Vom alten Schinken zum neuen Hit? Warum ein animierter Sci-Fi-Klassiker funktionieren könnte

Flash Gordon kehrt zurück – aber diesmal in animierter Form! Entdecke, was uns Taika Waititi als Regisseur bieten wird.

von Michael von Adelhard

In meiner Welt, der Filmproduktion, ist es ein bisschen wie in einer alten Werkstatt. Man sieht über die Jahre viele Projekte kommen und gehen. Manche sind wie stabile Eichenmöbel, für die Ewigkeit gebaut. Andere, naja, die zerbrechen wie schlecht verleimtes Sperrholz. Wenn also das Gerücht aufkommt, dass ein bekannter Regisseur einen schrillen Sci-Fi-Klassiker als Animationsfilm neu auflegen will, dann schaue ich nicht nur auf die bunten Konzeptzeichnungen. Ich schaue aufs Fundament. Auf die Statik des Ganzen.

Viele sehen nur den großen Namen und den Regisseur. Ich sehe da eine verdammt knifflige Aufgabe. Es geht darum, ein altes, etwas angestaubtes Werkstück für eine komplett neue Generation aufzubereiten. Und das, ganz ehrlich, erfordert mehr als nur einen frischen Anstrich. Man braucht ein tiefes Verständnis für das Original, die richtigen Werkzeuge und einen Plan, der nicht beim ersten Gegenwind umfällt. Lass uns das Projekt doch mal so betrachten, wie es ein Handwerksmeister tun würde: nüchtern, praktisch und mit einem Auge für die Details, die am Ende über Top oder Flop entscheiden.

eon poster von dem film flash gordon, mann mit einem goldenen schwert, himmel mit vielen sternen, mann mit bart

Ich hab meinen „Lehrlingen“ in der Produktion immer gepredigt: Begeisterung ist der Funke, aber Handwerk ist das Holz, das brennt. Wir zerlegen hier also nicht nur eine Filmidee. Wir nehmen das ganze Vorhaben auseinander.

Das Rohmaterial: Warum ausgerechnet dieser Klassiker?

Zuerst müssen wir mal das Ausgangsmaterial verstehen. Der Originalfilm ist, seien wir ehrlich, kein Meisterwerk im klassischen Sinne. Er ist schrill, theatralisch und in seiner Handlung oft so sprunghaft wie ein aufgescheuchtes Huhn. Aber genau das macht ihn zu einem idealen Rohling für eine Neuauflage. Seine Struktur hat Lücken. Seine Welt ist visuell unverkennbar, aber erzählerisch super flexibel. Ein Regisseur bekommt hier keine fertige Skulptur, die er nur noch polieren muss. Er bekommt einen riesigen Block Marmor mit einer faszinierenden Maserung.

Die Stärken liegen auf der Hand:

  • Visuelle Wucht: Die Ästhetik ist eine unvergessliche Mischung aus Art déco, Science-Fiction-Kitsch und Opernbühne. Das ist eine fantastische Grundlage, die man modernisieren kann, ohne die Seele zu verraten.
  • Akustische Marke: Der Soundtrack einer legendären Rockband ist einfach ikonisch. Diese Verbindung von Rockmusik und Weltraumoper ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann.
  • Der Nostalgie-Faktor: Der Film hat eine treue, wenn auch kleine Fangemeinde. Diese Leute bringen eine emotionale Bindung mit, die Gold wert ist.

Die Schwächen von damals sind die Chancen von heute. Die Charakterzeichnung war, sagen wir mal, überschaubar. Die Handlung oft hanebüchen. Ein neues Kreativteam kann diese Lücken füllen. Stell dir nur mal vor, man könnte dem Helden etwas mehr Tiefe geben. Vielleicht ist seine anfängliche Arroganz nicht nur ein Witz, sondern ein Schutzmechanismus. Plötzlich hat man eine Figur, mit der man mitfiebert. Das ist der große Vorteil gegenüber einer berühmten Weltraum-Saga, wo jedes Detail heilig und die kreative Freiheit minimal ist. Hier? Hier herrscht Freiheit.

