Schneemassen auf dem Dach: Wann es wirklich gefährlich wird und was du tun kannst

Weihnachten wird magisch! Entdecke die faszinierenden Liebesgeschichten in „Tage wie diese“ und lass dich von der Winterromantik verzaubern.

von Dagmar Brocken

Kennst du das Gefühl, wenn der Wetterbericht einen „Jahrhundertschneefall“ ankündigt? Viele freuen sich auf eine romantische Winterlandschaft. Ich dagegen werde hellhörig. In meinen Jahrzehnten als Handwerker habe ich Winter erlebt, die man nicht vergisst. Ich habe gesehen, wie Dächer unter Schneemassen ächzten und ganze Dachstühle unter der Last nachgaben. Das prägt einen fürs Leben.

Deshalb möchte ich heute mal Klartext mit dir reden. Kein Fachchinesisch, sondern handfeste Tipps aus der Praxis. Es geht darum, was dieser vermeintlich leichte, flockige Schnee wirklich mit deinem Haus anstellt, wie du Gefahren erkennst und was du tun kannst – und vor allem, wann du die Finger davon lassen und lieber zum Telefon greifen solltest.

Die unsichtbare Gefahr: So schwer ist Schnee wirklich

Schnee sieht leicht aus, aber das ist eine gefährliche Täuschung. Die Last, die da auf deinem Dach liegt, ist enorm. Das ist keine Schätzung, sondern harte Physik.

Stell dir das mal vor:

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  • Frischer Pulverschnee: Sieht toll aus, ist aber noch harmlos. Etwa 10 Zentimeter davon wiegen ungefähr 10 Kilo pro Quadratmeter.
  • Nasser Altschnee: Jetzt wird es spannend. Wenn der Schnee ein paar Tage liegt, antaut und wieder gefriert, verdichtet er sich extrem. 20 Zentimeter nasser Altschnee können locker 80 bis 100 Kilo pro Quadratmeter wiegen. Das ist, als würde auf jedem Quadratmeter deines Daches ein erwachsener Mann stehen!
  • Vereister Schnee mit Regen: Das ist der Endgegner. Wenn es auf eine dicke Schneeschicht noch regnet, kann das Gewicht auf über 200 Kilo pro Quadratmeter explodieren.

Bei einem normalen Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Dachfläche kommen da schnell mal 15 Tonnen zusammen. Das ist das Gewicht von zwei ausgewachsenen Elefanten. Und das alles muss dein Dachstuhl tragen.

Ganz ehrlich: Ab wann wird es kritisch? Als Faustregel kannst du dir merken: Bei nassem Altschnee sollten ab einer Höhe von 30 Zentimetern deine Alarmglocken schrillen. Das ist der Punkt, an dem du anfangen solltest, über eine Räumung nachzudenken. Übrigens, deshalb ist Deutschland in Schneelastzonen eingeteilt. Ein Haus im Alpenvorland muss statisch viel mehr aushalten als eines an der Küste. Neugierig, in welcher Zone du wohnst? Das kannst du oft ganz einfach online herausfinden, indem du nach „Schneelastzone“ und deiner Postleitzahl suchst.

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Sonderfall: Flachdächer und Solaranlagen – Eine doppelte Last

Ein klassisches Steildach hat einen großen Vorteil: Der Schnee kann abrutschen. Aber was ist mit Flachdächern oder Dächern mit Solaranlagen? Hier ist die Situation eine ganz andere und potenziell gefährlicher.

Auf einem Flachdach bleibt der Schnee einfach liegen. Die gesamte Last, jeder einzelne Kilo, drückt direkt auf die Dachkonstruktion. Hier gibt es keinen Puffer. Noch tückischer sind Solaranlagen. Der Schnee sammelt sich auf und zwischen den Modulen, kann nicht abrutschen und bildet schwere, konzentrierte Lasten. Manchmal entstehen durch die Module sogar Schneeverwehungen an Stellen, die dafür nicht ausgelegt sind. Hier ist also besondere Vorsicht geboten!

