Ofen oder Fritteuse: Was verbraucht wirklich mehr Strom?

von Corinna Frei
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In Zeiten steigender Energiepreise wird die Küche zum Prüfstand: Ist die moderne Heißluftfritteuse wirklich so sparsam, wie alle sagen? Oder ist der gute alte Backofen bei genauerem Hinsehen doch keine so große Stromschleuder? Als Koch kann ich Ihnen sagen: Die Antwort ist nicht nur eine Frage des Verbrauchs, sondern auch des Geschmacks und des Gerichts, das Sie zubereiten. Lassen Sie uns das Duell der Küchengeräte einmal genau unter die Lupe nehmen.

Das direkte Duell: Ein praktisches Kostenbeispiel

Reden wir nicht um den heißen Brei, sondern machen wir einen konkreten Test, den jeder zu Hause nachvollziehen kann: das Aufbacken von vier handelsüblichen Sonntagsbrötchen. Eine typische Aufgabe für den schnellen Hunger.

Szenario 1: Der klassische Backofen

Ein Standard-Einbaubackofen hat eine Leistung von etwa 2.500 bis 3.000 Watt. Für knusprige Brötchen heizen wir ihn auf 200°C (Umluft) vor.

  • Vorheizzeit: ca. 10-15 Minuten
  • Backzeit: ca. 10 Minuten
  • Gesamtlaufzeit: ca. 25 Minuten

Während dieser Zeit verbraucht der Ofen Energie, um den großen Garraum aufzuheizen und die Temperatur zu halten. Bei einem Strompreis von ca. 40 Cent pro Kilowattstunde (kWh) landen wir hier schnell bei Kosten von etwa 35 bis 45 Cent nur für die Brötchen.

Szenario 2: Die Heißluftfritteuse

Eine gängige Heißluftfritteuse hat eine Leistung von ca. 1.500 bis 1.800 Watt. Aufgrund des kleinen Garraums ist die benötigte Energie deutlich geringer.

  • Vorheizzeit: ca. 2-3 Minuten (oft sogar unnötig)
  • Backzeit: ca. 6-8 Minuten bei 180°C
  • Gesamtlaufzeit: ca. 10 Minuten

Das Ergebnis ist verblüffend: Die Kosten für denselben Vorgang belaufen sich hier nur auf etwa 8 bis 12 Cent. Sie sparen also über 70 % der Energiekosten. Für kleine Portionen und schnelle Gerichte ist die Heißluftfritteuse also der unangefochtene Sieger.

Warum die Fritteuse so effizient ist: Ein Blick auf die Technik

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Der enorme Effizienzvorteil der Heißluftfritteuse liegt in ihrer Bauweise. Als Koch schätze ich Effizienz, und hier punktet das Gerät auf ganzer Linie:

  • Kompakter Garraum: Es muss viel weniger Luft erhitzt werden als im riesigen Innenraum eines Backofens. Das spart die meiste Energie.
  • Schnelle Luftzirkulation: Ein starker Ventilator wirbelt die heiße Luft mit hoher Geschwindigkeit um das Gargut. Dieser Effekt gart Lebensmittel nicht nur schneller, sondern sorgt auch für eine unschlagbar knusprige Oberfläche – die sogenannte Maillard-Reaktion wird intensiviert.
  • Kein langes Vorheizen: Die meiste Zeit können Sie direkt loslegen. Das spart nicht nur Strom, sondern auch wertvolle Zeit im Küchenalltag.

Wann der Backofen immer noch die bessere Wahl ist

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Trotz aller Vorteile wäre es ein Fehler, den Backofen abzuschreiben. Es gibt viele Situationen, in denen er unverzichtbar bleibt und die Heißluftfritteuse an ihre Grenzen stößt.

Große Mengen und Familienessen

Planen Sie einen Schweinebraten für die ganze Familie, eine große Lasagne oder möchten Sie für die Woche vorkochen (Meal Prep)? Hier ist der Ofen klar im Vorteil. Der Korb einer Heißluftfritteuse ist für mehr als zwei bis maximal drei Personen oft zu klein. Ein ganzes Hähnchen oder eine große Auflaufform passen hier einfach nicht hinein.

