Ab in den Urlaub? So machst du dein Auto reisefertig – Die Profi-Tipps aus der Werkstatt

Autofahren in den Urlaub kann zur Herausforderung werden – oder zur Abenteuerreise! Entdecken Sie unsere fünf besten Tipps für stressfreies Fahren.

von Verena Lange

Jedes Jahr das gleiche Bild, pünktlich vor den großen Ferien: Die Werkstatt füllt sich mit Familienautos, die bis unters Dach vollgestopft sind. Man spürt diese typische Mischung aus Vorfreude und purem Stress. Viele wollen nur noch schnell einen „Urlaubs-Check“ machen lassen. Doch ehrlich gesagt, finden wir dabei oft Mängel, die eine lange Fahrt nicht nur unschön, sondern richtig gefährlich machen können.

Ich habe unzählige Autos für die große Reise nach Italien, Kroatien oder an die Nordsee vorbereitet. Und ich habe leider auch die Pannenautos gesehen, die per Schlepper zurückkamen. Deshalb will ich mein Wissen hier mal ganz praktisch teilen – nicht als trockene Liste, sondern als echte Anleitung aus der Praxis. Es geht darum, sicher und entspannt am Ziel anzukommen.

Das Fundament: Die Technik muss sitzen

Dein Auto steckt im Alltag so einiges weg, klar. Aber hunderte Kilometer mit voller Beladung, vielleicht noch bei Affenhitze in den Bergen – das ist ein echter Härtetest. Da gibt es keine Kompromisse. Eine gute Vorbereitung entscheidet, ob der Urlaub entspannt beginnt oder auf dem Standstreifen endet.

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1. Reifen: Dein einziger Kontakt zur Straße

Nichts ist wichtiger. Ich sehe es jeden Sommer wieder: Reifen, die gerade noch die gesetzlichen 1,6 mm Profil haben. Das mag für den TÜV reichen, aber auf einer nassen Autobahn in den Alpen ist das ein Ritt auf der Rasierklinge. Ganz ehrlich: Unter 3 mm Profil steigt das Aquaplaning-Risiko dramatisch an. Dein Auto schwimmt dann einfach auf und wird unlenkbar.

Kleiner Tipp: Schnapp dir eine 1-Euro-Münze. Der goldene Rand ist exakt 3 mm breit. Steck sie ins Profil. Wenn der Rand komplett verschwindet, hast du noch genug Sicherheitspuffer. Siehst du den goldenen Rand noch, solltest du dringend über neue Reifen nachdenken. Ein Satz guter neuer Sommerreifen für einen gängigen Kombi wie einen Passat kostet dich zwar schnell 400-600 Euro, aber das muss im Urlaubsbudget einfach drin sein!

Genauso wichtig: der Reifendruck. Den richtigen Wert findest du im Tankdeckel oder im Türholm der Fahrertür – nicht auf dem Reifen selbst! Für die Urlaubsfahrt mit Gepäck gilt immer der höhere Wert für „volle Beladung“. Prüf den Druck unbedingt am kalten Reifen, also nicht erst nach 20 Kilometern Fahrt zur Tanke. Ein zu niedriger Druck überhitzt den Reifen, erhöht den Verschleiß und den Spritverbrauch. Im schlimmsten Fall platzt er.

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Ach ja, und was ist mit dem fünften Rad am Wagen? Oder dem, was heute oft an seiner Stelle ist? Prüfe unbedingt auch den Luftdruck des Ersatzrads! Nichts ist ärgerlicher als eine Panne mit einem platten Ersatzrad. Wenn du nur ein Pannenset an Bord hast, schau mal auf das Haltbarkeitsdatum der Dichtmittelflasche – ja, die kann ablaufen!

2. Motor und Flüssigkeiten: Die Lebensadern deines Autos

Ein kurzer Blick unter die Haube ist Pflicht, das schaffst du auch als Laie.

