Shabby Chic für dein Zuhause: Der ehrliche Guide für Möbel mit Charakter
Entdecken Sie den nostalgischen Zauber des Shabby Chic – 97 Bilder, die Ihr Zuhause in eine charmante Oase verwandeln!
In einem kleinen, verwunschenen Café, wo die Wände Geschichten flüstern und die Möbel die Zeit vergessen haben, begegnen wir einem alten Sessel, der mehr gesehen hat als wir. Er erzählt von unzähligen Teestunden und geheimen Gesprächen. Der Shabby Chic Stil fängt diesen Zauber ein – eine harmonische Symbiose aus Vintage-Romantik und rustikaler Eleganz. Tauchen Sie ein in die Welt des Shabby Chic und lassen Sie sich von 97 atemberaubenden Bildern inspirieren!
Ganz ehrlich? Als die ersten Leute vor Jahren in meine Werkstatt kamen und „Shabby Chic“ wollten, hab ich innerlich mit den Augen gerollt. Ich, als gelernter Tischler, soll absichtlich Macken in Möbel machen? Wo ich doch gelernt habe, auf den Millimeter genau zu arbeiten und Oberflächen spiegelglatt zu bekommen? Das klang für mich erst mal nach Pfusch.
Inhaltsverzeichnis
- Das Fundament: Was du über Holz und Farbe wissen MUSST
- Ran an die Buletten: Dein Projekt Schritt für Schritt
- Hilfe, was tun, wenn…? Kleine Pannen und ihre Lösungen
- Woher kommt dein Möbel? Der Stil-Guide für Fortgeschrittene
- Wo du Schätze findest und wann du den Profi rufen solltest
- Achtung: Ein ernstes Wort zu deiner Sicherheit
- Mein Fazit aus der Werkstatt
- Bildergalerie
Aber ich hab schnell gemerkt: Guter Shabby Chic ist eine echte Kunstform. Es geht nicht darum, ein altes Möbelstück lieblos weiß anzuklatschen und an den Ecken rumzuschleifen. Nein, es geht darum, die Seele eines Möbels freizulegen und seine Geschichte zu erzählen, statt sie unter einer dicken, perfekten Lackschicht zu begraben. Und dafür braucht man Ahnung von Holz, den richtigen Techniken und ein gutes Auge.
In diesem Guide zeige ich dir, wie du das selbst hinbekommst. Kein schnelles Blabla, sondern echtes Wissen aus der Praxis. Damit dein Projekt am Ende nicht nur „shabby“, sondern verdammt „chic“ wird.

Das Fundament: Was du über Holz und Farbe wissen MUSST
Bevor du den Pinsel auch nur anfasst, müssen wir kurz über das Material reden. Ein Möbel ist mehr als nur eine Form, es ist Holz, das „arbeitet“. Und Farbe ist Chemie, die mit diesem Holz reagieren muss – oder eben nicht.
Welches Holz liebt Shabby Chic – und welches macht Zicken?
Grundsätzlich kannst du fast jedes Massivholzmöbel aufarbeiten. Weichhölzer wie Kiefer oder Fichte, aus denen viele alte Bauernmöbel sind, sind super für Anfänger. Sie lassen sich total leicht schleifen und die weiche Struktur nimmt eine abgenutzte Optik sehr natürlich an.
Harthölzer wie Eiche oder Buche sind da schon ein anderes Kaliber. Die sind viel widerstandsfähiger, was das Schleifen anstrengender macht. Aber Achtung, Eiche hat eine besondere Tücke: Sie enthält Gerbstoffe. Wenn du da mit modernen, wasserbasierten Farben draufgehst, können diese Stoffe durch die frische Farbe „bluten“ und unschöne gelbe oder braune Flecken verursachen. Da kam mal eine Kundin, die hatte eine wunderschöne Eichenkommode gestrichen. Nach drei Wochen rief sie verzweifelt an, weil überall gelbe Flecken durchkamen. Klassischer Fall! Die Rettung hat am Ende mehr gekostet als eine saubere Vorbereitung. Die Lösung ist ein spezieller „Sperr-“ oder „Isoliergrund“. Der kapselt die Gerbstoffe sicher ein. Ein Muss bei Eiche!

