Geld abheben im Ausland: Mein praxiserprobter Guide gegen Abzocke am Automaten

Überraschend einfach, kostenlos im Ausland Bargeld abzuheben? Entdecken Sie, wie Sie clever sparen und trotzdem genießen können!

von Dagmar Brocken

Ich bin seit Jahrzehnten selbstständig und das bedeutet vor allem eines: Ich bin verdammt viel unterwegs. Ob für Messen, Kundenbesuche oder um neues Material aufzutreiben – das Reisen gehört zu meinem Handwerk dazu. Und in all der Zeit habe ich eine wichtige Lektion gelernt: Die größten Kostenfallen sind selten die offensichtlichen. Es ist nicht der Flug oder das schicke Hotel, das dir das Genick bricht. Es sind die vielen kleinen Beträge, die sich heimlich summieren. Und ganz oben auf dieser Liste? Der Umgang mit Bargeld im Ausland.

Ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen: Eine Reise nach Amerika. Ich brauchte dringend Bargeld, ging zum erstbesten Automaten in einer Touri-Ecke und zog ein paar Hundert Dollar. Die böse Überraschung kam mit der Abrechnung zu Hause. Die Gebühren waren eine Frechheit, fast 15 Euro für eine einzige Abhebung. Das war eine teure Lektion, die ich seitdem jedem mit auf den Weg gebe. Denn ein guter Handwerker zu sein, bedeutet auch, sein Geld beisammenzuhalten. Dieser Guide hier ist also keine graue Theorie, sondern pure Praxis. Er soll dir helfen, die Fehler zu vermeiden, für die ich schon Lehrgeld bezahlt habe.

Eis statt Gebühren - im Ausland Geld abheben

Erst verstehen, dann handeln: Was beim Geldabheben wirklich passiert

Um die fiesen Tricks zu umgehen, musst du erst mal die Mechanik dahinter kapieren. Stell dir vor, so eine Abhebung ist ein kleines Projekt, an dem mehrere Firmen mitverdienen wollen. Wenn du weißt, wer sich wo ein Stück vom Kuchen abschneidet, bist du schon einen gewaltigen Schritt weiter.

Die drei Hauptakteure und ihre Gebühren

Wenn du deine Karte in einen ausländischen Automaten schiebst, spielen immer mindestens drei Parteien mit:

  • Deine eigene Bank: Klar, die stellt dir ja Karte und Konto zur Verfügung. Für den Service, dass du im Ausland an dein Geld kommst, berechnen viele eine Gebühr, das sogenannte Auslandseinsatzentgelt. Das sind oft so 1 % bis 2 % vom abgehobenen Betrag. Bei 500 Euro sind das schnell mal 5 bis 10 Euro, die einfach weg sind.
  • Der Automatenbetreiber: Das kann eine lokale Bank sein oder – und hier wird’s oft teuer – ein unabhängiger Anbieter. Achte mal auf die oft blau-gelben Euronet-Automaten, die an jeder touristischen Ecke stehen. Die sind zwar praktisch, aber verlangen für die Nutzung ihres Geräts fast immer eine eigene Gebühr, die sogenannte Surcharge. Das ist ein fester Betrag, vielleicht 4 bis 6 Euro, der dir direkt am Bildschirm angezeigt wird.
  • Der Wechselkurs-Anbieter: Hier lauert die größte und gemeinste Falle. Dein Geld muss ja von Euro in die Landeswährung umgerechnet werden. Die große Frage ist nur: Wer legt den Kurs fest? Und glaub mir, da gibt es gewaltige Unterschiede.
Eis statt Gebühren - im Ausland Geld aufheben

Die fieseste Falle von allen: Die „Dynamic Currency Conversion“ (DCC)

Kennst du diese Frage am Automaten: „Möchten Sie in EUR oder in [Landeswährung] abrechnen?“ Klingt nach einem netten Service, oder? In Wahrheit ist das der teuerste Klick, den du auf deiner ganzen Reise machen kannst.

Dieses Verfahren heißt Dynamic Currency Conversion (DCC). Wenn du „In Euro abrechnen“ wählst, gibst du dem Automatenbetreiber die Macht, den Wechselkurs selbst festzulegen. Und dieser Kurs ist garantiert miserabel. Wir reden hier von Aufschlägen zwischen 5 % und 10 %! Du siehst zwar sofort den Euro-Betrag auf dem Display, aber für diesen „Komfort“ zahlst du einen Wucherpreis.

Machen wir mal eine knallharte Rechnung auf:

Stell dir vor, du hebst den Gegenwert von 300 € in thailändischen Baht ab. Wählst du die Abrechnung in Baht (also in Landeswährung), rechnet deine Bank zu einem fairen Kurs um. Wählst du aber die Abrechnung in Euro (DCC), bekommst du den schlechten Kurs des Automatenbetreibers. Der Unterschied kann locker 20 bis 25 Euro betragen – für ein und dieselbe Abhebung! Das ist Geld, das du besser in ein gutes Essen investieren solltest.

viele Kreditkarte, im Ausland Geld aufheben

Die goldene Regel lautet also IMMER: Wähle die Abrechnung in der LANDESWÄHRUNG. Immer. Ohne Ausnahme. Egal, ob Dollar, Złoty oder Baht. Dann rechnet deine Hausbank um, und das ist fast immer die deutlich günstigere Variante.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Manchmal ist der Knopf für die Abrechnung in Landeswährung extra klein, grau und unscheinbar platziert, während der große, bunte Knopf dich zur teuren Euro-Abrechnung verleiten will. Augen auf!

