Lederrüstung selber machen: Dein ehrlicher Guide für den Start (ohne Pleite zu gehen)

Wusstest du, dass die wahre Identität von Jon Schnee alles verändert? Entdecke, wie das Geheimnis die Welt von Westeros erschüttert!

von Dagmar Brocken

Manchmal, wenn ich die Augen schließe, ist da dieser eine Geruch in meiner Werkstatt. Eine Mischung aus Leder, warmem Wachs und einem Hauch Öl. Für mich riecht es nach unzähligen Stunden, nach Konzentration und, ehrlich gesagt, auch ein bisschen nach Zuhause. Seit einer halben Ewigkeit arbeite ich mit diesem fantastischen Material. Ich habe schon alles Mögliche daraus gemacht, von der robusten Tasche bis zum restaurierten Sattel. Aber am meisten leuchten die Augen der Leute, wenn es um Rüstungen geht – inspiriert von Helden aus Filmen und Spielen.

Dieser Funke, dieser Wunsch, selbst etwas so Cooles zu erschaffen, ist der beste Startpunkt, den man haben kann. Aber, und das ist die ehrliche Wahrheit, der Weg von einer simplen Lederhaut zu einem fertigen Rüstungsteil ist… ein Weg. Er braucht Geduld, ein bisschen Wissen und vor allem Respekt vor dem Material. Man kann nicht einfach drauflos schnippeln und hoffen, dass es was wird.

Denearys und Jon Schnee auf einem Hintergrund mit viel Schnee und einem Wasserfall

In diesem Guide will ich dir zeigen, wie es geht. Nicht wie in einem trockenen Lehrbuch, sondern so, wie ich es einem guten Freund erklären würde: mit praktischen Tipps, ehrlichen Warnungen und den Lektionen, die ich auf die harte Tour gelernt habe.

Die Grundlage: Das richtige Leder – und wo du es bekommst

Alles steht und fällt mit der Wahl des Materials. Das ist die erste und wichtigste Hürde. Falsches Leder verzeiht keine Fehler und endet garantiert in Frust. Für Fantasy-Rüstungen, die wirklich Form annehmen sollen, gibt es eigentlich nur eine vernünftige Wahl: pflanzlich gegerbtes Leder, das die Profis auch Blankleder oder Vegetabilleder nennen.

Warum gerade das? Stell dir die Fasern im Leder wie unzählige, winzige Fäden vor. Bei der traditionellen, pflanzlichen Gerbung bleiben diese Fäden quasi „offen“. Wenn du dieses Leder in Wasser legst, saugt es sich voll, wird weich und lässt sich formen wie Ton. Beim Trocknen zieht es sich dann wieder zusammen und wird steif und hart – es behält die Form, die du ihm gegeben hast. Das ist die Magie, die wir brauchen. Man nennt das Ganze „Nassformen“.

Denearys und Jon Schnee auf einem Hintergrund mit viel Schnee und einem Wasserfall

Das Gegenstück dazu ist chromgegerbtes Leder, aus dem fast alle Sofas, Schuhe und Modejacken gemacht sind. Es ist von Anfang an weich und bleibt es auch. Für eine Rüstung ist es komplett unbrauchbar, weil es sich nicht formen lässt. Es würde einfach nur schlaff herunterhängen.

Worauf du beim Kauf achten solltest:

  • Die Dicke ist entscheidend: Für stabile Teile wie einen Brustpanzer oder Schulterplatten, die was aushalten müssen, brauchst du ordentlich Material. Ich empfehle hier eine Stärke von 3,5 bis 4 mm. Für flexiblere Teile wie Arm- oder Beinschienen, die sich mitbewegen sollen, sind 2,5 bis 3 mm ideal.
  • Gleichmäßige Qualität: Meistens arbeiten wir mit Rindsleder. Schau dir die Haut genau an. Kleine Narben oder Insektenstiche sind kein Problem, die geben Charakter. Aber große Löcher, tiefe Kratzer oder verdächtig dünne, schwammige Stellen sind Mängel. Darum musst du am Ende drumherum schneiden, was teuren Verschnitt bedeutet.

