Dein eigenes Ölgemälde: Ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen der Auftragsmalerei
Auftragsmalerei: Verwandeln Sie Ihre Fotos in einzigartige Kunstwerke und verleihen Sie Ihren Wänden einen ganz persönlichen Touch!
Stellen Sie sich vor, ein ganz gewöhnliches Foto wird zum Leben erweckt – jeder Pinselstrich erzählt eine Geschichte. In der Welt der Auftragsmalerei wird das Unvorstellbare möglich: aus Erinnerungen entstehen Meisterwerke. Diese Form der Kunst eröffnet nicht nur neue Dimensionen der Wandgestaltung, sondern verbindet Emotionen mit der Kreativität eines Künstlers. Wer hätte gedacht, dass ein simples Bild Ihr Zuhause so transformieren kann?
Wenn du meine Werkstatt betrittst, riecht es sofort nach Leinöl, ein bisschen nach Terpentin und nach frisch gespanntem Holz. Das ist der Duft von echtem Handwerk. Seit über zwei Jahrzehnten ist das mein Alltag – ich schaffe mit meinen Händen Ölgemälde, die für Menschen mehr sind als nur Deko. Es sind eingefangene Erinnerungen, zukünftige Erbstücke oder einfach dieser eine, unbezahlbare Blick.
Inhaltsverzeichnis
- Die Chemie muss stimmen: Warum ein Ölgemälde „atmet“
- Das Fundament: Worauf dein Kunstwerk gebaut ist
- Die wichtigste Regel und die Seele des Bildes
- So findest du einen echten Profi (und entlarvst die Blender)
- Der ehrliche Vergleich: 300 € vs. 3.000 € – Wo liegt der Unterschied wirklich?
- Dein Weg zum eigenen Meisterwerk: Eine kleine Anleitung
- Die Pflege: Damit die Freude ewig währt
Viele, die zu mir kommen, sind verunsichert. Im Netz liest man von Preisen, die von 300 bis 5.000 Euro reichen, und keiner weiß so recht, woran das liegt. Genau deshalb will ich heute mal Klartext reden. Ich nehme dich mit an meine Staffelei und zeige dir, was ein gutes Auftragsgemälde ausmacht und warum echtes Handwerk seinen Preis hat – und ihn auch wert ist.
Die Chemie muss stimmen: Warum ein Ölgemälde „atmet“
Ganz ehrlich? Der größte Irrtum ist zu denken, Ölfarbe trocknet wie Wasserfarbe an der Luft. Tut sie nicht. Ein Ölgemälde härtet durch einen chemischen Prozess aus, bei dem das Öl mit Sauerstoff reagiert und feste, stabile Molekülketten bildet. Man nennt das Polymerisation. Genau das macht die Farben so brillant und das ganze Werk so unglaublich langlebig.

Aber dieser Prozess braucht Zeit. Viel Zeit. Eine dünne Farbschicht fühlt sich vielleicht nach ein paar Wochen trocken an, aber im Inneren arbeitet das Bild noch monatelang weiter. Ein Gemälde ist in den ersten Jahren also ein lebendiges Objekt. Ein Profi weiß das und arbeitet mit dieser Eigenschaft, nicht dagegen. Und genau dieses Wissen unterscheidet echtes Handwerk von schnellen, billigen Kopien.
Das Fundament: Worauf dein Kunstwerk gebaut ist
Alles fängt mit dem Untergrund an. Das beste Gemälde zerfällt, wenn das Fundament nichts taugt. Da gibt es im Grunde zwei bewährte Optionen:
- Leinwand: Der Klassiker schlechthin. Aber Achtung, hier gibt es riesige Unterschiede. Ich schwöre auf belgisches Leinen, das hat eine tolle, lebendige Struktur und ist extrem haltbar. Günstigere Baumwolle ist okay, kann sich aber bei Feuchtigkeitsschwankungen über die Jahre verziehen – gerade bei großen Formaten ein echtes Risiko.
- Holz oder Malkarton: Schon die alten Meister wussten Holztafeln zu schätzen. Sie sind absolut starr und ideal für superfeine Details. Der Haken: Sie müssen perfekt versiegelt werden, damit keine Säuren aus dem Holz die Farbschichten angreifen und verfärben.
Egal, was man wählt, die Grundierung ist das A und O. Heutzutage nehmen wir dafür meist hochwertiges Acryl-Gesso. Ich trage immer mindestens drei, manchmal vier Schichten auf und schleife jede Schicht von Hand. Das dauert gut und gerne ein, zwei Tage, sorgt aber für die perfekte Oberfläche, auf der die Ölfarbe optimal haftet. Bei Billigangeboten wird dieser Schritt oft übersprungen – die Risse siehst du dann aber erst Jahre später.

