Schwert, Rüstung & Stunts: Was bei Fantasy-Filmen WIRKLICH hinter der Kamera passiert
Die Spannung steigt! Netflix gibt einen ersten Blick auf die magische Welt von „The Witcher“ – bereit für Abenteuer mit Geralt und Co.?
Ein Schatten huscht über die alten Baumstämme, das Rascheln der Blätter flüstert Geheimnisse aus einer vergessenen Zeit. „Die schlimmsten Monster sind die, die wir erschaffen“, sagte einst ein weiser Mann. In dieser dunklen Welt, wo Magie und Gefahr verschmelzen, entfaltet sich die epische Saga von „The Witcher“. Die ersten Bilder der kommenden Netflix-Serie sind da und zeigen uns, dass die Legende lebendig wird – bereit, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen.
Wenn du eine epische Fantasyserie schaust, siehst du Magie, Drachen und heldenhafte Schlachten. Ich sehe da noch was ganz anderes. Ich sehe seit Jahrzehnten die Physik hinter jedem Schwertschlag, die Materialtests für jede Rüstung und die unzähligen Sicherheitschecks, die einen Stunt überhaupt erst ermöglichen. Ganz ehrlich? Die Gagen der Stars sind nur die Spitze des Eisbergs. Die eigentliche Magie entsteht im Verborgenen – in Werkstätten, auf Trainingsplätzen und in endlosen Planungsrunden. Komm mal mit, ich zeig dir, was da wirklich abgeht. Kein Klatsch, nur pures Handwerk.
Inhaltsverzeichnis
- Das Waffenarsenal: Warum ein Held niemals nur ein Schwert hat
- Und was ist mit der Rüstung? Leichter als du denkst!
- Vom Drehbuch zur Szene: Die Tavernen-Schlägerei
- Sicherheit ist kein Zufall, sondern ein knallharter Job
- Wie wird man eigentlich Stunt-Profi oder Waffenmeister?
- Kleiner Tipp für Fans & Cosplayer
- Ein letztes Wort aus der Werkstatt…
Das Waffenarsenal: Warum ein Held niemals nur ein Schwert hat
Ein Schwert, das du auf dem Bildschirm siehst, ist fast nie nur ein einziges Schwert. Für eine Hauptfigur bauen wir in der Regel mindestens drei verschiedene Versionen, und jede hat ihren ganz eigenen Job. Das ist einer der wichtigsten Aspekte, den die meisten Zuschauer gar nicht mitbekommen, aber für uns am Set ist er überlebenswichtig.

Stell es dir so vor:
- Die „Hero“-Waffe für die Galerie: Das ist das absolute Prachtstück. Aus echtem, oft teurem Kohlenstoffstahl geschmiedet, mit einem realistischen Gewicht von 1,5 bis 1,8 Kilo. Jede Gravur, jede Griffwicklung ist perfekt. Diese Waffe kommt bei Nahaufnahmen zum Einsatz, wenn sie am Gürtel hängt oder stolz präsentiert wird. Der Schauspieler spürt das Gewicht, was der Rolle Authentizität verleiht. Die Herstellung so eines Einzelstücks kann Wochen dauern und locker mal mehrere tausend Euro kosten. Aber Achtung: Für einen Kampf ist dieses Ding absolut tabu. Viel zu schwer und brandgefährlich!
- Die Stunt-Waffe für die Action: Das ist unser Arbeitstier und kommt in 90 % der Kampfszenen zum Einsatz. Sie sieht der Hero-Waffe zum Verwechseln ähnlich, besteht aber aus einer leichten und robusten Flugzeug-Aluminiumlegierung. Mit nur 700-800 Gramm schont sie die Gelenke der Darsteller, die eine Choreografie oft 50 Mal wiederholen müssen. Die Spitze ist abgerundet und die „Schneide“ ist stumpf und etwa 3 Millimeter breit. Sicherheit geht hier über alles. Vor jedem einzelnen Drehtag wird jede dieser Waffen auf Haarrisse geprüft. Eine brechende Klinge am Set ist der absolute Albtraum jedes Waffenmeisters.
- Die Gummi-Waffe für die harten Fälle: Und dann gibt es noch die leichten Dinger aus Gummi oder Urethan. Mit 300-400 Gramm sind sie superleicht und flexibel. Wir setzen sie immer dann ein, wenn jemand stürzt, vom Pferd fällt oder durch eine Explosion weggeschleudert wird. Stell dir vor, ein Schauspieler stürzt unkontrolliert auf ein echtes Metallschwert – undenkbar. Diese Gummivarianten sind günstig in der Herstellung, da sie gegossen werden. Die Kunst liegt hier in der Bemalung, damit sie aus der Entfernung täuschend echt aussehen.

