Ein Tier fürs Leben? Eine ehrliche Abrechnung, bevor Sie sich entscheiden

Ein treuer Freund wartet auf Sie! Entdecken Sie, welches Haustier perfekt zu Ihrem Lebensstil passt und bringen Sie Freude in Ihr Zuhause.

von Dagmar Brocken

Mal ganz ehrlich: Das hier ist keine Einkaufsliste

In meinem Leben habe ich wirklich schon viele Tiere gesehen. Eigene, die bei mir groß geworden sind, und unzählige bei Freunden oder Kunden, wenn ich als Handwerker unterwegs war. Manche waren sichtlich glücklich, ein fester Teil der Familie. Andere, naja, waren eher das Ergebnis einer schnellen Laune. Und genau da liegt der Haken.

Ein Tier ist kein neues Sofa, das man bei Nichtgefallen einfach wieder verkauft. Es ist eine massive Verpflichtung, und zwar für sein ganzes Leben. Bevor wir also über süße Welpenaugen und schnurrende Katzen reden, müssen wir eine knallharte, ehrliche Frage klären. Und die geht an Sie: Warum wollen Sie wirklich ein Tier?

Nehmen Sie sich doch mal einen Zettel, ganz im Ernst. Bevor Sie weiterlesen, schreiben Sie die Antworten auf drei Fragen auf: 1. Wer kümmert sich um das Tier, wenn Sie mit 40 Fieber flachliegen? 2. Woher nehmen Sie spontan 2.000 € für eine Not-OP? 3. Sind Sie bereit, die nächsten 10 bis 15 Jahre Ihren Urlaub und Ihre Freizeit danach auszurichten? Seien Sie brutal ehrlich zu sich selbst. Das ist der wichtigste erste Schritt.

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Die Realität der Kosten: Mehr als nur Futter und ein paar Streicheleinheiten

Viele Leute haben bei den Kosten eine, sagen wir mal, sehr optimistische Vorstellung. Der Kaufpreis oder die Schutzgebühr aus dem Tierheim ist dabei oft das kleinste Problem. Lassen Sie uns das mal aufdröseln, wie auf der Baustelle – mit einer klaren Kostenplanung.

Der Start: Anschaffung und Erstausstattung

Das ist der erste große Batzen Geld, der weg ist. Die Zahlen schwanken natürlich, aber hier mal eine grobe Hausnummer:

  • Aus dem Tierschutz: Hier zahlen Sie eine Schutzgebühr, was absolut fair ist. Die deckt ja nur einen Bruchteil der Kosten für Impfungen und Pflege. Rechnen Sie bei einem Hund mit etwa 250 bis 400 €, bei einer Katze sind es oft 100 bis 200 €. Das ist kein Kauf, sondern ein Beitrag, der weitere Tierschutzarbeit ermöglicht.
  • Vom seriösen Züchter: Wenn es eine bestimmte Rasse sein soll, wird es teurer. Ein Hundewelpe von einem Züchter, der in einem anerkannten Verband ist, kann gut und gerne zwischen 1.500 und 2.500 € kosten. Bei Rassekatzen liegen die Preise oft zwischen 800 und 1.500 €. Das Geld fließt in Gesundheitschecks der Elterntiere, gute Aufzucht und Papiere.
  • Die Erstausstattung: Ach ja, der Punkt, den alle vergessen! Für einen Hund brauchen Sie Leine, Geschirr, ein Bett, Näpfe, Spielzeug und eine sichere Transportbox fürs Auto. Da sind Sie schnell bei 200 bis 500 €. Für eine Katze sind es Katzentoilette, ein stabiler Kratzbaum (bitte nicht das billigste Wackel-Modell!), Näpfe und Spielzeug – planen Sie mal 150 bis 300 € ein. Kleiner Tipp: Viele gute Sachen gibt es auch gebraucht online. Das schont den Geldbeutel.
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Die laufenden Kosten: Das monatliche Budget

Das ist der Posten, der Sie über Jahre begleitet. Hier muss man realistisch bleiben.