der regisseur taika waititi mit einer schwarzen armbanduhr, wohnzimmer mit blauen sofas, mann mit bart

Das perfekte Werkzeug: Die Entscheidung für Animation

Die Wahl, das Ganze als Animationsfilm umzusetzen, ist die wichtigste handwerkliche Entscheidung überhaupt. Und nein, das ist keine reine Sparmaßnahme, wie viele immer denken. Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen: Große Animationsfilme sind nicht unbedingt billiger, aber sie sind unendlich viel besser planbar. Sie sind ein Werkzeug für absolute Kontrolle.

Ein Realfilm dieser Größenordnung wäre ein logistischer Albtraum. Riesige Sets, Kostüme für Hunderte, unvorhersehbares Wetter. Ein kranker Hauptdarsteller legt dir die Produktion für Wochen lahm. Die visuellen Effekte entstehen oft erst Monate später in der Postproduktion. Erst dann merkst du vielleicht, dass eine Schlüsselszene nicht zündet. Änderungen sind dann entweder unmöglich oder kosten Millionen. Du nagelst quasi das Dach fest, bevor das Fundament trocken ist.

Animation hingegen ist ein geordneter, sauberer Prozess. Jeder Schritt baut auf dem letzten auf. Zuerst wird die Optik definiert. Dann wird der ganze Film als eine Art Comic gezeichnet (Storyboard) und zu einem groben Film mit Platzhalter-Stimmen zusammengesetzt (Animatic). Ganz ehrlich, das Animatic ist der Punkt, an dem du ein Projekt retten kannst. Hier siehst du, ob die Witze funktionieren und ob die Dramaturgie stimmt. Änderungen kosten hier nur die Zeit der Zeichner, nicht das Budget für einen kompletten Neudreh. Erst wenn dieser Bauplan bombenfest steht, beginnt die eigentliche, monatelange Animationsarbeit.

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Ein Projekt dieser Größenordnung braucht Zeit. Rechne mal mit 3 bis 5 Jahren von der ersten Idee bis zum fertigen Film. Und was die Kosten angeht: Wir reden hier, je nach Studio und Detailgrad, schnell von Budgets zwischen 150 und 250 Millionen Dollar. Animation gibt dem Regisseur die totale Kontrolle. Er kann die Physik aushebeln und die expressiven, überzeichneten Designs des Originals ohne die Fesseln der Realität zum Leben erwecken. Es ist die Wahl eines Bildhauers, der lieber mit Ton arbeitet als mit Stein. Ton ist einfach formbarer.

Der Meister an der Werkbank: Die Vision des Regisseurs

So ein Projekt steht und fällt mit der Person auf dem Regiestuhl. Man braucht hier jemanden mit einer klaren Handschrift, der es schafft, Humor und echtes Gefühl zu verbinden. Jemand, der sich nicht vor dem Absurden scheut, aber nie das Herz seiner Figuren vergisst. Das ist genau die Mischung, die diese Marke braucht.

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Der Originalfilm nahm sich oft viel zu ernst, obwohl er eigentlich herrlich albern war. Der richtige Ansatz heute wäre, diesen Kitsch zu umarmen und ihn dadurch liebenswert zu machen. Die Erfahrung, die ein Regisseur bei einem großen Superhelden-Franchise sammelt, ist dabei Gold wert. Er weiß, wie man mit gigantischen Budgets, Studio-Erwartungen und dem Druck umgeht. Als Produzent muss ich einem Regisseur vertrauen. Bei jemandem, der schon bewiesen hat, dass sein Stil massentauglich ist, fällt das natürlich leichter.

Qualitätskontrolle: Rechtliche und kulturelle Stolpersteine

Jedes Handwerk hat seine Vorschriften. In der Filmbranche sind das Gesetze, Verträge und die knallharten Erwartungen des Marktes. Diese Faktoren zu ignorieren, ist einer der teuersten Fehler, die man machen kann.

