Hinter den Kulissen: Wie du den Look aus deinen Lieblingsserien selbst baust

Die Rückkehr von Stranger Things verheißt spannende Wendungen! Was erwartet uns nach dem Abschied von Hawkins? Lass dich überraschen!

von Michael von Adelhard

Ich steh seit über 30 Jahren in meiner Werkstatt. Es riecht fast immer nach Holz, Leim und oft auch nach diesem scharfen Geruch von geschnittenem Styropor. Mein Job? Welten erschaffen, die auf der Bühne oder vor der Kamera für einen kurzen Moment absolut echt wirken. Wenn ich mir also eine Serie wie Stranger Things anschaue, dann sehe ich nicht nur die Story. Ich sehe die Arbeit meiner Kollegen, die versteckten Stahlträger und die unzähligen Stunden, die in jeder einzelnen Holzmaserung stecken. Und ehrlich gesagt: Das macht es nur noch besser. Mein Respekt vor diesem Handwerk wächst mit jeder Szene.

Klar, die Serie ist ein Phänomen. Aber der wahre Zauber steckt für mich im Detail. Darin, wie eine ganze Kleinstadt glaubhaft in eine andere Zeit versetzt wird oder wie eine albtraumhafte Gegenwelt wie das „Upside Down“ so greifbar und bedrohlich wirkt. Das ist eben nicht nur Computermagie. Das ist ehrliche, harte Arbeit von Leuten wie mir. Kommt mal mit, ich zeig euch, was ich sehe – und wie ihr ein bisschen von dieser Magie selbst zu Hause umsetzen könnt.

der rote logo von der netflix serie stranger things, ein teaser trailer zu der vierten staffel

Das Gruselkabinett für zu Hause: Bau dir dein eigenes „Upside Down“

Wenn wir von diesen schleimigen, rankenartigen Strukturen sprechen, denken viele sofort an CGI. Stimmt aber nur zur Hälfte. Bevor der Computer ran darf, braucht es etwas Echtes, etwas, das die Schauspieler anfassen und die Kamera filmen kann. Die Profis bauen dafür ein Skelett aus leichtem Aluminium oder gebogenem Stahl, auf das sie Drahtgeflecht spannen. Das ist echte Bildhauerarbeit. Darauf kommt dann professioneller Polyurethanschaum, der in Form geschnitten und mit flexiblen Materialien wie Latex versiegelt wird. Das ist aufwendig und teuer.

Aber wie kriegst du das jetzt für deine nächste Halloween-Party hin? Ganz einfach!

Dein Mini-„Upside Down“ für unter 30 €:

  • Das Gerüst: Vergiss Metall. Nimm Poolnudeln aus dem Baumarkt oder altes, zerknülltes Zeitungspapier, das du mit Malerkrepp in Form bringst. Das ist superleicht und kostet fast nichts.
  • Die Haut: Statt Profi-Schaum nimmst du einfachen Bauschaum aus der Dose (findest du bei OBI, Hornbach & Co. für ca. 8-12 €). Achtung: Unbedingt Handschuhe tragen, das Zeug klebt wie die Hölle! Sprüh den Schaum großzügig auf dein Gerüst und lass ihn aushärten. Er dehnt sich von selbst aus und erzeugt so schon eine unheimlich organische Form.
  • Die Farbe: Wenn alles trocken ist, kommt der Anstrich. Mein Tipp: Mische schwarze und dunkelbraune Abtönfarbe mit etwas Holzleim. Der Leim sorgt dafür, dass die Farbe leicht glänzt und eine zähe, schleimige Textur bekommt. Einfach mit einem alten Pinsel auftupfen, fertig!

