Umzug in ein Risikogebiet? Ein Profi packt aus, was wirklich dahintersteckt
Afrika ruft! Erfahren Sie, warum Prinz Harry und Herzogin Meghan von den britischen Medien als zukünftige Auswanderer gehandelt werden.
„Die Sonne sinkt langsam über den Savannen, während ein Babylaut in der Ferne erklingt.“ So könnte der neue Alltag von Harry und Meghan in Afrika beginnen, einem Kontinent, der für sie mehr als nur ein Ziel ist. Doch während die Gerüchte um ihren Umzug zunehmen, stehen sie vor der Herausforderung, ihr Familienglück im Angesicht des öffentlichen Interesses zu wahren.
In meinem Job redet man nicht über Namen. Man spricht über Profile, Risiken und Lösungen. Seit über 30 Jahren organisiere ich Umzüge für Leute, bei denen nichts schiefgehen darf – egal ob es Vorstandsmitglieder in Krisenregionen sind oder wohlhabende Familien, die einfach nur ihre Ruhe haben wollen.
Inhaltsverzeichnis
- Das Fundament: Bevor auch nur ein Koffer gepackt wird
- Das Handwerk: Wie man eine Festung baut
- Afrika ist nicht gleich Afrika: Ein Blick in die Praxis
- Okay, aber was ist mit „normalen“ Leuten? Die Security-Light-Version
- Die wahren Kosten: Warum der Umzug das Günstigste ist
- Der Faktor Mensch: Die unberechenbare Schwachstelle
- Lektionen aus der Praxis: Was alles schiefgehen kann
Kürzlich geisterten mal wieder Gerüchte durch die Medien, dass eine sehr bekannte Familie über einen Umzug nach Afrika nachdenkt. Das meiste davon ist natürlich Spekulation. Aber als Praktiker juckt es mich in den Fingern, denn was mich interessiert, sind nicht die Gerüchte, sondern die knallharten, operativen Hürden. Vergessen Sie die romantischen Bilder von der Villa in der Savanne. Ein Umzug dieser Größenordnung ist kein Abenteuer, sondern eine strategische Operation, bei der ein einziger Fehler nicht nur Millionen kosten, sondern auch Leben gefährden kann.
Also, legen wir die Karten auf den Tisch. Ich zeige Ihnen, worauf es wirklich ankommt, wo die meisten scheitern und warum die wahren Kosten nicht im Umzugscontainer stecken.

Das Fundament: Bevor auch nur ein Koffer gepackt wird
Die eigentliche Arbeit beginnt lange vor dem Umzugstag. Wir nennen das die strategische Voranalyse, und sie ist das absolute Fundament. Ist das wackelig, stürzt am Ende alles ein. Hier geht’s nicht um die Farbe der Wände, sondern um eine eiskalte Bewertung von Risiken.
Die Gefahrenanalyse: Mehr als nur auf Google nach „Kriminalität“ suchen
Der erste Schritt ist immer eine tiefgehende Analyse des potenziellen Standorts. Viele Laien machen den Fehler und schauen sich nur allgemeine Kriminalitätsstatistiken an. Ganz ehrlich? Das ist nutzlos. Wir müssen viel tiefer graben und zwischen allgemeiner Kriminalität (wie Einbrüchen) und gezielten Bedrohungen unterscheiden, die sich genau gegen das Profil unserer Klienten richten.
Die entscheidenden Fragen sind:
- Politische Lage: Wie stabil ist die Regierung wirklich? Gibt es schwelende Konflikte, die jederzeit hochkochen können? Ein plötzlicher Regierungswechsel kann alle Sicherheitsabsprachen von heute auf morgen wertlos machen.
- Gezielte Kriminalität: Gibt es eine Historie von Entführungen gegen Lösegeld (Kidnap & Ransom, kurz K&R)? Wie professionell sind die Täter? Gehen sie auch gut gesicherte Ziele an?
