sich nicht nur Arbeit, sondern werden im nächsten Frühling mit einer noch üppigeren und gesünderen Blütenpracht belohnt. Manchmal ist das beste Gärtnern eben das, was man nicht tut.