Der Code geknackt: Warum dieser Gitarrensound so genial ist (und wie du ihn selbst hinbekommst)
Ein Comeback, das die Herzen höher schlagen lässt: John Frusciante ist zurück bei den Red Hot Chili Peppers!
In einer Welt, in der die Zeit stillzustehen scheint, gibt es Momente, die wie ein Blitz in klaren Himmel einschlagen. John Frusciante, der Gitarrist, dessen Finger die Saiten der Seele berühren, kehrt nach einer Dekade der Abwesenheit zu den Red Hot Chili Peppers zurück. Ein musikalisches Wiedersehen, das die Geschichte neu schreiben könnte.
Ich kann mich noch genau an dieses Gefühl erinnern, als ich damals als junger Tontechniker-Azubi eine bestimmte Platte aus den frühen 90ern aufgelegt habe. Wir waren im Studio alle wie vom Donner gerührt. Das war nicht nur dieser unglaubliche Funk-Vibe, der so anders klang als alles andere zu der Zeit. Es war vor allem dieser Gitarrenklang. Präzise, aber irgendwie wild. Total minimalistisch und trotzdem randvoll mit Gefühl.
Inhaltsverzeichnis
Wenn dieser eine Gitarrist nach langer Pause zu seiner legendären Band zurückkehrt, ist das mehr als nur eine Nachricht für die Fans. Für uns, die wir Tag für Tag an Mischpulten, mit Mikrofonen und Instrumenten hantieren, ist es die Rückkehr einer klanglichen Zutat, die die ganze Chemie einer Band verändert. Ehrlich gesagt, es ist faszinierend.
In meiner Laufbahn habe ich unzählige Musiker aufgenommen und live gemischt. Ich habe gesehen, wie der Wechsel eines einzigen Mitglieds eine ganze Dynamik zerstören oder neu entfachen kann. Es geht nie nur darum, die richtigen Noten zu treffen. Es geht darum, wie ein Musiker atmet, welche Pausen er setzt und wie seine Seele durch die Finger in den Verstärker fließt. In diesem Artikel zerlegen wir das mal – ganz ohne Fanbrille, sondern aus der Perspektive eines Handwerkers. Wir schauen auf die Technik, die Physik und die menschliche Seite, die diesen einzigartigen Sound ausmachen.

Weniger ist mehr: Die Kunst, die richtigen Lücken zu lassen
Wenn ich jungen Gitarristen das Konzept von „Groove“ erkläre, nenne ich oft das Spiel dieses einen Mannes als Paradebeispiel. Viele glauben ja, es ginge darum, möglichst viele Noten in kurzer Zeit zu spielen. Er hat einer ganzen Generation das Gegenteil bewiesen: Die wichtigste Note ist oft die, die man NICHT spielt.
Das Prinzip der „negativen Leinwand“
Stell dir vor, der Bassist und der Schlagzeuger malen eine Leinwand mit einem fetten Rhythmus-Fundament. Der Gitarrist kommt jetzt nicht mit einem breiten Pinsel und malt alles voll. Nein, er setzt gezielte Farbtupfer in die Lücken. Hör dir mal den Song „Scar Tissue“ an und mach ein kleines Experiment: Klopf nur dann mit dem Finger auf den Tisch, wenn die Gitarre spielt. Fällt dir was auf? Es sind die langen Pausen dazwischen, die das Riff so unfassbar groovig machen! Das ist „Pocket-Playing“, wie wir im Studio sagen. Du spielst mit dem Rhythmus, nicht gegen ihn. Dafür braucht man ein verdammt gutes Gehör und ein Ego, das auch mal die Klappe halten kann.