Ein Wort zu Furnier: Viele Möbel aus der Mitte des letzten Jahrhunderts sind nicht massiv, sondern haben nur eine dünne Echtholzschicht auf einer Spanplatte. Hier ist extreme Vorsicht geboten! Das Furnier ist oft nur einen halben Millimeter dick. Einmal zu fest geschliffen, und du guckst auf die Spanplatte. Das ist quasi das Todesurteil für dein Projekt.
Die Qual der Wahl: Welche Farbe für welchen Look?
Im Netz liest man überall: Nimm Kreidefarbe! Ja, die ist super, aber sie ist nicht die Antwort auf alles. Hier mal ein kleiner Überblick, wie wir Profis das sehen:
- Kreidefarbe: Der Star der Szene, klar. Sie erzeugt diese ultra-matte, pudrige Oberfläche und lässt sich kinderleicht anschleifen für den Used-Look. Der Haken: Sie ist extrem empfindlich. Ohne eine gute Versiegelung ist eine damit gestrichene Tischplatte nach dem ersten umgekippten Glas Wasser hinüber. Perfekt für Deko-Objekte, aber bei starker Nutzung braucht sie zwingend einen Schutzpanzer. Rechne mit 30 € bis 40 € für einen Liter guter Qualität.
- Acryllack (wasserbasiert): Das ist der moderne Allrounder. Er trocknet schnell, stinkt kaum und die Pinsel wäschst du einfach mit Wasser aus. Für Shabby Chic nimmst du am besten eine seidenmatte Variante. Der Lack bildet einen robusten Film und ist viel widerstandsfähiger als reine Kreidefarbe.
- Alkydharzlack (lösemittelbasiert): Das ist die „alte Schule“. Dieser Lack verläuft wunderschön, wird steinhart und ist extrem belastbar. Ideal für Küchenfronten oder Tischplatten. Aber: Er trocknet ewig, riecht sehr streng und du brauchst Terpentinersatz zum Reinigen. Eher was für Fortgeschrittene mit gut belüftetem Arbeitsplatz.
Gut zu wissen: Wenn du Kindermöbel aufarbeitest, achte unbedingt auf das Siegel DIN EN 71-3. Das garantiert, dass keine schädlichen Stoffe ausdampfen, falls ein Kind mal am Möbelstück leckt oder knabbert.

Ran an die Buletten: Dein Projekt Schritt für Schritt
Der Unterschied zwischen „gewollt“ und „nicht gekonnt“ liegt in der Vorbereitung. Die meisten Fehler passieren, bevor der erste Pinselstrich getan ist.
Schritt 1: Die Vorbereitung – Dein Anfänger-Fahrplan
Plane für die Vorbereitung allein schon einen halben Nachmittag ein. Das ist die wichtigste Phase! Hier eine kleine Einkaufs- und Checkliste für dein erstes Projekt, sagen wir einen kleinen Hocker:
Deine Einkaufsliste für den Start:
- Kleiner Topf Sperrgrund (250 ml, ca. 10 €), z.B. von Clou oder Molto
- Kleine Dose deiner Wunschfarbe (500 ml, ca. 15-20 €)
- Ein guter Pinsel für Wasserlacke (ca. 8-10 €) – nicht am Pinsel sparen, billige Pinsel haaren!
- Schleifpapier (je ein Bogen 120er und 240er Körnung) und ein paar alte Lappen
- Möbelwachs oder matter Klarlack zur Versiegelung (ca. 15 €)
Du landest also bei ca. 50-60 € für ein kleines Projekt, wenn du es richtig machen willst.
Deine Vorbereitungs-Checkliste:

