Tattoo-Guide für Einsteiger: Was es wirklich kostet, wie du Profis findest & den Schmerz überlebst

Wusstest du, dass ein Schmetterling-Tattoo nicht nur schön, sondern auch ein Symbol für Veränderung ist? Tauche ein in die Welt der bedeutungsvollen Tattoos!

von Dagmar Brocken

Hey, cool, dass du hier bist! Wahrscheinlich schwirrt dir schon eine Idee für dein erstes (oder nächstes) Tattoo im Kopf herum. Und genauso wahrscheinlich fragst du dich: Was kostet der Spaß eigentlich? Und wie finde ich jemanden, der das nicht verbockt? In den vielen Jahren, in denen ich in diesem Business unterwegs bin, habe ich so ziemlich alles gehört. Von „Wow, das ist Kunst!“ bis zu den Tränen, wenn jemand mit einem verpfuschten Ding aus einem Hinterzimmer ankam und auf ein Cover-up hoffte.

Ganz ehrlich, die häufigste Frage ist immer die nach dem Preis. Dicht gefolgt von dem Klassiker: „Aber ein Kumpel von mir macht das für 50 Euro.“ Lass uns mal Klartext reden. Ein Tattoo ist kein T-Shirt, das du im Sale kaufst. Es ist ein medizinischer Eingriff und Handwerkskunst in einem – eine Veränderung, die für immer bleibt. Der Preis spiegelt nicht nur Tinte und Nadel wider, sondern Sicherheit, Erfahrung, Talent und eine riesige Portion Verantwortung. Dieser Guide ist mein Versuch, dir einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen zu geben. Damit du am Ende ein Tattoo hast, das du liebst, und kein teures Andenken, das du am liebsten verstecken würdest.

beliebte Tattoos, ein Mädchen mit weißem Kleid mit Blumenmotiven versehen und ein Hut, ein Herz Tattoo

Warum Qualität Geld kostet: Die ehrliche Preis-Anatomie

Wenn dir ein professionelles Studio einen Preis nennt, der dich kurz schlucken lässt, ist das keine Gier. Es ist eine einfache Rechnung, die vor allem einem dient: deiner Sicherheit. Ein Profi-Studio hat laufende Kosten, die ein „Scratcher“ im Wohnzimmer niemals hat. Und genau diese Kosten sind dein Schutzschild.

1. Hygiene – Der unantastbare Standard

Hier gibt es null Kompromisse. Die Hygienevorschriften sind strenger als bei so manchem Arzt, und das ist verdammt gut so. Wir arbeiten nach klaren europäischen Hygienestandards. Das bedeutet ganz konkret:

  • Alles nur für dich: Jede Nadel, jedes Griffstück, die kleinen Farbkappen, Handschuhe, die Folie auf der Liege, der Spatel für die Vaseline – alles wird für dich frisch ausgepackt und nach der Session fachgerecht entsorgt. Allein diese Einwegmaterialien machen pro Kunde schon einen spürbaren Betrag aus, oft zwischen 15 € und 30 €.
  • Klinische Sauberkeit: Alle wiederverwendbaren Teile (z.B. bestimmte Maschinenteile) müssen in einen Autoklaven. Das ist ein Heißdampf-Sterilisator, wie du ihn aus der Chirurgie kennst. Das Ding kostet in Anschaffung und Wartung mehrere tausend Euro und tötet absolut alles ab.
  • Desinfektions-Orgie: Vor und nach jedem Kunden wird der komplette Arbeitsplatz desinfiziert. Liege, Stuhl, Lampe, Boden. Mit speziellen Mitteln, die Viren und Bakterien keine Chance lassen.

Ein Hinterhof-Tätowierer, der dir für 100 Euro den Unterarm vollmacht, kann das unmöglich leisten. Das Risiko für fiese Infektionen wie Hepatitis oder MRSA ist real. Und glaub mir, die Arztrechnung danach ist deutlich höher als jedes gute Tattoo.

ein kleines Stern Tattoo auf dem Hand, zwei Schuhe in gelber Farbe

2. Material & Farbe: Was unter deine Haut kommt

Seit einigen Jahren gelten in der EU extrem strenge Regeln für die Inhaltsstoffe von Tätowierfarben. Das ist super für deine Gesundheit! Seriöse Hersteller haben ihre Farben angepasst, um diesen REACH-Normen zu entsprechen. Diese neuen, sicheren Farben sind aufwendiger in der Herstellung und logischerweise teurer. Ein Profi wird dir immer garantieren, nur solche zugelassenen Farben zu verwenden. Frag ruhig nach! Wenn ein Tätowierer da ins Stottern kommt – lauf.

3. Die unsichtbare Arbeitszeit

Die Stunden, die du auf der Liege verbringst, sind nur die Spitze des Eisbergs. Nehmen wir ein größeres Projekt, das vielleicht 15 Stunden reine Stechzeit braucht. Die Gesamtarbeitszeit des Künstlers ist viel höher:

  • Beratung & Planung (1-2 Stunden): Deine Wünsche verstehen, Möglichkeiten checken.
  • Der kreative Part (2-10+ Stunden): Dein Motiv zeichnen, anpassen, perfektionieren.
  • Vorbereitung (ca. 1 Stunde): Arbeitsplatz steril aufbauen, das Stencil (die Blaupause) machen und perfekt aufkleben.
  • Nachbereitung (ca. 1 Stunde): Alles reinigen, desinfizieren, den Müll sicher entsorgen.

