Rosenschnitt im Herbst: Warum die alte Regel nicht mehr gilt

von Katrin Schubert
rosenschnitt im herbst warum die alte regel nicht mehr gilt

Jahrelang galt es als unumstößliche Gärtnerweisheit: Rosen müssen im Herbst kräftig zurückgeschnitten werden. Doch die moderne Gartenpraxis zeigt, dass dieser Ratschlag überholt ist und Ihren Rosen sogar schaden kann. Anstatt sie für den Winter zu stärken, schwächt ein radikaler Herbstschnitt die Pflanzen und macht sie anfällig für Frostschäden. Die gute Nachricht ist: Mit einem leichten Pflegeschnitt bereiten Sie Ihre Rosen optimal auf die kalte Jahreszeit vor und legen den Grundstein für eine üppige Blüte im nächsten Jahr.

Der richtige Zeitpunkt: Wann Sie zur Schere greifen sollten

Das wichtigste Ziel im Herbst ist es, die Rose zur Ruhe kommen zu lassen, nicht zu neuem Wachstum anzuregen. Ein zu früher Schnitt im September oder Anfang Oktober kann genau das Gegenteil bewirken: Die Pflanze treibt neue, weiche Triebe aus, die beim ersten starken Frost erfrieren. Diese Frostschäden kosten die Rose wertvolle Energie.

Warten Sie daher idealerweise bis nach den ersten leichten Frösten, meist Ende Oktober oder im November. Zu diesem Zeitpunkt hat die Rose ihr Wachstum bereits eingestellt und die Blätter sind oft schon gefallen. Nun ist der perfekte Moment für einen sanften „Winterschnitt“ gekommen, der die Pflanze aufräumt und schützt, ohne sie zu stressen.

Der Herbst-Pflegeschnitt: Was jetzt wirklich zu tun ist

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Vergessen Sie den radikalen Rückschnitt – im Herbst geht es um Kosmetik und Vorsorge. Konzentrieren Sie sich auf wenige, aber wichtige Maßnahmen. Ihr Ziel ist es, die Pflanze gesund und stabil durch den Winter zu bringen. Verwenden Sie dafür immer eine scharfe und saubere Rosenschere, um glatte Schnitte zu gewährleisten und die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden.

  • Verblühtes und Hagebutten entfernen: Schneiden Sie alte Blüten und beginnende Hagebutten ab. Das verhindert, dass sich auf dem feuchten Material über den Winter Pilzkrankheiten wie Grauschimmel (Botrytis) festsetzen.
  • Krankes und totes Holz entfernen: Untersuchen Sie Ihre Rosen genau. Schneiden Sie alle Äste heraus, die abgestorben, brüchig oder von Krankheiten wie Sternrußtau befallen sind. Schneiden Sie immer bis ins gesunde, grüne Holz zurück.
  • Für Luftzirkulation sorgen: Entfernen Sie dünne, schwache Triebe sowie Äste, die sich kreuzen oder nach innen wachsen. Eine gute Belüftung ist der beste Schutz vor Pilzbefall im feuchten Winterwetter.
  • Wind- und Schneebruch vorbeugen: Dies ist der wichtigste „Rückschnitt“ im Herbst. Kürzen Sie bei höheren Beet- und Strauchrosen die langen Haupttriebe um etwa ein Drittel ein. So bieten sie Wind und Schneelast weniger Angriffsfläche und brechen nicht so leicht. Ein Trieb von 1,50 m Länge wird also auf etwa 1,00 m gekürzt.

Nicht jede Rose ist gleich: Wichtige Unterschiede

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Je nach Rosentyp variiert der Pflegebedarf im Herbst. Während moderne Züchtungen robust sind, benötigen ältere Sorten oft einen gezielteren Schutz.

Beet- und Edelrosen: Bei beliebten Sorten wie der ‚Aspirin-Rose‘ oder der Duftrose ‚Gloria Dei‘ ist das Einkürzen der Triebe zur Vorbeugung von Windbruch besonders sinnvoll. Sie profitieren auch stark vom Anhäufeln zum Schutz der Veredelungsstelle.

Kletter- und Ramblerrosen: Hier steht das Sichern im Vordergrund. Binden Sie lange Triebe gut am Rankgerüst fest. Einmalblühende Ramblerrosen (z.B. ‚Félicité et Perpétue‘) dürfen im Herbst auf keinen Fall stark geschnitten werden, da sie am alten Holz blühen. Sie würden sonst die Blütenpracht des nächsten Jahres entfernen!

Bodendeckerrosen: Sorten wie ‚The Fairy‘ sind extrem robust. Hier genügt es meist, kranke und abgestorbene Pflanzenteile zu entfernen. Ein Rückschnitt ist in der Regel nicht notwendig.

Die wichtigsten Schritte für den Winterschutz

Der eigentliche Winterschutz ist im Herbst viel wichtiger als der Schnitt. Mit zwei einfachen Maßnahmen bringen Sie Ihre Rosen sicher durch die kalte Jahreszeit.

1. Laub entfernen: Sammeln Sie das gesamte abgefallene Laub unter den Rosenstöcken sorgfältig auf und entsorgen Sie es im Hausmüll, nicht auf dem Kompost. Pilzsporen von Sternrußtau oder Echtem Mehltau überwintern auf den Blättern und würden Ihre Pflanzen im Frühjahr sofort wieder infizieren.

2. Anhäufeln: Das ist die wichtigste Schutzmaßnahme! Häufeln Sie die Basis Ihrer Rosen etwa 15-20 cm hoch mit einer Mischung aus Gartenerde und Kompost an. Diese Schicht schützt die empfindliche Veredelungsstelle – die Verdickung kurz über der Wurzel – vor starken Frösten. Diese einfache Maßnahme, die pro Rose nur wenige Minuten dauert, ist die beste Lebensversicherung für Ihre wertvollen Pflanzen.

Katrin Schubert

Mit rund 80.000 Followern begeistert Katrin Schubert ihre Community mit ehrlichen, praxisnahen Tipps und einem humorvollen Blick aufs Gärtnern. Als Gewinnerin des Goldenen Spaten für Garten-Influencer ist sie eine authentische Stimme, die echtes Gartengefühl vermittelt. Ihr Herz schlägt besonders für die Vielfalt von Tomaten. In ihrem Garten in der Nähe von Potsdam kultiviert sie mit großer Hingabe über 40 verschiedene Sorten und probiert gerne neue und seltene Züchtungen aus. Ihr Wissen über Anbau, Pflege und die faszinierende Welt alter und seltener Gemüsesorten teilt sie begeistert mit anderen Gartenfreunden.