Das Sauna-Einmaleins: Wie du wirklich entspannst – Ein Profi packt aus

Wellness in Corona-Zeiten? Entdecken Sie, wie man auch jetzt die Seele baumeln lassen kann und wohin die Reise gehen könnte.

von Michael von Adelhard

In meiner langen Laufbahn als Meister für Bäderbetriebe habe ich wirklich alles gesehen. Schicke Hotels werben heute mit „Wellness-Oasen“ und exotischen Namen, aber ehrlich gesagt fehlt oft das Wichtigste: das grundlegende Verständnis für das Handwerk der Erholung. Ich sehe es jeden Tag. Leute, die im Ruheraum am Handy daddeln oder nach der brühend heißen Sauna direkt unter die warme Dusche hüpfen. Sie meinen es gut, aber sie bringen sich um die eigentliche Wirkung.

Echte Erholung ist nämlich kein Zufallsprodukt. Sie folgt klaren Regeln, die mit unserem Körper und simpler Physik zu tun haben. Man kann es lernen, wie ein Handwerk. Und genau dieses Wissen möchte ich dir hier weitergeben – ganz ohne Marketing-Blabla, sondern pures Praxiswissen. Damit du beim nächsten Mal nicht nur für ein schönes Ambiente bezahlst, sondern mit einem echten Plus an Regeneration nach Hause gehst.

Das Fundament: Warum Wasser so viel mehr ist als nur nass

Alles fängt mit dem Wasser an. Es ist das Herz jeder guten Anlage, aber Wasser ist nicht gleich Wasser. Die Qualität und die Art der Anwendung machen den Unterschied. Bei meiner Ausbildung haben wir gelernt, Wasser als Werkzeug zu sehen. Es kann beleben, beruhigen, reinigen und den Körper stählen.

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Ein normales Schwimmbecken ist super für die Bewegung. Der Druck des Wassers entlastet die Gelenke – eine Wohltat für Rücken und Knie. Aber die Temperatur ist hier das A und O. Ein Sportbecken sollte zwischen 26 und 28 Grad haben, kühl genug, um sich anzustrengen. Ein Becken zum reinen Entspannen darf wärmer sein, so um die 32 bis 34 Grad. Geht es über 36 Grad, wird es für den Kreislauf schnell anstrengend. Frag im Hotel ruhig mal nach den genauen Temperaturen. Ein guter Betrieb kennt seine Werte und kann dir auch erklären, warum sie so sind.

Die besondere Kraft von Thermalwasser

In manchen Regionen haben wir das Glück, echtes Thermalwasser nutzen zu können. Das ist Wasser, das aus tiefen Erdschichten kommt und voller Mineralien wie Schwefel, Salz oder Kohlensäure steckt. Es gilt sogar als staatlich anerkanntes Heilmittel. Die Wirkung ist eine ganz andere als bei normalem Leitungswasser. Schwefel kann bei Gelenkproblemen Linderung verschaffen, während Sole (also Salzwasser) fantastisch für die Haut und die Atemwege ist. Wenn ein Hotel mit „Thermalwasser“ wirbt, ist das ein echtes Qualitätsmerkmal – vor allem, wenn das Personal auch Ahnung von der Zusammensetzung und Wirkung hat.

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Mehr als nur Wassertreten: Die Kunst der Wasserreize

Viele kennen das klassische Wassertreten. Aber hinter den traditionellen Kaltwasseranwendungen steckt ein ganzes System gezielter Reize. Der Guss mit dem Wasserschlauch ist eine unglaublich wirksame Methode, um die Blutgefäße zu trainieren. Ein Profi, oft ein Bademeister oder Physiotherapeut, weiß genau, wie er Druck und Temperatur anpassen muss.

Kleiner Tipp für zuhause: Du kannst den Effekt super mit dem Duschkopf nachahmen! Stell das Wasser auf kalt und los geht’s. Die Regel lautet immer: von den Füßen und Händen zum Herzen hin. Also: Starte am rechten Fuß, führe den Strahl langsam an der Außenseite des Beins hoch bis zur Hüfte und an der Innenseite wieder runter. Das Gleiche am linken Bein. Dann der rechte Arm von der Hand zur Schulter, dann der linke. Wer mutig ist, geht zum Schluss noch kurz über Bauch und Gesicht. Das dauert keine zwei Minuten, weckt aber jeden Lebensgeist!

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Das Herzstück der Erholung: Die Sauna richtig nutzen

Ah, die Sauna. Für viele der Inbegriff von Wellness. Doch gerade hier lauern die meisten Fehler. Eine Sauna ist kein passiver Aufheiz-Raum, sondern ein aktiver Prozess mit klaren Phasen, die alle einen Sinn haben.

Die Vorbereitung ist simpel: Geh immer trocken in die Schwitzkabine, denn trockene Haut schwitzt besser. Und leg bitte ein ausreichend großes Handtuch unter deinen ganzen Körper. Das ist nicht nur eine Frage der Hygiene, sondern auch des Respekts vor dem Holz und den anderen Gästen. In unserer Saunakultur ist man in der Regel textilfrei. Das hat einen guten Grund: Badekleidung aus Kunstfasern kann bei der Hitze Hautirritationen auslösen und speichert die Nässe, was das gesunde Schwitzen stört.