Und was ist mit der Rüstung? Leichter als du denkst!
Ach ja, die Rüstungen! Das Prinzip ist hier ganz ähnlich wie bei den Waffen. Eine Ritterrüstung, die auf der Leinwand schwer und massiv aussieht, wiegt selten so viel wie ihr historisches Vorbild. Wir könnten die Schauspieler ja nicht den ganzen Tag in 30 Kilo Stahl herumlaufen lassen.
Auch hier gibt es verschiedene Versionen. Für Nahaufnahmen gibt es die „Hero“-Rüstung, bei der einzelne Platten tatsächlich aus dünnem Stahl oder Aluminium gefertigt sind, um echt zu klirren und zu glänzen. Aber sobald es in die Action geht, kommen leichtere Materialien ins Spiel. Oft sind das Platten aus geformtem Kunststoff oder sogar festem Moosgummi, die täuschend echt wie Metall bemalt werden. Die sind flexibel und wiegen nur einen Bruchteil. So kann der Held agil kämpfen und springen, ohne nach fünf Minuten einen Kollaps zu erleiden. Ehrlich gesagt, die meisten Statisten im Hintergrund einer Schlacht tragen Rüstungen, die fast vollständig aus bemaltem Hartschaumstoff bestehen.

Vom Drehbuch zur Szene: Die Tavernen-Schlägerei
Stell dir vor, im Drehbuch steht einfach nur: „Der Held kämpft sich durch eine überfüllte Taverne.“ Klingt simpel, oder? Für mich als Koordinator beginnt da erst die Arbeit. Das ist wie eine komplexe Gleichung, die ich lösen muss.
Mein erster Gedanke ist: Was brauchen wir, damit es spektakulär aussieht, aber niemand auch nur einen Kratzer abbekommt? Die Einkaufsliste für so eine Szene sieht dann ungefähr so aus:
- Personal: Wir brauchen zwei erfahrene Stunt-Performer für die Hauptgegner, die eine komplexe Choreografie lernen können. Dazu fünf Stunt-erfahrene Statisten, die wissen, wie man sicher fällt und Panik im Hintergrund glaubhaft darstellt.
- Waffen: Alle Kämpfer bekommen natürlich Stunt-Schwerter aus Aluminium. Zum Werfen gibt es Gummikrüge und vielleicht ein paar Brote aus Schaumstoff.
- Requisiten: Die Stühle, die effektvoll zu Bruch gehen? Die sind aus superleichtem Balsaholz vorgefertigt und zerbrechen schon bei der kleinsten Berührung. Die Tische haben ebenfalls Sollbruchstellen. Kostenpunkt für so einen präparierten Stuhl: schnell mal 200-300 Euro.
Dann choreografieren wir jeden einzelnen Schlag. Der Held schlägt nicht wirklich zu, er zielt immer 20 Zentimeter am Gegner vorbei. Der „Getroffene“ reagiert im exakt richtigen Moment. Der Rest ist die Magie von Kamerawinkeln und schnellem Schnitt. Das Ganze proben wir tagelang, bis jeder Schritt sitzt.