- Putzen, putzen, putzen! Alte Möbel sind oft mit Wachs, Politur oder Nikotin überzogen. Das muss runter! Ein Anlauger aus dem Baumarkt oder eine Mischung aus Wasser und Salmiakgeist (bitte gut lüften und Handschuhe tragen!) wirkt Wunder. Die Oberfläche muss danach stumpf sein.
- Wackel-Check: Ist ein Bein locker? Jetzt ist der Moment, alles mit gutem Holzleim (D3) neu zu verleimen und mit Schraubzwingen für ein paar Stunden unter Druck zu setzen.
- Der erste Schliff: Nun wird alles leicht angeschliffen (120er Körnung). Du willst den alten Lack nicht komplett entfernen, nur anrauen, damit die neue Farbe haftet. Immer in Richtung der Holzmaserung arbeiten!
- Grundieren: Bei Eiche oder dunklen, harzigen Hölzern ist der Sperrgrund jetzt dein bester Freund. Dünn auftragen und komplett trocknen lassen. Ja, das kann auch mal einen Tag dauern. Ungeduld ist hier dein Feind.
Schritt 2: Der kreative Teil – Mehr als nur Farbe drauf
Stell dir mal eine typische dunkle, schwere Eichenkommode aus den 80ern vor. Die verwandeln wir jetzt in ein helles Schmuckstück im Küstenstil.

Die klassische Zwei-Farben-Technik: Streiche die Kommode zuerst in einem dunkleren Ton, zum Beispiel einem schönen Taubenblau. Lass das komplett trocknen. Dann nimmst du eine einfache Kerze und reibst mit dem Wachs über die Stellen, die später abgenutzt aussehen sollen: Kanten, Ecken, die Bereiche um die Griffe. Denk einfach drüber nach, wo ein Möbel über Jahrzehnte angestoßen wird.
Anschließend streichst du alles mit deiner hellen Hauptfarbe, sagen wir einem Cremeweiß. Ist auch das trocken, nimmst du feines Schleifpapier (240er) und schleifst sanft über die gewachsten Stellen. Zack – die obere Farbe löst sich und das dunkle Blau blitzt durch. Sieht super authentisch aus!
Trockenbürsten (Dry Brushing): Das ist eine subtilere Methode. Du nimmst einen Pinsel, tauchst ihn in die Farbe, streifst ihn aber so gut wie trocken an einem Stück Pappe ab. Mit diesem fast trockenen Pinsel streichst du dann ganz leicht über erhabene Verzierungen und Kanten. Das gibt unglaublich viel Tiefe.

Ein unversiegeltes Möbel ist reine Deko. Für den Alltag muss ein Schutz her.
- Möbelwachs: Der Klassiker für den samtigen Look. Dünn mit einem Tuch auftragen, trocknen lassen und dann mit einer weichen Bürste oder einem Lappen aufpolieren. Fühlt sich toll an und schützt vor Schmutz. Muss aber je nach Nutzung alle ein, zwei Jahre mal aufgefrischt werden.
- Matter Klarlack: Für Tische, Stühle oder Kommodenoberflächen ist ein matter Klarlack auf Wasserbasis die robustere Wahl. Wichtig: Trage zwei bis drei GANZ dünne Schichten auf. Eine dicke Schicht kann vergilben und ruiniert die Optik.
Hilfe, was tun, wenn…? Kleine Pannen und ihre Lösungen
Keine Sorge, auch Profis passiert mal ein Missgeschick. Hier die häufigsten Probleme:
- Die Farbe hat „Nasen“ (Tropfen) gebildet: Lass die Stelle komplett durchtrocknen. Danach kannst du die Nase vorsichtig mit einer scharfen Klinge oder feinem Schleifpapier abschneiden bzw. glätten und die Stelle dünn nachtupfen.
- Ich habe durchs Furnier geschliffen: Puh, das ist der Super-GAU. Eine echte Reparatur ist schwierig. Manchmal kann man mit etwas Spachtel und einer geschickten Bemalung (Holzmaserung imitieren) noch was retten, aber meistens ist die Stelle sichtbar. Das ist der Moment, tief durchzuatmen und es als Teil der „Geschichte“ des Möbels zu akzeptieren.