Die wichtigste Regel und die Seele des Bildes
Wenn mir jemand ein Foto gibt, höre ich oft: „Können Sie das einfach abmalen?“ Meine Antwort ist immer: „Ich kann es für dich zum Leben erwecken.“ Ein Foto ist flach, die Farben oft falsch, die Schatten hart. Meine Aufgabe ist es, die Seele dahinter zu finden, nicht nur Pixel zu kopieren.
Dabei gibt es eine goldene Regel, die jeder Maler im Schlaf kennen muss: „Fett über Mager“. Das bedeutet, jede neue Farbschicht muss öliger („fetter“) sein als die darunter. Warum? Die unteren, mageren Schichten (mit Malmittel verdünnt) trocknen schneller. Würde man eine schnell trocknende Schicht auf eine langsam trocknende, noch „arbeitende“ Schicht malen, würde die obere Schicht reißen. Das wäre der Tod für das Gemälde.
Ich erinnere mich noch gut an meine Anfangszeit. Bei einem Landschaftsbild war ich so im Flow, dass ich fast eine fette, ölige Wolkenschicht über eine noch nicht ganz trockene, magere Untermalung des Himmels gelegt hätte. Im letzten Moment fiel es mir auf… Puh, das hätte ins Auge gehen können und die ganze Arbeit von Tagen ruiniert. Diese kleinen Anekdoten prägen einen!

Ein typischer Aufbau sieht deshalb so aus:
- Die Untermalung: Zuerst töne ich die Leinwand mit einer dünnen, neutralen Farbe. Das nimmt dem grellen Weiß die Härte.
- Die Vorzeichnung: Dann skizziere ich das Motiv und lege oft in Grau- oder Brauntönen alle Licht- und Schattenwerte an. Das ist das Skelett des Bildes. Wenn das sitzt, hat das Gemälde später eine unglaubliche Tiefe.
- Der Farbauftrag in Schichten: Jetzt kommen die Farben ins Spiel, oft in dünnen, transparenten Schichten (Lasuren). Jede Schicht verändert die darunterliegende subtil und erzeugt eine Leuchtkraft, die man mit einmal dick auftragen nie erreichen würde. Zwischen den Schichten? Tagelanges Warten. Ein gutes Porträt hat locker 10 bis 15 solcher Schichten.
Wer dir also ein echtes Ölgemälde in einer Woche verspricht, ignoriert entweder diese Gesetze oder arbeitet „alla prima“ (nass in nass), was eine ganz andere, schnellere Technik für einen anderen Stil ist. Das Risiko trägst am Ende du.
So findest du einen echten Profi (und entlarvst die Blender)
Okay, aber wie findest du nun den richtigen Künstler für dein Projekt? Es ist leichter als du denkst, wenn du auf ein paar Dinge achtest.

Ein echter Profi hat ein aussagekräftiges Portfolio, spricht offen über seine Techniken und Materialien und macht dir niemals Druck. Rote Flaggen sind für mich immer vage Aussagen, unrealistische Zeitversprechen und vor allem, wenn kein ordentlicher Vertrag angeboten wird.
Kleiner Tipp: Stell dem Künstler eine Killer-Frage, um seine Professionalität zu testen. Frag zum Beispiel: „Wie genau stellen Sie die Trocknungszeiten zwischen den einzelnen Schichten sicher und wie dokumentieren Sie das?“ Ein Amateur wird stottern. Ein Profi wird dir begeistert von seinem Arbeitsprozess, seinem Atelierklima und seiner Geduld erzählen. Bingo!
Der ehrliche Vergleich: 300 € vs. 3.000 € – Wo liegt der Unterschied wirklich?
Reden wir endlich übers Geld. Warum kostet das eine Bild 300 Euro und das andere 3.000? Es liegt nicht am Motiv. Es liegt an Zeit, Material und Können.
Stell dir das mal so vor: Ein Bild für 300 Euro ist oft ein Massenprodukt aus einer Manufaktur, häufig aus dem Ausland. Dort arbeiten angelernte Kräfte im Akkord. Die Leinwand ist billige Baumwolle, die Farben sind mit Füllstoffen gestreckt und nicht lichtecht (das heißt, sie verblassen). Trocknungszeiten? Gibt es quasi nicht. Du lädst ein Foto hoch, bezahlst und bekommst ein paar Wochen später ein Paket. Kein Kontakt zum Maler, keine Korrekturen, keine Seele. Es ist ein Glücksspiel.

