Blick hinter die Kulissen: Wie Film-Magie wirklich gemacht wird

Eine Legende wird lebendig! Entdecke, wie Austin Butler als Elvis Presley die Leinwand erobert und die Musikgeschichte neu erzählt.

von Michael von Adelhard

Ich stecke seit über 30 Jahren in diesem Geschäft. Mein Name steht zwar nicht auf dem Kinoplakat, aber ohne Leute wie mich gäbe es keine Show. Als Bühnenmeister IHK habe ich mehr Bühnen, Sets und Traversen auf- und abgebaut, als ich zählen kann. Ob Theater, große Konzerttourneen oder eben Filmproduktionen – mein Job ist es, mit Schweiß und Hirnschmalz dafür zu sorgen, dass die Illusion für euch perfekt ist und gleichzeitig alle Beteiligten sicher nach Hause gehen.

Wenn ich mir also einen großen biografischen Musikfilm ansehe, der eine Legende wieder zum Leben erweckt, sehe ich mehr als nur die Story. Ich sehe das Handwerk. Ich sehe die Kabel, die Stahlträger, die Scheinwerfer und die unzähligen Stunden, die hunderte von uns da reingesteckt haben. Das hier ist also keine Filmkritik. Das ist ein ehrlicher Blick in den Maschinenraum. Eine kleine Tour durch die Werkstatt, die zeigt, was es wirklich braucht, um einen Mythos greifbar zu machen.

Der Schauspieler Austin Butler und der Sänger Elvis Presley.

Das Fundament: Eine ganze Epoche aus Holz und Gips

Alles fängt mit dem Fundament an. Im Film wie im Theater ist das die Bühne, das Set. Für einen Film, der über Jahrzehnte spielt, bedeutet das, nicht nur ein Zimmer nachzubauen, sondern ganze Welten. Von verrauchten Musikschuppen über glamouröse Show-Paläste bis hin zum legendären kleinen Aufnahmestudio, in dem alles begann. Und glaub mir, der Teufel steckt wirklich im allerkleinsten Detail.

Man kann nicht einfach alte Fotos anschauen und loszimmern. Man muss die Materialien von damals verstehen. Holz verhält sich anders als moderner Kunststoff. Eine Wand aus einer früheren Zeit hatte eine ganz andere Textur, eine andere Akustik. Die Farben basierten auf anderen Pigmenten und reflektierten Licht völlig anders als unsere heutigen Acrylfarben. Die Aufgabe der Szenenbildner und von uns Technikern ist es, diese Physik nachzubilden. Wir fragen uns: Wie klang der Holzboden, wenn der Star darauf tanzte? Welches Echo hatte der kleine, intime Aufnahmeraum? Das sind keine Spinnereien, das ist angewandte Physik. Die Wahl des richtigen Holzes – für einen knarzenden Boden wie damals ist oft unbehandelte Kiefer die beste Wahl, weil sie so schön „arbeitet“ – oder die Dichte der Dämmung tragen am Ende zu einer Authentizität bei, die man im Film spürt, ohne genau zu wissen, warum.

der schauspieler austin butler und der sünger elvis presley. zwei jinge männer, mann mit schwarzem haar

Ach ja, und das Bauen selbst ist eine logistische Meisterleistung. Am Ende ist es ehrliche Handarbeit mit Holz, Stahl und Gips. Wir bauen Wände, die absolut echt aussehen, aber leicht genug sind, um sie für die nächste Kameraeinstellung schnell zu versetzen. Eine goldene Regel: Alles, was von einem Schauspieler berührt wird, MUSS sich echt anfühlen und bombenfest sein. Alles andere kann eine clevere Täuschung sein.

Kleiner Tipp für Heimwerker: Holz künstlich altern lassen

Willst du mal selbst ausprobieren, wie wir das machen? Nimm ein neues Holzbrett aus dem Baumarkt. So lässt du es in 3 Schritten aussehen wie 50 Jahre alt:

  • Schritt 1: Bearbeite das Holz mit einer Drahtbürste (bekommst du für unter 10 €). Damit bürstest du die weichen Holzfasern heraus und schaffst eine raue, gelebte Textur.
  • Schritt 2: „Beize“ das Holz mit starkem, kaltem Kaffee oder schwarzem Tee. Einfach mit einem Pinsel auftragen und trocknen lassen. Das gibt einen unregelmäßigen, vergilbten Farbton, ganz ohne Chemie.
  • Schritt 3: Wenn alles trocken ist, nimm feines Schleifpapier und wetze die Kanten und einige Stellen auf der Oberfläche wieder leicht ab. Das simuliert jahrelange Abnutzung. Fertig!
Austin Butler als junger Elvis Presley

Das richtige Licht: Mehr als nur hell machen

Licht ist nicht einfach nur Helligkeit. Licht ist Gefühl. Licht erzählt eine Geschichte. Die größte Herausforderung bei einem historischen Film ist es, das Licht der jeweiligen Epoche nachzuempfinden. Das Licht damals war einfach anders.