  • Motoröl: Der Ölstand sollte bei kaltem Motor zwischen Minimum und Maximum liegen. Füll bei Bedarf nur das vom Hersteller freigegebene Öl nach (steht im Handbuch). Falsches Öl ist Gift für den Motor. Ein Ölwechsel vor der Reise kostet vielleicht zwischen 80 € und 150 €, eine kaputte Maschine im Ausland… naja, das wollen wir uns gar nicht ausmalen.
  • Kühlmittel: Der Stand im Ausgleichsbehälter muss ebenfalls stimmen. Achtung: Den Behälter niemals bei heißem Motor öffnen! Das System steht unter Druck, es besteht akute Verbrühungsgefahr. Ist die Flüssigkeit rostbraun und trüb, sollte sie getauscht werden. Sonst droht im Stau bei 35 Grad schnell der Hitzekollaps des Motors.
  • Bremsflüssigkeit: Hier ist weniger der Stand als das Alter entscheidend. Die Flüssigkeit zieht Wasser, und bei einer langen Passabfahrt kann das Wasser in der Leitung verdampfen. Das Ergebnis: Du trittst ins Leere. Ein Albtraum. Der Wechsel ist alle zwei Jahre fällig – das ist ein Job für die Werkstatt.

Wenn du dein Auto für einen Check abgibst, sei konkret. Sag dem Meister, er soll nicht nur „mal drüberschauen“. Bitte um eine Sichtprüfung von Bremsbelägen UND -scheiben, einen Check aller Flüssigkeitsstände inklusive Alter der Bremsflüssigkeit und eine Prüfung des Reifenalters.

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3. Licht, Sicht und kühler Kopf

Ein kurzer Lichttest ist schnell gemacht. Bitte jemanden um Hilfe und geht alles durch: Standlicht, Abblendlicht, Fernlicht, Blinker und ganz wichtig, die Bremslichter. Eine kaputte Birne kann im Ausland richtig teuer werden.

Die Klimaanlage ist übrigens kein Luxus, sondern ein Sicherheitsfeature. Ein kühler Kopf sorgt für mehr Konzentration. Riecht die Anlage beim Einschalten muffig? Das deutet auf Bakterien hin. Eine professionelle Desinfektion kostet um die 50-80 Euro und schützt deine Gesundheit.

Die Kunst des Packens: Mehr als nur Tetris

Ein voll beladenes Auto fährt sich komplett anders. Der Bremsweg ist länger, die Kurvenlage schwammiger. Das ist simple Physik.

Die goldene Regel: Schwere Sachen gehören nach unten und so nah wie möglich an die Rücksitzbank. Also die Getränkekisten oder der schwere Koffer zuerst rein. Leichte Dinge wie Jacken oder Schlafsäcke kommen obendrauf. So bleibt der Schwerpunkt schön tief.

Eine Dachbox ist super für leichtes, sperriges Zeug. Aber beachte die maximale Dachlast deines Autos (steht im Handbuch, oft nur 75-100 kg). Das ist das Gewicht von Träger, Box UND Inhalt. Ich vergesse nie die Familie, deren Dachbox auf der Autobahn abgeflogen ist, weil die Schrauben nur handfest angezogen waren. Zum Glück nur Blechschaden, aber der Urlaub war gelaufen. Zieh die Schrauben mit dem vorgeschriebenen Drehmoment an und kontrolliere sie nach den ersten 50 km nochmal! Denk dran: Eine Dachbox kann den Spritverbrauch gut und gerne um 1,5 bis 2 Liter auf 100 km erhöhen.

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Spezial-Tipps für E-Autos und Auslandsfahrten

Immer mehr Familien fahren elektrisch in den Urlaub – super Sache! Aber auch hier gibt es ein paar Dinge zu beachten. Prüfe deine Ladekabel auf Beschädigungen. Plane deine Route vorab mit verlässlichen Ladesäulen-Anbietern. Apps wie „A Better Routeplanner“ oder „EnBW mobility+“ sind da Gold wert. Und denk dran: Volle Beladung, hohe Geschwindigkeit und die Klimaanlage fressen ordentlich Reichweite. Plane also lieber einen Ladestopp mehr ein und komm dafür entspannt an.

Gut zu wissen: Jedes Land hat seine eigenen Regeln. Informiere dich vorab über Maut und Vignetten. Eine digitale Vignette für Österreich kostet für 10 Tage rund 12 Euro und erspart dir das Warten an der Grenze. In Italien oder Frankreich wird streckenbezogen abgerechnet.

Ein oft übersehener Punkt ist die Pflichtausstattung. Wusstest du, dass du in Spanien zwei Warndreiecke brauchst und in Ländern wie Polen oder Griechenland ein Feuerlöscher vorgeschrieben ist? Ein kurzer Check online vor der Reise erspart teuren Ärger. Ein Schutzbrief vom Automobilclub oder deiner Versicherung ist für mich übrigens ein absolutes Muss. Er bewahrt dich im Fall der Fälle vor vierstelligen Kosten.