Woher kommt dein Möbel? Der Stil-Guide für Fortgeschrittene
„Shabby Chic“ ist nicht gleich „Shabby Chic“. Ein altes Bauernmöbel aus Bayern hat eine andere Seele als eine Kommode von der Nordseeküste.
- Der kühle Küstenstil: Denk an skandinavisches Design. Viel Weiß, helle Grautöne, sanftes Blau. Die Formen sind eher schlicht und geradlinig. Der Look erinnert an Treibholz, das von Wind und Wasser gezeichnet ist.
- Der warme Landhausstil: Hier wird’s rustikaler. Die Basismöbel sind oft aus Fichte oder Tanne. Die Farben sind erdiger – Cremetöne, warme Rottöne, dunkles Grün. Passt perfekt zu alten Bauernmöbeln.
- Der verspielte französische Stil: Eleganter, femininer. Die Möbel haben oft geschwungene Beine und Schnörkel. Sanfte Farben wie Elfenbein oder Lavendel dominieren. Der Used-Look ist hier viel feiner und dezenter.
Wo du Schätze findest und wann du den Profi rufen solltest
Die besten Rohlinge findest du auf Flohmärkten, bei Haushaltsauflösungen oder online auf Plattformen wie Kleinanzeigen. Achte aber auf Anzeichen für aktiven Holzwurmbefall (kleine Löcher mit frischem Holzmehl darunter). Lass von solchen Stücken lieber die Finger, es sei denn, du willst Geld für eine professionelle Behandlung ausgeben.

Selbermachen ist toll, aber kenn deine Grenzen. Bei echten Antiquitäten, massiven Schäden (gebrochene Beine, verzogene Türen) oder wenn Polsterarbeiten anstehen, solltest du einen Fachmann fragen. Ein altes Möbel zu überpinseln kann seinen Wert auch zerstören.
Kleiner Tipp für den absoluten Anfang: Wenn du dich noch nicht ans Streichen traust, kauf für 20 € neue Griffe für eine alte Kommode. Das dauert 10 Minuten und der Effekt ist oft schon riesig!
Achtung: Ein ernstes Wort zu deiner Sicherheit
Das ist mir wirklich wichtig: Deine Gesundheit geht vor! In alten Möbeln lauern Gefahren, die viele unterschätzen.
Die größte Gefahr sind bleihaltige Lacke. Bis in die 70er-Jahre war Blei in Farben normal. Beim Abschleifen entsteht hochgiftiger Staub. Meine dringende Empfehlung: Geh bei jedem Möbelstück, das vor 1980 gebaut wurde, davon aus, dass es Blei enthalten könnte. Schleife solche Stücke niemals trocken! Verwende Nassschleifpapier und trage IMMER eine hochwertige Atemschutzmaske (Klasse FFP3). Gut lüften ist Pflicht!

Mein Fazit aus der Werkstatt
Shabby Chic ist so viel mehr als ein Trend. Es ist Wertschätzung für das Alte und die Geschichten, die Dinge erzählen. Wenn du dir Zeit nimmst, in gute Materialien investierst und mit Respekt an die Sache herangehst, erschaffst du etwas Einzigartiges. Ein Möbelstück mit Seele. Und genau das ist es, was gutes Handwerk am Ende ausmacht.
Bildergalerie




Der richtige Wachsabschluss: Matt oder glänzend?
Nach dem Streichen und Schleifen kommt das Finish. Hier entscheidet sich die Haptik und der Schutz Ihres Möbels. Ein klares Möbelwachs, zum Beispiel von Annie Sloan oder auch ein farbloses Antikwachs aus dem Baumarkt, ist der Klassiker. Es schützt das Holz, feuert die Farbe dezent an und erzeugt eine samtig-matte Oberfläche, die sich wunderbar anfühlt. Für einen subtilen Glanz und etwas mehr Widerstandsfähigkeit können Sie das Wachs nach dem Trocknen mit einem weichen Tuch polieren. Dunkles Wachs hingegen ist ein Werkzeug für Profis: Sparsam in Vertiefungen und auf Kanten aufgetragen, imitiert es die Patina von Jahrzehnten.




- Weiches, verwaschenes Leinen für Vorhänge oder Kissenbezüge.
- Klassische Baumwollstoffe mit Toile-de-Jouy- oder zarten Blumenmustern.
- Ein grob gewebter Jute-Teppich als rustikaler Kontrapunkt.
Das Geheimnis? Die richtigen Textilien. Sie sind die Seele des Shabby-Chic-Looks und bringen Weichheit und Wohnlichkeit in den Raum, die perfekt mit den aufbereiteten Möbeln harmoniert.



