Die Golden Globes-Geheimnisse: Warum wirklich die richtigen Filme gewinnen (oder eben nicht)
Die Nacht der Stars, das Glitzern der Trophäen – wer hat das goldene Ticket zu Ruhm und Ehre ergattert?
Der Applaus war ohrenbetäubend, als die Lichter erloschen und die Welt der Träume auf die Bühne trat. Ein Zitat von Oscar Wilde schwebte durch die Luft: 'Sei du selbst; alle anderen sind bereits vergeben.' In dieser magischen Nacht der Golden Globes 2019, wo Film und Wahrheit miteinander verschmelzen, wurde die Geschichte neu geschrieben.
In meiner Werkstatt gibt es eine goldene Regel, die ich jedem mit auf den Weg gebe: Ein perfektes Möbelstück ist niemals Zufall. Es ist immer das Ergebnis von guter Planung, dem passenden Werkzeug und, ganz wichtig, einem echten Gefühl für das Material. Jeder Schnitt, jede Verbindung, jede Politur – alles folgt einem Plan. Und wenn du diesen Plan verstehst, verstehst du am Ende auch das Ergebnis.
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Ganz ehrlich? Genauso schaue ich seit Jahren auf die Golden Globes. Viele sehen da nur den Glamour, die schicken Kleider und die Tränen auf der Bühne. Ich sehe eine fein geölte Maschine. Eine Maschine, die manchmal stottert und deren Ergebnisse oft mehr über ihre eigene Mechanik verraten als über die Kunst, die sie eigentlich auszeichnen soll.
Es gab da mal ein vieldiskutiertes Jahr, das war das perfekte Beispiel. Filme, die als todsichere Sieger galten, gingen fast leer aus, während andere, die teils heftig umstritten waren, plötzlich abräumten. Das war kein Zufall. Das war das System bei der Arbeit. Um zu verstehen, warum das so ist, müssen wir mal in die Werkstatt schauen, die Werkzeuge prüfen und die Leute kennenlernen, die an den Hebeln sitzen. Dieser Blick hinter die Kulissen ist oft spannender als die Show selbst.

Die Jury: Der kleine Club, der alles entscheidet
Das Wichtigste zuerst: Wer entscheidet hier eigentlich? Bei den Golden Globes ist die Jury, die Hollywood Foreign Press Association (HFPA), traditionell der Knackpunkt. Und genau hier liegt der gewaltige Unterschied zu anderen großen Preisverleihungen wie den Oscars.
Stell dir das mal vor: Lange Zeit waren es weniger als 100 Journalistinnen und Journalisten, die über einen der bekanntesten Filmpreise der Welt entschieden haben. Allesamt Leute, die für ausländische Medien aus Südkalifornien berichten. Eine winzige, fast schon überschaubare Gruppe. Im Vergleich dazu hat die Academy, die die Oscars vergibt, über 10.000 Mitglieder – allesamt Profis aus der Filmbranche. Regisseure, Schauspieler, Cutter, Tontechniker. Leute vom Fach also, die die Arbeit ihrer Kollegen bewerten.
Diese kleine Zahl bei der HFPA hatte natürlich enorme Folgen. Eine kleine Gruppe ist viel leichter zu beeindrucken und, sagen wir mal, „zu umgarnen“. Exklusive Interviews, ein schickes Abendessen mit dem Hauptdarsteller – so etwas hinterlässt Eindruck. Es ist, als würde ein einziger Gutachter über alle Meisterstücke des Landes entscheiden. Seine persönlichen Vorlieben hätten da ein extremes Gewicht.