Photo of cute little family posing for the selfie in the nature, during their excursion with family car

Für den Fall der Fälle: Richtig handeln bei einer Panne

Trotz aller Vorbereitung kann immer etwas passieren. Das Wichtigste ist dann: Ruhe bewahren und richtig handeln.

  1. Sicherheit zuerst: Warnblinker an, so weit wie möglich auf den Standstreifen rollen. Motor aus, Handbremse an, erster Gang rein.
  2. Sichtbar machen: Zieht die Warnwesten an, BEVOR ihr aussteigt. In vielen Ländern ist eine Weste für jeden Insassen Pflicht!
  3. Alle raus: Verlasst das Auto auf der fahrbahnabgewandten Seite und geht hinter die Leitplanke. Wartet NIEMALS im Auto.
  4. Warndreieck: Geht hinter der Leitplanke dem Verkehr entgegen und stellt das Dreieck auf. Auf Autobahnen mindestens 150-200 Meter entfernt (das sind ca. 4 Leitpfosten-Abstände).
  5. Hilfe rufen: Ruft den Pannendienst an und gebt euren genauen Standort durch (Autobahn, Kilometerangabe, Fahrtrichtung).

Die ultimative Meister-Checkliste zum Abhaken

Bevor es losgeht, geh diese Punkte nochmal durch:

  • Reifen: Profiltiefe (min. 3 mm), Reifendruck für volle Beladung, Alter und Zustand geprüft?
  • Ersatzrad/Pannenset: Luftdruck ok oder Dichtmittel noch haltbar?
  • Flüssigkeiten: Öl, Kühlmittel, Scheibenwischwasser aufgefüllt?
  • Lichtanlage: Alle Lichter funktionieren, inklusive Bremslichter?
  • Bremsen & Klima: Keine komischen Geräusche, Klima kühlt und riecht nicht?
  • Beladung: Schwere Sachen unten, Ladung gesichert, Dachlast nicht überschritten?
  • Papiere & Zubehör: Fahrzeugschein, Führerschein, Vignetten, Schutzbrief-Nummer griffbereit? Warnwesten, Warndreieck und Verbandskasten an Bord? Länderspezifische Ausrüstung dabei?
  • Fahrer: Ausgeschlafen und fit für die Fahrt?

Eine gute Vorbereitung ist die beste Versicherung für einen entspannten und sicheren Urlaub. Nimm dir die eine Stunde Zeit für dein Auto. Es wird es dir mit Zuverlässigkeit danken, wenn du hunderte Kilometer von zu Hause entfernt bist.

Wenn du bei einem Punkt unsicher bist, frag einen Profi. Danach bleibt nur noch eines zu sagen: Fahrt vorsichtig, macht Pausen, genießt die gemeinsame Zeit und kommt gut an. Aber was noch viel wichtiger ist: Kommt auch wieder gut nach Hause.

Inspirationen und Ideen

Laut ADAC Pannenstatistik ist eine defekte oder leere Autobatterie die mit Abstand häufigste Pannenursache.

Gerade vor der großen Fahrt ist sie ein Schwachpunkt. Viele Kurzstrecken im Alltag und dann die Belastung durch Hitze und Klimaanlage auf der Reise nach Süden können ihr den Rest geben. Ein einfacher Batterie-Check in der Werkstatt misst die Spannung und kann einen drohenden Ausfall oft vorhersagen – eine Investition von wenigen Minuten für tausende Kilometer Sicherheit.

Gilt die Warnwestenpflicht nur für den Fahrer?

Ein häufiger und gefährlicher Irrtum! In vielen europäischen Ländern, darunter Österreich, Italien und Spanien, muss für jeden Insassen eine Warnweste im Auto sein. Wichtig ist dabei nicht nur die Anzahl, sondern auch die Lagerung: Die Westen müssen vom Fahrersitz aus erreichbar sein, also ins Handschuhfach oder in die Seitentaschen der Türen gehören – und nicht unter das Gepäck im Kofferraum.

  • Bis zu 1 Liter weniger Spritverbrauch auf 100 km.
  • Spürbar leisere Fahrt durch minimierte Windgeräusche.
  • Kein Verrutschen der Ladung bei einer Vollbremsung.