Empfindliche Backwaren

Ein luftiger Biskuitkuchen, ein saftiges Brot oder feine Macarons benötigen eine gleichmäßige, sanfte Hitze von oben und unten. Der aggressive Luftstrom der Heißluftfritteuse würde die Oberfläche zu schnell austrocknen oder leichte Teige durcheinanderwirbeln, bevor sie aufgehen können. Hier ist die präzise Steuerung von Ober- und Unterhitze im Ofen Gold wert.

Mehrere Gerichte gleichzeitig

Im Ofen können Sie auf mehreren Ebenen arbeiten: Unten gart der Auflauf, während oben die Kartoffelspalten knusprig werden. Diese Art von Effizienz kann eine Heißluftfritteuse nicht bieten.

Der entscheidende Unterschied: Geschmack und Textur

Abseits der Kosten ist für mich als Koch das Ergebnis entscheidend. Und hier haben beide Geräte ihre eigenen Stärken.

Die Heißluftfritteuse ist die Königin der Knusprigkeit. Pommes Frites, Chicken Wings, oder geröstetes Gemüse wie Brokkoli und Rosenkohl werden unvergleichlich kross und bekommen tolle Röstaromen, und das mit minimalem Fett. Die trockene, heiße Luft entzieht der Oberfläche Feuchtigkeit und sorgt für den perfekten „Crunch“.

Der Backofen ist der Meister der Saftigkeit. Ein Braten oder ein ganzes Hähnchen wird im Ofen bei niedrigerer Temperatur über einen längeren Zeitraum schonender gegart. Das Fleisch bleibt innen zart und saftig, während die Haut langsam knusprig wird. Auch für schmelzenden Käse auf einem Gratin ist die Grillfunktion des Ofens unschlagbar.

Chef-Tipps für den perfekten Einsatz beider Geräte

Egal, für welches Gerät Sie sich entscheiden, mit ein paar Tricks holen Sie das Beste heraus und sparen zusätzlich Energie.

Tipps für die Heißluftfritteuse:

  • Nicht überladen: Das ist der häufigste Fehler! Die heiße Luft muss zirkulieren können. Garen Sie lieber in zwei kleineren Portionen für ein perfekt knuspriges Ergebnis.
  • Regelmäßig schütteln: Schütteln Sie den Korb nach der Hälfte der Garzeit gut durch. So werden Pommes oder Gemüse von allen Seiten gleichmäßig gebräunt.
  • Temperatur anpassen: Als Faustregel gilt: Reduzieren Sie die im Backofen-Rezept angegebene Temperatur um etwa 20°C und verkürzen Sie die Garzeit um ca. 20-25%.

Tipps zum Energiesparen mit dem Backofen:

  • Umluft nutzen: Die Umluftfunktion verteilt die Hitze effizienter, sodass Sie die Temperatur um etwa 20°C senken und die Garzeit verkürzen können.
  • Restwärme nutzen: Schalten Sie den Ofen bei Gerichten mit langer Garzeit ruhig 10 Minuten vor Ende aus. Die gespeicherte Hitze reicht völlig aus, um das Gericht fertig zu garen.
  • Ofentür geschlossen halten: Jedes Öffnen kostet bis zu 20% der Hitze und zwingt den Ofen zum Nachheizen. Vertrauen Sie auf die Zeitangaben und das Ofenlicht.

Fazit: Partner, keine Konkurrenten

Die Frage ist nicht „Ofen ODER Heißluftfritteuse?“, sondern „Wann nutze ich welches Gerät?“. Die Heißluftfritteuse ist die perfekte Ergänzung für den schnellen Alltag, für kleine Haushalte und für alle, die es besonders knusprig mögen. Sie ist unschlagbar, wenn es darum geht, Reste vom Vortag aufzufrischen oder Tiefkühlprodukte schnell zuzubereiten. Der Backofen bleibt das verlässliche Arbeitstier für große Mahlzeiten, festliche Braten und feine Backkunst. Wer beide Geräte clever kombiniert, kocht nicht nur vielseitiger, sondern spart am Ende auch bares Geld.

Corinna Frei

Corinna Frei ist das Gesicht hinter dem Foodblog „Schüsselglück“. Als Ernährungscoach und Typ-1-Diabetikerin teilt sie ihre Leidenschaft für eine gesunde und genussvolle Küche, die oft glutenfrei und immer blutzuckerfreundlich ist.