Und jetzt das liebe Geld: Gutes Leder ist nicht billig, das stimmt. Rechne für ordentliches Blankleder in 3,5 mm Stärke mit etwa 80 bis 120 Euro pro Quadratmeter. Das klingt erstmal viel, aber aus einem Quadratmeter bekommst du schon einiges an Rüstungsteilen raus. Für ein Paar einfache Armschienen brauchst du zum Beispiel nur ca. 0,2 Quadratmeter, das wären also reine Materialkosten von ungefähr 20 bis 25 Euro. Ein guter Start, oder?

Jon Schnee und Sam unterhalten unte dem Schnne, Sam hat das Geheimnis noch bei Game of Thrones Premiere verraten

Gut zu wissen: Du musst nicht gleich eine ganze Haut kaufen. Viele Händler verkaufen auch kleinere Stücke oder Abschnitte. Super Quellen für den Anfang sind spezialisierte Online-Shops in Deutschland wie Rickert Werkzeuge oder Leder-Fischer.

Deine erste Werkstatt: Was du wirklich brauchst (und was nicht)

Du brauchst keine teuren Maschinen, um anzufangen. Das Schöne an diesem Handwerk ist, dass es auf ein paar grundlegenden, guten Handwerkzeugen aufbaut. Hier ist deine erste Einkaufsliste:

Dein Basis-Set (rechne mit ca. 60 bis 90 €):

  • Ein verdammt scharfes Messer: Ein einfaches Teppichmesser (Cutter) mit Wechselklingen ist für den Anfang perfekt und günstig. Achtung! Ein stumpfes Messer ist viel gefährlicher als ein scharfes. Man drückt fester, rutscht leichter ab und… naja, ich habe eine Narbe am Daumen, die mich jeden Tag daran erinnert. Schneide IMMER von deinem Körper weg!
  • Schneidematte & Stahllineal: Eine selbstheilende Schneidematte schont deinen Tisch und deine Klingen. Ein Stahllineal ist für gerade Schnitte Pflicht, weil du ein Plastiklineal sofort zerschneiden würdest.
  • Zum Nähen: Eine Stechahle zum Vorstechen der Löcher, zwei stumpfe Sattlernadeln und gewachstes Garn. Polyestergarn ist reißfester als traditionelles Leinen und verzeiht Anfängern mehr.
  • Zum Verzieren (optional für den Start): Ein Falzbein aus Kunststoff (kostet nur ein paar Euro) zum Ziehen von Linien und ein einfacher Holz- oder Rohhauthammer. Ein paar grundlegende Punziereisen (Stahlstempel) bekommst du oft schon im Set für 20-30 €.

Das war’s schon! Alles andere kannst du nach und nach dazukaufen, wenn du merkst, dass du es wirklich brauchst.

Jon Schnee und Sam unterhalten unter dem Schnee, Sam hat das Geheimnis noch bei Game of Thrones Premiere verraten

Von der Idee zum Schnittmuster: Der wichtigste Schritt

Eine Rüstung ist nur so gut wie ihr Schnittmuster. Punkt. Ein schlechtes Muster führt zu einer schlecht sitzenden Rüstung, die scheuert und drückt, egal wie sauber du arbeitest. Nimm dir hierfür Zeit.

Der größte Fehler, den fast alle Anfänger machen? Direkt auf das teure Leder zu zeichnen. Bitte, bitte tu das nicht. Mach immer zuerst einen Prototyp aus billigem Material wie dickem Karton oder Moosgummi (findest du im Bastelladen).

Woher bekommst du ein Schnittmuster?

Du musst das Rad nicht neu erfinden! Auf Plattformen wie Etsy findest du für ein paar Euro Hunderte von erprobten Mustern von professionellen Designern. Such einfach nach „Leather Armor Pattern“ oder „Leather Bracer Pattern“. Oft gibt es dazu sogar Videoanleitungen. Es gibt auch viele kostenlose Muster auf YouTube oder in Foren wie dem Fletchers-Corner – perfekt für die ersten Versuche.