Sicherheit ist kein Zufall, sondern ein knallharter Job
Am Set gibt es extrem strenge Regeln, die von den zuständigen Aufsichtsbehörden überwacht werden. Für jede einzelne Stuntszene müssen wir eine detaillierte Gefährdungsbeurteilung schreiben. Das ist kein Witz, das ist ein offizielles Dokument. Da listen wir jedes Risiko auf und definieren die Gegenmaßnahme.
Ich erinnere mich an einen Dreh in einer alten Burg. Die Szene sollte auf einer engen, ausgetretenen Wendeltreppe stattfinden. Wunderschön für die Kamera, aber ein Albtraum für die Sicherheit. In der Beurteilung stand: „Extrem hohes Sturzrisiko durch unebene Stufen.“ Wir haben es durchgespielt und entschieden: Das Risiko ist es nicht wert. Also wurde die Szene in einen breiteren, sichereren Gang verlegt. Das ist eine Entscheidung, die man als Profi treffen muss. Es geht nicht immer nur darum, was am coolsten aussieht, sondern was machbar ist. Sicherheit ist am Ende auch eine wirtschaftliche Frage, denn ohne grünes Licht von der Versicherung läuft gar nichts.

Wie wird man eigentlich Stunt-Profi oder Waffenmeister?
Immer wieder fragen mich junge Leute, wie man in so einen Job reinkommt. Also, einen klassischen Ausbildungsweg gibt es nicht. Man wird nicht einfach so Waffenmeister. Die meisten von uns sind Quereinsteiger, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben.
Für Stuntleute ist der Weg oft über professionelle Stuntschulen, von denen es einige gute in Europa gibt. Da lernst du alles: Fallen, Kämpfen, Fahren, Abrollen. Athletik und Körperbeherrschung sind das A und O. Viele kommen aus dem Turnen, der Kampfkunst oder dem Extremsport. Und dann arbeitet man sich hoch – von kleinen Komparsen-Rollen mit Stunt-Aufgaben bis zum Double für einen Hauptdarsteller.
Als Waffenmeister ist es oft ein Weg über das Handwerk. Vielleicht eine Ausbildung als Schlosser oder Schmied, gepaart mit einer riesigen Leidenschaft für Geschichte und Technik. Man fängt klein an, arbeitet als Assistent in einer Werkstatt und lernt über Jahre dazu. Es ist ein Nischenberuf, in den man vor allem durch Erfahrung, Zuverlässigkeit und ein gutes Netzwerk reinwächst.
Kleiner Tipp für Fans & Cosplayer
Wenn du selbst für ein Cosplay oder LARP eine coole Waffe suchst, dann bitte, bitte kauf keinen billigen Schrott aus Hartplastik auf irgendeiner Ramsch-Seite. Die Dinger sind oft schlecht ausbalanciert und können bei einem unachtsamen Moment splittern und gefährlich werden.
Investiere lieber ein paar Euro mehr in eine sichere Polsterwaffe von einem spezialisierten Hersteller. Die findest du auf Conventions oder in gut sortierten Online-Shops für Rollenspiel-Bedarf. Die sind aus einem speziellen Schaumstoff mit einem flexiblen Kernstab gefertigt, der Stöße absorbiert. Damit kannst du sicher Spaß haben, ohne jemanden zu verletzen. Die kosten je nach Größe und Detailgrad zwischen 40 € und 150 €, sind aber jeden Cent wert.
Ein letztes Wort aus der Werkstatt…
Wenn du das nächste Mal eine Serie schaust, achte doch mal drauf. Zähl mal die Schnitte in einer einminütigen Kampfszene. Du wirst staunen! Versuch zu erkennen, wann ein echtes „Hero“-Schwert gezeigt wird und wann die leichtere Stunt-Version im Einsatz sein muss. Vielleicht siehst du dann nicht mehr nur den Helden, sondern denkst auch an die Dutzenden Spezialisten im Hintergrund, die das alles möglich machen.
Darauf bin ich stolz. Denn die wahre Magie des Films entsteht nicht vor der Kamera, sondern in den Händen der Handwerker.
