Vom Acker zum Dashboard: Wie Drohnen in der Landwirtschaft wirklich den Unterschied machen
Drohnen sind nicht nur für atemberaubende Luftaufnahmen gut – sie könnten auch den Schlüssel zum Umweltschutz beinhalten!
„Die Welt aus den Augen eines Schmetterlings zu sehen, könnte uns lehren, was wir übersehen.“ Wenn die Luftfahrttechnologie eine solche Perspektive eröffnet, warum sollten wir dann nicht die Geheimnisse der Natur aus der Vogelperspektive entschlüsseln? Drohnen, einst nur Spielzeuge für Technikbegeisterte, sind nun revolutionäre Werkzeuge im Kampf für nachhaltige Biokraftstoffe.
Hey zusammen! Mal ganz ehrlich: Seit über 30 Jahren stehe ich auf dem Acker. Früher hieß das: Gummistiefel an, raus ins Feld und stundenlang durch die Reihen stapfen. Man hat die Pflanzen angefasst, die Erde gerochen und sich auf sein Bauchgefühl verlassen. Das hat auch oft funktioniert, keine Frage. Aber eben nicht immer.
Inhaltsverzeichnis
- Mehr als das Auge sieht: Die Superkräfte der Drohnenkamera
- Das richtige Werkzeug: Was für den Profi-Einsatz zählt
- Praxis-Check: Sorghum für Biokraftstoff
- Jeder Acker ist anders: Regionale Herausforderungen
- Butter bei die Fische: Was der Spaß wirklich kostet
- Sicherheit geht vor: Vorschriften und eine teure Lektion
- Selber machen oder den Profi holen?
- Bildergalerie
Manchmal bemerkt man eine Krankheit erst, wenn schon ein ganzer Schlag befallen ist. Oder man düngt dort, wo es gar nicht nötig wäre, während ein paar Meter weiter die Nährstoffe fehlen. Das kostet nicht nur bares Geld – wir reden hier von hunderten, wenn nicht tausenden Euros pro Saison –, sondern ist auch für die Umwelt nicht gerade ideal.
Heute laufe ich immer noch durchs Feld, mein Bauchgefühl ist mir heilig. Aber ich habe ein neues Werkzeug in der Hand. Kein Spaten, keine Hacke, sondern die Fernsteuerung für eine Drohne. Viele belächeln das ja immer noch als teures Spielzeug. Für mich ist es aber zu einem der wichtigsten Instrumente geworden, besonders beim Anbau von Energiepflanzen wie Sorghum. Ich will euch hier mal ohne Fachchinesisch und Schnickschnack zeigen, wie wir Profis die Dinger wirklich nutzen. Es geht nicht um schicke Luftbilder für Instagram, sondern um knallharte Daten, die uns helfen, klügere Entscheidungen zu treffen.

Mehr als das Auge sieht: Die Superkräfte der Drohnenkamera
Eine normale Kamera an einer Drohne ist schon mal nett für einen Überblick. Man sieht, wo Lücken sind und wo die Pflanzen gut stehen. Das ist aber nur die Oberfläche. Die eigentliche Magie steckt in speziellen Sensoren, den sogenannten Multispektralsensoren.
Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Pflanzen nutzen für ihre Fotosynthese rotes und blaues Licht. Das grüne Licht werfen sie zurück – deshalb sehen wir sie als grün. Aber sie reflektieren auch Licht, das für unser Auge unsichtbar ist: das Nahinfrarotlicht (NIR). Eine topfitte, gesunde Pflanze mit viel Blattgrün wirft extrem viel von diesem NIR-Licht zurück. Eine gestresste Pflanze, die vielleicht unter Trockenheit oder Nährstoffmangel leidet, tut das nicht. Ihre Zellstruktur ist leicht geschädigt und die Reflexion lässt nach.
Und genau das misst der Sensor. Er fängt diese unterschiedlichen Lichtarten auf. Eine Software am Computer errechnet daraus dann einen Index, der bekannteste ist der NDVI (Normalized Difference Vegetation Index). Das Ergebnis ist der absolute Hammer: Du bekommst eine farbige Karte deines Feldes. Stell dir das vor wie eine Wetterkarte, nur für die Gesundheit deiner Pflanzen. Leuchtendes Grün bedeutet: „Hier ist Party, alles wächst super!“ Gelbe oder rote Bereiche rufen dagegen: „Hilfe, ich habe ein Problem!“ – und das oft schon Wochen, bevor du es mit bloßem Auge erkennen würdest.

