Was eine TV-Serie WIRKLICH kostet – Ein Insider packt aus
Ein intergalaktisches Abenteuer auf der Erde? „Space Force“ mit Steve Carell bringt uns zum Lachen – und das aus den unfassbarsten Höhen!
„Ich dachte, wir hätten den Mond schon erreicht!“ könnte ein Astronaut in einem Paralleluniversum seufzen, während er auf die unendlichen Weiten des Universums blickt. Inmitten von Raumanzügen und interstellarer Bürokratie schlüpft Steve Carell in die Rolle eines Kommandanten, der mit dem Chaos der neuen „Space Force“ klarkommen muss. Diese Komödie verspricht, den Büroalltag ins All zu katapultieren!
Ich bin jetzt seit über drei Jahrzehnten im Film- und Fernsehgeschäft. Man kann wohl sagen, ich hab alles von der Pike auf gelernt – vom Kabelträger über den Aufnahmeleiter bis hin zum Produktions- und Herstellungsleiter. In der Zeit habe ich bei riesigen internationalen Produktionen mitgewirkt, wo das Geld fast schon eine Nebenrolle spielte. Genauso habe ich aber auch deutsche Fernsehfilme gestemmt, bei denen wir jeden einzelnen Cent zweimal umdrehen mussten.
Inhaltsverzeichnis
Ganz ehrlich? Wenn ich heute im Netz von „Serien für 10.000 Euro“ oder gar einer „Show für 500 Euro“ lese, muss ich schmunzeln. Das klingt zwar super für den Klick, hat aber mit der professionellen Realität unseres Berufs so gut wie nichts zu tun. Lasst uns mal einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen werfen. Ich zeige euch, wo das Geld wirklich hinfließt und warum eine gute Kalkulation für uns Produzenten das wichtigste Drehbuch von allen ist.
Die Kalkulation: Das Drehbuch in Zahlen
Das Erste, was ich jedem Neuling beibringe, ist ein einfacher Grundsatz: Die Kalkulation ist die Übersetzung des Drehbuchs in Zahlen. Jede einzelne Szene, jede Regieanweisung, jeder noch so kleine Wunsch lässt sich in eine Budgetposition umwandeln. Ein riesiger Denkfehler vieler Außenstehender ist, dass die Hauptkosten beim Dreh anfallen. In Wahrheit ist der Dreh nur die Spitze des Eisbergs. Die eigentliche Arbeit, die über Erfolg oder Pleite entscheidet, passiert lange davor und danach.

Phase 1: Die Vorbereitung – Das Fundament für alles
Diese Phase ist das A und O. Jeder Euro, der hier klug investiert wird, spart später das Fünffache. Jeder Fehler, der hier passiert, potenziert sich am Set zu einer unfassbar teuren Katastrophe.
- Stoffentwicklung und Drehbuch: Bei einer aufwendigen Serie beginnt alles im sogenannten „Writers‘ Room“. Hier sitzt ein Team von hochtalentierten Autoren und entwickelt über Monate die Story und die Charaktere. Das sind absolute Spezialisten, und ihre Arbeit ist die Basis für alles. Allein für diesen Schritt müsst ihr bei einer Staffel mit zehn Folgen mit einem sechsstelligen Betrag rechnen, oft so zwischen 100.000 und 300.000 Euro – und da ist noch keine einzige Kamera angemietet.
- Konzept und Look: Sobald die Drehbücher stehen, kommen Regie, Kamera und Szenenbild ins Spiel. Sie übersetzen die Worte in eine visuelle Sprache. Welche Kameras? Welcher Stil? Diese Entscheidungen haben sofort finanzielle Folgen. Ein bestimmter analoger Film-Look statt einer digitalen Aufnahme? Das kann die Kosten für Material und Entwicklung mal eben explodieren lassen.
- Szenenbild und Locations: Wo spielt die Geschichte? Bauen wir alles im Studio oder suchen wir echte Orte? Ein Team von Location Scouts ist oft wochenlang unterwegs, um die perfekten Motive zu finden, zu fotografieren und die Mietpreise zu verhandeln. Ein stillgelegter Hangar ist nicht nur schwer zu finden, sondern auch teuer. Oft müssen wir vor Ort noch aufwendig umbauen. Gleichzeitig entwirft das Szenenbild die Studiokulissen, was Kosten für Holz, Farbe, Schreiner und Requisiteure bedeutet.
- Casting: Natürlich gibt es die großen Stars, deren Gagen nicht nur ihr Talent, sondern auch ihren Marktwert widerspiegeln. Ein bekanntes Gesicht kann ein Projekt für Sender und Investoren erst richtig interessant machen. Aber für Dutzende Nebenrollen finden wochenlange Castings statt, die Geld für Casting-Agenturen, Raummieten und Probeaufnahmen kosten.
Kleiner Tipp aus der Praxis: Nehmt bei der ersten Motivbesichtigung IMMER euren Tonmeister mit. Ich erinnere mich an einen Dreh in einer alten Fabrikhalle – optisch ein Traum, akustisch die Hölle. Der Nachhall hat fast jede Tonaufnahme unbrauchbar gemacht. Wir mussten das Set nachträglich für tausende Euro mit Akustikelementen auskleiden. Das hätte man vorher wissen können.

