Pfullingen & die Alb: Dein ehrlicher Guide für unvergessliche Touren

Entdecken Sie Pfullingen, wo unberührte Natur und spannende Abenteuer auf Sie warten – Ihre nächste Entdeckungstour beginnt hier!

von Anette Hoffmann

Ich bin unzählige Male durch die Wälder und über die Höhen der Schwäbischen Alb gestreift. Als Handwerksmeister lernt man, auf die kleinen Dinge zu achten, ein Material zu verstehen, bevor man es anfasst. Und ehrlich gesagt, mit der Natur hier ist es ganz genauso. Pfullingen ist für viele nur ein Punkt auf der Karte am Fuß der Alb. Für mich ist es das Tor zu echten Abenteuern – ein Ort, der Ehrlichkeit verlangt. Vom Wanderer und von dem, der darüber schreibt.

Deshalb bekommst du von mir keine überzogenen Versprechen. Ich verkaufe dir keine „Geheimtipps“, die eh schon jeder kennt. Stattdessen teile ich mein Wissen, das ich mir über die Jahre erlaufen habe. Bei Sonne, Regen und tiefstem Schnee. Ich will dir zeigen, wie du diese Gegend sicher und mit offenen Augen erkundest. Damit du am Ende des Tages verstehst, warum ein guter Wanderschuh tausendmal mehr wert ist als das schickste Hotelzimmer.

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Die Basis verstehen: Was die Alb im Kern ausmacht

Bevor wir überhaupt loslaufen, müssen wir kurz über den Boden unter unseren Füßen reden. Keine Sorge, das wird keine langweilige Geologiestunde. Aber dieses Wissen ist die Grundlage für alles. Die Schwäbische Alb ist kein 08/15-Mittelgebirge. Sie ist das Ergebnis einer Jahrmillionen alten Geschichte, und das spürst du bei jedem Schritt.

Der Fels unter deinen Füßen: Der tückische Kalk

Der größte Teil der Alb besteht aus Kalkstein, genauer gesagt aus dem Weißen Jura. Vor unvorstellbar langer Zeit war hier ein Meer, und die Überreste unzähliger Lebewesen bildeten über die Zeit diese dicken Kalkschichten. Das ist der helle Fels, den du überall am Albtrauf siehst.

Was heißt das jetzt für uns Wanderer? Zwei Dinge sind entscheidend. Erstens: Kalkstein ist porös und wasserlöslich. Regenwasser sickert sofort weg und bildet unterirdische Höhlen. Deshalb gibt es auf der Albhochfläche kaum Bäche oder Seen. Die wichtigste Regel lautet also: Nimm immer genug Wasser mit! Verlass dich bloß nicht darauf, unterwegs eine Quelle zu finden.

Das Wahrzeichen von Pfullingen: Der Schönbergturm

Zweitens, und das ist ein Punkt, den viele unterschätzen: Nasser Kalkstein ist spiegelglatt. Ich erinnere mich an einen Herbsttag, da hat es einen Wanderer mit teuren Stöcken, aber den falschen Schuhen auf einer nassen, laubbedeckten Felsplatte fast zerlegt. Er ist gerutscht wie auf Schmierseife. Seitdem predige ich: Das richtige Sohlenprofil ist keine Option, sondern eine Lebensversicherung.

Eine feurige Ausnahme: Der Schwäbische Vulkan

Rund um Pfullingen gibt es eine geologische Besonderheit. Vor langer Zeit war die Erde hier richtig aktiv. Unzählige kleine Vulkane brachen aus. Der Georgenberg, der Hausberg zwischen Pfullingen und Reutlingen, ist so ein alter Vulkanschlot. Sein Basaltgestein ist viel härter als der umgebende Kalk, weshalb er heute noch so markant aus der Landschaft ragt. Übrigens sind diese vulkanischen Böden auch extrem fruchtbar – der Hauptgrund für den traditionellen Obstbau hier am Albfuß.

Die richtige Ausrüstung: Ein Handwerker wählt sein Werkzeug mit Bedacht

Ich sehe es immer wieder am Wanderparkplatz: Leute in Sneakern und Jeans, die „nur mal kurz“ auf den Turm wollen. Oft geht das gut. Manchmal aber eben nicht. Deine Ausrüstung ist dein Werkzeugkasten. Sie entscheidet über Sicherheit, Spaß und ob du den Tag genießt oder nur durchleidest.

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Das Fundament: Der Wanderschuh

Der Schuh ist das A und O. Vergiss leichte Freizeitschuhe. Für die Pfade hier brauchst du mindestens einen knöchelhohen Wanderschuh (Kategorie A/B). Er gibt dir Halt auf unebenen Wegen und schützt dich vorm Umknicken. Achte auf eine feste Sohle mit tiefem Profil. Viele Profis schwören auf Sohlen von Marken wie Vibram, da sie einen guten Mix aus Griffigkeit und Langlebigkeit bieten.

