Dein ultimativer Festival-Guide für Scheeßel: So überlebst du nicht nur, du rockst es!

Das Hurricane Festival 2020 wird ein musikalisches Abenteuer – sind Sie bereit für ein unvergessliches Wochenende voller Beats?

von Dagmar Brocken

Jedes Jahr im Frühsommer passiert in der norddeutschen Tiefebene etwas Magisches. Ein ansonsten ruhiges Stück Land bei Scheeßel verwandelt sich für ein langes Wochenende in eine pulsierende Kleinstadt. Zehntausende Musikfans strömen hierher, und glaub mir, ich war schon oft einer von ihnen. Mal auf der Bühne, mal beim Technikaufbau und meistens einfach mittendrin in der Menge. Eines habe ich dabei gelernt: Ein geniales Festivalerlebnis ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis von cleverer Vorbereitung.

Klar, viele kommen nur für die großen Namen, die Headliner. Die fette Show, die Lichter, der kollektive Jubel – das ist Gänsehaut pur. Aber das Festival ist so viel mehr als die Summe seiner Konzerte. Es ist eine Gemeinschaft auf Zeit, ein positiver Ausnahmezustand. Aber, und das muss man ganz ehrlich sagen, es ist auch potenzieller Schlamm, drückende Hitze, endlose Wege und manchmal auch Purer Frust. Wer das weiß und sich darauf einstellt, hat die beste Zeit seines Lebens. Dieser Guide ist aus der Praxis für die Praxis, damit du die typischen Anfängerfehler vermeidest und das Wochenende wirklich genießen kannst.

zwei Sänger von Twenty One Pilots, die am Samstag bei Huricane Festival 2020 spielen

Die Vorbereitung ist alles: Was wirklich zählt

Eine gute Packliste ist die halbe Miete. Wer nachts im durchweichten Billigzelt liegt oder sich am ersten Tag schon Blasen gelaufen hat, verliert schnell die gute Laune. Hier geht’s nicht um Luxus, sondern um die Basics, die über Wohl und Wehe entscheiden.

Dein Zuhause auf Zeit: Zelt, Schlafsack & Co.

Dein Zelt ist für drei, vier Nächte dein Palast. Bitte, bitte spar hier nicht am falschen Ende. Ein günstiges Wurfzelt vom Discounter für 30 € mag bei Sonne super aussehen, aber das Wetter in Norddeutschland ist, sagen wir mal, unberechenbar. Ein solider Landregen ist eher die Regel als die Ausnahme.

  • Das Zelt: Achte auf die „Wassersäule“. Ein Wert von mindestens 3.000 mm sollte es schon sein, sonst wachst du in einer Pfütze auf. Ein klassisches Gestängezelt ist oft stabiler. Plane für ein vernünftiges Zelt mal zwischen 80 € und 150 € ein. Die findest du zum Beispiel bei Decathlon oder im Camping-Fachhandel. Kleiner Tipp: Bau es vorher einmal im Garten oder Wohnzimmer auf. Im Dunkeln und bei Regen ist das kein Spaß!
  • Der Schlafplatz: Eine simple Isomatte schützt vor Bodenkälte. Wer etwas mehr Komfort will, investiert 20 € bis 40 € in eine selbstaufblasende Matte – dein Rücken wird es dir danken. Der Schlafsack sollte auch für kühle Nächte taugen, denn die Temperaturen können auch im Sommer nachts unter 10 Grad fallen.
  • Die Wunderwaffe: Gaffer-Tape (auch Panzerband genannt) ist dein bester Freund. Kauf das gute Zeug aus dem Baumarkt, nicht das aus dem Schreibwarenladen. Es repariert einfach alles. Übrigens, hier meine Top 3 Gaffer-Tape-Hacks: Zeltloch flicken, kaputten Schuh stabilisieren, einen Bierdosenhalter an den Campingstuhl basteln. Ein paar Kabelbinder und ein Taschenmesser sind ebenfalls Gold wert.
zwei Sänger von Twenty One Pilots, die am Samstag bei Huricane Festival 2020 spielen

Kleidung, Schuhe und der Rest der Ausrüstung

Das Zwiebelprinzip ist dein Mantra. Pack Kleidung ein, die du in Schichten tragen kannst. So bist du für die Mittagshitze und die nächtliche Kälte perfekt gewappnet.