Ach ja, und da die Mitglieder Journalisten sind und keine Filmemacher, ist ihr Blickwinkel oft ein anderer. Sie achten vielleicht mehr auf die Story hinter dem Film, den Unterhaltungswert und wie nahbar die Stars sind. Ein technisch perfekter, aber sperriger Kunstfilm hat es da oft schwerer als ein charmantes Musical mit einem weltbekannten Gesicht.
Wichtiger Hinweis: Nach massiver Kritik an mangelnder Vielfalt und unethischen Praktiken hat sich hier einiges getan. Die Organisation wurde ordentlich umgekrempelt, die Mitgliederzahl von unter hundert auf mehrere hundert aufgestockt und die Regeln für Geschenke und Einladungen deutlich verschärft. Ob das System dadurch fairer wird, muss sich erst noch zeigen, aber es ist ein klares Zeichen, dass der alte Weg nicht mehr funktionierte.
Die Kunst der Kampagne: Wie man einen Preis gewinnt
Kein Filmstudio überlässt einen möglichen Sieg dem Schicksal. Sobald ein Film als Kandidat gilt, startet eine millionenschwere Kampagne. Das ist ein knallhart kalkulierter Prozess.

Die Werkzeuge dafür sind ziemlich ausgeklügelt:
- Exklusivität und Nähe: Das A und O sind private Vorführungen nur für die Jury-Mitglieder. Oft sind danach die Stars oder der Regisseur für eine Fragerunde da. So entsteht eine persönliche Bindung. Man redet nicht mehr über einen anonymen Film, sondern über das Projekt von dem netten Kerl, mit dem man gerade noch geplaudert hat.
- Perfektes Timing: Die Kampagne läuft wie ein Uhrwerk. Sie startet meist im Herbst, kurz bevor die Nominierungen bekannt gegeben werden, und erreicht ihren Höhepunkt zwischen Nominierung und Verleihung im Januar. Wirst du im Dezember plötzlich auf jedem Magazin-Cover von einem bestimmten Schauspieler angelächelt? Dann siehst du gerade live die Kampagnen-Maschinerie bei der Arbeit.
- Großzügige „Gastfreundschaft“: Auch wenn die Regeln strenger geworden sind, geht es immer noch darum, eine positive Atmosphäre zu schaffen. Einladungen zu Partys, exklusive Mittagessen… es geht darum, im Gedächtnis zu bleiben. Früher waren wohl sogar Geschenke bis zu einem gewissen Wert üblich. Kein Wunder, dass manche Studios als besonders „großzügig“ galten.
Und was kostet der Spaß? Ganz ehrlich, die Summen sind astronomisch. Man kann davon ausgehen, dass ein großes Studio für einen einzigen Film gut und gerne zwischen 5 und 25 Millionen Dollar NUR für die Award-Kampagne ausgibt. Dieses Geld kommt noch obendrauf auf das eigentliche Filmbudget. Streaming-Anbieter haben dieses Spiel übrigens auf ein neues Level gehoben und die traditionellen Studios mit ihren riesigen Budgets ziemlich unter Druck gesetzt.

Fallstudien: Wenn das System Früchte trägt
Anhand einiger klassischer Beispiele sieht man perfekt, wie diese Faktoren zusammenspielen.
Da war zum Beispiel mal der Film über die legendäre Rockband. Er gewann den Hauptpreis als bestes Drama und für den besten Hauptdarsteller. Für viele ein Schock, denn die Kritiken waren eher so lala und es gab einige Kontroversen rund um die Produktion. Aber warum hat er gewonnen? Ganz einfach: Die Jury liebt Musikfilme, große Emotionen und weltbekannte Songs. Dazu kam eine unfassbare schauspielerische Verwandlung und ein riesiger Erfolg an den Kinokassen. Die Kontroversen? Wurden von der Jury offenbar ignoriert – Fokus auf das Produkt!
Oder nehmen wir den Wohlfühlfilm über die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem schwarzen Musiker und seinem weißen Fahrer. Er gewann als beste Komödie/Musical. Auch hier gab es Kritik, der Film würde ein ernstes Thema zu sehr vereinfachen. Aber: Er traf genau den Nerv einer bestimmten Wählerschaft. Eine herzerwärmende Geschichte, die am Ende ein gutes Gefühl hinterlässt. Die Kampagne hat genau diese Botschaft in den Vordergrund gestellt und die Kritik einfach ausgeblendet. Hat funktioniert.