Die richtige Werkzeugkiste: Deine Karten-Strategie für die Reise

Ein Profi-Handwerker taucht niemals mit nur einem Schraubenzieher auf der Baustelle auf. Genauso solltest du niemals mit nur einer einzigen Karte verreisen. Meine eiserne Regel: Immer mindestens drei Karten von mindestens zwei verschiedenen Anbietern (also z. B. Visa und Mastercard) und am besten auch von unterschiedlichen Banken.

Die verschiedenen Kartentypen – und wofür du sie brauchst

Jede Karte hat ihre Stärken und Schwächen. Es geht darum, sie clever zu kombinieren.

  • Die Girocard (früher EC-Karte): Innerhalb der Eurozone oft okay, aber außerhalb Europas ist sie meist nutzlos oder extrem teuer. Das V-Pay-System funktioniert oft nur in Europa. Sie ist dein Basiswerkzeug für zu Hause, aber für die Weltreise ungeeignet.
  • Die Debitkarte (Visa oder Mastercard): Das ist heute das Schweizer Taschenmesser für Reisende. Viele Direktbanken geben sie aus. Sie bucht direkt vom Girokonto ab, aber du kannst weltweit damit zahlen und abheben. Viele dieser Karten werben mit kostenlosen Abhebungen weltweit. Aber Achtung: Das bezieht sich oft nur auf die Gebühren deiner Bank, nicht auf die des fremden Automatenbetreibers. Und für Mietwagen- oder Hotelkautionen werden sie manchmal nicht akzeptiert.
  • Die „echte“ Kreditkarte: Unverzichtbar! Eine Karte mit einem echten Kreditrahmen ist für Kautionen (Mietwagen, Hotel) oft zwingend erforderlich. Sie gibt dir auch eine finanzielle Sicherheit, falls dein Girokonto mal leer ist. Die Abrechnung kommt dann gesammelt am Monatsende.
  • Die Prepaid-Kreditkarte: Das ist meine finanzielle Brandschutztür. Vor der Reise lade ich da einen festen Betrag drauf, sagen wir mal 200 bis 300 Euro. Die nutze ich dann für Online-Buchungen bei Seiten, denen ich nicht ganz traue, oder für Zahlungen auf einem wuseligen Markt. Sollten die Daten geklaut werden, ist nur der aufgeladene Betrag weg, aber niemand kommt an mein Hauptkonto. Eine absolute Empfehlung!
viele Kreditkarte, im Ausland Geld abheben

Welche Karten sind denn nun gut?

Okay, du willst Namen hören. Die Konditionen ändern sich ständig, also ist das hier eine Momentaufnahme. Aber um dir eine Idee zu geben: Viele Reisende schwören auf die Karten von Direktbanken. Die DKB-Visa-Debitkarte war lange Zeit der absolute Goldstandard für kostenloses Abheben, auch wenn sich die Bedingungen etwas geändert haben. Eine starke Alternative ist oft die Barclays Visa, die häufig ohne Jahresgebühr auskommt und ebenfalls auf Fremdwährungsgebühren verzichtet. Auch die Hanseatic Bank GenialCard ist einen Blick wert, da sie oft ähnliche Vorteile bietet. Wichtig ist nicht, blind eine davon zu nehmen. Wichtig ist, dass du vor deiner Reise kurz das Preis-Leistungs-Verzeichnis checkst und auf die Gebühren für Abhebungen und Zahlungen im Ausland achtest.

Andere Länder, andere Sitten (und Automaten)

Die Welt ist nicht genormt. Was bei uns gilt, ist woanders völlig anders. Wer das weiß, spart sich eine Menge Ärger.

  • USA & Kanada: Hier kommst du um die Automatenbetreibergebühr (Surcharge) von 3 bis 6 Dollar kaum herum. Die zahlst du fast immer. Such am besten nach Automaten in großen Supermärkten (wie Walmart) oder direkt in Bankfilialen, die sind oft günstiger als die Geräte in Hotels.
  • Südostasien (z. B. Thailand): Ähnlich wie in den USA gibt es hier fast immer eine hohe Fixgebühr pro Abhebung, oft umgerechnet 5 bis 7 Euro. Der Profi-Tipp: Lieber seltener, aber dafür mehr abheben. Statt dreimal 100 Euro lieber einmal 300 Euro. So zahlst du die Gebühr nur einmal. Check aber vorher dein Tageslimit!
  • Skandinavien: Hier ist das Problem ein anderes. Bargeld ist fast schon ein Relikt. Auf dem Weg zur bargeldlosen Gesellschaft wird oft nicht mal mehr ein Kaffee mit Münzen bezahlt. Hier brauchst du eine gute Karte zum Bezahlen, nicht zum Abheben.
  • Großbritannien & Schweiz: Außerhalb der Euro-Zone, aber direkt vor der Haustür. Hier lauert die DCC-Falle an jeder Ecke, auch an den Lesegeräten in Läden und Restaurants. Sei extrem wachsam und bestehe immer auf Zahlung in Pfund oder Franken.