Plötzlich sind aus 15 Stunden schnell mal 25 oder 30 Stunden geworden. Und dann kommen natürlich noch die normalen Betriebskosten dazu: Miete, Strom, Versicherungen und Steuern. All das steckt in deinem Preis.

ein Mädchen mit einem Tattoo von Schmetterling an dem Arm, eine Sonnenbrille und Schallplatte

Also, was kostet ein Tattoo nun wirklich?

Okay, Butter bei die Fische. Hier sind ein paar Hausnummern, damit du ein Gefühl dafür bekommst. Aber Achtung: Das sind nur grobe Richtwerte!

  • Mindestpreis im Studio: Fast jedes seriöse Studio hat einen Startpreis, egal wie klein das Tattoo ist. Das deckt die Kosten für das Einwegmaterial und die Vorbereitung. Rechne hier mit 80 € bis 150 €. Für einen winzigen Punkt zahlst du also dasselbe wie für einen kleinen Schriftzug.
  • Stundensatz: Die meisten Künstler rechnen bei größeren Projekten pro Stunde ab. In Deutschland liegt der Satz meist zwischen 120 € und 200 €, je nach Bekanntheit und Erfahrung des Tätowierers.
  • Handtellergroßes Motiv: Für ein Motiv, das ungefähr so groß wie deine Hand ist, kannst du je nach Detailgrad und Stil mit 300 € bis 700 € rechnen. Ein einfaches Black & Grey ist günstiger als ein fotorealistisches Farbmotiv.

Den richtigen Künstler finden: Dein Style-Guide für Dummies

„Schau dir Portfolios an“ ist der Standardtipp, aber was heißt das für einen Anfänger? Jeder Tätowierer hat seinen eigenen Pinselstrich. Du gehst ja auch nicht zum Metzger, wenn du vegane Brötchen willst. Finde jemanden, dessen Stil dich umhaut!

ein Mädchen mit vielen Tattoos, ein schwarzes Kleid mit Blumenmotiven versehen

Ein kleiner Style-Crashkurs:

  • Traditional/Old School: Dicke, schwarze Linien, kräftige Farben, klassische Motive wie Anker, Rosen, Adler. Hält ewig und altert super.
  • Fineline: Sehr angesagt. Feine, zarte Linien, oft minimalistische Motive. Sieht sehr elegant aus, braucht aber einen Künstler mit extrem ruhiger Hand.
  • Realism: Fotorealistische Portraits, Tiere, Landschaften. Technisch extrem anspruchsvoll, sowohl in Schwarz-Grau als auch in Farbe.
  • Japanese (Irezumi): Großflächige, fließende Motive mit strengen Regeln und Symboliken, wie Drachen, Kois oder Tiger.
  • Blackwork: Arbeitet nur mit schwarzer Tinte. Das können geometrische Muster, Mandalas oder auch großflächig geschwärzte Areale sein.

Es gibt noch unzählige mehr, aber das gibt dir schon mal eine Richtung.

So findest du deinen Künstler (z.B. auf Instagram):

  1. Hashtag-Jagd: Such nach Hashtags wie

    tattooköln,

    berlinfineline oder #hamburgtraditional. So findest du Künstler in deiner Nähe, die deinen Wunschstil machen.

  2. Healed-Fotos checken: Ganz wichtig! Frische Tattoos sehen fast immer gut aus. Die wahre Kunst zeigt sich an verheilten Bildern (suche nach „healed“ in der Beschreibung). Sind die Linien noch scharf? Ist die Farbe noch satt?
  3. Kommentare lesen: Was schreiben andere Kunden? Wirkt der Künstler sympathisch und professionell?
  4. Den Vibe fühlen: Gefällt dir, was du siehst? Spricht dich der gesamte Account an? Dann schreib eine nette, klare Anfrage.
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Die Beratung: So gehst du perfekt vorbereitet ins Gespräch

Eine gute Beratung ist ein Dialog, kein Monolog. Du kommst mit deiner Idee, der Künstler bringt seine Erfahrung ein. Vertrau ihm, wenn er sagt, dass ein Motiv an einer bestimmten Stelle nicht gut altert oder ein bisschen größer sein muss, um die Details zu erhalten. Und ganz wichtig: Du musst eine Anzahlung leisten. Das ist normal! Meistens so 50-150 €. Das sichert euch beiden den Termin und wird am Ende mit dem Gesamtpreis verrechnet. Es ist ein Zeichen von Professionalität, keine Abzocke.