Und der große Verlierer? Oft ist es der gehypte Favorit, wie damals das Musikdrama mit dem berühmten Schauspieler-Regisseur und der Pop-Ikone. Monatelang als sicherer Sieger gehandelt, am Ende gab es nur einen Preis für den besten Song. Was war da los? Vermutlich das klassische „Frontrunner-Problem“. Wenn ein Film zu lange als Favorit gilt, kann sich eine Art Trotzhaltung bei den Juroren breitmachen. Man will ja nicht nur das Offensichtliche wählen. Vielleicht hat die Kampagne ihr Pulver auch einfach zu früh verschossen.
Für Hobby-Analysten: So liest du die Zeichen
Mit der Zeit entwickelt man ein Auge für die Muster. Du willst beim nächsten Mal selbst tippen? Dann achte auf diese Dinge. Hier ist deine persönliche Globe-Gewinner-Checkliste:
- Die Story HINTER der Story: Die Jury liebt ein gutes Narrativ. Ein Schauspieler, der für eine Rolle an seine körperlichen Grenzen ging? Eine hoch angesehene Schauspielerin, die als „überfällig“ für einen Preis gilt? Ein Underdog, dem niemand den Erfolg zugetraut hat? Das sind starke Geschichten, die oft mehr ziehen als der Film selbst.
- Die Kategorie ist entscheidend: Die Aufteilung in „Drama“ und „Komödie/Musical“ ist die Geheimwaffe der Globes. Ein Film, der als Drama gegen harte Konkurrenz verlieren würde, kann in der Komödien-Sparte plötzlich zum Favoriten werden. Achte immer darauf, wo ein Film antritt!
- Der „Buzz“-Faktor: Wer redet über den Film? Und vor allem: WANN? Wenn ein Film kurz vor der Abstimmung plötzlich überall Thema ist und die Stars in jeder Talkshow sitzen, ist das ein klares Zeichen für eine massive und gut getimte Kampagne.
- Der Wohlfühl-Bonus: Filme, die ein ernstes Thema behandeln, es aber positiv und hoffnungsvoll verpacken, haben oft einen Vorteil. Sie sind zugänglicher und hinterlassen bei den Juroren ein besseres Gefühl als düstere, schwere Kost.

Fazit: Nimm es nicht zu ernst!
Und hier kommt meine wichtigste Warnung als Handwerksmeister: Ein Preis ist kein Gütesiegel für ewige Qualität. Ein guter Film bleibt ein guter Film, egal ob er eine Trophäe bekommt oder nicht. Ein handwerklich perfekter Stuhl ist wegen seiner Form und Stabilität wertvoll, nicht wegen eines Preisschilds.
Die Golden Globes sind ein faszinierendes Schauspiel, vor allem hinter der Bühne. Sie sind eine Fallstudie über Einfluss, Marketing und die Kunst der Überzeugung in Hollywood. Also, mein Tipp: Genieß die Show, bewundere die Filme für das, was sie sind. Und sieh die Preise als das, was sie wirklich sind: eine interessante, aber am Ende nicht entscheidende Fußnote in der Geschichte des Kinos.
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Wie genau sieht dieses „Umwerben“ der Jury eigentlich aus?
Die Taktiken haben sich dramatisch gewandelt. Früher setzten Studios auf exklusive Events, die den kleinen Kreis der HFPA-Juroren umschmeichelten. Man denke an ein intimes Mittagessen mit Meryl Streep oder eine private Vorführung, bei der Regisseur Martin Scorsese persönlich Fragen beantwortet. Der Schlüssel war der exklusive Zugang. Heute, im Zeitalter von Streaming-Giganten wie Netflix und Apple TV+, hat sich der Wettkampf zu einer Materialschlacht entwickelt. Es geht um riesige „For Your Consideration“-Partys, allgegenwärtige Werbetafeln am Sunset Boulevard und eine unerbittliche Flut von Einladungen, die sicherstellen, dass kein Film oder keine Serie übersehen wird. Der persönliche Charme wurde durch schiere finanzielle Übermacht ergänzt.