Die richtigen Einflüsse, neu interpretiert
Natürlich hat er das nicht alles neu erfunden. Sein Stil ist tief verwurzelt im Sound von Gitarren-Legenden der späten 60er oder auch seines eigenen Vorgängers in der Band. Der Trick ist aber: Er kopiert nicht, er destilliert. Er hat sich zum Beispiel eine Daumentechnik abgeschaut, bei der man die tiefe E-Saite mit dem Daumen der Greifhand abdrückt. Das macht die anderen Finger frei für komplexe Akkorde und Melodien, die mit einem normalen Barré-Griff gar nicht möglich wären. Dieses Vokabular nutzt er aber nicht für endlose Soli, sondern für superprägnante Funk-Riffs. Ein perfektes Beispiel ist der Rhythmus bei „Can’t Stop“. Rhythmisch komplex, aber harmonisch total simpel. Pure Effizienz.
Gefühl als technischer Regler
Und hier kommt der magische Teil: seine Dynamik. In meiner Arbeit lerne ich, Musiker zu „lesen“, und bei ihm ist das fast unheimlich. Auf dem großen Comeback-Album um die Jahrtausendwende, das von einer verletzlichen Phase geprägt war, klingt sein Anschlag sanft, fast zerbrechlich. Der Ton ist clean, kaum verzerrt. Auf der rohen Funk-Platte aus den Neunzigern hingegen attackiert er die Saiten hart und perkussiv. Das ist kein Zufall, das ist ein bewusstes Werkzeug. Er steuert den Zerrgrad seines Amps nicht nur mit dem Volume-Poti der Gitarre, sondern vor allem mit der Kraft seiner rechten Hand. Das lernst du in keiner Musikschule, das kommt nur von tausenden Stunden im Proberaum.

Dein Werkzeugkasten: So entsteht der Sound (und wie du ihn nachbaust)
Ein Gitarrensound ist das Ergebnis einer Kette von Entscheidungen. Jedes Glied dieser Kette ist wichtig. Und das Coole ist: Du kannst diese Kette mit jedem Budget nachbauen. Schauen wir uns die einzelnen Teile mal an.
1. Die Gitarre: Die Seele des Tons
Der Künstler ist berühmt für seine Vorliebe für Stratocaster-Gitarren aus einer bestimmten Vintage-Ära. Das ist kein Snobismus. Diese Instrumente haben einen Korpus aus Erle und einen Ahornhals mit Palisandergriffbrett, was für einen klaren, mittigen Grundklang sorgt. Ganz wichtig: Die alten Single-Coil-Tonabnehmer haben einen geringeren Output als moderne Pickups. Das klingt wie ein Nachteil, ist aber der Schlüssel! Ein schwächeres Signal übersteuert den Verstärker nicht so schnell und lässt viel mehr Raum für deine Spieldynamik. Der Ton bleibt bei sanftem Anschlag wunderbar glockig.
Dein Weg zum Sound, ohne ein Vermögen auszugeben:
Klar, eine Original-Gitarre aus der Zeit ist für die meisten unbezahlbar. Aber keine Sorge! Du kommst dem Sound auch für kleines Geld erstaunlich nah. Eine Squier Classic Vibe Stratocaster (bekommst du für ca. 400 €) oder eine Mexico-Fender Player Stratocaster (um die 700 €) leisten hier einen fantastischen Job. Wichtig ist, dass du ein Modell mit klassischen Single-Coils wählst.

2. Die Effektpedale: Die Gewürze im Klang-Eintopf
Sein Pedalboard ist legendär, aber es geht nicht nur darum, welche Pedale er hat, sondern wie er sie einsetzt.
- Verzerrung (Gain): Ein häufiger Fehler ist zu denken, sein Sound wäre extrem verzerrt. Falsch! Meistens kommt die Zerre vom Amp. Sein Haupt-Zerrpedal ist oft ein Boss DS-2 Turbo Distortion. Der Clou: Er nutzt es meist im „Turbo I“-Modus mit wenig Gain, um den bereits angezerrten Amp nur noch ein bisschen mehr zu pushen. Für fette Solo-Sounds kommt dann ein Electro-Harmonix Big Muff Pi dazu, ein Fuzz-Pedal, das den Ton dick und singend macht.
Budget-Tipp: Ein Boss DS-1 (ca. 60 €) oder ein gebrauchter DS-2 (ca. 80-100 €) tut es auch. Beim Big Muff gibt es von Electro-Harmonix viele günstigere Nano-Versionen ab ca. 80 €. - Wah-Wah: Das Ibanez WH10 ist hier das A und O. Anders als ein Standard-Cry-Baby hat es einen breiteren Frequenz-Sweep und einen eingebauten Booster, der den Sound lauter und aggressiver macht. Das verleiht seinen Soli diese singende, fast menschliche Qualität.
Budget-Tipp: Das Original ist schwer zu finden, aber Ibanez hat eine Neuauflage, das WH10V3, für ca. 150 €. - Modulation (Chorus): Das Herzstück ist ein Boss CE-1 Chorus Ensemble. Ein altes, unhandliches Biest, aber sein Klang ist legendär. Übrigens, kleiner Geheimtipp: Viele, auch er, nutzen das Pedal oft dauerhaft, selbst wenn der Chorus-Effekt aus ist. Der eingebaute Preamp färbt den Ton auf eine magische Art und Weise, macht ihn wärmer und drückt den Amp leicht an. Das mit digitalen Pedalen zu kopieren, ist fast unmöglich.
Moderne Alternativen: Das Original ist unbezahlbar. Aber der JAM Pedals Waterfall oder der Walrus Audio Julia V2 (beide im Bereich 200-250 €) fangen diesen Vibe exzellent ein.