- Terrorismus: Sind Zellen in der Region aktiv? Zielen deren Angriffe auf westliche Symbole oder reiche Einzelpersonen? Das Muster ist entscheidend.
- Infrastruktur: Wie verlässlich sind Strom, Wasser und Internet? Das beste Alarmsystem bringt nichts, wenn der Strom ausfällt und die Notstromversorgung nach einer Stunde den Geist aufgibt.
Ach ja, für solche Analysen nutzen wir natürlich Profi-Datenbanken, aber das Goldstück ist immer unsere „Human Intelligence“ – also unsere Leute vor Ort. Die geben uns Einblicke, die in keiner Statistik der Welt stehen.

Profilanalyse: Warum eine bekannte Persönlichkeit kein CEO ist
Der Schutzbedarf eines Wirtschaftsführers ist hoch, aber der einer medial bekannten Familie ist eine völlig andere Hausnummer. Ein CEO ist ein wirtschaftliches Ziel. Eine solche Familie ist ein politisches und symbolisches Ziel. Die Motivation der Angreifer ist also eine andere, denn ein Angriff erzeugt weltweite Schlagzeilen. Das macht sie für bestimmte Gruppen extrem attraktiv.
Dazu kommt die enorme mediale Aufmerksamkeit. Jeder Schritt wird verfolgt. Ein „Low Profile“ zu halten, ist praktisch unmöglich. Die Sicherheitsstrategie muss also von Anfang an sichtbar sein, ohne dabei protzig oder provokant zu wirken. Ein verdammt schmaler Grat.
Das Handwerk: Wie man eine Festung baut
Wenn die Analyse grünes Licht gibt, geht’s ans Eingemachte: die Sicherheitsarchitektur. Wir arbeiten hier nach dem Zwiebelprinzip – also in mehreren Schutzschichten.
Die äußere Schale: Das Grundstück
Alles fängt an der Grundstücksgrenze an. Eine einfache Mauer? Vergessen Sie’s. Wir sprechen von verstärkten Mauern und Zäunen, die ein Überwinden zumindest stark verzögern. Jede Sekunde Verzögerung gibt dem Sicherheitsteam Zeit zu reagieren.

- Perimeterüberwachung: An der Grenze installieren wir eine Mischung aus Infrarotlichtschranken, Bodensensoren und intelligenten Kameras. Ein einfacher Bewegungsmelder, der bei jedem streunenden Hund anschlägt, ist wertlos. Moderne Systeme können einen Menschen von einem Tier unterscheiden.
- Zufahrtskontrolle: Das Tor ist immer eine Schwachstelle. Hier braucht es massive, ferngesteuerte Tore, am besten eine Schleuse, in der man Fahrzeuge checken kann. Dazu ein Wachhaus, das auch mal einem Beschuss standhält (was die Profis ballistischen Schutz nennen).
Die mittlere Schale: Das Haus selbst
Das Gebäude ist die nächste Verteidigungslinie. Alle Fenster und Türen müssen gehärtet werden.
- Fenster und Türen: Standardfenster sind in Sekunden ausgehebelt. Wir verwenden spezielles einbruchhemmendes Glas. Rechnen Sie hier mal mit 400 bis 800 Euro pro Quadratmeter, nur für das Glas. In Hochrisikogebieten kommt sogar schusshemmendes Glas rein. Wichtig: Der Rahmen muss genauso stark sein, sonst ist das Ganze sinnlos.
- Technische Überwachung: Innen gibt es weitere Sensoren und Kameras, die in einem Kontrollraum zusammenlaufen, der 24/7 besetzt ist.

Der Kern: Der Panikraum
Im Herzen der Zwiebel liegt der „Safe Room“. Das ist kein Luxus, sondern eine Lebensversicherung und der letzte Rückzugsort, falls alle anderen Barrieren fallen. So ein Raum muss komplett autark sein, also mit eigener Luft- und Stromversorgung und einer Satellitentelefonverbindung, die man nicht kappen kann. Die Wände sind verstärkt, die Tür ist eine Panzertür.