Vorbereitung ist alles: Deine Herbst-Checkliste

Ein guter Handwerker reagiert nicht nur, er handelt vorausschauend. Mit einer kleinen Runde um dein Haus im Herbst kannst du dir eine Menge Ärger ersparen. Hier ist deine Quick-Win-Checkliste:

  • Dachrinnen sauber? Nimm dir die halbe Stunde Zeit und fische das Laub raus. Eine verstopfte Rinne ist die Hauptursache für gefährliche Eisdämme, bei denen sich Schmelzwasser staut und unter die Ziegel drückt.
  • Fallrohre frei? Einfach mal eine Gießkanne voll Wasser reinschütten. Läuft es unten problemlos ab? Perfekt.
  • Alle Ziegel fest? Du musst dafür nicht aufs Dach. Oft reicht schon ein prüfender Blick mit einem Fernglas vom Boden aus. Ein verschobener oder kaputter Ziegel ist eine offene Einladung für Schmelzwasser.
ein Buchumschlag von das Buch Let it snow, das wie Tage wie diese übersetzt wird

Wenn der Schnee da ist: So räumst du richtig (und sicher)

Wenn die Schneedecke kritische Höhen erreicht, muss sie runter. Aber bitte mit Köpfchen! Ich habe schon zu viele Dächer gesehen, die nach einer laienhaften Räumung mit der Metallschaufel aussahen wie ein Schlachtfeld.

Kleiner Tipp vom Profi: Besorg dir einen speziellen Dach-Schneeräumer mit Teleskopstange und einer Kunststoffkante. Den bekommst du im gut sortierten Baumarkt oder online für etwa 50 bis 150 Euro. Damit kannst du oft sicher vom Boden oder aus einem Dachfenster arbeiten, ohne dein Leben zu riskieren.

Achtung! Lass immer eine dünne Schneeschicht von 2-3 cm auf dem Dach. Sie schützt die Dachhaut vor dem Werkzeug. Und ganz wichtig: Räume das Dach gleichmäßig ab, nicht nur eine Seite. Eine einseitige Belastung kann zu enormen Spannungen im Gebälk führen.

Wenn du dich damit unwohl fühlst oder es einfach zu viel ist: Ruf einen Profi. Eine professionelle Dachräumung kostet je nach Region und Aufwand zwischen 150 und 400 Euro. Klingt erst mal viel, ist aber ein Klacks im Vergleich zu einem neuen Dachstuhl.

John Green hat eine Erzählung von dem Buch Tage wie diese geschrieben

Fachwerk, Reetdach & Co.: Was bei alten Häusern zu beachten ist

Moderne Häuser sind oft unkompliziert. Aber der wahre Charakter unserer Heimat zeigt sich doch in den alten Bauten. Ein Fachwerkhaus oder ein historischer Hof reagiert ganz anders auf Schnee und Nässe.

Beim Fachwerk kann stauende Nässe durch Eisdämme hinter die Fassade kriechen. Dort saugen sich die Lehmgefache voll, gefrieren und sprengen den Putz. Noch schlimmer: Der Holzbalken fängt an zu modern. Das siehst du oft erst Jahre später, wenn es zu spät ist. Ein Reetdach wiederum ist ein kleines Kunstwerk. Schnee ist normalerweise kein Problem, aber wenn das Reet schon älter und dünn ist, kann sich das Dach mit Schmelzwasser vollsaugen wie ein Schwamm. Das Gewicht wird dann unfassbar hoch. Solche speziellen Dächer gehören ausschließlich in die Hände von erfahrenen Spezialisten!

Nach dem Tauwetter: So findest du versteckte Schäden

Wenn der Schnee weg ist, beginnt für uns Handwerker oft erst die eigentliche Arbeit. Jetzt zeigen sich die Schäden. Geh mal auf Spurensuche:

das Poster vom Film Let it snow oder Tage wie diese in deutscher Übersetzung
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  • Der Blick in den Dachboden: Nimm eine gute Taschenlampe. Riecht es muffig? Siehst du dunkle Flecken an den Holzbalken oder Wasserläufer an der Dachunterseite? Das sind Alarmzeichen.
  • Wasserflecken an Decken: Achte im obersten Stockwerk auf gelbliche oder bräunliche Ränder an den Decken. Das sind oft die ersten sichtbaren Spuren.
  • Neue Risse im Putz: Wenn nach dem Winter neue Risse auftauchen, besonders diagonal über Fenstern und Türen, könnte das auf eine Verformung durch die Schneelast hindeuten.