Der häufigste Anfängerfehler: Zu gleichmäßiges Schleifen. Echter „Used Look“ entsteht nicht symmetrisch. Überlegen Sie, wo ein Möbelstück über Jahrzehnte natürlich abgenutzt worden wäre: an Griffen, Kanten, Ecken und den Füßen. Genau dort sollten Sie stärker schleifen. Die großen, glatten Flächen hingegen bleiben oft weitgehend intakt. Weniger ist hier oft mehr – Sie können immer noch mehr abschleifen, aber einmal ab ist ab!




„Die Unvollkommenheit ist es, die ein Objekt einzigartig und schön macht.“
Dieser Gedanke ist das Herzstück des Shabby Chic. Es geht nicht darum, Fehler zu machen, sondern darum, die Spuren des Lebens wertzuschätzen. Eine kleine Delle oder ein sichtbarer Pinselstrich sind keine Makel, sondern Charakterzüge, die die Geschichte Ihres Möbelstücks erzählen.



Neben dem klassischen Schleifen gibt es eine weitere, subtilere Technik, um Abnutzung zu erzeugen: das „Dry Brushing“ oder die Trockenpinseltechnik. So geht’s:
- Nehmen Sie eine Kontrastfarbe (z.B. ein helles Grau über einem weißen Grund).
- Tauchen Sie nur die Borstenspitzen eines trockenen Pinsels in die Farbe.
- Streifen Sie fast die gesamte Farbe auf einem Stück Pappe oder Papier ab.
- Fahren Sie nun mit dem fast trockenen Pinsel ganz leicht über Kanten und Ornamente.
Das Ergebnis ist ein hauchzarter, verwitterter Effekt, der viel authentischer wirkt als grobe Schleifspuren.




Muss es immer Kreidefarbe sein?
Nein, auch wenn Kreidefarbe wegen ihrer matten Optik und der leichten Verarbeitung die erste Wahl ist. Eine Alternative ist traditionelle Kaseinfarbe (Milchfarbe), die noch ursprünglichere, leicht unregelmäßige Oberflächen erzeugt. Für einen skandinavisch angehauchten Look eignen sich auch matte Lacke in gebrochenen Weiß- oder Grautönen, zum Beispiel aus den Paletten von Farrow & Ball, deren Farbtiefe unübertroffen ist. Wichtig ist nur, dass die Oberfläche nicht zu plastisch und glänzend wirkt.



Kreidefarbe: Haftet auf fast allen Oberflächen ohne Anschleifen und Grundierung (Ausnahme: Eiche!). Trocknet extrem matt und lässt sich sehr leicht abschleifen für den Distressed-Look. Die bekannteste ist wohl die von Annie Sloan.
Acryllack (matt): Widerstandsfähiger und wasserfester als Kreidefarbe, daher gut für stärker beanspruchte Flächen wie Tischplatten. Benötigt aber oft eine Grundierung und ist schwerer zu schleifen.
Für den authentischen Look ist Kreidefarbe meist die bessere Wahl, für die Küche oder das Bad kann ein matter Acryllack praktischer sein.




Laut einer Studie der EPA landen jährlich über 9 Millionen Tonnen Möbel auf dem Müll.
Shabby Chic ist mehr als nur ein Stil – es ist gelebte Nachhaltigkeit. Jedes alte Möbelstück, das Sie vom Sperrmüll retten oder auf dem Flohmarkt finden und aufarbeiten, ist ein aktiver Beitrag gegen die Wegwerfgesellschaft. Sie bewahren nicht nur ein Objekt mit Geschichte, sondern schonen auch wertvolle Ressourcen.




Die richtigen Beschläge sind das i-Tüpfelchen. Statt die alten Griffe einfach mitzustreichen, sollten Sie sie abmontieren. Oft verbergen sich darunter wahre Schätze, die nach einer Reinigung mit Essigwasser oder einer Politur wieder glänzen. Alternativ finden Sie auf Flohmärkten oder in spezialisierten Online-Shops wunderschöne Ersatzgriffe aus Porzellan, patiniertem Messing oder Gusseisen, die den Charakter Ihres Möbels komplett verändern können.



