Diese 5 Klausen-Fehler kosten Sie das Beste der Stadt

von Brittany Alaine Koehler
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Ich bin unzählige Male auf der Brennerautobahn an der Ausfahrt Klausen vorbeigefahren, immer mit dem Gedanken: „Nächstes Mal halte ich an.“ Als ich es dann endlich tat, wäre ich fast in dieselben Fallen getappt wie so viele andere. Klausen (Chiusa) in Südtirol, dieses mittelalterliche Juwel im Eisacktal auf 523 Metern Höhe, wirkt auf den ersten Blick wie ein schnell erledigter Zwischenstopp. Ein fataler Irrtum, wie ich schnell lernte. Es sind kleine, aber entscheidende Fehler, die 90 % der Besucher davon abhalten, das wahre Herz dieser 5.200-Einwohner-Künstlerstadt zu entdecken. Als jemand, der Südtirol wie seine Westentasche kennt, zeige ich Ihnen, wie Sie diese Fehler vermeiden und Klausen so erleben, wie es die Einheimischen tun.

1. Der fatale Timing-Fehler: Ankommen, wenn alles schläft

Der häufigste Fehler ist, Klausen zur Mittagszeit zu besuchen. Zwischen 12:30 und 15:00 Uhr fühlen sich die Gassen oft wie ausgestorben an, viele der kleinen, inhabergeführten Geschäfte haben ihre Rollläden für die Mittagspause heruntergelassen. Die Stadt atmet aus und Touristen stehen vor verschlossenen Türen. Das wahre Leben pulsiert zu anderen Zeiten.

Mein persönlicher Rat: Seien Sie ein Frühaufsteher. Wenn Sie zwischen 7 und 9 Uhr morgens durch die Altstadt schlendern, gehört sie fast Ihnen allein. Ich liebe es, wie das erste Sonnenlicht die bunten Fassaden in der Ober- und Unterstadt streift. Sie hören das Klappern der ersten Kaffeetassen und riechen den Duft frischer Brötchen aus der Bäckerei Gasser. Das ist die perfekte Zeit für ungestörte Fotos und um die mittelalterliche Ruhe auf sich wirken zu lassen. Alternativ kommen Sie am späten Nachmittag ab 16 Uhr. Dann füllen sich die Cafés wie das „Stadtcafé an der Brücke“ mit Einheimischen, die ihren Aperitivo genießen. Plötzlich ist die Stadt voller Leben und italienischem Flair. Parken Sie am besten auf dem großen Parkplatz südlich der Altstadt (ca. 1,50 € pro Stunde) – von dort sind es nur wenige Schritte ins Zentrum.

2. Das übersehene Juwel: Nur durch die Hauptgasse hetzen

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Viele Besucher laufen einmal durch die Hauptgasse, machen ein Foto und fahren weiter. Dabei verpassen sie das kulturelle Herzstück: den historischen Walthersaal in der Oberstadt 61. Dieser Ort war einst der Treffpunkt einer internationalen Künstlerkolonie im 19. Jahrhundert. Man spürt hier förmlich noch den Geist der Maler und Dichter, die sich von der wilden Schönheit des Eisacktals inspirieren ließen.

So machen Sie es besser: Gehen Sie gezielt zum Tourismusbüro am Tinneplatz. Fragen Sie nicht nur nach dem Programm im Walthersaal – oft gibt es dort faszinierende Konzerte oder Ausstellungen lokaler Künstler. Fragen Sie auch, ob Sie einen kurzen Blick hineinwerfen dürfen, selbst wenn keine Veranstaltung ist. Die Holztäfelung und die Atmosphäre sind es wert. Ich hatte einmal das Glück, bei einer Probe für ein klassisches Konzert dabei zu sein – ein unvergesslicher Gänsehautmoment. Nehmen Sie sich außerdem die Zeit, die kleinen Seitengassen wie die Gerbergasse zu erkunden. Hier finden Sie die wahren Fotomotive, abseits der ausgetretenen Pfade.

3. Der Säben-Kloster-Irrtum: Den Aufstieg unterschätzen

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Das Kloster Säben, einer der ältesten Wallfahrtsorte Tirols, thront majestätisch über der Stadt. Es ist ein Anblick, der jeden in seinen Bann zieht. Doch viele unterschätzen den Weg dorthin. Ich habe schon Besucher in Flip-Flops keuchen sehen, die nach der Hälfte aufgeben mussten. Der gepflasterte Kreuzweg ist steil und in der Sommersonne eine echte Herausforderung.