3. Der Verstärker: Die Lunge, die den Ton atmet
Der Gitarrist setzt hauptsächlich auf zwei Verstärker von Marshall: einen massiven 200-Watt-Boliden und einen Silver Jubilee. Beide sind bekannt für ihren aggressiven Mitten-Charakter, der sich im Bandmix wie ein Messer durch Butter schneidet. Der Schlüssel ist aber die Lautstärke. Ein Röhrenverstärker klingt erst dann richtig gut, wenn er an seine Leistungsgrenze gebracht wird. Dann gehen die Endstufenröhren in die Sättigung, der Ton wird komprimiert, dicker und bekommt endloses Sustain. Das ist der heilige Gral des Rock-Sounds.
Achtung! Einen 200-Watt-Amp so weit aufzureißen, ist ohrenbetäubend laut. Ohne professionellen Gehörschutz und die richtige Umgebung riskierst du bleibende Schäden. Das ist keine Übertreibung, das ist eine Tatsache aus meinem Berufsalltag.
Pro-Tipp für zu Hause: Du brauchst keinen Marshall-Turm. Nimm einen Verstärker, der einen guten Clean-Sound hat, der aber anfängt zu zerren, wenn du ihn aufdrehst (z.B. ein Fender Hot Rod Deluxe oder ein Marshall DSL). Stell ihn so ein, dass er bei sanftem Anschlag clean bleibt, aber bei hartem Anschlag leicht „aufbricht“. Starte mal mit diesen Settings: Bass auf 5, Mitten auf 7, Höhen auf 6. Den Rest machst du mit deinem Anschlag und dem Volume-Poti deiner Gitarre!

Dein Quick-Win für heute: Stell dich vor deinen Amp. Spiel einen Akkord und dreh dabei langsam das Volume-Poti deiner Gitarre von 1 bis 10 auf. Hörst du, wie der Sound von clean zu dreckig wird? Das ist das wichtigste Werkzeug, um diese Dynamik zu meistern! Kostet nichts, bringt aber alles.
Die Chemie im Raum: Analog vs. Digital
Die Art der Aufnahme prägt den Sound einer Platte massiv. Die zwei großen Perioden dieses Gitarristen mit seiner Band fielen in zwei völlig unterschiedliche Aufnahme-Zeitalter.
Die Magie des Raumes und des Tonbands
Das legendäre Funk-Album aus den Neunzigern wurde von einem bekannten Produzenten mit einer radikalen Idee aufgenommen: Die Band zog in eine alte Villa und nahm fast alles live auf 2-Zoll-Tonband auf. Das ist die Königsdisziplin. Keine Tricks, kein doppelter Boden. Jeder muss perfekt zusammenspielen. Das analoge Tonband selbst „komprimiert“ den Sound leicht, wenn man es heiß anfährt. Es rundet die Spitzen ab und klebt Bass, Drums und Gitarre zu einer warmen, organischen Einheit zusammen. Ein Sound, den man heute nur schwer digital nachbauen kann.


Weihnachtssterne selber machen: Dein ehrlicher Guide vom Basteltisch – ganz ohne Frust
Die Wucht des „Loudness War“
Als der Gitarrist um die Jahrtausendwende zurückkam, war die Welt digital. Das war die Zeit des „Loudness War“, in der jede Platte lauter sein musste als die andere. Das Comeback-Album ist ein berühmtes Beispiel dafür. Es klingt unglaublich druckvoll, leidet aber unter hörbarer digitaler Übersteuerung, weil im Mastering alles mit Kompressoren plattgedrückt wurde. Für uns Tontechniker eine frustrierende Zeit. Trotzdem nutzte der Künstler die neuen Möglichkeiten des digitalen Recordings, um komplexe Gitarren-Arrangements zu schichten. Songs wie „Otherside“ leben von diesen ineinander verwobenen Melodien. Ein reiferer Sound, der aber etwas von der rohen Spontaneität opfert.
Der menschliche Faktor: Eine Band ist ein fragiles Ökosystem
Technik ist nur die halbe Miete. Eine Band ist ein soziales Getriebe. Tauscht man ein Zahnrad, muss sich alles neu einspielen. Die Chemie zwischen dem Gitarristen, dem hyperaktiven Bassisten und dem kraftvollen Schlagzeuger ist der Kern dieses Sounds. Der Bassist ist ja selbst ein Melodiker, seine Bassläufe sind oft die eigentliche Hookline. Der Job des Gitarristen ist es, die Lücken zu finden – harmonisch und rhythmisch. Das ist ein ständiger Dialog.