Das richtige Werkzeug: Was für den Profi-Einsatz zählt
Wenn mich Kunden nach einer Empfehlung fragen, sage ich immer: „Kommt drauf an, was du vorhast.“ Für eine schnelle visuelle Kontrolle tut es eine gute Standarddrohne, da gibt es tolle Modelle um die 2.000 Euro, die super Kameras haben und einfach zu fliegen sind.
Sobald wir aber über echte Datenanalyse für die Landwirtschaft reden, wird es spezieller. Wir setzen hier auf professionelle Systeme, zum Beispiel eine Drohne mit RTK-Funktion. Das „RTK“ steht für Real-Time Kinematic und bedeutet, dass die Position der Drohne durch Korrektursignale auf ein bis zwei Zentimeter genau bestimmt wird. Das ist kein Luxus, sondern absolut entscheidend, um die erstellten Datenkarten später exakt mit den Fahrspuren des Traktors abzugleichen.
Sensor und Software: Das Gehirn der Operation
Das Herzstück ist aber der Sensor, die Nutzlast der Drohne. Für die Analyse der Pflanzengesundheit ist eine Multispektralkamera Pflicht. An die Profi-Geräte kann man verschiedene Sensoren anbringen, je nach Aufgabe. Es gibt aber auch fantastische All-in-One-Lösungen für den Einstieg, bei denen eine gute Multispektralkamera bereits integriert ist. So eine Drohne, wie die DJI Mavic 3M, ist schon für um die 5.000 € zu haben und ein gewaltiger Schritt nach vorn im Vergleich zu einer reinen Fotodrohne.

Die Daten allein nützen aber nichts ohne die richtige Software. Am Computer planen wir die Flugrouten und werten danach die Daten aus. Gängige Programme dafür sind zum Beispiel Pix4Dfields, Agisoft Metashape oder DJI Terra. Damit lassen sich aus hunderten Einzelbildern die besagten NDVI-Karten oder auch Applikationskarten für den Traktor erstellen.
Gut zu wissen: Die Flugplanung ist die halbe Miete. Wir planen die Routen am Computer und legen dabei alles fest:
- Flughöhe: Meistens fliegen wir zwischen 80 und 100 Metern. Das ist ein guter Kompromiss aus Detailgrad und Effizienz. Fliegt man tiefer, sind die Details besser, aber man braucht mehr Zeit und Akkus. Für einen 20 Hektar großen Schlag planen wir mit einer Profi-Drohne übrigens rund 45 Minuten reine Flugzeit ein, plus Vor- und Nachbereitung.
- Überlappung: Die Bilder müssen sich stark überlappen, damit die Software sie zu einer lückenlosen Karte zusammensetzen kann. Ein bewährter Wert ist eine Überlappung von 75 % in alle Richtungen. Wer hier spart, ärgert sich später über Fehler in der Karte.
- Geschwindigkeit: Die passen wir ans Licht an. Bei strahlendem Sonnenschein können wir schneller fliegen. Bei Bewölkung müssen wir langsamer werden, damit jedes Bild scharf wird.