Ein junger Kollege fragte mich mal, warum der ganze Aufwand für etwas, das hoffentlich nie benutzt wird. Meine Antwort: „Wir verkaufen keine absolute Sicherheit. Wir verkaufen Zeit. Jede Schicht kauft uns im Ernstfall wertvolle Minuten, damit Hilfe eintreffen kann.“
Gut zu wissen: Ein einfacher, aber solider Panikraum startet bei etwa 50.000 Euro. Für anspruchsvollere Lösungen mit kompletter Autarkie kann man das aber auch leicht verzehnfachen.
Afrika ist nicht gleich Afrika: Ein Blick in die Praxis
Wer pauschal von „Afrika“ redet, hat schon verloren. Der Kontinent ist riesig und unglaublich vielfältig. Eine Lösung für Kapstadt wäre in Botswana übertrieben und in Nigeria vielleicht lebensgefährlich unzureichend. Hier mal drei ganz unterschiedliche Szenarien aus meiner Erfahrung:
Szenario 1: Südafrika (z.B. ein Villenvorort von Kapstadt) Die größte Gefahr hier sind brutale Einbrüche mit Waffengewalt, sogenannte „Home Invasions“. Die Infrastruktur ist top, aber die Kriminalität ist hoch. Der private Sicherheitssektor ist riesig und extrem professionell. Die wichtigste Maßnahme ist daher eine sichtbare, massive Sicherung des Grundstücks und die Anbindung an einen lokalen, bewaffneten Wachdienst („Armed Response“), dessen Reaktionszeit man regelmäßig testen muss. Der Kostenfaktor hier ist vor allem das laufende Personal.
Szenario 2: Botswana (z.B. eine abgelegene Lodge) Botswana gilt als sehr stabil und sicher. Die größte Gefahr hier ist nicht der Mensch, sondern die Natur und die gewaltige Entfernung zur nächsten Stadt. Die größte Herausforderung ist die medizinische Notfallversorgung. Man braucht einen wasserdichten Evakuierungsplan, idealerweise mit Zugang zu einem Charterflugzeug. Die wichtigste Maßnahme ist also Logistik, Logistik, Logistik. Die Kosten liegen hier weniger in der Bewachung als im Unterhalt der Technik und der medizinischen Notfallkette.
Szenario 3: Ein westafrikanisches Land (z.B. Nigeria) In Teilen Westafrikas ist die Hauptgefahr die professionell organisierte Entführung. Die Täter sind oft schwer bewaffnet. Hier ist eine unauffällige, aber hochmobile Strategie gefragt. Gepanzerte Fahrzeuge sind absolute Pflicht. Ein gebrauchter, aber gut gewarteter gepanzerter Geländewagen kostet schnell 150.000 Euro aufwärts. Die wichtigste Maßnahme ist, unberechenbar zu bleiben, also tägliche Routen zu variieren und ein möglichst unauffälliges Profil zu wahren. Ein protziges Anwesen wäre hier eine direkte Einladung.
Okay, aber was ist mit „normalen“ Leuten? Die Security-Light-Version
Nicht jeder braucht natürlich den Schutz für Staatsgäste. Was ist mit dem Unternehmer, der für ein paar Jahre nach Johannesburg zieht? Für ein „geringeres“ Risikoprofil kann man die Maßnahmen clever skalieren. Statt eines Panikraums reicht vielleicht ein verstärkter Schlaftrakt. Statt einer eigenen Wachmannschaft die Anbindung an einen sehr guten lokalen Dienst. Wichtig sind hier vor allem:
- Ein erstklassiges Alarmsystem mit direkter Verbindung zu einem bewaffneten Eingreifteam.
- Verstärkte Türen und Fenster im Erdgeschoss.
- Gute Beleuchtung rund ums Haus.
- Und vor allem: ein sicherheitsbewusstes Verhalten!
Das kostet immer noch deutlich mehr als in Europa, ist aber weit entfernt von den Millionenbudgets der Superreichen.