Das Minenfeld der Lizenzen: Bei einer alten Marke ist die Rechtefrage das A und O. Ich erinnere mich da an ein Projekt vor ein paar Jahren… wir waren schon tief in der Entwicklung, das Team war Feuer und Flamme. Und plötzlich flattert ein Brief ins Haus. Ein vergessener Erbe aus Übersee hatte noch die Rechte an einer winzigen Nebenfigur. Das hat das ganze Ding für Monate auf Eis gelegt und am Ende gekillt. Lehrgeld, das man nur einmal zahlt. Bevor du auch nur eine Zeile schreibst, brauchst du Anwälte, die die Rechtekette lückenlos klären.

Besonders kritisch ist die Musik. Die Rechte für die Songs der legendären Rockband? Die sind ein ganz eigenes Biest. Man muss damit rechnen, dass allein die Nutzung der bekanntesten Hymnen im Film und Trailern schnell einen zweistelligen Millionenbetrag kosten kann. Geld, das dann woanders fehlt. Eine verdammt schwierige Abwägung.

Der Spagat für das Publikum: Die größte Herausforderung ist aber die Balance. Du musst die alten Fans abholen, ohne die neuen Zuschauer abzuschrecken. Bedienst du dich zu sehr am Original, wirkt der Film altbacken. Entfernst du dich zu weit, schreien die Fans Verrat. Im besten Fall wird der Film der nächste große animierte Überraschungshit, den Kritiker und Fans gleichermaßen feiern. Im schlimmsten Fall… naja, im schlimmsten Fall wird er ein teurer Flop, der zwischen allen Stühlen sitzt – zu alt für die Jungen, zu neu für die alten Fans. Eine dieser Neuauflagen, über die nach einem Jahr keiner mehr spricht.

Fazit: Ein solides Projekt mit kalkuliertem Risiko

Also, was bleibt unterm Strich? Wenn ich alle Teile zusammenfüge, sehe ich ein Projekt, das handwerklich verdammt gut durchdacht ist. Die Wahl der Animation als Werkzeug ist klug. Der richtige Regisseur mit der passenden Vision ist entscheidend. Und die Marke selbst ist ein starker, aber eben auch formbarer Rohstoff.

Die wahren Risiken liegen nicht in der Produktion selbst, sondern in den externen Faktoren: der verzwickten Rechtelage und dem schmalen Grat bei den Publikumserwartungen. Hier wird sich zeigen, ob die Produzenten ihre Hausaufgaben gemacht haben.

Kleiner Tipp für die Werkstatt – was wir daraus lernen können:

  • Wähle dein Werkzeug weise: Animation ist nicht nur eine Stilfrage, sondern eine strategische Entscheidung für Kontrolle und Planbarkeit.
  • Kenne dein Material: Verstehe die Stärken und Schwächen des Originals, um die richtigen Hebel für eine Modernisierung zu finden.
  • Erst die Rechte, dann der Rest: Kläre die Lizenzlage, bevor du auch nur einen Cent für die Kreativarbeit ausgibst. Das erspart im Zweifel eine Katastrophe.
  • Vertraue der Vision: Ein starkes Projekt braucht einen starken kreativen Kopf, dem das Studio den Rücken freihält.

Ein sicherer Erfolg ist so ein Film natürlich nie. Den gibt es in diesem Geschäft nicht. Aber es ist ein tolles Beispiel für ein kalkuliertes Wagnis, das auf soliden, handwerklichen Entscheidungen beruht. Und als alter Hase in diesem Geschäft schaue ich mir so etwas immer mit einer Mischung aus Respekt und riesiger Neugier an.

Michael von Adelhard

Michael von Adelhard ist 31 Jahre alt. Er arbeitet seit vielen Jahren als Journalist für einige der erfolgreichsten Nachrichten-Portale Deutschlands. Autor vieler Bücher und wissenschaftlicher Publikationen zum Thema «Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche«. Schreibt über Themen wie Lifestyle, Umweltschutz, sowie Tech and Gadgets. In seiner Freizeit ist er häufig mit dem Fahrrad unterwegs – so schöpft er Inspiration für seine neuen Artikel.