Praxis-Check: Sorghum für Biokraftstoff
Sorghum ist eine geniale Pflanze für die Biokraftstoffproduktion. Sie ist extrem trockenheitstolerant und kommt mit viel weniger Wasser aus als Mais. Hier hilft uns die Drohne in mehreren Phasen:
- Aussaatkontrolle: Kurz nach dem Aufgang fliegen wir einmal drüber. Die Software hilft uns, die jungen Pflanzen zu zählen. So sehen wir sofort, ob die Sämaschine sauber gearbeitet hat oder ob es größere Lücken gibt, die wir gezielt nachsäen können.
- Gezielte Düngung: Während des Wachstums fliegen wir alle 10 bis 14 Tage. Die NDVI-Karten zeigen uns die schwachen und starken Zonen. Statt das ganze Feld mit der Gießkanne zu behandeln, erstellen wir Applikationskarten. Der Düngerstreuer bringt dann per GPS-Steuerung nur dort mehr aus, wo es wirklich nötig ist. Das spart uns bis zu 15 % Dünger, schont den Boden und führt zu einem viel gleichmäßigeren Bestand.
- Erntezeitpunkt: Gerade bei Zuckerhirse für Bioethanol ist der perfekte Erntezeitpunkt entscheidend. Die Drohnendaten zeigen uns die Abreife der Pflanzen. Wenn die Vitalität auf den Karten flächendeckend nachlässt, ist das ein klares Signal, dass die Pflanze ihre Energie in den Zucker im Stängel verlagert hat. Zeit für die Ernte!

Jeder Acker ist anders: Regionale Herausforderungen
Ich durfte schon Projekte in ganz Deutschland betreuen und habe schnell gelernt: Man muss die Methoden anpassen. In der norddeutschen Tiefebene mit ihren riesigen, flachen Feldern ist die Flugplanung ein Kinderspiel. Die Drohne fliegt stur ihre Bahnen ab.
Ganz anders sieht es im Süden aus, etwa im Voralpenland. Die Felder sind kleiner, oft am Hang und total verwinkelt. Hier ist der „Geländefolgemodus“ der Drohne Gold wert. Sie passt ihre Flughöhe automatisch dem Boden an, damit der Abstand immer gleich bleibt – die Basis für vergleichbare Daten.
Kleiner Profi-Tipp am Rande: An Hängen immer parallel zur Neigung fliegen, nicht quer dazu. Das spart enorm Akku und sorgt für bessere Daten, weil die Drohne nicht ständig an Höhe gewinnen und verlieren muss. Und Achtung: Plötzliche Winde in Tälern sind nicht zu unterschätzen, da braucht man als Pilot schon etwas Erfahrung.
Butter bei die Fische: Was der Spaß wirklich kostet
Vergiss die Drohnen für ein paar hundert Euro aus dem Elektromarkt. Eine realistische Erstinvestition für den professionellen Einsatz ist eine andere Hausnummer. Rechne mal mit:

- Professionelle Drohne (RTK-fähig): 8.000 € – 15.000 €
- Multispektralsensor (falls nicht integriert): 4.000 € – 7.000 €
- Software (Jahreslizenz): 1.000 € – 4.000 €
- Zusätzliche Akkus & Zubehör: 1.500 € – 2.500 €
Wir reden hier also schnell von einer Summe um die 20.000 Euro. Dazu kommen laufende Kosten für Softwarelizenzen und natürlich die Versicherung.
Sicherheit geht vor: Vorschriften und eine teure Lektion
Eine Drohne ist ein unbemanntes Luftfahrzeug, kein Spielzeug. Die Regeln sind streng. Für unsere Arbeit brauchen wir meist eine Betriebsgenehmigung von der zuständigen Landesluftfahrtbehörde, da wir in der „Speziellen Kategorie“ fliegen. Jeder Pilot braucht mindestens das EU-Fernpilotenzeugnis A2, das man beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA) machen kann. Ich bestehe aber auf zusätzlichen Praxistrainings.
Vor ein paar Jahren ist uns etwas passiert, das ich nie vergesse. Ein Azubi hatte vergessen, die Akkus vor dem Flug vollzuladen. Die Anzeige stand auf 80 %, sollte ja reichen. Dachten wir. In der Luft brach plötzlich die Spannung eines älteren Akkus ein. Die Drohne leitete eine Notlandung ein, schaffte es aber nicht mehr zurück und landete unsanft im Maisfeld. Schaden an Kamera und Aufhängung: über 3.000 Euro.