Hast du etwas entdeckt? Keine Panik. Dokumentiere alles sofort mit Fotos für die Versicherung – schreib dir auch das Datum auf, das ist später bares Geld wert. Und dann ruf Hilfe. Aber wen?

Gut zu wissen: Wer macht was?

  • Der Dachdecker: Dein Ansprechpartner für alles, was die äußere Hülle betrifft – kaputte Ziegel, undichte Stellen, Probleme mit der Dachrinne.
  • Der Zimmermann: Er ist der Experte für das „Skelett“ des Daches, den Dachstuhl. Knackende Balken oder sichtbare Verformungen sind sein Job.
  • Der Statiker: Wenn du ernste Risse im Mauerwerk entdeckst oder dir Sorgen um die Standfestigkeit des ganzen Hauses machst, ist eine professionelle Einschätzung durch einen Statiker unerlässlich.

Absolutes Tabu: Wann du als Heimwerker aufhören musst

Ich finde es super, wenn Leute selbst anpacken. Aber es gibt einen Punkt, da hört der Spaß auf und die Lebensgefahr beginnt. Und das meine ich todernst.

Lass die Finger von diesen Dingen:

  • Auf ein schneebedecktes oder vereistes Dach steigen. Ich kann es nicht oft genug sagen. Tu es einfach nicht. Ein Fehltritt kann fatale Folgen haben.
  • Reparaturen am Dachstuhl selbst durchführen. Einen tragenden Balken zu flicken ist kein DIY-Projekt. Das ist ein Eingriff in die Statik des Hauses und gehört immer in die Hände eines Zimmerers.
  • Eingefrorene Rohre mit offener Flamme auftauen. Jedes Jahr brennen deswegen Häuser ab. Ein Heißluftföhn ist besser, aber auch hier ist Vorsicht geboten.

Sei ehrlich zu dir selbst. Ein Fachmann kostet Geld, ja. Aber ein kaputtes Dach oder schlimmer noch, die eigene Gesundheit, kostet unendlich viel mehr. Dein Zuhause ist dein sicherer Hafen. Pass gut darauf auf – besonders an Tagen wie diesen.

Inspirationen und Ideen

Darf ich einfach so aufs Dach steigen, um den Schnee zu entfernen?

Ein klares Nein, es sei denn, Sie sind ein Profi mit entsprechender Sicherungsausrüstung. Die Kombination aus rutschiger Oberfläche, der Neigung des Daches und einer möglicherweise bereits geschwächten Struktur ist lebensgefährlich. Ein Sturz ist das naheliegendste Risiko, aber auch ein plötzliches Abrutschen von Schneemassen kann Sie mitreißen. Überlassen Sie diese Arbeit Dachdeckern oder spezialisierten Firmen, die über die nötige Erfahrung und Sicherheitsausrüstung wie Seilsicherungen und Auffanggurte verfügen.

„Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) entstehen durch Schneedruck jährlich Schäden in Millionenhöhe an Gebäuden.“

Diese Zahl verdeutlicht, dass es sich nicht um ein theoretisches Risiko handelt. Prüfen Sie daher unbedingt Ihre Wohngebäudeversicherung. Ist der Schutz vor „weiteren Elementarschäden“ wie Schneedruck, Lawinen oder Erdrutsch eingeschlossen? Oft ist dies ein Zusatzbaustein, der in schneereichen Regionen aber unerlässlich ist, um im Ernstfall nicht auf den hohen Kosten für eine Reparatur des Dachstuhls sitzen zu bleiben.

Ein häufiger Fehler: Den Schnee nur auf einer Dachhälfte zu entfernen. Dies erzeugt eine asymmetrische Last, die für die Dachstatik gefährlicher sein kann als eine gleichmäßige Schneedecke. Der Dachstuhl wird einseitig extrem belastet, was zu Verwindungen und Strukturschäden führen kann. Falls Sie vom Boden aus arbeiten, räumen Sie immer abwechselnd auf beiden Seiten oder arbeiten Sie sich gleichmäßig vom First zur Traufe vor.

