Herbst-Geheimtipp: Wärmer & günstiger als Kroatien

Ich erinnere mich noch genau, wie ich das erste Mal im Oktober in Montenegro aus dem Flugzeug stieg. Die Luft war mild, die Sonne wärmte das Gesicht und ich dachte bei mir: Warum reden eigentlich alle nur von Kroatien? Montenegro, dieses kleine Juwel an der Adria, ist im Herbst ein absoluter Traum – und schont den Geldbeutel auf eine Art und Weise, die man an der Adria kaum noch für möglich hält. Die Beobachtung, dass viele Osteuropäer das längst für sich entdeckt haben, ist absolut zutreffend. Es ist an der Zeit, dass wir Deutschen diesen Schatz auch für die Nachsaison entdecken.
Die Mischung aus schroffen, dramatischen Bergen, die fast senkrecht ins türkisblaue Meer abfallen, und einer Küste voller bezaubernder Buchten ist wirklich einzigartig. Und das Zentrum dieses Küstenabschnitts ist ohne Zweifel Budva. Man nennt sie die „Stadt der Sonne und der Geschichte“, und das ist keine Übertreibung. Mit über 2.500 Jahren Geschichte auf dem Buckel ist sie eine der ältesten Siedlungen an der gesamten Adria.
Willkommen in Budva: Mehr als nur eine Partystadt
Budva hat den Ruf, die Partymetropole Montenegros zu sein, was im Hochsommer auch stimmt. Im Herbst aber zeigt die Stadt ihr wahres, charmantes Gesicht. Die Bässe der Strandclubs werden leiser, die Gassen der Altstadt leeren sich angenehm und die Atmosphäre wird entspannt und fast schon romantisch. Genau das ist die perfekte Zeit, um die Stadt wirklich zu erleben.
Das Herzstück ist die von einer mächtigen Steinmauer umgebene Altstadt (Stari Grad). Wenn man durch eines der alten Tore tritt, fühlt man sich sofort in eine andere Zeit versetzt. Die engen, blitzsauberen Gassen sind mit glatt polierten Steinen gepflastert, Efeu rankt an den Fassaden empor und hinter jeder Ecke verbirgt sich ein kleiner Platz, eine versteckte Kirche oder ein gemütliches Café. Mein Tipp: Erklimmen Sie die Zitadelle am Ende der Altstadt. Der Eintritt kostet nur etwa 3,50 € und der Ausblick von den Mauern über die roten Dächer, die vorgelagerte Insel Sveti Nikola und das offene Meer ist jeden Cent wert. Kommen Sie am besten am späten Nachmittag, wenn das Licht am schönsten ist.
Die Wahrheit über Budvas Strände

Budva ist berühmt für seine Strände, aber man muss wissen, welchen man ansteuern sollte. Der Hauptstrand, Slovenska Plaža, ist riesig und praktisch, da er direkt an der Promenade liegt. Er ist aber auch kieselig und im Sommer extrem voll. Im Herbst ist er okay für ein schnelles Bad, aber das wahre Paradies liegt nur einen kurzen Spaziergang entfernt.
Folgt man dem Küstenweg an der berühmten Statue der „Tänzerin von Budva“ vorbei, erreicht man nach wenigen Minuten den Mogren Beach. Eigentlich sind es zwei Strände (Mogren I und II), die durch einen kleinen Tunnel im Felsen verbunden sind. Hier ist der Sand feiner, das Wasser kristallklar und die Kulisse mit den steilen Klippen einfach atemberaubend. Ein Set aus zwei Liegen und einem Schirm kostet hier in der Nachsaison ca. 15-20 € – ein fairer Preis für diesen Traumort.
Wer es noch ruhiger mag, sollte eine kurze Bus- oder Taxifahrt zum Jaz Beach in Erwägung ziehen. Dieser weitläufige Sandstrand war schon Austragungsort für Konzerte von Madonna und den Rolling Stones und bietet viel Platz und eine entspannte Atmosphäre.
Insel-Hopping für Jedermann: Sveti Nikola und Sveti Stefan

Vom Hafen in Budva aus sieht man ständig kleine Boote zur Insel Sveti Nikola fahren, die von den Einheimischen liebevoll „Hawaii“ genannt wird. Für ca. 5 € pro Person (Hin- und Rückfahrt) kann man übersetzen. Die Strände dort sind etwas wilder und naturbelassener, und der Blick zurück auf die Budva-Riviera ist fantastisch. Ein perfekter Halbtagesausflug.
Und dann ist da noch Sveti Stefan, das wohl berühmteste Fotomotiv Montenegros. Die kleine Insel, die durch einen schmalen Damm mit dem Festland verbunden ist, ist heute ein ultraluxuriöses Aman-Resort. Das bedeutet leider: Ohne Hotelreservierung kommt man nicht auf die Insel. Lassen Sie sich davon aber nicht abschrecken! Der Anblick von der Küstenstraße oberhalb ist phänomenal und kostenlos. Außerdem gibt es links und rechts des Dammes öffentliche Strände. Der linke ist frei zugänglich, während am rechten Strand Liegen für über 100 € vermietet werden. Ein kleiner Schock, aber auch ein Erlebnis. Mein persönlicher Spartipp: Setzen Sie sich ins Café des nahegelegenen Hotels „Adrović“. Von der Terrasse hat man einen fast ebenso perfekten Blick auf die Insel, zahlt aber nur den Preis für einen Kaffee (ca. 2,50 €).
Essen, Trinken & Sparen: Was der Herbst-Urlaub wirklich kostet
Jetzt zum wichtigsten Punkt: dem Preis. Montenegro ist wirklich erfrischend günstig, gerade im Vergleich zum Nachbarn Kroatien oder zu Italien. Hier sind ein paar Beispiele aus meinem letzten Besuch im September:
- Espresso in einem Café in der Altstadt: 1,50 €
- Ein großes, lokales Bier (Nikšićko): 2,50 – 3,00 €
- Ein riesiges Stück Pizza zum Mitnehmen: 2,00 €
- Eine gute Portion Ćevapi mit Pommes in einem einfachen Restaurant: 7-9 €
- Eine frische Fischplatte für zwei Personen in einem guten Restaurant am Meer: 35-45 €
Abends erwacht die Promenade zum Leben. Unzählige Restaurants bieten lokale Spezialitäten an. Unbedingt probieren sollte man den schwarzen Risotto (Crni rižot), der mit Tintenfischtinte gefärbt ist, oder einfach nur frisch gegrillten Fisch, der morgens von den lokalen Fischern gefangen wurde. Suchen Sie nach den „Konobas“, den traditionellen Tavernen, die oft etwas abseits der Hauptwege liegen – dort isst man am besten und authentischsten.
Mein Fazit: Warum der Herbst die beste Zeit für Montenegro ist
Budva im Herbst zu besuchen, ist eine der besten Reiseentscheidungen, die ich je getroffen habe. Das Meer ist mit 22-23 Grad noch wunderbar warm, die Sonne scheint fast jeden Tag, aber die erdrückende Hitze des Sommers ist vorbei. Die Preise für Flüge (nach Tivat oder Podgorica) und Unterkünfte sind deutlich gesunken. Man bekommt problemlos einen Tisch im besten Restaurant und findet immer einen Platz am schönsten Strand. Es ist die perfekte Balance aus Erlebnis und Entspannung. Wenn Sie also dem deutschen Herbst entfliehen wollen, ohne ein Vermögen auszugeben, dann hören Sie auf, nach Kroatien zu schielen. Ihr nächstes Traumziel heißt Montenegro.