Finnisch, Bio oder Dampf? Welche Sauna passt zu dir?

Es gibt nicht DIE eine Sauna. Die Unterschiede sind groß und entscheidend für die Wirkung. Hier ein kleiner Wegweiser:

  • Die Finnische Sauna: Das ist der Klassiker. Wir reden hier von trockener Hitze zwischen 85 und 100 Grad bei sehr geringer Luftfeuchtigkeit (unter 15 %). Das regt extrem zum Schwitzen an und ist perfekt zur Entgiftung und Stärkung des Immunsystems. Ideal für erfahrene Saunagänger.
  • Die Biosauna (oder Sanarium): Viel sanfter und daher perfekt für Einsteiger. Die Temperaturen liegen bei moderaten 60 Grad, dafür ist die Luftfeuchtigkeit mit 40 bis 55 % höher. Oft wird hier zusätzlich mit Farblicht oder leisen Klängen gearbeitet, was sie kreislaufschonender macht.
  • Das Dampfbad: Hier ist die Temperatur mit 40 bis 50 Grad am niedrigsten, die Luftfeuchtigkeit liegt aber bei fast 100 %. Man schwitzt hier gefühlt weniger, aber die feuchte Wärme ist eine absolute Wohltat für die Atemwege und macht die Haut superzart.
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Das Handwerk des Aufgusses: Mehr als nur Zisch und Dampf

Ein guter Aufguss ist eine Zeremonie. Ich bringe meinen Azubis immer bei, dass es hier um einen Dialog mit der Hitze und den Gästen geht. Kurz vor dem Aufguss wird die Tür für ein paar Minuten geöffnet, um frischen Sauerstoff hereinzulassen. Dann kommt das Wasser – und die Öle. Achtung: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen! Es müssen 100 % naturreine ätherische Öle sein. Ein gutes Fläschchen Latschenkiefer oder Orange für zuhause kostet zwischen 8 € und 15 €, aber billige Duftstoffe können Kopfschmerzen verursachen.

Der Aufguss selbst hat meist drei Runden. Mit einem großen Handtuch wird der heiße Dampf dann im Raum verteilt – das nennt man „Wacheln“. Das ist echtes Handwerk! Ich erinnere mich an einen Gast, der dachte, das sei ein Wettkampf, wer am längsten durchhält. Er ist fast kollabiert. Ein guter Saunameister hat seine Gäste im Blick und sorgt für eine sichere und angenehme Atmosphäre, keinen Hitzekampf.

Achtung, Falle! Die 5 häufigsten Fehler beim Saunieren

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Diese Fehler sehe ich ständig. Wenn du sie vermeidest, hast du schon die halbe Miete:

  1. Nach der Sauna warm duschen: Das ist die Todsünde Nr. 1! Der Kältereiz nach der Hitze ist das eigentliche Training für deine Gefäße. Eine warme Dusche macht den ganzen Effekt zunichte.
  2. Mit vollem Magen in die Hitze: Dein Körper ist mit Verdauen beschäftigt und hat dann nicht genug Kraft für die extreme Kreislaufbelastung der Sauna.
  3. Ein zu kleines Handtuch benutzen: Schweiß auf dem Holz ist unhygienisch und unangenehm für alle. Sei so fair und nimm ein großes Badetuch.
  4. Zu wenig (oder das Falsche) trinken: Dein Körper verliert eine Menge Flüssigkeit. Du musst sie danach wieder auffüllen – aber bitte mit Wasser oder Tee, niemals mit Alkohol.
  5. Den Aufguss als Wettkampf sehen: Es geht nicht darum, den Helden zu spielen. Wenn es dir zu viel wird, verlasse die Sauna. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Vernunft.

Dein erster Saunabesuch? Kein Stress, so geht’s richtig!

Aller Anfang ist leicht, wenn man weiß, wie. Für deinen ersten Saunabesuch empfehle ich dir eine Biosauna. Bleib als Anfänger nicht länger als 8 bis 10 Minuten drin. Mache danach eine Pause von mindestens 30 Minuten, bevor du vielleicht einen zweiten Gang wagst. Mehr als zwei, maximal drei Gänge sollten es am Anfang nicht sein. Und ganz wichtig: Plane genug Zeit ein! Für drei komplette Saunagänge mit Abkühlung und Ruhephasen sind schnell mal 2-3 Stunden weg.

Die Abkühlung: Der wichtigste Schritt von allen

Ohne die richtige Abkühlung ist der Saunagang nur halb so gut. Zuerst geht es an die frische Luft, um die Lungen mit kühlem Sauerstoff zu füllen. Danach kommt der Kältereiz: entweder mit dem Schlauch oder unter einer kalten Schwallbrause. Das Tauchbecken mit seinen eiskalten 8 bis 12 Grad ist die Königsdisziplin und nur für gesunde, geübte Leute gedacht. Aber bitte immer vorher den Schweiß abduschen!