Ein alter Glühfaden-Scheinwerfer, bei uns „Stufenlinser“ genannt, erzeugt ein unglaublich warmes, weiches Licht mit einer niedrigen Farbtemperatur. Moderne LED-Scheinwerfer sind zwar super effizient, ihr Licht wirkt aber oft kalt und hart. Der Beleuchtungsmeister (den wir „Gaffer“ nennen) muss also mit moderner, sicherer Technik das Licht von damals nachbauen. Wir nutzen dafür spezielle LEDs mit einem hohen Farbwiedergabeindex (CRI), damit Hauttöne und Kostüme echt aussehen, und programmieren sie dann so, dass sie eine alte Glühbirne imitieren – inklusive der Farbtemperatur und dem typischen, langsamen Dimmverhalten.

Probier’s mal selbst aus! Leuchte dir im Dunkeln mit deiner Handy-Taschenlampe ins Gesicht. Das Licht ist grell, kalt, fast bläulich. Und jetzt nimm eine alte Nachttischlampe mit einer klassischen Glühbirne. Siehst du, wie viel wärmer und gemütlicher die Stimmung sofort wird? Genau das ist unser Job, nur im Großformat und mit Scheinwerfern, die pro Tag locker 100 bis 300 € Miete kosten können.

Elvis Presley mit Gitarre

Der Ton macht die Musik: Die unsichtbare Hauptfigur

Bei einem Film über eine Musik-Ikone ist der Ton vielleicht die wichtigste Hauptfigur neben dem Darsteller. Jeder Raum hat eine eigene Akustik. Ein kleines, holzvertäfeltes Studio klingt intim und trocken, man hört jedes Fingerschnippen. Eine riesige Konzerthalle braucht den Hall, die Weite, das Brüllen der Menge. Das alles fängt der Tonmeister ein.

Eine der kniffligsten Aufgaben ist die Mikrofonierung. Wir wollen den Ton so sauber wie möglich, aber die Mikros dürfen natürlich nicht zu sehen sein. Heute haben wir winzige Ansteckmikrofone, die wir in Hemdkrägen oder Kostümen verstecken. Aber wehe, der Stoff raschelt daran – dann ist die Aufnahme hinüber. Und dann ist da noch der „Boom Operator“ oder Tonassistent. Ein wahrer Künstler, der seine Mikrofonangel so über den Schauspielern schweben lässt, dass sie nah genug für perfekten Sound, aber niemals im Bild oder als Schatten zu sehen ist.

Ganz ehrlich? Wenn der Hauptdarsteller live am Set singt, ist das für uns eine riesige Herausforderung. Du hast immer Umgebungsgeräusche: Schritte, die surrenden Lüfter der Scheinwerfer. Perfekt wird das nie. Deshalb wird oft eine Mischung verwendet: Der Schauspieler singt live, damit die Energie und die Atmung echt sind. Später werden im Tonstudio in einem Prozess namens ADR (Automated Dialogue Replacement) einzelne Passagen nochmal sauber eingesungen und dann kunstvoll mit der Live-Aufnahme vermischt. So bekommt man das Beste aus beiden Welten.

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Sicherheit zuerst: Wenn die Illusion nicht zur Gefahr werden darf

Die ganze Technik ist nichts wert, wenn etwas passiert. Bevor auch nur eine Kamera läuft, machen wir eine „Gefährdungsbeurteilung“. Das ist kein Papierkram, sondern unsere Lebensversicherung. Jedes Kabel am Boden ist eine Stolperfalle. Jede Lampe über den Köpfen muss doppelt gesichert sein. Und vor allem: Feuer!

Aus meiner Erfahrung ist das die größte Gefahr. Ein heißer Scheinwerfer, der zu nah an einem billigen Vorhang hängt, kann eine Katastrophe auslösen. Deshalb müssen alle Materialien auf einer Bühne, vom Vorhang bis zur bemalten Holzwand, mindestens „schwer entflammbar“ nach DIN 4102-B1 zertifiziert sein. Ich hab mal einen kleinen Brand am Set erlebt, Gott sei Dank glimpflich ausgegangen. Ein Kollege hatte in der Hektik einen Stoff verwendet, der nicht zertifiziert war. Ein Scheinwerfer warf nur wenige Minuten zu viel Hitze darauf und das Ding fing an zu kokeln. Der Fehler? Menschliches Versagen unter Zeitdruck. Die Lehre daraus? Sei paranoid. Prüfe alles dreimal. Und hab immer einen Feuerlöscher griffbereit. Solche Geschichten machen dich zum Profi, nicht die Theorie.