Gut zu wissen: Ein solider Schuh kostet dich zwischen 80 € und 200 €. Ob du einen mit wasserdichter Membran (z.B. Gore-Tex) oder einen reinen Lederschuh nimmst, ist Geschmackssache. Die Membran hält dich trocken, ist aber weniger atmungsaktiv. Ein gut gepflegter Lederschuh bietet ein super Fußklima, braucht aber regelmäßig Pflege mit Wachs. Mein Tipp: Geh in ein Fachgeschäft, lass dich beraten und lauf die Schuhe zu Hause ein, nicht erst auf der ersten großen Tour.

Das Zwiebelprinzip: Kleidung für jedes Wetter

Das Wetter auf der Alb kann sich blitzschnell ändern. Eben noch Sonnenschein, kurz darauf Nebel oder Gewitter. Baumwolle ist dabei dein schlimmster Feind. Sie saugt Schweiß auf, trocknet ewig und kühlt dich aus. Setz lieber auf das Zwiebelprinzip:

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  • Basisschicht: Ein Shirt aus Merinowolle oder Kunstfaser, das die Feuchtigkeit vom Körper wegleitet.
  • Isolationsschicht: Eine Fleecejacke oder ein dünner Fleecepullover, der die Wärme speichert.
  • Schutzschicht: Eine leichte, wind- und wasserdichte Jacke. Die gehört IMMER in den Rucksack, auch wenn die Sonne scheint.

Eine lange Wanderhose ist übrigens immer besser als eine kurze. Sie schützt nicht nur vor Kratzern und Sonnenbrand, sondern vor allem vor Zecken.

Dein mobiler Werkzeugkasten: Der Rucksack

Für eine Tagestour reicht ein Rucksack mit 20 bis 30 Litern Volumen. Wichtiger als die Marke ist aber der Inhalt. Hier ist meine erprobte Packliste:

  • Wasser: Mindestens 1,5 Liter pro Person, im Sommer eher 2-3 Liter.
  • Vesper: Ein belegtes Brot, ein Apfel, ein paar Nüsse. Gibt Energie und wiegt kaum was.
  • Erste-Hilfe-Set: Ein kleines Set für Wanderer bekommst du für rund 15-20 €. Blasenpflaster nicht vergessen!
  • Navigation: Eine Wanderkarte im Maßstab 1:25.000 und ein Kompass sind die Oldschool-Variante. Moderner und super praktisch sind Apps wie Komoot oder Outdooractive. Wichtig: Lade die Karte für deine Tour vorher zu Hause im WLAN herunter, denn der Handy-Akku kann leer gehen und Empfang ist hier oben keine Selbstverständlichkeit.
  • Wetterschutz: Regenjacke, Mütze und dünne Handschuhe. Wiegen nichts, sind aber bei einem Wetterumsturz Gold wert.
  • Stirnlampe: Wenn die Tour doch mal länger dauert, rettet dich eine kleine LED-Stirnlampe vor dem Herumtappen im Dunkeln.
  • Sonnenschutz: Sonnencreme, Sonnenbrille und eine Kappe.
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Die besten Touren rund um Pfullingen: Für jeden was dabei

So, jetzt sind wir startklar. Bevor du dich für eine Tour entscheidest, hier ein schneller Überblick:

Für Einsteiger: Die Runde zum Schönbergturm. Das ist der absolute Klassiker. Dauer ca. 1,5-2 Stunden, leicht bis mittel, mit einer grandiosen Aussicht als Belohnung.

Für Entdecker: Auf den Georgenberg. Eine kürzere, aber steilere Tour mit geologischem Wow-Faktor. Dauer ca. 1-1,5 Stunden, mittel, perfekt für einen Nachmittag.

Für Ehrgeizige: Ein Stück am Albtrauf entlang. Das ist die Königsklasse mit schmalen Pfaden und spektakulären Tiefblicken. Dauer 4-6 Stunden, anspruchsvoll, erfordert Trittsicherheit und Kondition.

Klassiker für den Einstieg: Der Schönbergturm („Pfullinger Onderhos“)

Seinen Spitznamen verdankt der Turm seiner markanten Form, die an eine altmodische Unterhose erinnert. Er wurde vor über einem Jahrhundert erbaut, finanziert durch einen großzügigen Spender aus der Region. Parken kannst du am besten direkt am „Wanderparkplatz Schönbergturm“.

Für den Aufstieg gibt es zwei Optionen: einen steilen, direkten Weg und einen etwas längeren Zick-Zack-Weg. Mein Tipp: Nimm den gemütlicheren Weg hoch (rechne mit 45-60 Minuten) und den steileren für den Abstieg. Der Weg führt durch einen wunderschönen Buchenwald. Aber Achtung: Die vielen Wurzeln sind perfekte Stolperfallen! Oben angekommen, ist der Turm selbst frei zugänglich. 108 Stufen führen über eine schmale Wendeltreppe nach oben, also nimm Rücksicht. Der Ausblick ist jeden Schritt wert – bei klarem Wetter siehst du bis zum Schwarzwald.