  • Schuhe, Schuhe, Schuhe: Das ist der WICHTIGSTE Punkt. Du wirst Kilometer machen. Feste, eingelaufene Schuhe sind Pflicht. Am besten wasserdichte Wanderstiefel oder gute Boots. Gummistiefel sind bei tiefem Schlamm super, aber furchtbar unbequem für lange Märsche. Nimm immer ein zweites, trockenes Paar mit!
  • Regen- & Sonnenschutz: Eine vernünftige Regenjacke ist unverzichtbar. Ein einfacher Poncho reißt schnell. Genauso wichtig: Kopfbedeckung, Sonnenbrille und Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor. Ein Sonnenstich kann dein Festival-Wochenende blitzschnell beenden.
  • Ohrenschutz: Ganz ehrlich, die Lautstärke vor den Bühnen kann locker über 100 Dezibel erreichen. Das ist kein Spaß und kann dein Gehör dauerhaft schädigen. Einfache Schaumstoffstöpsel gibt es oft umsonst. Besser sind wiederverwendbare Musik-Ohrstöpsel mit Filter für ca. 15-25 €. Die dämpfen die Lautstärke, ohne den Klang zu verzerren. Ein Fehler, den man später bitter bereut, ist, ohne Schutz vor den Boxen zu stehen.
  • Deine kleine Festival-Apotheke: Pack das Nötigste ein! Unbedingt dabei haben solltest du: Blasenpflaster (!!!), ein Schmerzmittel wie Ibuprofen für den Kater-Kopf, Kohletabletten für den Magen-Notfall und ein kleines Desinfektionsspray. Feuchttücher sind übrigens die Dusche im Westentaschenformat.
Deichkind, drei Mitglieder Band, die bei Hurricane Festival 2020 rockt
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Strom, Akku und digitale Rettungsanker

Ach ja, das liebe Handy. Ohne Strom ist es nur ein teurer Briefbeschwerer. Verlass dich nicht auf die Ladestationen vor Ort – die sind oft überlaufen, kosten manchmal ein paar Euro pro Ladung und du willst nicht eine Stunde deiner kostbaren Zeit in der Schlange verbringen.

Die Lösung? Eine Powerbank. Und zwar eine ordentliche! Unter 20.000 mAh Kapazität brauchst du gar nicht erst anfangen, wenn du über das Wochenende kommen willst. Damit kannst du dein Handy locker 3-4 Mal voll aufladen. Kostet zwischen 25 € und 50 €, ist aber eine der besten Investitionen, die du machen kannst.

Anreise und der Kampf um den besten Platz

Die Anreise ist geschafft, jetzt geht’s ans Eingemachte. Wo du dein Zelt aufschlägst, entscheidet über die Qualität deiner Nächte.

Auto oder Zug? Die ewige Frage

Beides hat Vor- und Nachteile. Mit dem Auto bist du flexibel und kannst Unmengen an Gepäck mitnehmen. Aber sei gewarnt: Die An- und Abreise kann zu einer epischen Stau-Schlacht auf den engen Landstraßen werden. Plan dafür extra Zeit ein.

die Sänger von Seeed, die bei Hurricane Festival 2020 spielen auf einer Bühne

Der Zug, oft ein Sonderzug voller feiernder Fans, ist ein Erlebnis für sich. Du kommst entspannt an und musst dich nicht ums Fahren kümmern. Der Nachteil: Du musst dein gesamtes Gepäck vom Bahnhof zum Campinggelände schleppen. Das kann ein echter Kraftakt sein. Eine Sackkarre oder ein Bollerwagen sind hier deine besten Freunde.

Der perfekte Zeltplatz – und wie du ihn wiederfindest

Such dir deinen Platz mit Bedacht. Stell dein Zelt nicht direkt neben die Hauptwege oder die Toiletten. Der Lärm und der Geruch sind auf Dauer echt nervig. Achte auf den Untergrund: Vermeide Senken und Mulden, denn da sammelt sich bei Regen das ganze Wasser. Dein Zelt wird zur Insel.

Und dann die wichtigste Regel: Mach dein Camp wiederfindbar! Nachts sehen tausende Zelte exakt gleich aus. Häng eine dämliche Piratenflagge auf, einen aufblasbaren Flamingo oder merk dir den verrückten Pavillon deiner Nachbarn. Ein super Trick: Mach nachts um drei ein Foto von deiner Gasse mit dem Handy, bevor du losziehst. Du wirst dir selbst danken!

noch ein Foto von Twenty One Pilots, die sich auf Hurracane 2020 vorbereiten
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Überleben vor Ort: Der Festival-Alltag

Das Zelt steht, das erste Bier ist offen. Jetzt beginnt das eigentliche Abenteuer. Mit ein paar Kniffen vermeidest du Stress und holst das Maximum raus.

Verpflegung, die nicht nervt (und dein Konto schont)

Seien wir realistisch: Essen und Trinken auf dem Gelände sind teuer. Ein Bier für 5 Euro, eine Mahlzeit für 10 bis 15 Euro – das läppert sich. Rechne mal mit 50 Euro pro Tag, wenn du dich komplett vor Ort versorgst.

Ein eigener Grundstock an Verpflegung spart richtig Geld. Glasflaschen sind fast immer verboten, und das aus gutem Grund. Füll deine Getränke in PET-Flaschen oder Tetrapaks um. Statt nur Dosenravioli (Dosenöffner nicht vergessen!) gibt es coole Alternativen: Wraps, die du vor Ort mit Frischkäse und Salami belegst, Nudelsalat für den ersten Tag, Landjäger, Müsliriegel oder ein von zu Hause mitgebrachtes Bananenbrot. Ein kleiner Gaskocher für den Morgenkaffee ist eine lohnende Investition.