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Daraus ist unsere eiserne Pre-Flight-Checkliste entstanden: 1. Sind ALLE Akkus (Drohne & Fernsteuerung) zu 100 % geladen? 2. Habe ich den Zustand der Akkus im Logbuch geprüft? 3. Sitzen alle Propeller fest und sind unbeschädigt? 4. Habe ich die Wetter-App gecheckt (Wind, Regen, Sonnenaktivität)? 5. Ist der Start- und Landeplatz frei von Hindernissen?
Ach ja, und die richtige Versicherung ist Pflicht! Eine normale Haftpflicht reicht nicht. Man braucht eine spezielle Luftfahrthaftpflicht, die Kosten liegen je nach Umfang bei 500 bis 1.500 Euro pro Jahr. Bei dem Gerätepreis ist eine Kaskoversicherung auch keine schlechte Idee.
Selber machen oder den Profi holen?
Ganz ehrlich? Die Anschaffung einer kompletten Profi-Ausrüstung lohnt sich nur für sehr große Betriebe oder Lohnunternehmer. Für den durchschnittlichen Landwirt ist die Investition oft zu hoch und der Aufwand für Genehmigungen und die komplexe Datenverarbeitung enorm.
Mein Rat: Für die einfache, visuelle Kontrolle des Bestandes ist eine gute Drohne für 1.500 bis 2.000 Euro eine super Sache. Sobald es aber um Multispektralanalysen und Applikationskarten geht, ist es meist schlauer, einen Dienstleister zu beauftragen. Der hat die Technik, die Erfahrung und die Genehmigungen.

Aber woran erkennt man einen guten Dienstleister? Stell ihm ein paar Fragen:
- Haben Sie bereits Erfahrung mit meiner Anbaukultur (z. B. Mais, Raps, Sorghum)?
- Können Sie mir Beispielkarten und Referenzen von früheren Aufträgen zeigen?
- Welche Technik und Software setzen Sie genau ein?
- Was genau bekomme ich am Ende? Nur die Rohdaten oder eine fertige Applikationskarte und eine klare Handlungsempfehlung?
Die Drohne ist ein unglaublich mächtiges Werkzeug. Sie ersetzt nicht die Erfahrung des Landwirts. Aber sie gibt uns Augen im Himmel und liefert Daten, die uns helfen, nachhaltiger und profitabler zu wirtschaften. Und das ist am Ende das, was für uns alle zählt.
Bildergalerie


Man startet nicht einfach so. Eine der ersten Überlegungen ist die Wahl der Drohne. Für riesige Schläge mit hunderten Hektar eignen sich Starrflügler wie die eBee X von senseFly, da sie lange Flugzeiten und hohe Reichweiten haben. Für kleinere, unregelmäßige Flächen oder wenn man auch mal gezielt landen will, um etwas genauer anzusehen, sind Multikopter wie die DJI Mavic 3 Multispectral oft die agilere und praktischere Wahl. Die Entscheidung hängt also stark von der Struktur des eigenen Betriebs ab.


Dein Adventskranz wird mega: Profi-Tipps für Anfänger (und was es wirklich kostet)
- Wind und Wetter im Blick: Die meisten Agrardrohnen haben eine maximale Windtoleranz. Fliegen bei zu starkem Wind kann die Daten verfälschen und die Drohne gefährden.
- Akku-Status: Immer mit vollen Akkus starten und die verbleibende Flugzeit im Auge behalten. Nichts ist ärgerlicher als eine Notlandung mitten im Rapsfeld.
- Klarer Auftrag: Vor dem Start genau wissen, was man erfassen will. Geht es um eine allgemeine NDVI-Karte oder um die gezielte Suche nach Unkrautnestern? Das bestimmt die Flughöhe und Geschwindigkeit.