Übrigens, ein kleiner Geheimtipp: Bist du Kunde bei einer großen Bank wie der Deutschen Bank? Dann schau mal, ob sie zur „Global ATM Alliance“ gehört. Das bedeutet, du kannst bei Partnerbanken im Ausland (z. B. Bank of America in den USA, Barclays in UK, BNP Paribas in Frankreich) oft komplett kostenlos Geld abheben. Das wissen die wenigsten und es spart bares Geld!

im Ausland Geld aufheben - den Einkaufzentrum
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Sicherheit geht vor: So schützt du dein Werkzeug

Der teuerste Verlust ist nicht die Gebühr, sondern der Diebstahl deiner Daten (Skimming). Die Methoden der Gauner werden immer cleverer, aber mit ein paar einfachen Handgriffen kannst du dich schützen.

Das ist mein kleines Ritual am Automaten, dauert keine 10 Sekunden:

  1. Standortwahl: Ich gehe am liebsten zu Automaten in einer Bankfiliale, wenn sie geöffnet hat. Freistehende Kisten an dunklen Ecken oder in Souvenirläden meide ich.
  2. Der Rüttel-Test: Ich fasse den Kartenschlitz und die Tastatur kurz an und wackle leicht. Fühlt sich etwas locker oder aufgesetzt an? Klebereste? Das sind Alarmzeichen für aufgesetzte Blenden.
  3. Kamera-Check: Ein kurzer Blick über den Automaten. Sehe ich winzige Löcher, die auf die Tastatur zielen? Manchmal sind Kameras in einer Leiste darüber oder in einem Prospekthalter daneben versteckt.
  4. PIN-Eingabe: Das Wichtigste! Ich decke die Tastatur immer mit der anderen Hand oder dem Portemonnaie komplett ab. So hat keine Kamera eine Chance. Das ist keine Paranoia, das ist gesunder Menschenverstand.
Cafe in Paris, im Ausland Geld abheben

Was tun, wenn doch mal was schiefgeht?

Trotz aller Vorsicht: Die Karte ist weg oder wurde missbraucht. Jetzt heißt es: schnell und richtig handeln.

  1. SOFORT SPERREN: Wähle die zentrale Sperr-Notrufnummer +49 116 116. Jede Minute zählt!
  2. Kontoauszüge checken: Geh online deine Umsätze durch und notiere alles, was dir komisch vorkommt.
  3. Anzeige erstatten: Geh zur lokalen Polizei und mach eine Anzeige. Das Protokoll brauchst du für die Bank.
  4. Bank informieren: Reiche den Fall schriftlich bei deiner Bank ein. In der Regel haftest du nur mit maximal 50 Euro, solange du nicht grob fahrlässig warst.

Ein letztes, ehrliches Wort: Ich bin Handwerker, kein Bankberater. Das hier sind meine Erfahrungen aus der Praxis. Konditionen können sich ändern. Check also vor jeder Reise kurz die aktuellen Bedingungen deiner Karten. Das ist eine gut investierte Minute. Jetzt aber: Hab eine gute Reise und komm mit tollen Erinnerungen zurück – und nicht mit einem geplünderten Konto!

Cafe in Paris, im Ausland Geld abheben
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Gibt es einen Königsweg, um die Gebühren der eigenen Bank komplett zu umgehen?

Ja, und er liegt in der Wahl der richtigen Karte. Statt Ihrer normalen Girocard sollten Sie auf eine spezielle Reisekreditkarte setzen. Viele Direktbanken wie die DKB oder Neobanken wie N26 und Revolut haben Modelle im Angebot, bei denen das Auslandseinsatzentgelt entfällt und Bargeldabhebungen weltweit kostenlos sind. Der Trick: Diese Banken wollen international wachsen und nutzen diese Konditionen als starkes Lockmittel. Ein Kartenwechsel vor der Reise kann sich schon ab der ersten Abhebung lohnen und spart auf Dauer hunderte Euro.

Wussten Sie schon? Die Dynamic Currency Conversion (DCC), also die „Sofort-Umrechnung“ in Euro am Automaten, kann Ihre Abhebung um bis zu 13 % verteuern.

Dieser vermeintliche Service ist eine der teuersten Fallen. Wählen Sie am Bildschirm IMMER die Abrechnung in der Landeswährung (z. B. Dollar, Baht, Pfund). Ihre Hausbank bietet fast ausnahmslos einen faireren Wechselkurs als der Automatenbetreiber. Ein falscher Klick aus Bequemlichkeit ist oft teurer als die eigentliche Automatengebühr.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.