Die goldene Mitte: Was kostet ein professionelles Web-Projekt?
Okay, 500 Euro sind also utopisch und Millionen sind für den Anfang auch nicht drin. Was kostet denn nun ein realistisches, kleineres Projekt, das professionellen Ansprüchen genügt? Nehmen wir mal eine hochwertige Webserie als Beispiel, eine Folge von ca. 10 Minuten.
Ein reines Hobbyprojekt mit Freunden, dem eigenen Handy und ohne Bezahlung ist die eine Seite. Das kann super charmant sein, aber es ist eben kein professionelles Produkt. Auf der anderen Seite steht die Hochglanz-Produktion. Dazwischen liegt der realistische Bereich: Wenn ihr ein Team fair bezahlen, ordentliches Equipment mieten und alle Rechte sichern wollt, müsst ihr für eine Pilotfolge einer Webserie mit Kosten zwischen 15.000 und 30.000 Euro rechnen. Das ist eine Summe, die die Leute oft schockiert, aber sie deckt eben faire Löhne, Versicherung, Technik und Nachbearbeitung ab. Alles darunter basiert auf Selbstausbeutung – und das ist kein nachhaltiges Modell.
Der Dreh: Wo das Geld im Sekundentakt fließt
Ein Drehtag ist ein perfekt geöltes Uhrwerk. Und jedes Rädchen kostet Geld. An einem normalen Drehtag für eine gute Serie wuseln 60 bis 100 Leute am Set herum. Stillstand ist hier der absolute Feind des Budgets.

Der Stab – das Herz der Produktion
Die Personalkosten sind mit Abstand der größte Posten. Die Gagen richten sich in Deutschland oft nach Tarifverträgen, wie dem TV FFS. Das sorgt für faire und kalkulierbare Bedingungen. Hier mal ein paar Hausnummern, damit ihr ein Gefühl dafür bekommt:
- Ein erfahrener Aufnahmeleiter, der den Laden am Set schmeißt, kostet am Tag zwischen 400 und 600 Euro.
- Ein guter Kamera-Assistent, der für die Schärfe verantwortlich ist, liegt bei etwa 350 Euro.
- Die Liste geht weiter: Von der Regieassistenz über die Beleuchter, die Ton-Crew, das Szenenbild, Maske und Kostüm bis hin zu den Fahrern und Blockern.
Jeder dieser Profis ist für 10 bis 12 Stunden gebucht. Jede Überstunde kostet extra. Fällt ein Drehtag aus, zum Beispiel wegen schlechten Wetters oder einer fehlenden Genehmigung, sind schnell 50.000 bis 100.000 Euro weg. Für nichts und wieder nichts. Eine Wetterversicherung ist daher kein Luxus, sondern Pflicht.