Kleiner Tipp: Um im Gespräch nicht überrumpelt zu werden, hab ein paar Fragen parat:

  • „Hast du Fotos von verheilten Arbeiten in genau diesem Stil?“
  • „Was ist im Preis alles enthalten? Auch der Entwurf und ein eventuelles Nachstechen?“
  • „Wie bereitest du dich auf den Termin vor, und wie lange schätzt du, brauchen wir dafür?“

Die Schmerz-Frage: Wo tut’s am meisten weh?

Ah ja, die Frage aller Fragen. Schmerz ist super individuell, aber es gibt ein paar Tendenzen. Stell dir eine „Schmerz-Landkarte“ deines Körpers vor:

  • Grüner Bereich (Spaziergang): Außenseite von Ober- und Unterarm, Oberschenkel, Waden. Hier ist meist gut was an Muskeln und Fett drunter. Fühlt sich eher wie ein nerviges Kratzen an.
  • Gelber Bereich (Aua, aber aushaltbar): Rücken, Innenseite der Arme, Schulterblatt, Brustbein. Hier wird es schon empfindlicher. Gut atmen hilft!
  • Roter Bereich (Willkommen in der Hölle): Rippen, Fußrücken, Kniekehle, Ellenbogen, Kopf, Handinnenfläche. Hier ist die Haut sehr dünn und liegt direkt auf dem Knochen. Das ist, ehrlich gesagt, kein Spaß. Aber auch das ist zu überleben!

Niemand ist ein Held, weil er Schmerz aushält. Sag deinem Tätowierer, wenn du eine Pause brauchst. Das ist völlig okay!

Die Heilung: 50 % macht der Künstler, 50 % machst du!

Du kannst das geilste Tattoo der Welt bekommen – wenn du die Pflege versaust, war alles umsonst. Eine frische Tätowierung ist eine Wunde. Behandle sie auch so! Dein Tätowierer wird dir eine von zwei Methoden empfehlen.

Die klassische Methode: Hier wäschst du das Tattoo 2-3 Mal täglich vorsichtig mit lauwarmem Wasser und einer pH-neutralen Seife. Danach tupfst du es trocken (niemals rubbeln!) und cremst es hauchdünn mit einer Wund- und Heilsalbe ein. „Hauchdünn“ ist das Zauberwort! Zu viel Creme weicht die Haut auf und die Farbe kann rausgedrückt werden.

Die „Second Skin“-Methode: Immer beliebter sind selbstklebende, atmungsaktive Folien. Der Künstler klebt sie direkt nach dem Stechen drauf. Die Folie kann dann 3-5 Tage auf der Haut bleiben. Darunter sammelt sich Wundflüssigkeit (sieht ekliger aus, als es ist) und die Haut heilt im eigenen „Saft“. Super hygienisch und unkompliziert. Nach dem Abziehen pflegst du normal weiter.

Deine Heilungs-Einkaufsliste:

Um perfekt vorbereitet zu sein, besorg dir am besten vorher schon alles. Du findest die Sachen in jeder Drogerie oder Apotheke:

  • Tattoo-Creme: Pegasus Tattoo-Creme oder Bepanthen Wund- und Heilsalbe (ca. 5-15 €).
  • Waschlotion: Eine pH-neutrale, seifenfreie Waschlotion, z.B. von Sebamed (ca. 3-5 €).
  • Küchentücher: Fusselfreie Küchentücher zum Trockentupfen. Handtücher sind voller Bakterien.

Absolute No-Gos während der Heilung (ca. 2-4 Wochen):

  • Wasser & Schweiß: Kein Baden, Schwimmen, Sauna oder exzessiver Sport. Kurz duschen ist okay.
  • Sonne & Solarium: Der absolute Todfeind deines frischen Tattoos. UV-Strahlen zerstören die Pigmente.
  • Reibung: Trag weite, saubere Baumwollkleidung. Nichts, was scheuert.
  • Kratzen: Es wird jucken. Das ist ein gutes Zeichen der Heilung. Aber bitte, bitte, bitte nicht kratzen! Du reißt Kruste und Farbe mit raus. Leichtes Klopfen auf die Stelle kann helfen.

Dein letztes Wort: Sei nicht schüchtern!

Wenn der Künstler das Stencil auf deine Haut klebt, ist das der letzte Moment für Änderungen. Schau es dir genau im Spiegel an. Von allen Seiten. Passt die Größe? Stimmt die Position? Wenn du auch nur den kleinsten Zweifel hast, sag es! Ganz ehrlich: Wir Profis wollen das auch perfekt haben. Lieber positionieren wir das Ding zehnmal neu, als dass du für den Rest deines Lebens mit einem schiefen Tattoo rumläufst. Trau dich!

Ein letzter Gedanke zum Mitnehmen

Ein Tattoo ist eine Investition. In Kunst, in dich, in deinen Körper. Der Preis für professionelle Arbeit mag erst mal hoch wirken, aber er kauft dir Sicherheit, Qualität und Seelenfrieden. An der falschen Stelle sparen bedeutet hier oft doppelt zahlen – für ein furchtbares Cover-up oder die Laserentfernung. Nimm dir Zeit, hab Spaß bei der Suche und freu dich auf eine Erfahrung, die, wenn sie richtig gemacht wird, dich jeden Tag im Spiegel anlächeln lässt.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.