Quick Win: Deine erste Armschiene in 5 Schritten

Okay, genug der Theorie! Damit du sofort ein Erfolgserlebnis hast, hier ein Mini-Projekt. Das schaffst du an einem Nachmittag!

Jon Schnee bei dem Game of Thrones Premiere unter dem Schnee mit einem Pelzmantel
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babypullover weihnachtsmotiv tannenbäumchen schnee in blau

Baby-Pullover stricken: Dein kompletter Guide für ein perfektes Ergebnis (auch für Anfänger!)

  1. Maß nehmen: Miss den Umfang deines Handgelenks und deines Unterarms (an der dicksten Stelle). Miss auch die Länge vom Handgelenk bis kurz vor die Armbeuge.
  2. Papiermuster basteln: Zeichne die Form auf Papier oder Pappe. Verbinde deine Messpunkte zu einer einfachen Trapezform. Schneide es aus und wickle es um deinen Arm. Passt? Super.
  3. Ausschneiden: Übertrage die Form auf dein Lederstück (2,5-3 mm dick) und schneide es sorgfältig aus.
  4. Löcher machen: Stanze oder stich entlang der beiden Längsseiten Löcher für die Schnürung. Ein einfacher Locher oder eine Ahle reichen hierfür. Ein Abstand von 2 cm ist ein guter Start.
  5. Kanten polieren: Befeuchte die Kanten mit etwas Wasser und reibe kräftig mit einem Stück Hartholz oder dem Falzbein darüber, bis sie glatt und glänzend sind. Fädel eine Lederschnur durch, fertig ist dein erstes Rüstungsteil!

Siehst du? Gar nicht so schwer.

Die Magie in Aktion: Wichtige Techniken

Jetzt wird’s spannend. Das sind die Handgriffe, die dein Leder zum Leben erwecken.

Jon Schnee bei dem Game of Thrones Premiere unter dem Schnee mit einem Pelzmantel
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Nassformen: Dem Leder eine Seele geben

Das ist die absolute Kerntechnik. Du tauchst dein zugeschnittenes Lederstück einfach in lauwarmes Wasser. Niemals heiß! Heißes Wasser schockt das Leder und macht es brüchig. Nach ein paar Minuten, wenn keine Luftblasen mehr aufsteigen, ist es fertig. Nimm es raus, lass es kurz abtropfen und forme es dann mit den Händen über eine Rundung. Dein eigenes Knie (mit Frischhaltefolie umwickelt) ist ein super Formgeber für den Anfang. Dann einfach bei Raumtemperatur 24-48 Stunden trocknen lassen. Nicht auf die Heizung legen!

Färben: Nicht nur schwarz und braun

Lederfarben sind eine Wissenschaft für sich. Es gibt grob zwei Typen, und für den Anfang ist die Wahl wichtig:

  • Alkoholfarben: Die sind wie Sprinter. Sie ziehen extrem schnell und tief ein, was super ist. Der Nachteil: Wenn du nicht zügig und sehr gleichmäßig arbeitest, gibt’s schnell Flecken oder Streifen.
  • Öl- und Wasserfarben: Das sind die gemütlichen Marathonläufer. Sie geben dir viel mehr Zeit zum Verteilen und das Ergebnis wird oft gleichmäßiger. Sie brauchen aber länger zum Trocknen. Mein Tipp für Anfänger: Fangt mit Farben auf Öl- oder Wasserbasis an!

Und ganz wichtig: Arbeite immer in einem gut belüfteten Raum und trag Einweghandschuhe. Die Farbe geht verdammt schlecht wieder von den Fingern ab.

das Logo von Game of Thrones, schwarzer Hintergrund mit weißem Buchstaben, Game of Thrones Premiere
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Nähen: Der unzerstörbare Sattlerstich

Warum näht man von Hand? Weil der Sattlerstich unkaputtbar ist. Im Gegensatz zu einer Maschinennaht, die sich komplett auflöst, wenn ein Faden reißt, ist hier jeder Stich ein eigener kleiner Knoten. Selbst wenn mal einer durchgescheuert ist, hält der Rest bombenfest. Es dauert länger, ja, aber es ist meditativ und das Ergebnis ist jeder Mühe wert.