Brauche ich dafür eine Pilotenlizenz?
Ja, in den meisten Fällen schon. Seit Einführung der EU-Drohnenverordnung ist für den Betrieb von Agrardrohnen, die oft mehr als 250g wiegen und mit Kameras ausgestattet sind, mindestens der „kleine“ EU-Drohnenführerschein (Kompetenznachweis A1/A3) erforderlich. Für Flüge in spezifischen Szenarien oder mit schwereren Geräten kann sogar das EU-Fernpiloten-Zeugnis (A2) oder eine spezielle Betriebsgenehmigung nötig sein. Eine gute Anlaufstelle für genaue Informationen ist das Luftfahrt-Bundesamt (LBA).

„Durch den gezielten Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln mithilfe von Drohnendaten können Landwirte den Verbrauch um bis zu 30 % reduzieren.“
Das ist keine abstrakte Zahl. Für einen mittelgroßen Betrieb bedeutet das eine Ersparnis von mehreren tausend Euro pro Jahr und eine massive Entlastung für den Boden und das Grundwasser. Precision Farming wird so vom Schlagwort zur handfesten ökonomischen und ökologischen Realität.

Die Investition: Die Anschaffung einer professionellen Agrardrohne mit Multispektralsensor und Software ist nicht billig – man muss mit Kosten zwischen 5.000 und über 20.000 Euro rechnen. Aber der Return on Investment (ROI) kommt oft schneller als gedacht: durch Einsparungen bei Betriebsmitteln, weniger Ernteausfälle und höhere Erträge. Viele Landwirte berichten, dass sich die Investition bereits nach zwei bis drei Saisons amortisiert hat.


Neben dem bekannten NDVI gibt es weitere Vegetationsindizes, die spezifische Probleme aufdecken:
- NDRE (Normalized Difference Red-Edge): Nutzt den „Red-Edge“-Bereich des Lichts, der tiefer in die Blätter eindringt. Er eignet sich hervorragend, um den Stickstoffgehalt in späteren Wachstumsphasen zu beurteilen, wenn der NDVI bereits gesättigt ist.
- GNDVI (Green Normalized Difference Vegetation Index): Ist sensibler für die Chlorophyll-Konzentration als der NDVI und wird oft zur Überwachung von reifenden Kulturen oder bei Stress eingesetzt.
Die Wahl des richtigen Index hängt also vom Wachstumsstadium und der konkreten Fragestellung ab.

Datenverarbeitung in der Cloud: Plattformen wie DroneDeploy oder Propeller Aero laden die Bilder hoch und erledigen die Rechenarbeit auf ihren Servern. Vorteil: Man braucht keinen Hochleistungsrechner. Nachteil: Benötigt eine gute Internetverbindung und Abogebühren.
Lokale Verarbeitung: Software wie Pix4Dfields oder Agisoft Metashape wird direkt auf dem Hof-PC installiert. Vorteil: Volle Datenkontrolle und keine Abhängigkeit vom Internet. Nachteil: Erfordert eine leistungsstarke Hardware.
Die Entscheidung ist oft eine Frage der verfügbaren Internetbandbreite auf dem Land.


Nicht nur Pflanzenstress, auch Wasserstress wird sichtbar.
Thermalkameras an Drohnen messen die Oberflächentemperatur der Pflanzen. Gut bewässerte Pflanzen sind kühler, da sie Wasser verdunsten (Transpiration). Pflanzen, die unter Trockenheit leiden, werden wärmer. Auf einer Wärmebildkarte des Feldes lassen sich so undichte Stellen in der Bewässerungsanlage oder Zonen mit verdichtetem Boden, der Wasser schlecht hält, zentimetergenau identifizieren, lange bevor man es mit bloßem Auge sieht.

Der Begriff „Ground Truthing“ ist entscheidend. Die Datenkarte ist nur die halbe Miete. Wenn die Software einen roten „Problembereich“ anzeigt, ist der nächste Schritt immer der Gang ins Feld. Sind es Schädlinge? Ein Nährstoffmangel? Oder vielleicht nur eine feuchte Senke? Die Drohne zeigt das „Wo“, der Landwirt mit seinem Fachwissen klärt das „Was“ und „Warum“. Die Technologie ersetzt nicht die Erfahrung, sie macht sie präziser.