Mit seinem Nachfolger war dieser Dialog anders. Ein fantastischer Musiker, keine Frage, aber sein Ansatz war mehr auf Klangteppiche und Atmosphäre ausgelegt. Nicht besser oder schlechter, einfach eine andere Konversation.
Ganz ehrlich, die größte Herausforderung bei so einer Rückkehr ist der Druck. Die Fans erwarten eine Zeitreise, eine Kopie der Vergangenheit. Aber das funktioniert nie. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Künstler, die versuchen, sich selbst zu kopieren, oft scheitern. Die wichtigste Lektion, die viele Musiker auf die harte Tour lernen müssen, ist, eine gesunde mentale Infrastruktur zu haben: klare Absprachen, professionelle Unterstützung und die Fähigkeit, auch mal „Nein“ zum ganzen Zirkus zu sagen.
Was kommt jetzt? Eine Prognose aus der Werkstatt
Niemand weiß, wie das neue Material klingen wird. Und genau das ist doch das Spannende! Die Werkzeuge sind größtenteils die alten: die Vintage-Gitarren, die Marshall-Amps, die bewährten Pedale. Aber die Handwerker dahinter sind reifer geworden. Sie haben Lebenserfahrung gesammelt, neue Einflüsse aufgesogen.

Vielleicht hören wir Spuren der elektronischen Musik, mit der sich der Gitarrist in den letzten Jahren intensiv beschäftigt hat. Vielleicht gibt es subtile Synthesizer-Texturen oder ungewöhnliche Songstrukturen. Genauso gut kann es sein, dass sie sich auf das besinnen, was sie am besten können: roher, ehrlicher Funk-Rock.
Für uns als Musiker und Zuhörer liegt die Freude darin, genau hinzuhören. Achte auf die Details: auf die Dynamik im Anschlag, die Pausen zwischen den Riffs, das blinde Verständnis zwischen den Musikern. Es geht nicht darum, ein Meisterwerk zu erwarten. Es geht darum, Zeuge zu sein, wie vier erfahrene Meister wieder gemeinsam an der Werkbank stehen. Das Ergebnis mag nicht jedem gefallen, aber der Prozess allein ist schon Gold wert.
Inspirationen und Ideen
„Für mich sind Melodien der emotionalste Teil der Musik.“
Dieses Zitat von John Frusciante selbst bringt seine Philosophie auf den Punkt. Anders als bei technisch orientierten Gitarristen steht bei ihm nicht die Virtuosität im Vordergrund, sondern die Fähigkeit, mit wenigen, aber perfekt platzierten Noten eine Geschichte zu erzählen. Sein Spiel ist oft eine direkte Übersetzung von Gefühl in Klang, was erklärt, warum seine Licks so eindringlich und unvergesslich sind.
Der legendäre Sound ist untrennbar mit seiner Hauptgitarre verbunden. Der heilige Gral: Eine Fender Stratocaster von 1962. Was macht sie so besonders? Die Kombination aus einem leichten Erle-Korpus, einem Palisander-Griffbrett und den originalen Single-Coil-Pickups erzeugt diesen glasklaren, höhenreichen und doch warmen Ton. Dieser „Bell-Tone“ (Glockenklang) hat die perfekte Frequenz, um sich im Mix gegen einen wuchtigen Bass und ein präsentes Schlagzeug durchzusetzen, ohne je matschig zu klingen.
Warum klingen meine Versuche, seinen Stil zu kopieren, oft so steif und leblos?
Häufig liegt der Fehler nicht in den Noten, sondern im Timing und in der Dynamik. Viele konzentrieren sich darauf, die Licks exakt zu treffen, während das Geheimnis im „Feel“ liegt. Versuchen Sie, ganz bewusst minimal „hinter“ dem Beat zu spielen (laid-back). Variieren Sie außerdem die Anschlagstärke extrem: Flüstern Sie manche Noten nur mit den Fingern, während Sie andere mit dem Plektrum hart attackieren. Es ist diese menschliche Unvollkommenheit, die den Groove lebendig macht.
- Boss DS-2 Turbo Distortion
- Ibanez WH10 V3 Wah-Wah
- MXR M133 Micro Amp