Ein Werk für 3.000 Euro hingegen ist eine Partnerschaft. Allein die Materialkosten für ein Qualitätsgemälde (hochwertiges Leinen, echte Pigmentfarben von Traditionsherstellern, professionelle Malmittel) können schon bei 400 bis 600 Euro liegen. Eine einzige Tube echtes Kobaltblau kann gut und gerne mal 40 bis 60 Euro kosten! Dazu kommen dann 50 bis 80 Stunden reine, konzentrierte Arbeitszeit eines Meisters, der von seiner Kunst leben muss – Miete, Versicherungen und Steuern inklusive. Du bekommst dafür nicht nur ein Bild, sondern einen Entstehungsprozess, handwerkliche Perfektion und ein Kunstwerk, das auch deine Urenkel noch lieben werden.
Dein Weg zum eigenen Meisterwerk: Eine kleine Anleitung
Ein guter Auftrag ist ein Dialog. Damit der gelingt, haben sich ein paar Schritte bewährt.
1. Deine Hausaufgaben: Was du vor dem ersten Gespräch klären solltest
Bevor du überhaupt jemanden kontaktierst, nimm dir kurz Zeit für dich. Kläre drei einfache Fragen: Welchen Stil mag ich grob (realistisch, impressionistisch)? Welche Größe stelle ich mir vor (miss die Wand aus!)? Und was ist meine absolute Budget-Obergrenze? So gehst du viel selbstsicherer ins Gespräch. Und bring nicht nur ein Foto mit, sondern lieber 3-5, die die Person oder den Ort aus verschiedenen Winkeln und bei unterschiedlichem Licht zeigen.

2. Der Werkvertrag: Dein Sicherheitsnetz
Ein Profi besteht immer auf einem schriftlichen Werkvertrag. Das schützt euch beide! Darin sollte alles klar geregelt sein. Achte darauf, dass diese Punkte drinstehen: das genaue Format, die Materialien, der Zeitrahmen, der Preis (oft mit 30-50 % Anzahlung) und ganz wichtig: die Anzahl der Korrekturschleifen. So könnt ihr zum Beispiel vereinbaren, dass du die Zeichnung freigibst, bevor die Farbe draufkommt.
Und was passiert, wenn dir das fertige Bild nicht gefällt? Genau das wird hier geklärt! Seriöse Künstler planen ein oder zwei Korrekturschleifen ein, in denen kleinere Anpassungen möglich sind. So wird die größte Angst vor dem Auftrag von vornherein entkräftet.
3. Die Entstehung: Ein Prozess, den du miterlebst
Ein guter Maler hält dich auf dem Laufenden. Du bekommst Fotos vom Fortschritt und gibst wichtige Zwischenschritte frei. Bei einem Familienporträt bat mich eine Kundin mal nach Freigabe der Zeichnung, die Frisur der Tochter komplett zu ändern. Das war an diesem Punkt noch super machbar. Eine Woche später, mitten im Farbauftrag, wäre das ein riesiger Aufwand gewesen. Kommunikation ist alles!
Die Pflege: Damit die Freude ewig währt
Ein Ölgemälde ist eine Investition fürs Leben. Damit es so bleibt, hier meine wichtigsten Tipps:
- Der richtige Ort: Niemals in die pralle Sonne hängen! UV-Licht ist der größte Feind der Farben. Auch Orte mit starken Temperaturschwankungen wie über der Heizung oder im feuchten Keller sind tabu.
- Die Reinigung: Staub einfach einmal im Jahr mit einem weichen, trockenen Pinsel (ein Fehhaarpinsel aus dem Künstlerbedarf ist super) vorsichtig abpinseln. Und bitte, bitte, NIEMALS mit einem feuchten Lappen oder Reinigungsmitteln rangehen! Das zerstört den Firnis und die Farbe.
- Wenn was ist: Hat das Bild einen Kratzer oder vergilbt der Firnis (was bei alten Bildern normal ist), bring es zu einem professionellen Restaurator. Selbstversuche enden meistens in einer Katastrophe.
Ich hoffe, dieser ehrliche Einblick hilft dir, die Welt der Auftragsmalerei zu verstehen. Es ist eine Welt aus Chemie, Handwerk, Geduld und ganz viel Leidenschaft. Ein gutes Gemälde hat eine Ausstrahlung, eine Präsenz. Es ist am Ende ein Stück der Seele des Künstlers und ein Spiegel deiner Wünsche. Und das, ganz ehrlich, ist mit keinem Preisschild der Welt aufzuwiegen.