Ein häufiger Fehler ist, zu ungeduldig zu sein. Gib dem Schaum genug Zeit zum Aushärten, sonst fällt dir am Ende alles zusammen. Plane für so eine kleine Grusel-Ecke ruhig einen Nachmittag ein.

stranger things, ein offizieller poster zu der serie von dem streamingdienst netflix, ein mädchen mit blauem t-shirt, jungen und mädchen

Die Kunst des Alterns: So sieht Neues aus wie von gestern

Die Serie spielt in einer bestimmten Ära, also muss alles den Look der Zeit haben. Aber alte Requisiten sind oft unbrauchbar. Holz wird morsch, Plastik brüchig. Also müssen wir das Alter künstlich herstellen. Wir nennen das „Patinieren“.

Die typische Holzvertäfelung in den Häusern? Oft sind das nur leichte MDF-Platten. Um sie alt aussehen zu lassen, nehmen wir zuerst einen Schlüsselbund oder eine Fahrradkette und schlagen damit sanft auf die Oberfläche. Das erzeugt kleine Dellen und Kratzer, wie sie im echten Leben über Jahre entstehen. Das ist ein super Trick, den du sofort ausprobieren kannst! Nimm ein altes Brett und teste es – der Effekt ist verblüffend.

Danach kommt die Farbe. Aber vergiss den normalen Lack. Wir arbeiten mit Beizen. Ein echter Geheimtipp aus der Werkstatt ist eine selbstgemachte Essig-Stahlwolle-Beize.

Kleiner Tipp für deine eigenen Projekte: So geht’s: Nimm ein altes Marmeladenglas, stopf ein Knäuel Stahlwolle (ohne Seife!) hinein und fülle es mit einfachem Haushaltsessig auf. Lass das Ganze 24-48 Stunden stehen. Die Flüssigkeit, die dabei entsteht, reagiert mit dem Holz und erzeugt eine wunderschöne, natürlich graue Verwitterung. Aber Achtung! Lüfte gut, der Geruch ist intensiv. Und teste die Beize immer erst an einem Reststück, da jedes Holz anders reagiert.

eine szene aus der dritten staffel der serie stranger things von netflix, eine junge frau mit blondem haar, ein junger mann mit schwarzer uhr

Praktische Effekte: Wenn es auf dem Set kracht und schwebt

Klar, ohne Computer geht heute nichts mehr. Aber die besten Effekte entstehen oft, wenn man Reales mit Digitalem mischt. Die Macher vieler moderner Produktionen wissen: Schauspieler agieren einfach besser, wenn sie auf etwas Greifbares reagieren können.

Wenn zum Beispiel ein Gegenstand durch Gedankenkraft durch den Raum fliegt, hängt er oft an hauchdünnen, aber extrem reißfesten Drähten (ähnlich wie Angelschnur, nur stabiler), die später am Computer entfernt werden. Der Schatten, die Bewegung, das ist alles echt. Das verleiht der Szene eine Wucht, die reines CGI nur schwer erreicht.

Oder die berühmten „Breakaway Props“ – also Requisiten, die kontrolliert zerbrechen. Eine Vase, die an die Wand fliegt, ist oft aus Zuckerglas oder einem speziellen, spröden Kunststoff. Sie zerfällt in stumpfe Krümel, ohne jemanden zu verletzen. Solche Flaschen gibt es im Fachhandel für Theaterbedarf und sie kosten je nach Größe zwischen 15 € und 30 €. Eine Tür, die eingetreten wird? Die ist meist aus leichtem Balsaholz und an den entscheidenden Stellen schon angesägt. Oft braucht man für eine Szene gleich mehrere davon, falls der erste Take nicht sitzt.

eine szene aus der dritten staffel von der serie stranger things von netflix, zwei mädchen mit eis, ein mädchen mit violetter brille und hand mit einer orangen uhr

Monster, Mechanik und Motoren

Bei Kreaturen wie dem Demogorgon wird es richtig spannend. Da steckt oft ein Schauspieler in einem unfassbar aufwendigen Anzug aus Silikon und Schaumstoff. Ich habe riesigen Respekt vor den Darstellern, denn in diesen Dingern ist es brutal heiß und die Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Die feineren Bewegungen, wie zuckende Ranken am Körper, sind dann oft „animatronisch“. Das heißt, im Anzug sind winzige Motoren und Seilzüge verbaut, die ein Techniker per Fernsteuerung bedient. Das ist die absolute hohe Schule des Puppenbaus, kombiniert mit moderner Mechatronik.