Leder härten: Vom Kostüm zur echten Rüstung

Nass geformtes Leder ist schon ziemlich fest. Aber für eine echte Schutzfunktion kann man es noch weiter härten. Die ganz traditionelle Methode ist extrem gefährlich (Arbeit mit siedendem Wachs oder Wasser), also lassen wir das lieber.

Eine sicherere, moderne Methode ist das Härten im Backofen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten! Jedes Leder reagiert anders. So gehst du am besten vor:

Heize deinen Backofen auf niedrige 80-90°C (Umluft) vor. Wenn dein nass geformtes Stück fast trocken ist (es fühlt sich kühl, aber nicht mehr nass an), legst du es für 10-15 Minuten auf ein Blech. Bleib dabei und schau, was passiert! Es wird dunkler und zieht sich zusammen. Hol es mit Ofenhandschuhen raus, lass es komplett abkühlen und teste die Härte. Noch nicht fest genug? Dann wiederhole den Vorgang für weitere 5-10 Minuten. Taste dich langsam an das perfekte Ergebnis ran!

die Drachenkönigin sitzt auf einem Stuhl, etwas aus der zweiten Episode von Game of Thrones

Übrigens: Auf vielen LARP-Events gibt es klare Regeln, wie hart eine Rüstung sein darf, um andere nicht zu verletzen. Manchmal ist eine flexiblere, unbehandelte Rüstung die bessere und sicherere Wahl.

Der letzte Schliff: Zusammenbau und Finish

Wenn alle Teile fertig sind, geht’s ans Zusammensetzen. Nieten geht schnell, Nähte sind flexibler. Achte bei Schnallen und Nieten auf Qualität. Messing oder Edelstahl rosten nicht, billiger Zinkdruckguss kann brechen. Und denk an ein Futter! Ein Stück weiches Veloursleder oder Leinen auf der Innenseite macht deine Rüstung tausendmal bequemer.

Ganz am Ende kommt ein Finish drauf, das das Leder schützt. Ein einfacher Balsam aus Bienenwachs ist eine super traditionelle Wahl. Er nährt das Leder und gibt ihm einen schönen, seidenmatten Glanz.

Eine Lektion, die ich teuer bezahlt habe

Ich erinnere mich an ein Paar echt aufwendige Schulterpanzer. Das Design war komplex, viele überlappende Platten. Das Papiermuster sah super aus. Aber ich war ungeduldig und habe den Prototyp aus Pappe einfach übersprungen. Als ich die fast fertigen, teuren Lederteile zusammenfügte, der Schock: Die Bewegungsfreiheit der Arme war gleich null. Das Leder war geschnitten, gefärbt, die Kanten poliert… Stundenlange Arbeit für die Tonne. Ich musste komplett von vorne anfangen. Diese Lektion hat mich Material und einen ganzen Arbeitstag gekostet, aber glaub mir, ich habe sie nie wieder vergessen: Überspringe niemals den Prototyp!

Dein Weg beginnt hier

Dieses Handwerk ist eine Übung in Achtsamkeit. Jeder Schnitt, jeder Stich, jeder Hammerschlag braucht deine volle Aufmerksamkeit. Aber es ist auch eine unglaublich lohnende Reise. Du erschaffst etwas mit deinen eigenen Händen, etwas Einzigartiges und Dauerhaftes.

Sei geduldig mit dir. Dein erstes Stück wird nicht perfekt sein. Mein erstes war es auch nicht. Aber es wird dein Werk sein. Und mit jedem Projekt werden deine Hände mehr lernen und deine Ideen kühner werden.

Noch ein paar nützliche Links für den Start:

  • Leder & Werkzeug: Rickert Werkzeuge, Leder-Fischer (beide online)
  • Schnittmuster: Etsy (riesige Auswahl für kleines Geld)
  • Inspiration & Community: Das Forum Fletchers-Corner, YouTube (such einfach nach „Leather Crafting“)

Und jetzt bist du dran: Was ist das erste Rüstungsteil, das du bauen möchtest, und was macht dir vielleicht noch ein bisschen Bammel? Schreib’s mir in die Kommentare, ich bin echt neugierig!

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.