Die wahren Kosten: Warum der Umzug das Günstigste ist
Die Leute hören immer nur die riesigen Summen für den Umbau. Aber die Wahrheit ist: Die laufenden Kosten fressen einen auf. Der physische Umzug selbst ist zwar eine logistische Meisterleistung, aber finanziell fast zu vernachlässigen.
Die größten Posten sind:
- Personal: Ein 24/7-Sicherheitsteam besteht aus mindestens 12-15 Profis im Schichtbetrieb. Das sind allein für die Gehälter schnell mal über 500.000 Euro im Jahr.
- Wartung: Die ganze schöne Technik muss gewartet werden. Sensoren, Kameras, Notstromaggregate – das ist ein teures Dauer-Abo.
- Intelligence & Versicherung: Abos für Risikodatenbanken und eine gute K&R-Versicherung sind teuer. Allein die Versicherungspolice kann für eine exponierte Familie eine sechs- bis siebenstellige Summe pro Jahr kosten.
Kleiner Tipp: Planen Sie für so ein Projekt reichlich Zeit ein. Allein die Voranalyse, Standortsuche und Detailplanung dauert locker sechs bis neun Monate, bevor auch nur der erste Bagger anrollt.
Der Faktor Mensch: Die unberechenbare Schwachstelle
Die beste Technik ist nutzlos, wenn der Mensch versagt. Und das tut er öfter, als man denkt. Die größte Gefahr kommt oft von innen. Das Personal – vom Gärtner bis zur Nanny – hat den intimsten Zugang. Deren Überprüfung ist entscheidend, aber eine 100%ige Sicherheit gibt es nie. Loyalität kann man nicht kaufen, nur durch Respekt und faire Behandlung verdienen.
Ich erinnere mich an einen Fall, da hat ein Team vergessen, die Batterien im Satellitentelefon des Panikraums regelmäßig zu prüfen. Wäre der Ernstfall eingetreten, wäre die Familie zwar sicher, aber komplett von der Außenwelt abgeschnitten gewesen. Kleine Fehler, katastrophale Folgen.
Digitale Sicherheit nicht vergessen!
Heute ist das digitale Schlachtfeld genauso wichtig. Phishing, Hacking, Malware – die Angriffsfläche ist riesig. Das betrifft nicht nur Laptops und Handys, sondern jedes smarte Gerät im Haus. Der internetfähige Kühlschrank kann zum Einfallstor werden.
Ein Tipp, der für jeden gilt: Auch wenn Sie kein Royal sind – ändern Sie heute noch das Standardpasswort Ihres WLAN-Routers. Das ist die digitale Version einer verstärkten Haustür und kostet Sie genau null Euro.
Lektionen aus der Praxis: Was alles schiefgehen kann
Aus Fehlern lernt man am meisten. Hier sind ein paar Lektionen, die ich auf die harte Tour gelernt habe:
- Die Technik-Falle: Ich habe mal ein Millionensystem gesehen, das ausfiel, weil ein Marder ein einziges Kabel durchgebissen hat und die redundante Leitung bei der Installation schlampig verlegt wurde. Verlassen Sie sich nie blind auf Technik.
- Kulturelle Arroganz: Ein europäisches Team, das im Nahen Osten auftrat wie eine Besatzungsmacht, hat die Locals so gegen sich aufgebracht, dass diese anfingen, Angreifer mit Infos zu versorgen. Einfühlungsvermögen ist kein Soft Skill, sondern ein harter Sicherheitsfaktor.
- Die Gefahr der Routine: Wenn monatelang nichts passiert, werden alle nachlässig. Genau auf diesen Moment der Bequemlichkeit warten Profis. Eiserne Disziplin ist alles.
Ein Umzug dieser Art ist also weniger eine Frage des Wollens als des Könnens und der Ressourcen. Es ist eine der komplexesten Operationen, die man sich vorstellen kann. Alles andere ist nicht nur Gerede, sondern ein Spiel mit dem Feuer.