Sicherheit, Sound und gesunder Menschenverstand

  • Wertsachen: Ein Zelt ist kein Safe. Lass nichts Wertvolles drin. Geld, Handy, Ausweis gehören an den Körper – in eine flache Bauchtasche oder einen Brustbeutel.
  • Der Sound-Geheimtipp: Du fragst dich, wo der Sound am besten ist? Ganz einfach: Such den großen Turm mitten im Publikum. Das ist der FOH (Front of House), wo die Techniker mit hunderten Knöpfen den Sound mischen. Stell dich einfach dahinter oder leicht seitlich davon. Dort hörst du genau das, was die Band will, dass du hörst.
  • Menschenmengen: In der Menge vor der Bühne kann es eng werden. Fühlst du dich unwohl, bewege dich seitlich oder diagonal nach hinten raus, niemals gegen den Strom. Und wenn jemand hinfällt: aufhelfen!
  • Erste Hilfe: Überall gibt es Sanitätszelte. Präg dir die Standorte ein und zögere nicht, hinzugehen. Die Leute dort sind Profis. Das häufigste Problem ist Dehydration. Also: Trink genug Wasser, auch wenn du keinen Durst hast!
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Der Blick hinter die Kulissen

Hast du dich mal gefragt, was zwischen den Konzerten auf der Bühne passiert? Das ist der sogenannte „Changeover“, ein logistisches Ballett unter krassem Zeitdruck. In nur 20 bis 30 Minuten reißt eine Armee von Stagehands das Equipment der einen Band ab und baut das der nächsten auf. Jeder Handgriff sitzt. Das ist purer, organisierter Stress – faszinierend, wenn man weiß, worauf man achten muss.

Was den Spirit hier ausmacht, ist aber auch der ungeschriebene Kodex auf dem Campingplatz. Man hilft sich. Ob mit Gaffer-Tape, einem kalten Getränk oder wenn die Powerbank leer ist. Diese gelebte Nachbarschaftshilfe ist der Kern des Festivalgefühls. Lass dich drauf ein, und du wirst mit tollen Begegnungen belohnt.

Wenn alles vorbei ist: Abreise und Erholung

Auch das schönste Festival hat ein Ende. Die Abreise kann nochmal zur Geduldsprobe werden. Wer schlau plant, kommt entspannter heim.

  • Der richtige Zeitpunkt: Die meisten reisen Montagmorgen ab, was zu Mega-Staus führt. Entweder du packst schon am Sonntagabend und fährst direkt nach dem letzten Act oder du schläfst aus und fährst erst am späten Vormittag los, wenn der größte Ansturm durch ist.
  • Müllpfand: Du bekommst bei der Anreise einen Müllsack mit Pfandmarke. Gib den vollen Sack wieder ab und du bekommst dein Geld zurück. Also, hinterlass deinen Platz sauber. Denk an die Helfer und die Bauern, deren Felder das sind.
  • Die Rückkehr in die Zivilisation: Sei nachsichtig mit dir. Ein Festival ist ein Marathon. Plan am besten einen Tag zur Erholung ein. Die „Post-Festival-Depression“ ist real – es ist normal, sich nach dieser intensiven Zeit erstmal leer zu fühlen.

Ein Festival ist laut, chaotisch, anstrengend und ja, manchmal auch unbequem. Aber es ist auch eine unbezahlbare Auszeit, voll mit genialer Musik und einzigartigen Menschen. Mit der richtigen Vorbereitung wird es genau das, was es sein soll: eine der besten Zeiten deines Jahres. Pass auf dich und andere auf, und vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Jahr im Schlamm.

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Der ewige Kampf um den Handy-Akku und das Zelt im Dunkeln?

Vergiss das! Der wahre Profi-Move ist eine Kombination aus Energie und Licht. Eine robuste Powerbank mit mindestens 20.000 mAh, wie zum Beispiel die Anker PowerCore, ist Gold wert, um dein Handy für Fotos und Freundesuche am Laufen zu halten. Dazu eine simple solarbetriebene Lichterkette oder eine Stirnlampe von Petzl – so findest du nachts nicht nur dein Zelt wieder, sondern schaffst auch eine gemütliche Base für deine Crew. Das ist der kleine Luxus, der den Unterschied macht.

Wusstest du schon? Das Festivalgelände in Scheeßel erstreckt sich über eine Fläche, die größer ist als 300 Fußballfelder.

Das bedeutet vor allem eines: Du wirst laufen. Viel laufen. Deine stylischen Lieblingssneaker mögen für die Anreise super sein, aber auf dem Gelände sind sie oft eine schlechte Wahl. Investiere in eingelaufene, wasserfeste Boots oder zumindest feste Schuhe mit gutem Profil. Deine Füße werden es dir am dritten Tag danken, wenn du noch immer schmerzfrei vor der Bühne springen kannst, während andere ihre Blasenpflaster zählen.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.