Der Computer kommt dann ins Spiel, um alles zu perfektionieren. Er entfernt die Drähte, verleiht den Kreaturen übernatürliche Geschwindigkeit oder lässt sie sich am Ende in Nichts auflösen. Aber das Fundament, das Gefühl von Gewicht und Präsenz im Raum, das ist fast immer handgemacht. Und ganz ehrlich: Das ist oft sogar günstiger, als eine komplexe Kreatur von Grund auf digital zu erschaffen.

Sicherheit zuerst: Die unsichtbare Arbeit am Set

Das ist vielleicht der wichtigste Teil meines Jobs, über den aber kaum jemand redet: Sicherheit. Ein Filmset ist eine Hochrisiko-Umgebung mit schweren Lasten, Starkstrom und brennbaren Materialien. Jede Konstruktion, auf der ein Mensch steht, muss statisch abgenommen werden. Jede Schweißnaht wird geprüft.

In Deutschland gibt es dafür knallharte Regeln, zum Beispiel die DGUV Vorschrift 17 für Produktionsstätten. Wer sich dafür interessiert, kann das einfach mal googeln – da steht genau drin, was alles beachtet werden muss, damit niemand zu Schaden kommt.

Ich hatte mal einen Vorfall, den ich nie vergessen werde. Ein junger Kollege hatte ein Provisorium für Arbeitsleuchten über einen scharfkantigen Stahlträger gelegt. Über Nacht scheuerte die Isolierung durch, es gab einen Kurzschluss und eine Holzkonstruktion fing an zu kokeln. Zum Glück hat der Brandmelder sofort ausgelöst. Seitdem predige ich: Bei Strom und Statik gibt es null Kompromisse. Niemals.

Das gilt auch für dich zu Hause: Wenn du mit Bauschaum, Lacken oder Klebstoffen arbeitest, sorge immer für gute Belüftung und trage eine Maske – eine FFP2-Maske ist hier das absolute Minimum. Man sieht die Gefahr nicht, aber sie ist da.

Fazit: Die Magie liegt im Machen

Wenn die letzte Klappe fällt, wird unsere Arbeit abgerissen. Was bleibt, ist die Illusion auf dem Bildschirm. Aber das ist nicht traurig, es ist der Kreislauf unseres Berufs. Wir schaffen eine Welt für einen Zweck, und wenn der erfüllt ist, machen wir Platz für die nächste.

Produktionen wie diese sind das beste Beispiel dafür, wie altes Handwerk und neue Technik zusammen etwas Einzigartiges schaffen. Sie zeigen, dass die besten Effekte die sind, bei denen man sich fragt: „Wie zum Teufel haben die das gemacht?“ Die Antwort ist fast immer: mit einer cleveren Idee, solidem Können und der Arbeit von hunderten Spezialisten im Hintergrund. Und wenn du das nächste Mal eine Serie schaust, achte mal auf die Textur einer alten Wand oder die Kratzer auf einem Tisch. Da steckt oft genauso viel Kunst drin wie im Drehbuch selbst.

Michael von Adelhard

Michael von Adelhard ist 31 Jahre alt. Er arbeitet seit vielen Jahren als Journalist für einige der erfolgreichsten Nachrichten-Portale Deutschlands. Autor vieler Bücher und wissenschaftlicher Publikationen zum Thema «Einfluss sozialer Medien auf Jugendliche«. Schreibt über Themen wie Lifestyle, Umweltschutz, sowie Tech and Gadgets. In seiner Freizeit ist er häufig mit dem Fahrrad unterwegs – so schöpft er Inspiration für seine neuen Artikel.