- Nur mit einem leicht feuchten, weichen Tuch abwischen.
- Keine scharfen Reiniger oder Scheuermittel verwenden, sie greifen die Wachsschicht an.
- Bei Kratzern oder matten Stellen einfach etwas Wachs auf die betroffene Stelle geben und nachpolieren.
So pflegen Sie gewachste Oberflächen richtig und erhalten die Patina über Jahre. Alle ein bis zwei Jahre kann eine komplette neue, dünne Wachsschicht fällig werden.




Wichtiges Detail: Der Pinsel. Für Kreidefarben eignen sich am besten Rundpinsel mit Naturborsten. Sie nehmen viel Farbe auf und erzeugen eine leicht strukturierte Oberfläche, die sehr authentisch wirkt. Synthetische Pinsel sind zwar leichter zu reinigen, führen aber oft zu einer zu glatten, „perfekten“ Oberfläche, die dem Shabby-Stil widerspricht. Investieren Sie in einen guten Pinsel – Sie werden den Unterschied sehen und spüren.



Kann Shabby Chic auch ohne Blumen und Rüschen?
Unbedingt! Der moderne „Modern Farmhouse“ oder „Coastal Chic“ Stil ist der beste Beweis. Kombinieren Sie ein einzelnes, weiß gekalktes Möbelstück mit klaren Linien, viel Schwarz- und Grautönen und modernen Metallelementen. Der Kontrast zwischen dem alten, aufbereiteten Stück und einem ansonsten minimalistischen, modernen Umfeld erzeugt eine faszinierende Spannung und wirkt erwachsen und designorientiert.




Der Begriff „Shabby Chic“ wurde in den späten 1980er Jahren von der britischen Designerin Rachel Ashwell geprägt und als Marke eingetragen.
Sie definierte den Stil durch eine Mischung aus abgenutzten Flohmarktfunden, weißen Hussensofas und kristallenen Kronleuchtern. Was als Nische begann, wurde zu einer weltweiten Bewegung, die die Schönheit des Unvollkommenen feiert und bis heute die Wohnkultur beeinflusst.



Für den perfekten Look müssen es nicht immer die großen Möbel sein. Fangen Sie klein an, um ein Gefühl für die Technik zu bekommen:
- Alte Bilderrahmen vom Flohmarkt
- Eine einfache Holzkiste für Zeitschriften
- Ein kleiner Hocker oder Beistelltisch
- Einmachgläser, die mit Kreidefarbe bemalt und als Vasen oder Stiftehalter genutzt werden




Der Krakelee-Effekt: Ein Trick für eine authentisch gealterte Oberfläche ist Krakelee-Lack (Reißlack). Er wird zwischen zwei Farbschichten aufgetragen. Die obere Farbschicht reißt dann beim Trocknen auf und gibt den Blick auf die untere Farbe frei. Wichtig: Die untere Farbe sollte dunkler sein (z.B. ein Braunton) und die obere heller (z.B. Creme), um den Effekt von abblätternder Farbe über altem Holz zu imitieren.



Nicht nur Holz lässt sich veredeln. Alte Koffer aus Pappe oder Leder, wie man sie oft auf Dachböden findet, sind perfekte Deko-Objekte. Gestapelt dienen sie als unkonventioneller Beistelltisch, offen als originelle Aufbewahrung für Decken oder Magazine. Ihre abgenutzten Oberflächen und alten Aufkleber erzählen von Reisen und ferner Vergangenheit – Shabby Chic in seiner reinsten Form.