St Wolfgang Kirche - Ein Stück Geschichte erleben

Ach ja, Hunde sind auf den Wegen kein Problem, aber für einen Kinderwagen sind die Pfade definitiv nicht geeignet.

Für Entdecker: Auf den Spuren des Vulkans zum Georgenberg

Diese Tour ist kürzer, aber geologisch ein echtes Highlight. Der Weg auf den alten Vulkankegel ist kurz, aber teils steil und steinig – hier zahlt sich ein guter Schuh aus. Oben erwartet dich eine kleine Kapelle und ein fantastischer 360-Grad-Blick, der dir zeigt, wie einzigartig dieser Hügel in der Landschaft steht. Wer noch Puste hat, kann die Runde zum Wackerstein erweitern. Das dauert dann insgesamt etwa zwei bis drei Stunden.

Für Fortgeschrittene: Ein Stück am Albtrauf entlang

Der Albtrauf ist die steile Kante der Alb, und hier findest du die dramatischsten Aussichten. Eine tolle, aber anspruchsvolle Tour führt von Pfullingen aus in Richtung Nebelhöhle oder Schloss Lichtenstein. Folge einfach der Wegmarkierung des Hauptwanderwegs 1 (HW1), dem roten Dreieck. Diese Tour ist eine Tagesaufgabe und verlangt Kondition und absolute Trittsicherheit. Du wanderst auf schmalen Pfaden direkt am Abgrund. Ein falscher Tritt kann hier böse enden. Aber die Belohnung sind unvergessliche Momente: tiefe Wälder, die plötzlich den Blick freigeben, und das Gefühl, über der Welt zu schweben.

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Einkehr und Vesper: Die schwäbische Art

Nach einer Wanderung gehört eine Stärkung dazu. Das Waldcafé Pfullingen ist bekannt, kann an schönen Tagen aber brechend voll sein. Die authentischere Alternative ist dein eigenes Vesper. Such dir eine Bank mit Aussicht, pack dein Brot aus und genieß die Ruhe. Das ist schwäbische Kultur pur: unabhängig sein und dabei noch Geld sparen. Wenn du doch einkehren willst, halte Ausschau nach den Wanderheimen des Schwäbischen Albvereins. Dort gibt es oft einfache, aber leckere und günstige Gerichte.

Sicherheit & Verantwortung: Dein Meisterbrief für die Natur

Als Meister trage ich Verantwortung. Als Wanderer auch – für mich und für die Natur. Nimm diese Punkte bitte ernst.

  • Die Gefahr aus dem Gras: Zecken. Die ganze Region hier ist FSME-Risikogebiet. Das ist eine durch Zecken übertragene Hirnhautentzündung. Also: lange Hose tragen, Hosenbeine in die Socken stecken und den Körper nach jeder Tour absuchen. Sprich mit deinem Arzt über eine Impfung – das ist der beste Schutz.
  • Wenn das Wetter umschlägt: Check immer den Wetterbericht. Bei Gewitterwarnung bleibst du unten. Wenn es dich doch erwischt: runter vom Gipfel, weg von einzelnen Bäumen und in einer Senke in die Hocke gehen, Füße zusammen.
  • Im Notfall: Die Notrufnummer 112 sollte klar sein. Gib deinen Standort so genau wie möglich an. Oft findest du an den Wegweisern kleine Schilder mit Standortnummern – die helfen der Bergwacht enorm, dich zu finden.
  • Respekt vor der Natur: Wir sind hier nur zu Gast. Bleib auf den Wegen, nimm deinen Müll wieder mit und lass die Blumen stehen. Klingt einfach, wird aber leider oft vergessen.

Ein letztes Wort…

Pfullingen und die Alb bieten keine schnellen Kicks. Sie bieten etwas viel Besseres: die Chance, eine ehrliche, manchmal raue, aber wunderschöne Landschaft mit eigener Kraft zu erleben. Es braucht Vorbereitung und Respekt, aber der Lohn ist dieses unbezahlbare Gefühl, mit müden Beinen auf einem Gipfel zu stehen und einfach nur zu schauen.

Dein Quick-Win für heute? Pack doch mal deinen Rucksack für eine fiktive Tagestour. Einfach zum Test. Fehlt was von meiner Liste? So bist du fürs nächste Wochenende perfekt vorbereitet. Also, geh raus, sei neugierig, aber sei vor allem klug. Dann wirst du hier oben Erlebnisse finden, die wirklich bleiben.

Anette Hoffmann

Annette Hoffmans erstaunliche Medienkarriere spiegelt ihr pures Engagement für den Journalismus und das Publizieren wider. Ihre Reise begann 2010 als freiberufliche Journalistin bei Vanity Fair, wo sie ihre einzigartige kreative Perspektive einbringt.