  • Futter: Gutes Futter ist die beste Gesundheitsvorsorge. Billigfutter aus dem Discounter kann auf Dauer zu Problemen führen. Ein kleiner Tipp: Schauen Sie auf die Zutatenliste. Fleisch sollte immer an erster Stelle stehen. Zucker oder undefinierbare „tierische Nebenerzeugnisse“ sind kein gutes Zeichen. Planen Sie für einen mittelgroßen Hund monatlich 50 bis 80 € ein, für eine Katze etwa 40 bis 60 €.
  • Tierarzt: Der große Unsicherheitsfaktor. Impfungen und Wurmkuren schlagen mit vielleicht 80 bis 150 € pro Jahr zu Buche. Aber was bei einem Unfall? Ich hab’s bei Bekannten erlebt: Deren junger Labrador hat sich beim Toben das Kreuzband gerissen. Die OP? Fast 3.000 €. Ohne Rücklagen ist das eine Katastrophe. Mein dringender Rat: Legen Sie jeden Monat 50 € auf ein separates Konto oder schließen Sie eine Tierkrankenversicherung ab. Die kostet für einen Hund je nach Rasse und Alter zwischen 40 und 90 € im Monat, ist aber Gold wert, wenn es drauf ankommt.
  • Steuern & Versicherung: Die Hundesteuer ist Pflicht und kostet je nach Gemeinde zwischen 30 und 180 € pro Jahr. Eine Hundehalter-Haftpflicht ist in vielen Bundesländern ebenfalls vorgeschrieben und kostet ca. 50 bis 80 € im Jahr. Unverzichtbar! Wenn Ihr Hund einen Radfahrer vom Sattel holt, geht der Schaden in die Tausende.
  • Und der Rest… Hundeschule (gerade für Anfänger ein Muss, rechnen Sie mit 150-300 € für einen Kurs), Leckerli, Spielzeug, vielleicht mal ein Besuch im Hundesalon. Und der Urlaub? Eine gute Tierpension kostet pro Tag für einen Hund locker 25 bis 40 €.

Fazit: Über ein Hundeleben kommen da schnell die Kosten für einen soliden Gebrauchtwagen zusammen. Das muss man sich leisten können und wollen.

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Welches Tier passt wirklich zu Ihnen? Eine Frage des Lebens, nicht der Optik

Vergessen Sie mal kurz, wie süß ein Welpe ist. Fragen Sie sich: Wie lebe ich? Und wie in fünf Jahren? Ein Tier passt sich nicht einfach an. Wir müssen das Tier finden, das zu unserem Alltag passt.

Der Faktor Zeit ist hier entscheidend. Ein Welpe braucht in den ersten Monaten fast eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Ein erwachsener Hund? Rechnen Sie mit mindestens 2-3 Stunden aktiver Beschäftigung am Tag. Und damit meine ich nicht nur an der Leine nebenhertrotten, sondern Spaziergänge, Spiel und Training.

Für Aktive und Familien

Sie sind viel draußen? Ein Hund könnte super sein. Aber Achtung! Ein Hütehund wie ein Border Collie braucht nicht nur Bewegung, sondern vor allem Kopfarbeit. Ohne die wird er zum Problemfall. Ich habe mal bei Nachbarn gesehen, wie deren unterforderter Hund die komplette Wohnungseinrichtung zerlegt hat. Was ist Kopfarbeit? Ganz einfach: Verstecken Sie sein Lieblingsspielzeug in der Wohnung und lassen Sie ihn suchen. Oder nehmen Sie drei alte Joghurtbecher, verstecken ein Leckerli drunter und lassen ihn den richtigen finden. Das dauert fünf Minuten, lastet den Hund aber mental richtig aus. Und denken Sie dran: Der Hund muss auch bei Sturm und Regen raus.

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Für den ruhigeren Haushalt oder die Stadtwohnung

In einer Wohnung ist der Platz begrenzt. Eine Katze ist da oft anpassungsfähiger. Aber sie ist kein Deko-Objekt! Sie braucht tägliche Spiel- und Schmuseeinheiten. Ein stabiler, hoher Kratzbaum ist Pflicht, sonst leidet Ihr Sofa. Ich hatte mal eine Kundin, deren Katze immer wieder die teure Tapete zerkratzt hat. Die Lösung? Ein zweiter, riesiger Kratzbaum an einer strategisch guten Stelle. Problem gelöst. Man muss nur die Bedürfnisse des Tieres verstehen. Und überlegen Sie: eine oder zwei Katzen? Viele Wohnungskatzen sind zu zweit deutlich glücklicher. Das bedeutet aber auch doppelte Kosten.

Und bitte: Kleintiere wie Kaninchen sind keine „einfachen“ Kindertiere. Sie brauchen riesige Gehege (ein Standardkäfig ist Tierquälerei), dürfen nie allein gehalten werden und haben eine Lebenserwartung von 8-10 Jahren.