- Electro-Harmonix Big Muff Pi
Das ist die magische Kette. Mit diesen vier Pedalen lässt sich ein Großteil seiner bekanntesten Sounds nachbilden. Der DS-2 im Turbo-Modus für die aggressiven Soli, das Ibanez-Wah für die expressiven Filtersweeps, der Micro Amp als Clean-Boost für mehr Durchsetzungskraft und der Big Muff für die fuzzigen, fast geigenartigen Lead-Sounds wie im Solo von „Dani California“.
Saitenstärke .010: Dies ist der Standard und Frusciantes häufigste Wahl. Sie bieten einen guten Kompromiss aus fettem Ton und leichter Bespielbarkeit, ideal für die schnellen Funk-Rhythmen und gefühlvollen Bendings.
Saitenstärke .011: Für Aufnahmen, bei denen ein dickerer, druckvollerer Sound gefragt war, griff er gelegentlich zu einem schwereren Satz. Das Ergebnis ist mehr Sustain und Volumen, erfordert aber auch deutlich mehr Kraft in den Fingern.
Für den Einstieg sind D’Addario EXL110 (.010-.046) eine perfekte Wahl, um die Balance zu finden.
Eine Vintage-Gitarre ist ein empfindliches Ökosystem. Um den Ton zu erhalten, ist Pflege unerlässlich. Das beginnt bei der Elektronik: Knisternde Potis und Schalter sind Klangkiller. Eine regelmäßige Reinigung mit Kontaktspray wie dem DeoxIT D5 kann Wunder wirken. Ebenso wichtig ist die Einstellung der Pickup-Höhe. Schon ein Millimeter näher oder weiter weg von den Saiten kann den Unterschied zwischen einem aggressiven und einem weichen Ton ausmachen. Hier lohnt es sich, mit einem Schraubenzieher und feinem Gehör zu experimentieren.
Sein Mentor war kein Geringerer als Jimi Hendrix, dessen Spiel er als Teenager akribisch studierte.
Doch anstatt Hendrix‘ bluesgetränkten Stil einfach zu kopieren, dekonstruierte Frusciante ihn. Er übernahm die innovative Akkordarbeit (wie die „Hendrix-Chords“) und die melodische Freiheit, transportierte sie aber in ein völlig anderes rhythmisches Universum. Wo Hendrix ein Feuerwerk zündete, nutzte Frusciante die gleiche Magie, um präzise, funkige Farbtupfer zu setzen.
- Ein unglaublich perkussiver, fast schneidender Anschlag.
- Akkorde, die weniger klingen als vielmehr rhythmisch „atmen“.
- Einzelne Noten, die sich wie ein Shaker in den Groove einfügen.
Das Geheimnis? Es liegt oft in seiner rechten Hand. Durch die Technik des „Raking“ – dem schnellen Streifen des Plektrums über die stumm gehaltenen Saiten direkt vor dem Anschlag der eigentlichen Note – erzeugt er diesen charakteristischen, schmutzigen und doch ultra-präzisen Funk-Attack, der sein Rhythmusspiel so einzigartig macht.
Der abgenutzte Lack, die Macken im Holz – der „Relic“-Look seiner Gitarren ist mehr als nur Ästhetik. Ein Instrument, das über Jahrzehnte gespielt wird, schwingt anders. Das Holz trocknet, der Nitrolack wird dünner und das gesamte Instrument resoniert freier. Viele Musiker, darunter Frusciante, berichten von einem Gefühl des „Einsseins“ mit einem alten, eingespielten Instrument. Es fühlt sich nicht wie ein Werkzeug an, sondern wie eine Erweiterung des eigenen Körpers, was wiederum das emotionale Spiel beflügelt.
Man muss keine 20.000 Euro für eine Vintage-Gitarre ausgeben. Der Vibe lässt sich auch mit kleinerem Budget einfangen. Eine exzellente Wahl ist die Squier Classic Vibe ’60s Stratocaster, die für ihren Preis einen verblüffend authentischen Vintage-Ton und ein tolles Spielgefühl bietet. Auch eine gebrauchte Fender Player Stratocaster aus mexikanischer Produktion ist eine hervorragende Basis. Mit einem Upgrade der Pickups, zum Beispiel auf Seymour Duncan SSL-1, kommt man dem Original-Sound schon gefährlich nahe.