- Unkrautnester erkennen: Spezielle Algorithmen können anhand von Form und Farbe Unkräuter wie Disteln oder Ampfer vom Nutzbestand unterscheiden.
- Wildtiere aufspüren: Kurz vor der Mahd können Felder mit einer Wärmebilddrohne abgeflogen werden, um Rehkitze im hohen Gras zu finden und sie vor dem Mähtod zu bewahren.
- Schäden bewerten: Nach einem Hagelsturm oder bei Wildschweinbefall lässt sich das Ausmaß des Schadens schnell und objektiv für die Versicherung dokumentieren.

Was passiert nach der Analyse?
Die erstellte Karte ist kein hübsches Bild, sondern ein Arbeitsinstrument. Sogenannte „Applikationskarten“ können aus den Daten generiert und direkt in die Steuerung moderner Landmaschinen eingespielt werden. Der Düngerstreuer bringt dann automatisch nur dort Nährstoffe aus, wo die Karte einen Mangel anzeigt. Die Feldspritze aktiviert ihre Düsen nur über den erkannten Unkrautnestern. Das ist der geschlossene Kreislauf der Präzisionslandwirtschaft.

Ein häufiger Fehler: Schatten von Wolken können die Messergebnisse einer Multispektralkamera stark beeinflussen. Sie können fälschlicherweise als gestresste Zonen interpretiert werden. Professionelle Flüge finden daher idealerweise bei gleichmäßig bedecktem Himmel (diffuses Licht) oder bei klarem Himmel um die Mittagszeit statt, um harte Schatten und Reflexionen zu minimieren. Einige moderne Sensoren haben sogar einen einfallenden Lichtsensor, der solche Schwankungen automatisch korrigiert.


Laut einer Studie der University of California, Davis, kann der Einsatz von Drohnen im Weinbau den Wasserverbrauch um bis zu 40 % senken, indem die Bewässerung präzise an den Bedarf der einzelnen Rebstöcke angepasst wird.

Sorghum, wie im Artikel erwähnt, ist besonders dankbar für die Überwachung per Drohne. Da die Pflanze sehr hoch wächst, ist eine Inspektion vom Boden aus in späteren Stadien kaum noch möglich. Die Drohne liefert den nötigen Überblick von oben und hilft, den optimalen Erntezeitpunkt zu bestimmen, indem sie den Trockenmassegehalt der Pflanzen aus der Luft abschätzt.


- Erhöhte Präzision bei der Aussaat und Düngung
- Reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
- Genaue und schnelle Bewertung von Sturmschäden
Das Geheimnis? Die Kombination verschiedener Sensoren. Eine hochauflösende RGB-Kamera zählt Pflanzen, ein Multispektralsensor prüft die Vitalität und eine Thermalkamera den Wasserhaushalt. Zusammen ergeben sie ein lückenloses Bild des Feldes.

Man muss nicht immer selbst kaufen. Zahlreiche Lohnunternehmer und landwirtschaftliche Dienstleister haben sich auf Drohnenflüge spezialisiert. Sie bieten das „Farming as a Service“-Modell an: Sie führen den Flug durch, prozessieren die Daten und liefern dem Landwirt die fertigen Applikationskarten. Das ist eine hervorragende Option, um die Technologie ohne hohe Anfangsinvestition zu nutzen oder sie erst einmal im eigenen Betrieb zu testen.

Die nächste Stufe: Sprühdrohnen. Modelle wie die DJI Agras T40 sind nicht nur zur Analyse da. Sie haben große Tanks und können Pflanzenschutzmittel oder Flüssigdünger gezielt auf Problemzonen ausbringen. Das ist besonders in steilen Lagen wie dem Weinbau, wo der Einsatz von Traktoren schwierig ist, oder für die punktuelle Behandlung (Spot-Spraying) von Unkrautnestern eine Revolution.