- Checkliste für den Flohmarktkauf:
- Handelt es sich um Massivholz oder nur Furnier? (Furnier lässt sich kaum schleifen)
- Ist das Möbel stabil oder wackelt es stark? (Lockere Beine kann man oft neu verleimen)
- Riecht es stark modrig? (Geruch ist schwer zu entfernen)
- Sind Holzwürmer aktiv? (Achten Sie auf frische, helle Bohrlöcher)




Shabby Chic vs. Vintage: Oft synonym verwendet, aber es gibt einen Unterschied. „Vintage“ bezeichnet ein Original aus einer bestimmten Epoche (z.B. ein Sessel aus den 50ern), das oft in gutem Zustand ist. „Shabby Chic“ ist hingegen ein Gestaltungsstil, der diesen alten Look gezielt durch Bearbeitung (streichen, schleifen) neu erschafft. Man kann also ein Vintage-Möbel im Shabby-Chic-Stil aufarbeiten.



„Farbe ist ein machtvolles Werkzeug. Sie kann einen Raum verändern, eine Stimmung erzeugen und Erinnerungen wecken.“ – Kelly Wearstler, amerikanische Designerin
Im Shabby Chic ist die Farbpalette entscheidend. Denken Sie über Weiß hinaus: Sanftes Salbeigrün, verwaschenes Himmelblau (Duck Egg Blue), pudriges Rosé oder ein warmes Greige (Grau-Beige) verleihen den Möbeln eine sanfte, poetische Note und lassen sich wunderbar miteinander kombinieren.




Ein authentischer Shabby-Chic-Look lebt von der Mischung unterschiedlicher Muster. Haben Sie keine Angst, florale Motive mit Streifen oder Karos zu kombinieren. Der Trick für ein harmonisches Gesamtbild:
- Bleiben Sie innerhalb einer Farbfamilie.
- Mischen Sie große mit kleinen Mustern.
- Verwenden Sie neutrale Flächen (wie eine weiße Wand oder ein unifarbenes Sofa), um dem Auge Ruhepausen zu gönnen.



Hilfe, meine weiße Farbe wird gelb! Was ist da los?
Das ist ein Klassiker, vor allem bei Eichen-, Kiefern- oder Mahagoniholz. Das Holz enthält Gerbstoffe (Tannine), die wasserlöslich sind. Wenn Sie eine moderne, wasserbasierte Farbe auftragen, werden diese Stoffe aktiviert und „bluten“ durch die Farbschicht, was zu unschönen gelben oder braunen Flecken führt. Die einzige Lösung, wie im Artikel erwähnt: Vor dem Streichen eine Schicht Isoliergrund oder Sperrgrund auftragen. Er versiegelt das Holz und verhindert das Durchbluten zuverlässig.




Gustavianischer Stil: Die schwedische Interpretation des französischen Klassizismus aus dem 18. Jahrhundert. Gekennzeichnet durch helle, graue und bläuliche Farbtöne, schlichtere Formen und gerade Linien. Er ist der elegante, zurückhaltendere Vorfahre des Shabby Chic.
Französischer Landhausstil: Wärmer und verspielter, mit geschwungenen Beinen (Cabriole-Beine), vielen floralen Schnitzereien und oft cremefarbenen oder pastelligen Tönen. Er ist die romantischere Inspirationsquelle.
Shabby Chic kombiniert oft Elemente aus beiden Welten.



Der Geruchssinn ist entscheidend für die Atmosphäre. Ein echtes Shabby-Chic-Zuhause duftet nicht nach künstlichen Raumsprays. Es duftet nach frischer Wäsche, die an der Luft getrocknet ist, nach dem zarten Aroma von Bienenwachs auf poliertem Holz und nach einem Strauß frischer Feldblumen oder Lavendel auf der Kommode. Diese natürlichen Düfte unterstreichen die Authentizität und den entspannten Charakter des Stils.




Ein einzelnes, gut gemachtes Shabby-Chic-Stück kann mehr Charakter in einen Raum bringen als eine ganze Garnitur neuer Designermöbel.


Der letzte Schliff: Glas und Licht. Ergänzen Sie Ihre aufbereiteten Möbel mit alten Glasflaschen, in denen einzelne Blumenstiele stehen, oder einem alten Spiegel mit einem verwitterten, vielleicht sogar blinden Rand. Ein Kronleuchter – selbst ein kleiner vom Flohmarkt – bricht das Licht und fügt einen Hauch von unerwartetem Glamour hinzu, der den „Shabby“-Look perfekt zum „Chic“ macht.




