Deine LARP-Ausrüstung: Ein ehrlicher Guide für den perfekten Start
Entfliehen Sie dem Alltag und tauchen Sie ein in eine Welt voller Magie und Abenteuer – LARP ist Ihre Eintrittskarte ins Mittelalter!
„Die Schwerter blitzen im Sonnenlicht, während ein Drache über die Baumwipfel schwebt.“ So könnte das Protokoll eines LARP-Events beginnen, wo Realität und Fantasie nahtlos verschmelzen. Wenn der Alltag zur grauen Routine wird, lässt sich in der Welt des Live-Action Role-Play ein aufregendes Abenteuer erleben. Egal ob als mutiger Ritter oder weise Zauberer – hier ist jeder ein Held.
Ich sehe es immer wieder: Junge, abenteuerlustige Leute kommen in meine Werkstatt, die Augen leuchten, wenn sie von epischen Schlachten und magischen Welten erzählen, die sie im LARP erleben wollen. Doch dann kommt fast immer die eine Frage: „Was kostet mich der ganze Spaß eigentlich?“ Im Kopf haben sie Bilder von glänzenden Rüstungen und edlen Gewändern, aber auch die gesalzenen Preise der großen Händler. Das kann, ehrlich gesagt, ziemlich entmutigend sein.
Inhaltsverzeichnis
Deshalb lass uns mal Tacheles reden. Nicht über Fantasiezahlen, sondern darüber, was eine gute Ausrüstung wirklich ausmacht. Es geht um Material, um Sicherheit und vor allem um die eine Frage: Wen willst du darstellen und wie viel von dir selbst soll in deiner Ausrüstung stecken? Das hier ist kein Verkaufsprospekt. Das ist der Rat von jemandem, der schon unzählige Anfänger hat kommen und gehen sehen. Ich zeige dir, wo du klug investierst und wo du mit eigener Arbeit viel mehr erreichst als mit einem dicken Geldbeutel.

Das Fundament: Ohne gute Gewandung geht nichts
Alles fängt mit der Kleidung an – im LARP nennen wir das Gewandung. Das ist das absolute A und O. Ohne eine solide Basis ist selbst die teuerste Rüstung nur eine Verkleidung. Eine gute Gewandung besteht aus Schichten, und das hat verdammt praktische Gründe.
Die erste Schicht: Das, was direkt auf die Haut kommt
Direkt auf der Haut trägst du ein Untergewand, also eine simple Tunika oder ein Unterkleid. Die Aufgabe ist simpel: Schweiß aufsaugen. Das schont deine teurere Obergewandung vor Dreck und Geruch und verhindert, dass grobe Stoffe oder Rüstungsteile scheuern. Viele Anfänger sparen genau hier. Ein Riesenfehler! Ein nasses Obergewand wird bei der nächsten Windböe zur reinsten Kühlfalle. Ich habe mal einen jungen Kerl gesehen, der dachte, sein Baumwollwams reicht. Nach einem Regenguss zitterte er wie Espenlaub und musste raus aus dem Spiel. Lektion gelernt, aber auf die harte Tour.
Die richtige Materialwahl ist hier entscheidend:

- Leinen: Ganz ehrlich, das ist die beste Wahl. Guter Leinenstoff ist robust, atmungsaktiv und saugt Feuchtigkeit auf, ohne sich nass anzufühlen. Nach ein paar Wäschen wird er wunderbar weich. Rechne mal mit 15 € bis 25 € pro Meter für anständige Qualität. Für eine einfache Tunika brauchst du etwa 2,5 bis 3 Meter.
- Baumwolle: Klar, ist günstiger und überall zu bekommen. Aber Vorsicht: Baumwolle saugt sich voll wie ein Schwamm und trocknet ewig nicht. Wenn du dann verschwitzt bist und es wird kühl, frierst du jämmerlich. Für ein kurzes Spiel drinnen okay, für ein Wochenende im Wald ein echtes Risiko.
- Synthetik: Lass die Finger davon. Polyester und Co. atmen null. Du schwitzt wie in einer Plastiktüte, es fängt schnell an zu müffeln, und am Lagerfeuer reicht ein Funke für ein Loch.
Die zweite Schicht: Das Obergewand für den Look
Darüber kommt die sichtbare Kleidung: eine weitere Tunika, ein Waffenrock, ein Kleid. Hier zeigst du den Stand und die Herkunft deines Charakters. Ein einfacher Bauer trägt vielleicht grobes Leinen, ein Adliger gefärbte Wolle. Diese Schicht schützt dich vor Wind und Wetter und macht deine Erscheinung aus. Für kühleres Wetter ist Wolle unschlagbar. Sie hält warm, selbst wenn sie feucht wird. An wärmeren Tagen ist eine zweite Schicht aus dickerem Leinen super.