Wie viel Speicherplatz braucht man dafür?
Eine ganze Menge! Ein einziger 15-minütiger Flug über 20 Hektar kann Tausende von hochauflösenden Bildern erzeugen, die zusammen schnell 20 bis 50 Gigabyte an Daten umfassen. Für die Verarbeitung dieser Daten zu einer einzigen Karte (ein Prozess namens „Stitching“) benötigt man einen Computer mit einer leistungsstarken Grafikkarte, viel Arbeitsspeicher (32 GB oder mehr sind empfehlenswert) und schnellen SSD-Festplatten. Die Hardware ist ein oft unterschätzter Kostenfaktor.

Schon gewusst? LiDAR-Sensoren an Drohnen senden Laserpulse aus und können nicht nur die Höhe der Pflanzen, sondern auch die Bodenstruktur darunter erfassen. So lassen sich Erosionsrinnen oder Fahrspuren erkennen, selbst wenn sie von dichter Vegetation verdeckt sind.


Die Drohne verändert das Gefühl für den eigenen Acker. Plötzlich sieht man Muster, die einem jahrzehntelang verborgen blieben. Die leichte Bodensenke, die nach starkem Regen immer etwas nasser ist. Der sandigere Streifen am Waldrand, der schneller austrocknet. Es ist eine Mischung aus Faszination und tieferem Verständnis. Das alte Bauchgefühl wird nicht ersetzt, sondern mit einer neuen, unglaublich detaillierten Wahrnehmungsebene angereichert.

Achtung, Kalibrierung! Für wirklich vergleichbare Ergebnisse über mehrere Wochen hinweg reicht die Kamera allein nicht aus. Vor dem Flug wird oft ein sogenanntes „Kalibrierungspanel“ mit bekannten Reflexionswerten fotografiert. Die Software nutzt dieses Referenzbild, um die aufgenommenen Daten an die aktuellen Lichtverhältnisse anzupassen. Nur so ist sichergestellt, dass ein Vitalitätsverlust wirklich von der Pflanze kommt und nicht von der Wolke, die gerade vorbeizog.

- Kartoffeln: Früherkennung der Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans), die sich als „kalte“, gestresste Flecken auf Wärmebildern zeigt.
- Raps: Überwachung des Stickstoffbedarfs im Frühjahr zur Optimierung der Düngung und Abschätzung des Ertragspotenzials.
- Weinbau: Differenzierte Leseplanung, indem Zonen mit unterschiedlich reifen Trauben identifiziert werden, um die Qualität des Leseguts zu maximieren.


Was ist mit der Akkulaufzeit?
Die Flugzeit ist oft der limitierende Faktor. Ein typischer Multikopter schafft 20-30 Minuten, ein Starrflügler kann über eine Stunde in der Luft bleiben. Profis arbeiten daher mit einem Satz von 4-6 Akkus und einem mobilen Ladegerät im Auto, um große Flächen ohne lange Pausen abfliegen zu können. Eine clevere Flugplanung, die Start- und Landepunkte optimiert, ist essenziell, um die Zeit in der Luft maximal effizient zu nutzen.

Die Zukunftsvision: Schwärme. Forscher arbeiten bereits an Systemen, bei denen mehrere Drohnen autonom als Schwarm zusammenarbeiten. Einige analysieren das Feld, während andere gezielt einzelne Pflanzen mit Mikrodosen von Nährstoffen oder Pflanzenschutzmitteln versorgen. Das wäre der ultimative Schritt in der individualisierten Pflanzenbehandlung – weg von der flächigen Anwendung, hin zur Betreuung jeder einzelnen Nutzpflanze.
„Die größte Hürde für die breite Einführung der Drohnentechnologie ist nicht mehr die Technik selbst, sondern die Fähigkeit der Landwirte, die riesigen Datenmengen in umsetzbare Entscheidungen zu übersetzen.“ – Dr. S.K. Singh, Indian Agricultural Research Institute
Genau hier setzen Schulungen und intuitive Software an. Programme wie das bereits erwähnte Pix4Dfields sind speziell darauf ausgelegt, komplexe Daten in einfache, klare Karten zu verwandeln, die ein Landwirt ohne Informatikstudium sofort versteht und nutzen kann.