Apropos Genehmigung… Ein häufiger Fehler von Anfängern ist, zu denken: „Ach, die kleine Szene auf dem Bürgersteig drehen wir mal schnell.“ Ich hab’s selbst erlebt: Das Ordnungsamt war nach einer Stunde da und hat den Dreh stillgelegt. Der ganze Tag war im Eimer, die Kosten liefen aber weiter. Ein teurer Lernprozess.
Die Postproduktion: Die unsichtbare und teure Veredelung
Wenn der letzte Drehtag im Kasten ist, fängt die Arbeit für viele erst richtig an. In der Postproduktion, die oft genauso lange dauert und teuer ist wie der Dreh selbst, wird aus hunderten Stunden Rohmaterial der fertige Film.
- Schnitt & Visuelle Effekte (VFX): Im Schneideraum entsteht die Erzählung. Bei Sci-Fi- oder Fantasy-Serien ist das aber nur die halbe Miete. Jeder Blick ins All, jede Raumschiff-Explosion ist das Werk von VFX-Künstlern. Das ist eine extrem kleinteilige Arbeit, bei der die Kosten schnell in die Millionen gehen können.
- Sound & Musik: Die Tonabteilung erschafft die komplette Klangwelt. Und die Musik? Tja, das ist ein weites Feld. Einen bekannten Pophit für wenige Sekunden zu nutzen, kann gut und gerne 50.000 Euro oder mehr kosten. Eine günstigere Alternative ist, einen Komponisten zu beauftragen, was je nach Aufwand zwischen 5.000 und 15.000 Euro für eine Folge liegen kann. Die absolute Budget-Option: Lizenzfreie Musik von Plattformen wie Artlist oder Epidemic Sound, die man im Jahresabo für rund 200 Euro bekommt.
- Farbkorrektur (Color Grading): Hier bekommt der Film seinen finalen Look. Ein Spezialist, der Colorist, passt jede einzelne Einstellung an, um eine durchgehende visuelle Stimmung zu erzeugen.

Sicherheit am Set: Das, was nicht im Drehbuch steht
Über dieses Thema wird viel zu selten gesprochen, aber für mich als Herstellungsleiter hat es absolute Priorität. Die Verantwortung für Dutzende Menschen ist enorm. Und hier wird NIEMALS gespart.
- Stunts: Jede Verfolgungsjagd, jede Schlägerei wird von einem Stunt-Koordinator minuziös geplant. Niemals lässt man einen Schauspieler einen gefährlichen Stunt selbst machen, egal wie sehr er bettelt.
- Pyrotechnik & Waffen: Explosionen oder Schüsse erfordern lizenzierte Profis. Die Sicherheitsabstände sind heilig. Ich habe mal erlebt, wie eine kleine, schlecht geplante Explosion eine teure Kamera zerlegt hat. Viel schlimmer wäre es gewesen, wenn ein Mensch verletzt worden wäre.
- Arbeitszeiten: Übermüdung ist eine der größten Gefahren. Ein unkonzentrierter Mitarbeiter auf einer Leiter ist ein gigantisches Risiko. Die Einhaltung von Ruhezeiten ist daher keine Schikane, sondern ein Gebot der Vernunft und Sicherheit.
Fazit: Ein Versprechen in Zahlen
Eine Folge einer großen Serie kostet also nicht Millionen, weil das Geld zum Fenster rausgeworfen wird. Sie kostet so viel, weil hunderte hochqualifizierte Fachleute über Monate hinweg ihr Talent, ihre Zeit und ihre Energie in ein gemeinsames Werk stecken.

Die Kalkulation ist dabei unser Kompass und unser Versprechen. Sie stellt sicher, dass eine kreative Vision Realität werden kann, ohne dass der Laden pleitegeht. Und am Ende des Tages ist sie ein Zeichen von Professionalität. Sie zeigt, dass man die Verantwortung für das Geld der Investoren und vor allem für die Sicherheit und faire Bezahlung des eigenen Teams ernst nimmt. Und das, liebe Leute, ist die eigentliche Kunst unseres Handwerks.
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Eine einzige Minute fertiger visueller Effekte (VFX) in einer Serie wie „The Mandalorian“ kann bis zu 100.000 US-Dollar kosten.
Diese Zahl explodiert nicht nur durch epische Raumschlachten. Die wahre Kostenfalle liegt im Detail: Ein Regisseur möchte eine moderne Klimaanlage digital von einer historischen Fassade entfernen? VFX. Ein Stadion soll voll wirken, obwohl nur 100 Komparsen da waren? VFX. Selbst scheinbar einfache Dinge wie Schneefall, der perfekt ins Bild rieselt, entstehen oft am Computer. Spezialisierte Studios wie Industrial Light & Magic (ILM) nutzen dafür gigantische LED-Wände (genannt „The Volume“), um ganze Welten live am Set zu erzeugen und so die teure Postproduktion zu verkürzen – eine Investition, die sich nur für die größten Produktionen rechnet.
