Vergessene Obstschätze: Jetzt pflanzen, nächstes Jahr ernten

In vielen Gärten dominieren Apfel- und Kirschbäume. Aber wer kennt noch den herb-süßen Duft einer Quitte, die unkomplizierte Üppigkeit einer Jostabeere oder die an Heidelbeeren erinnernde Süße der Felsenbirne? Diese robusten Obstgehölze waren einst Stars in jedem Bauerngarten und geraten zu Unrecht in Vergessenheit. Dabei ist jetzt, im Spätsommer, der perfekte Zeitpunkt, sie zu pflanzen. Der Lohn: eine reiche Ernte im nächsten Jahr, und das mit erstaunlich wenig Aufwand.
Warum sich diese 3 Obst-Schätze jetzt lohnen
Diese drei Kraftpakete vereinen Zierwert, Geschmack und eine beeindruckende Genügsamkeit. Sie sind eine kluge Wahl für jeden Gärtner, der sich nach besonderen, pflegeleichten und ertragreichen Pflanzen sehnt.
- Die Quitte (Cydonia oblonga): Sie ist mehr als nur die Basis für Gelee. Mit ihren großen, filzartigen Blättern und den wunderschönen, schalenförmigen Blüten im Mai ist sie ein echtes Schmuckstück. Sorten wie die ‚Konstantinopeler Apfelquitte‘ sind besonders aromatisch, während die ‚Vranja Riesenquitte‘ mit riesigen Früchten beeindruckt. Einmal etabliert, ist sie extrem trockenheitstolerant.
- Die Jostabeere (Ribes × nidigrolaria): Eine geniale Kreuzung aus Schwarzer Johannisbeere und Stachelbeere. Sie vereint das Beste aus beiden Welten: große, süß-säuerliche Früchte und eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau, der Stachelbeeren oft zu schaffen macht. Die Sorte ‚Josta‘ ist der bewährte Klassiker. Perfekt für den Frischverzehr und reich an Vitamin C.
- Die Felsenbirne (Amelanchier lamarckii): Ein Multitalent für jede Jahreszeit! Im Frühling ein Traum aus weißen Blüten, im Juni trägt sie blau-violette Beeren, die an Heidelbeeren erinnern, im Herbst leuchtet ihr Laub in spektakulären Orange- und Rottönen. Die Früchte sind bei Vögeln und Menschen gleichermaßen beliebt – hier heißt es schnell sein!
Spätsommer-Pflanzung: Ihr Turbo für die erste Ernte

Warum ist der Spätsommer, also die Zeit von Ende August bis Anfang Oktober, ideal? Der Boden ist von der Sommersonne noch warm, was den Wurzeln einen Wachstumsschub gibt. Sie können sich vor dem Winter gut etablieren. Die Herbstregen übernehmen zudem einen Großteil der Gießarbeit. Das reduziert den Pflanzstress und sorgt für einen kräftigen Start im nächsten Frühling, der oft schon mit den ersten Früchten belohnt wird.
Mein Tipp aus der Praxis: Achten Sie beim Kauf auf im Topf gewachsene Pflanzen (Containerware). Diese sind zwar etwas teurer als wurzelnackte Ware (ca. 15 bis 35 Euro pro Strauch in guter Baumschulqualität), haben aber einen intakten Wurzelballen und wachsen sicherer an. Wurzelnackte Pflanzen sind günstiger, sollten aber erst ab Ende Oktober gepflanzt werden.
Anleitung für Gärtner: In 4 Schritten zum Erfolg

Das Pflanzen dieser Gehölze ist unkompliziert und schnell erledigt. Mit diesen Schritten kann nichts schiefgehen:
- Standort & Vorbereitung: Wählen Sie einen sonnigen bis halbschattigen Platz. Heben Sie ein Pflanzloch aus, das doppelt so breit und tief wie der Wurzelballen ist. Lockern Sie die Sohle des Lochs mit einer Grabegabel auf, um Staunässe zu vermeiden – das ist der häufigste Anfängerfehler!
- Bodenverbesserung: Mischen Sie den Aushub mit zwei bis drei Schaufeln reifem Kompost oder einer Handvoll Hornspänen. Das gibt den Pflanzen einen Nährstoffvorrat für den Start.
- Richtig einsetzen: Wässern Sie den Wurzelballen gründlich, bevor Sie ihn aus dem Topf nehmen. Setzen Sie die Pflanze so tief ein, dass die Oberkante des Ballens bündig mit dem Gartenboden abschließt. Nicht tiefer!
- Angießen & Mulchen: Füllen Sie das Loch mit der angereicherten Erde, treten Sie sie leicht fest und formen Sie einen kleinen Erdwall (Gießrand) um die Pflanze. Wässern Sie nun kräftig mit mindestens 10 Litern Wasser. Eine 5 cm dicke Schicht aus Rindenmulch oder Herbstlaub hält die Feuchtigkeit im Boden und unterdrückt Unkraut.
Minimale Pflege für maximalen Genuss
Diese Sträucher sind extrem pflegeleicht. Einmal etabliert, benötigen sie nur bei extremer Trockenheit im Sommer zusätzliches Wasser. Der Schnitt ist denkbar einfach: Bei der Jostabeere schneiden Sie im Winter alle drei bis vier Jahre die ältesten, dunkelsten Triebe bodennah ab, um Platz für neue Fruchttriebe zu schaffen. Bei Quitte und Felsenbirne reicht ein leichter Auslichtungsschnitt alle paar Jahre, bei dem Sie totes Holz oder sich kreuzende Äste entfernen. Mehr ist nicht nötig, um eine reiche Ernte zu sichern und die Vielfalt in Ihrem Garten zu erhöhen – für Sie und die heimische Tierwelt.