Eine besondere Warnung: Exotische Tiere

Ganz ehrlich, lassen Sie die Finger von Reptilien, Papageien und Co., wenn Sie kein ausgewiesener Experte mit viel Zeit und Geld sind. Die Haltung ist extrem komplex und teuer. Falsche Luftfeuchtigkeit, falsches Licht – und das Tier leidet oder stirbt. Viele dieser Tiere fallen zudem unter internationale Artenschutzabkommen, ihre Haltung ist streng geregelt. Ein Papagei kann über 50 Jahre alt werden. Das ist eine Verpflichtung, die über das eigene Arbeitsleben hinausgeht.

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Die Herkunft: Wo Ihr Tier herkommt, ist entscheidend

Das ist vielleicht die wichtigste Entscheidung überhaupt. Sie entscheidet über Glück und Leid.

Der beste Weg: Das örtliche Tierheim

Ich kann es nur immer wieder sagen: Gehen Sie ins Tierheim. Die Mitarbeiter dort sind Profis. Sie kennen ihre Tiere und können Ihnen genau sagen, welcher Hund zu Anfängern passt oder welche Katze lieber Einzelprinzessin bleibt. Diese Expertise ist unbezahlbar. Geben Sie auch den älteren Semestern eine Chance! Ein achtjähriger Hund ist oft schon stubenrein, ruhiger und unendlich dankbar für ein warmes Körbchen.

Die Alternative: Der seriöse Züchter

Wenn es eine bestimmte Rasse sein soll, suchen Sie einen Züchter, der einem offiziellen Verband angehört. Ein guter Züchter hat meist nur eine Rasse, zeigt Ihnen alles (auch die Muttertiere!), stellt Ihnen unzählige Fragen und gibt die Welpen frühestens nach der achten Lebenswoche ab. Er will wissen, wo sein Schützling hinkommt.

Absolutes No-Go: Vermehrer und Kofferraum-Händler

Kaufen Sie NIEMALS ein Tier aus Mitleid von einem Parkplatz oder über dubiose Internetanzeigen mit süßen Bildern. Diese Tiere kommen aus grausamen „Welpenfabriken“, sind oft krank und verhaltensgestört. Jeder Kauf unterstützt dieses Elend. Der „günstige“ Welpe für 400 € wird schnell zum 2.000-Euro-Tierarztfall, der es am Ende vielleicht nicht einmal schafft. Der Herzschmerz ist da noch gar nicht eingerechnet.

Der Alltag: Recht, Ordnung und Logistik

Tierhaltung ist kein rechtsfreier Raum. Prüfen Sie Ihren Mietvertrag, ob Hunde oder Katzen erlaubt sind. Klären Sie auch die Alltagslogistik: Was passiert mit dem Tier, wenn Sie acht Stunden arbeiten? Optionen wie Hundesitter oder eine Hundetagesstätte kosten Geld. Und für den Urlaub? Freunde, Familie oder eine gute Tierpension sind die gängigsten Lösungen. Informieren Sie sich auch über die Hundegesetze in Ihrem Bundesland – die regeln Leinenpflicht und Co.

Bevor das Tier einzieht, machen Sie Ihr Zuhause sicher. Gehen Sie mal auf allen Vieren durch die Wohnung. Stromkabel? Können Sie mit günstigen Kabelschläuchen aus dem Baumarkt sichern. Giftige Pflanzen (wie Efeu oder Weihnachtsstern)? Müssen weg. Balkone müssen für Katzen mit einem Netz gesichert werden. Und ein Gartenzaun für einen Hund sollte stabil und, je nach Sprungkraft des Hundes, mindestens 1,50 Meter hoch sein.

Ein letztes Wort von mir

Ein Tier ist eine der tollsten Erfahrungen, die man machen kann. Diese bedingungslose Zuneigung, die lustigen Momente – das ist unbezahlbar. Aber diesen Lohn muss man sich verdienen. Durch Verantwortung, Planung und den Respekt vor einem Lebewesen, das vollkommen von uns abhängig ist.

Wenn Sie nach all diesen Überlegungen immer noch „Ja“ sagen, dann tun Sie es mit ganzem Herzen. Es ist ein Versprechen. Das Versprechen auf eine Freundschaft, die ehrlicher nicht sein könnte.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.