Tom Hanks als Colonel Tom Parker

Der Weg in die Werkstatt: Wie wird man eigentlich so einer?

Vielleicht fragst du dich jetzt: „Klingt cool, wie komme ich in den Job?“ Der klassische Weg in Deutschland ist die duale Ausbildung zur „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“. Die dauert in der Regel drei Jahre und ist echt Gold wert. Du lernst nicht nur, wie man Kabel zieht, sondern auch die Physik dahinter, Statik, Sicherheitsvorschriften und den Umgang mit Strom. Du bist abwechselnd in der Berufsschule und direkt im Betrieb, auf echten Produktionen. Das ist kein Bürojob, du musst anpacken können und auch mal 14 Stunden am Stück unter Druck funktionieren.

Wer tiefer graben will, dem empfehle ich, mal auf den Webseiten der DTHG (Deutsche Theatertechnische Gesellschaft) zu stöbern oder sich bei großen Technikverleihern wie Thomann umzusehen. Dort bekommt man ein gutes Gefühl für die Technik und die Branche.

Was am Ende zählt: Berufsehre und das perfekte Bild

Selbst bei einem riesigen Filmbudget ist das Geld irgendwann alle. Dann sind Kompromisse gefragt. Vielleicht findet man keinen originalen Stuhl aus der Zeit. Dann ist es die Aufgabe der Requisite, einen ähnlichen Stuhl aus dem Möbelhaus so zu bearbeiten – mit Kratzern, abgewetzten Stellen und der richtigen Patina – dass er aussieht, als hätte er 50 Jahre auf dem Buckel.

junger mann mit einem weißen sakko, der gittare spielt, der sänger elvis presley
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Der größte Feind ist aber oft die Zeit. Wenn unter dem enormen Druck des Drehplans ein Scheinwerfer ausfällt, stehen hunderte Leute rum und warten. In diesen Momenten zeigt sich, wer sein Handwerk versteht: ruhig bleiben, Problem analysieren, schnell eine sichere Lösung finden.

Am Ende seht ihr im Kino den polierten Film. Ihr seht nicht das Gaffer-Tape, das ein Kabel sichert. Ihr seht nicht den Schweiß des Bühnenbauers. Und das ist gut so. Unsere Arbeit ist am besten, wenn man sie nicht bemerkt. Aber für uns steckt in jeder Schraube, in jedem richtig justierten Lichtstrahl und in jeder sicheren Treppe ein Stück unserer Berufsehre. Es ist das unbezahlbare Gefühl, ein Problem gelöst und zur Magie beigetragen zu haben. Und wenn ich dann im Sessel sitze und das Licht genau so fällt, wie wir es stundenlang geplant haben … dann weiß ich, dass sich die ganze Plackerei gelohnt hat.

Bildergalerie

ein alter mann mit grünen augen, der schauspieler tom hanks, der neue film über elvis presley

Klingt im Film wirklich alles so, wie es aussieht?

Kaum zu glauben, aber oft ist die Antwort nein. Viele Geräusche, die eine Szene lebendig machen, entstehen erst in der Nachbearbeitung durch sogenannte Foley-Künstler. Diese Handwerker des Tons nutzen Alltagsgegenstände, um die perfekte Illusion zu schaffen. Das Knistern eines Feuers? Oft das Zerknüllen von Zellophan. Pferdehufen? Zwei Kokosnusshälften, die auf Sand geschlagen werden. Selbst das leise Flattern von Vogelflügeln kann durch das Biegen einer alten Lederbrieftasche imitiert werden. Es ist eine fast vergessene Kunst, die sicherstellt, dass die Welt auf der Leinwand nicht nur authentisch aussieht, sondern sich auch so anhört.

Michael von Adelhard

Michael von Adelhard ist 31 Jahre alt. Er arbeitet seit vielen Jahren als Journalist für einige der erfolgreichsten Nachrichten-Portale Deutschlands. Autor vieler Bücher und wissenschaftlicher Publikationen zum Thema «Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche«. Schreibt über Themen wie Lifestyle, Umweltschutz, sowie Tech and Gadgets. In seiner Freizeit ist er häufig mit dem Fahrrad unterwegs – so schöpft er Inspiration für seine neuen Artikel.