Qualität erkennen – gekauft oder selbstgemacht
Achte auf die Verarbeitung! Schau dir die Nähte an. Billige Teile haben oft nur eine einfache Naht, die schnell reißt. Profis nutzen stabilere Techniken wie Kappnähte. Der Schnitt muss dir Bewegungsfreiheit lassen. Heb die Arme, bück dich. Spannt es irgendwo? Dann ist es schlecht geschnitten. Ein guter Schnitt braucht mehr Stoff und Know-how – das ist oft der Unterschied zwischen einem 40-Euro-Hemd und einem für 150 Euro.
Kleiner Tipp für Selbermacher: Du musst kein Schneidermeister sein! Für eine simple T-Tunika nimmst du ein Stück Stoff, das doppelt so lang ist wie von deiner Schulter bis zum Knie. Falte es in der Mitte, schneide ein Loch für den Kopf rein. Dann nähst du einfach die Seiten zu, lässt aber oben Öffnungen für die Arme. Nicht historisch perfekt, aber ein super Anfang, der dich vielleicht 5-10 Stunden als Anfänger kostet!
Die Rüstung: Schutz, Schein und schwere Entscheidungen
Rüstung ist ein Statement. Aber sie ist auch schwer, teuer und ohne die richtige Vorbereitung sogar gefährlich. Hier gibt es keine Abkürzungen.

Unverzichtbar: Der Gambeson als Polster
Trag NIEMALS Metall- oder harte Lederrüstung direkt auf der Kleidung. Du brauchst einen Gambeson, eine dicke Polsterjacke. Er verteilt die Wucht von Schlägen und verhindert, dass die Rüstung drückt und scheuert. Ein Treffer auf ein Kettenhemd ohne Gambeson? Das gibt trotzdem fiese blaue Flecken. Ein guter Gambeson muss eng anliegen, aber die Bewegung voll zulassen.
Leder, Kette oder Platte – Was passt zu dir?
Die Wahl der Rüstung ist eine Typfrage. Hier mal ein kleiner Überblick, ganz ohne Tabellen-Kram:
Lederrüstung ist der Klassiker für Einsteiger. Sieht cool aus und ist günstiger als Stahl. Aber Achtung! Billiges Spaltleder ist nur Optik und bietet kaum Schutz. Was du willst, ist dickes Blankleder (auch Vollleder genannt), so 2 bis 3 Millimeter stark. Das hält schon was aus. Man kann es sogar in Wasser oder Wachs härten, um es noch stabiler zu machen. Eine gute, handgemachte Lederrüstung ist eine Investition, die sich lohnt und mit dir altert.