Achten Sie auf die stillen Warnzeichen Ihres Hauses, lange bevor es kritisch wird. Das sind die ersten Alarmsignale:

  • Knackende oder knarrende Geräusche aus dem Dachstuhl, besonders nachts.
  • Türen oder Fenster im Obergeschoss, die plötzlich klemmen oder sich nur noch schwer öffnen lassen.
  • Feine, neue Risse in den Innenwänden oder an den Decken unter dem Dach.
  • Sichtbare Durchbiegung der Dachkonstruktion (am besten vom Dachboden aus mit einer Taschenlampe zu prüfen).

Dachräumer vom Boden: Die einfachste und sicherste Methode. Ein klassischer Dachräumer mit Teleskopstiel, wie ihn etwa Gardena oder Fiskars anbieten, reicht für Bungalows oder Garagen oft aus. Der Nachteil: die Reichweite ist begrenzt.

Spezialgeräte wie der „SnowPeeler“: Diese Werkzeuge kombinieren einen Schneidrahmen mit einer langen Gleitfolie. Der Schnee wird geschnitten und rutscht dann über die Folie kontrolliert vom Dach. Ideal für höhere Dächer, da die Schwerkraft die Arbeit erledigt. Sie sind zwar teurer, aber effektiver und schonender für die Dachziegel.

Ihre Solaranlage ist bei starkem Schneefall ein zweischneidiges Schwert. Einerseits möchten Sie die Paneele freilegen, um wieder Strom zu produzieren. Andererseits ist die Gefahr einer Beschädigung beim Räumen groß. Verwenden Sie niemals scharfkantige Werkzeuge aus Metall! Spezielle Teleskop-Abzieher mit weicher Gummilippe oder Schaumstoffkante sind die einzige sichere Option. Denken Sie daran: Das Gewicht der Solarmodule addiert sich zur Schneelast – ein Grund mehr, die Situation von einem Statiker bewerten zu lassen, wenn Sie in einer hohen Schneelastzone leben.

  • Kein gefährliches Klettern auf dem Dach mehr.
  • Keine Eisdämme an der Traufe, die Schmelzwasser ins Mauerwerk drücken.
  • Freie Dachrinnen, die nicht unter der Last von Eis und Schnee brechen.

Das Geheimnis? Eine Dachrinnen- oder Dachflächenheizung. Diese Systeme, beispielsweise von Herstellern wie Devi oder Danfoss, nutzen selbstregulierende Heizkabel, die gezielt an kritischen Stellen wie der Traufe oder in Kehlen verlegt werden. Sie schalten sich bei Bedarf automatisch ein und halten einen Abflussweg für Schmelzwasser frei – eine Investition in die Langlebigkeit Ihres Daches.

Schneefanggitter sind in vielen Gemeinden, besonders in den Schneelastzonen 3 und 2, baurechtlich vorgeschrieben. Doch sie dienen nicht nur dem Schutz von Passanten vor Dachlawinen. Sie haben auch eine wichtige statische Funktion: Sie halten die Schneemasse auf der Fläche und verhindern ein plötzliches, unkontrolliertes Abrutschen größerer Mengen. Dies entlastet die Dachrinnen und verteilt das Gewicht gleichmäßiger auf die tragende Struktur des Daches. Fehlen sie, kann eine abrutschende Nassschneelawine die gesamte Dachentwässerung mitreißen.

Wussten Sie schon? Die sechseckige Grundstruktur von Schneekristallen sorgt dafür, dass sich zwischen ihnen bis zu 95 % Luft befindet. Genau diese eingeschlossene Luft ist der Grund, warum frischer Pulverschnee so leicht ist – und warum er sich unter Druck und bei Temperaturschwankungen so dramatisch verdichtet, wenn diese Luft entweicht.

Lernen Sie, auf Ihr Haus zu hören. In einer stillen Winternacht sind es oft subtile Geräusche, die die erste Warnung sind. Ein leises Knistern aus dem Gebälk, ein Knacken, das nicht vom Kaminfeuer kommt. Das ist die Sprache des Holzes, das unter der tonnenschweren Last arbeitet. Diese Geräusche sind ein direkter Hinweis darauf, dass die Struktur an ihre Grenzen stößt. Ein kurzer Gang auf den Dachboden mit einer Taschenlampe kann oft schon zeigen, ob sich Sparren verdächtig biegen. Es ist dieser Moment der Aufmerksamkeit, der den Unterschied zwischen Vorsorge und Katastrophe ausmachen kann.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.