Sicherheitshinweise aus der Praxis

Eine Sauna ist kein Spielplatz. Menschen mit hohem Blutdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder akuten Infekten sollten vorher unbedingt ihren Arzt fragen. Und höre auf deinen Körper! Wenn dir schwindelig wird, verlasse die Sauna SOFORT. Setz dich langsam hin, lege die Beine hoch und trinke einen Schluck Wasser. Das ist ganz wichtig.

Übrigens, gut zu wissen: Bei drei ordentlichen Saunagängen verlierst du bis zu 1,5 Liter Flüssigkeit. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, danach ausreichend zu trinken!

Die Kunst der Ruhe: Warum die Pause heilig ist

Nach jedem Reiz – sei es die Sauna oder ein Kaltwasser-Guss – braucht dein Körper Zeit, um zu reagieren. Die Ruhephase ist daher genauso wichtig wie die Anwendung selbst. Ein guter Wellnessbereich hat bequeme Liegen, Decken (denn nach dem Abkühlen friert man leicht) und vor allem: RUHE. Ein Ruheraum neben dem Kinderbecken ist ein Planungsfehler, der alles zunichtemacht.

Und ja, das Handy hat hier absolut nichts verloren. Das grelle Licht und die ständige Erreichbarkeit sind das genaue Gegenteil von Entspannung. Plane für eine Ruhephase mindestens 30 Minuten ein. Dein Körper wird es dir danken.

Anwendungen mit Hand und Verstand: So findest du die richtige Behandlung

Spa-Menüs können einen erschlagen. Von exotischen Massagen bis zu regionalen Packungen ist alles dabei. Aber was ist wirklich gut für dich?

Eine gute Massage ist pures Handwerk. Ein staatlich anerkannter Masseur oder Physiotherapeut kennt die Anatomie und fragt dich vorher nach deinen Zielen und Beschwerden. Für eine 50-minütige, wirklich wirksame Massage von einem Profi musst du mit Preisen zwischen 60 € und 90 € rechnen. Alles darunter ist oft nur ein nettes Streicheln.

Mein Tipp: Schau nach regionalen Spezialitäten! In den Alpen kann das ein duftendes Heubad sein, an der Küste eine Thalasso-Therapie mit Algenpackungen. Diese Anwendungen nutzen die Schätze der Natur vor Ort, sind authentisch und oft wirksamer als importierte Modetrends.

Vom Plan zur Tat: So findest du deinen perfekten Erholungsort

Qualität hat ihren Preis. Ein Hotel, das in gut ausgebildetes Personal, Top-Hygiene und hochwertige Materialien investiert, kann nicht spottbillig sein. Allein die Wasseraufbereitung nach strengen Normen kostet ein Vermögen, schützt aber deine Gesundheit.

Achte bei der Buchung auf den Unterschied zwischen einem echten „Wellnesshotel“ und einem „Hotel mit Wellnessbereich“. Letzteres kann auch nur eine winzige Sauna im Keller bedeuten. Lies Bewertungen genau und achte auf Kommentare zur Sauberkeit und zur Kompetenz des Personals. Ein guter Spa-Tag in einer öffentlichen Therme mit großer Saunalandschaft kostet übrigens oft nur zwischen 25 € und 50 € und ist manchmal die bessere Wahl.

Die Alternative für zuhause

Du musst nicht immer weit reisen. Ein einfaches Wechselfußbad ist Gold wert für das Immunsystem. Du brauchst nur zwei Eimer oder Schüsseln. In eine kommt warmes Wasser (ca. 38 °C), in die andere kaltes. Stell die Füße für 5 Minuten ins warme Wasser, dann für 15 Sekunden ins kalte. Das Ganze zweimal wiederholen und immer mit Kalt aufhören. Kostet fast nichts, bringt aber enorm viel!

Ein letztes Wort vom Meister

Wahre Erholung kommt von innen. Sie entsteht, wenn man dem Körper das gibt, was er braucht: klare Reize, echte Ruhe und achtsame Pflege. Es ist kein passiver Konsum, sondern ein aktives Tun. Wenn du das verstanden hast, kannst du überall Regeneration finden – im Luxus-Spa, in der ehrlichen öffentlichen Therme oder sogar in deinen eigenen vier Wänden. Es ist eben ein Handwerk. Und wie jedes gute Handwerk will es gelernt und mit Respekt ausgeführt werden.

Michael von Adelhard

Michael von Adelhard ist 31 Jahre alt. Er arbeitet seit vielen Jahren als Journalist für einige der erfolgreichsten Nachrichten-Portale Deutschlands. Autor vieler Bücher und wissenschaftlicher Publikationen zum Thema «Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche«. Schreibt über Themen wie Lifestyle, Umweltschutz, sowie Tech and Gadgets. In seiner Freizeit ist er häufig mit dem Fahrrad unterwegs – so schöpft er Inspiration für seine neuen Artikel.