Planen Sie den Aufstieg richtig: Rechnen Sie mit soliden 30-45 Minuten für den Weg nach oben. Tragen Sie unbedingt festes Schuhwerk – Wanderschuhe sind ideal, gute Sneaker tun es auch. Das Wichtigste: Nehmen Sie genug Wasser mit, mindestens einen Liter pro Person! Auf dem Weg gibt es keine Brunnen. Der beste Zeitpunkt für den Aufstieg ist der frühe Morgen, wenn es noch kühl ist. Die Aussicht von oben auf das Eisacktal im Morgenlicht ist die Belohnung für jede Schweißperle. Wichtig zu wissen: Das Kloster wird von Klausurschwestern bewohnt, der innere Bereich ist also nicht zugänglich. Sie können aber die Gnadenkapelle und die Heilig-Kreuz-Kirche besichtigen, was sich absolut lohnt.

4. Die verpasste kulinarische Entdeckung: Klausen nur als Sightseeing-Ort sehen

Wer in Klausen nicht isst, hat die Seele des Ortes nicht verstanden. Besonders im Herbst ist das ein unverzeihlicher Fehler. Das „Gassltörggelen“, meist an drei Wochenenden im späten September und frühen Oktober, verwandelt die Gassen in eine einzige Genussmeile. Hier wird der neue Wein („Siaßer“) ausgeschenkt, dazu gibt es geröstete Kastanien, Krapfen und deftige Schlachtplatten.

Mein Tipp für Genießer, auch außerhalb der Festsaison: Suchen Sie sich einen authentischen Gasthof. Ich kann das „Gasthaus zum Weißen Rössl“ empfehlen. Bestellen Sie dort eine Portion Schlutzkrapfen (hausgemachte Teigtaschen mit Spinatfüllung) und dazu ein Glas vom lokalen Eisacktaler Sylvaner oder Müller-Thurgau. Sie werden überrascht sein, wie mineralisch und frisch die Weißweine aus dieser Höhe schmecken. Rechnen Sie für ein Hauptgericht wie die Schlutzkrapfen mit 12-15 € – eine Investition in echtes Südtiroler Lebensgefühl. Das ist so viel mehr als nur eine schnelle Pizza am Wegesrand.

5. Der Foto-Fauxpas: Das Postkartenmotiv an der falschen Stelle suchen

Jeder will das eine perfekte Foto von Klausen mit dem Kloster darüber. Viele versuchen es vom Stadtplatz aus, werden aber von Gebäuden und engen Gassen blockiert. Das Ergebnis: ein frustrierendes Foto, das der Schönheit des Ortes nicht gerecht wird.

Hier sind die Spots der Profis: Den absolut besten Blick für das klassische Postkartenmotiv haben Sie von der Eisackbrücke am nördlichen Ende der Altstadt. Von hier aus liegt Ihnen die gesamte Szenerie zu Füßen. Für die charmanten Gassenfotos empfehle ich, wie bereits erwähnt, die Gerbergasse mit ihren bunten Häusern. Ein echter Geheimtipp: Beginnen Sie den Aufstieg zum Kloster Säben. Schon nach den ersten Kehren des Weges eröffnet sich ein atemberaubender Blick von oben über die verwinkelten Dächer der Altstadt. Gerade am späten Nachmittag, wenn die Sonne tief steht, ist das Licht hier magisch. Diesen Blickwinkel haben die wenigsten auf ihrer Kamera.

Klausen ist so viel mehr als nur eine kurze Pause auf dem Weg in den Süden. Es ist ein Ort, der entdeckt werden will, der seine Geheimnisse nur denen preisgibt, die sich Zeit nehmen. Bleiben Sie über Nacht in einer der kleinen Pensionen, erleben Sie die Stille am Morgen und das geschäftige Treiben am Abend. Geben Sie dieser Stadt eine echte Chance, und sie wird Sie mit einer Authentizität belohnen, die man in den größeren Südtiroler Hotspots oft vergeblich sucht.

Brittany Alaine Koehler

Brittany Koehler ist eine amerikanische Autorin und Bloggerin, die in Norddeutschland lebt. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Themen „Slow Living“, kulturelle Eingewöhnung und die persönlichen Veränderungen, die das Leben im Ausland mit sich bringt.