Das Geheimnis? Eine aerodynamische und korrekt beladene Dachbox. Modelle von Thule oder Kamei sind zwar teurer, ihre Form ist aber für hohe Geschwindigkeiten optimiert. Verstauen Sie dort nur leichte, sperrige Dinge wie Schlafsäcke oder Strandspielzeug.

Der häufigste Ladefehler: Schwere Gegenstände wie Getränkekisten oder der große Koffer kommen obenauf. Das ist fatal für die Fahrstabilität! Der Schwerpunkt des Autos wandert nach oben, was in Kurven oder bei Ausweichmanövern zum gefährlichen Aufschaukeln führen kann. Die goldene Regel lautet: Schwere Dinge gehören immer direkt auf den Ladeboden und so nah wie möglich an die Rücksitzlehne.

Freie Sicht ist bei langen Fahrten das A und O. Prüfen Sie daher unbedingt die Scheibenwischer.

  • Schlieren auf der Scheibe? Dann sind die Gummilippen porös oder verschmutzt. Oft hilft eine Reinigung mit einem feuchten Tuch. Wenn nicht, ist ein Austausch fällig. Wischerblätter von Marken wie Bosch (Aerotwin) oder SWF bieten oft eine bessere und langlebigere Wischqualität.
  • Wischwasser auffüllen: Füllen Sie im Sommer einen speziellen Reiniger mit Insektenlöser ein. Das schont die Nerven und die Wischergummis.

Ein mit nur 100 kg überladenes Auto verlängert seinen Bremsweg aus Tempo 100 um bis zu zwei Meter.

Das entspricht fast der Länge einer Motorhaube. Dieses Zusatzgewicht, oft durch eine vollgepackte Dachbox oder zu viel Gepäck verursacht, verändert das gesamte Fahrverhalten. Planen Sie daher nicht nur, was Sie mitnehmen, sondern auch, was bewusst zu Hause bleiben kann. Jedes Kilo weniger ist ein direkter Sicherheitsgewinn.

Kühlmittel nachfüllen – Wasser genügt: Ein fataler Fehler. Leitungswasser enthält Kalk, der das Kühlsystem angreift. Zudem fehlt der wichtige Schutz vor Korrosion und Überhitzung.

Der richtige Weg: Das passende Kühlmittel (z.B. Glysantin G40 oder G30, je nach Herstellervorgabe) im korrekten Mischverhältnis nachfüllen. Ein Blick ins Fahrzeughandbuch verrät die genaue Spezifikation.

Das Stiefkind der Autopflege: das Notrad oder das Reifenpannenset. Wann haben Sie das letzte Mal den Luftdruck im Reserverad geprüft? Es nützt Ihnen im Ernstfall nichts, wenn es ebenfalls platt ist. Bei modernen Pannensets sollten Sie zudem das Haltbarkeitsdatum der Dichtflüssigkeit kontrollieren. Ist es abgelaufen, kann es den Reifen im Pannenfall nicht mehr zuverlässig abdichten.

Ein geplatzter Reifen auf einer ausländischen Autobahn kann den Urlaub schnell beenden: Abschleppdienst, ein überteuerter Notfall-Reifen und verlorene Urlaubszeit summieren sich leicht auf über 500 Euro. Im Vergleich dazu kostet ein professioneller Urlaubs-Check in der Werkstatt, der solche Mängel oft im Vorfeld aufdeckt, meist zwischen 40 und 80 Euro. Eine einfache Rechnung, die zeigt: Vorsorge ist nicht nur sicherer, sondern fast immer die deutlich günstigere Option.

Moderne Autos haben oft ein Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS), aber verlassen Sie sich nicht blind darauf. Es warnt oft erst bei einem deutlichen Druckverlust von über 20%. Für die Urlaubsfahrt mit voller Beladung ist jedoch der exakt richtige, erhöhte Reifendruck entscheidend für Sicherheit und Effizienz. Eine manuelle Prüfung mit einem geeichten Gerät an der Tankstelle ist daher vor der Abfahrt unverzichtbar.

Verena Lange

Verena Lange, eine geschätzte Autorin bei Archzine Online Magazine, hat ihr Studium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Freien Universität Berlin absolviert. Sie hat zahlreiche Artikel in renommierten Medien wie BILD, WELT.de und Berliner Zeitung veröffentlicht.