Kettenrüstung ist das rasselnde Gewicht der Sicherheit. Ein langes Kettenhemd wiegt schnell 10 bis 15 Kilo! Dieses Gewicht muss mit einem stabilen Gürtel von den Schultern auf die Hüften verteilt werden, sonst sind Schmerzen vorprogrammiert. Achte auf die Ringe: Billige, nur gestoßene Ringe können aufspringen. Vernietete Ringe sind viel stabiler und authentischer, aber auch teurer. Ein guter Kompromiss sind gestanzte Ringe. Und zur Pflege: Unbehandelter Stahl muss nach jedem Einsatz mit etwas Öl (z.B. Ballistol) eingerieben werden, sonst rostet er.
Plattenrüstung ist die Königsdisziplin. Sie bietet den besten Schutz, ist aber auch am teuersten und komplexesten. Hier gilt: Passform ist ALLES. Eine Plattenrüstung „von der Stange“ ist fast immer ein Fehler. Idealerweise lässt du sie von einem Plattner auf Maß anfertigen. Das ist teuer und du musst mit Wartezeiten von mehreren Monaten rechnen (ein halbes Jahr ist keine Seltenheit), aber das Ergebnis ist unschlagbar. Fürs LARP reicht übrigens eine Stahlstärke von 1,2 bis 1,6 Millimetern völlig aus.
Die Waffen: Sicherheit geht immer vor
Deine LARP-Waffe ist ein Sportgerät. Ihre Sicherheit ist das oberste Gebot, denn wir wollen uns nicht verletzen. Jede gute Veranstaltung hat einen Waffencheck, und wer da durchfällt, dessen Waffe bleibt im Zelt. Punkt.
Eine sichere Polsterwaffe hat einen flexiblen Kernstab aus Fiberglas, der von mehreren Schichten Schaumstoff umgeben ist. Das Ganze wird mit Latex überzogen. Ich rate jedem Anfänger: Kauf deine erste Waffe von einem anerkannten Hersteller. Der Eigenbau erfordert viel Erfahrung. Eine sichere Einsteiger-Waffe von Marken wie Mytholon oder Calimacil kostet zwischen 60 € und 120 €. Das ist bestens investiertes Geld in deine und die Sicherheit der anderen.
Waffenpflege ist Pflicht: Kontrolliere deine Waffe regelmäßig! Fühl am Schaft entlang – spürst du harte Stellen? Das könnte ein Kernbruch sein, die Waffe ist dann Schrott. Kleine Risse im Latex kann man flicken, aber behandle sie regelmäßig mit Silikonspray, um das Material geschmeidig zu halten.
Der Feinschliff: Accessoires, die Geschichten erzählen
Die Details machen den Charakter lebendig. Hier kannst du mit wenig Geld unglaublich viel erreichen.
Ein moderner Gürtel zerstört die ganze Illusion. Investiere in einen einfachen Ledergürtel mit schlichter Schnalle. Daran kannst du eine Tasche, einen Becher und anderen Kram hängen. Eine simple Ledertasche ist übrigens ein super erstes DIY-Projekt! Du brauchst nur ein Stück Blankleder (DIN A3 reicht, kostet im Fachhandel oder online ca. 15 €), gewachstes Garn, zwei dicke Nadeln und eine Ahle. Anleitungen findest du zuhauf online.
Auch Schuhe sind wichtig. Abgetragene Wanderstiefel passen selten. Such mal online nach „Mittelalterstiefel“ oder „Wendeschuhe“. Wichtig ist, dass sie kein modernes Trekking-Profil haben. Ein einfacher Trick: Ersetze normale Schnürsenkel durch Lederbänder.
Und vergiss nicht die Hose! Eine einfache Leinenhose oder eine bequeme Rus-Hose (eine Art Wickelhose) ist die perfekte Ergänzung zu deiner Tunika.
Schritt für Schritt zur Traum-Ausrüstung
Niemand erwartet, dass du beim ersten Mal perfekt ausgestattet bist. Dein Charakter wächst mit dir. Plane deine Anschaffungen clever.
Dein Starter-Kit (ca. 200–350 €):
- Priorität 1: Basisgewandung. Eine Untertunika (Leinen), eine Obertunika (Wolle/Leinen), eine Hose und ein Gürtel.
- Priorität 2: Schuhe. Bequem und passend, das ist Gold wert.
- Priorität 3: Kleinkram. Ein Holzteller, ein Becher, eine Tasche.
Damit kannst du fast jeden nicht-kämpfenden Charakter spielen und siehst gut aus.
Dein Kämpfer-Upgrade (schrittweise Investition):
- Priorität 1: Eine sichere Waffe. Kauf sie, wie gesagt.
- Priorität 2: Ein Gambeson. Absolut unverzichtbar.
- Priorität 3: Erste Rüstungsteile. Fang klein an. Armschienen aus Leder, ein einfacher Helm. Bau deine Rüstung über die Jahre auf.
Ein letztes Wort vom alten Hasen
Am Ende des Tages ist die teuerste Ausrüstung wertlos, wenn der Charakter dahinter leer ist. Und die einfachste Gewandung kann strahlen, wenn sie mit Leidenschaft und gutem Spiel gefüllt wird. Deine Ausrüstung ist dein Werkzeug, um eine Geschichte zu erzählen.
Beginne mit einem soliden Fundament, baue darauf auf und lerne, deine Sachen zu pflegen. Reinige deine Kleidung, fette dein Leder mit speziellem Lederfett (bitte kein Speiseöl!), öle deinen Stahl. Jede Delle in deinem Schild, jeder Flicken auf deiner Tunika wird so zu einem Teil deiner eigenen Legende. Und das, mein Freund, kann man nicht kaufen.