Gastro-Möbel kaufen: Worauf es wirklich ankommt, wenn du kein Geld verbrennen willst

Gastronomie ist mehr als nur Essen – es ist ein Erlebnis! Entdecken Sie, wie die richtige Einrichtung Ihr Restaurant unvergesslich macht.

von Dagmar Brocken

Ganz ehrlich? Ich mache diesen Job als Innenausbauer schon eine gefühlte Ewigkeit und habe unzählige Restaurants, Bars und Cafés von innen gesehen. Manche sind heute noch die angesagtesten Läden der Stadt. Andere waren nach einem Jahr wieder dicht. Und oft lag es nicht mal am Essen, sondern am Gefühl, das der Laden vermittelt hat. Deine Einrichtung ist nämlich dein stiller Mitarbeiter, der jeden Gast als Erstes begrüßt und entscheidet, ob er sich fallen lässt oder schnell wieder gehen will.

Ich sehe es ständig: Junge, motivierte Gastronomen mit einer grandiosen Idee, aber einem Budget, das bei jedem Euro schreit. Sie scrollen durchs Internet, sehen einen Stuhl für 60 € und eine Sitzbank für 8.000 € und sind komplett überfordert. Die Versuchung, am Anfang bei den Möbeln zu sparen, ist riesig. Verständlich! Aber es ist oft der teuerste Fehler, den du machen kannst. Ein Stuhl, der nach sechs Monaten wackelt, ist kein Schnäppchen. Er ist ein Sicherheitsrisiko und ein teures Ärgernis. Lass uns mal Tacheles reden, worauf es wirklich ankommt.

Einrichtung in schwarz und rot mit Gastronomie Tische und Stühle

Ein Gastro-Stuhl ist kein Wohnzimmer-Stuhl: Die harte Wahrheit

Das ist das Erste, was ich jedem sage. Ein Stuhl bei dir zu Hause wird vielleicht eine Stunde am Tag genutzt. Im Restaurant hocken da täglich zehn, zwanzig oder mehr Leute drauf. Er wird über den Boden geschleift, gekippt und nicht immer sanft behandelt. Das sind Tausende Belastungen im Jahr. Das ist pure Physik.

Deshalb gibt es für den Profi-Bereich auch klare Normen. Merk dir mal die Bezeichnung DIN EN 16139. Wenn ein Stuhl dieses Zertifikat hat, wurde er genau für diese Dauerbelastung getestet. Frag den Händler danach. Und ein kleiner Profi-Tipp: Lass es dir schriftlich geben, am besten als PDF. Ein „Ja, haben wir“ am Telefon ist im Zweifel nichts wert. Wenn der Verkäufer zögert oder keine Ahnung hat, wovon du sprichst – Finger weg!

Achte auf die Konstruktion. Geschraubte Beine werden IMMER locker. Das ist ein Naturgesetz. Die ständigen Mikrobewegungen arbeiten die Schrauben langsam aber sicher aus dem Holz. Solide sind klassische, verleimte Zapfenverbindungen. Schau unter die Sitzfläche: Gibt es da Querstreben, die die Beine verbinden (die sogenannte „Zarge“)? Wenn die fehlen, wurde an der Stabilität gespart.

Einrichtung in schwarz und rot mit Gastronomie Tische und Stühle

Das Material: Eine ehrliche Einordnung

Was du wählst, hängt von deinem Konzept, deinem Budget und deinem Putzplan ab.

  • Holz – der Klassiker mit Seele: Buche ist das Arbeitstier, robust und preiswert. Eiche ist edler, härter und teurer, perfekt für den rustikalen oder gehobenen Look. Bei der Oberfläche hast du die Wahl: Lackiert ist super pflegeleicht (feucht abwischen, fertig), aber ein Kratzer ist und bleibt ein Kratzer. Geöltes Holz fühlt sich wärmer und natürlicher an, kleine Macken kannst du oft einfach wegschleifen und nachölen. Dafür ist es empfindlicher, zum Beispiel bei Rotweinflecken. Eine ehrliche Abwägungssache.
  • Metall – der kühle Alleskönner: Stahlgestelle wirken oft schlanker und sind extrem stabil. Pulverbeschichtet in deiner Wunschfarbe ist es die beste Wahl für drinnen. Der angesagte „Industrial Look“ mit rohem Stahl und Klarlack kann bei hoher Luftfeuchtigkeit aber schnell Flugrost ansetzen. Aluminium ist leicht und rostfrei – top für draußen, aber auch etwas empfindlicher gegen Dellen.
  • Polster – der Komfort-Faktor: Ein unbequemer Stuhl ist ein Gast-Vertreiber. Das Wichtigste ist der Schaumstoff. Frag nach dem Raumgewicht (RG). Unter RG 35 solltest du in der Gastro gar nicht erst anfangen, besser ist RG 40. Alles darunter ist nach sechs Monaten eine durchgesessene Kuhle. Beim Bezugsstoff zählt die Strapazierfähigkeit, gemessen in Scheuertouren (Martindale). Für die Gastro sollten es mindestens 30.000 sein, bei intensiver Nutzung eher 50.000. Zum Vergleich: Dein Sofa zu Hause hat vielleicht 15.000.

ACHTUNG, LEBENSWICHTIG: Brandschutz! In öffentlichen Räumen sind oft schwer entflammbare Materialien Pflicht. Das Stichwort hier ist B1-Zertifizierung. Das gilt für die Stoffe UND die Schaumstoffe darunter. Hier zu sparen, kann dich im Brandfall den gesamten Laden und den Versicherungsschutz kosten. Keine Kompromisse!

ein modernes Restaurant mit gepolsterten Stühlen - Gastronomie Stühle und Tische

Die Details, die den Unterschied machen

Wenn ich mir Möbel anschaue, achte ich auf Kleinigkeiten, die über die Lebensdauer entscheiden.

Bei Tischplatten ist eine HPL-Beschichtung (High Pressure Laminate) für die meisten Betriebe die schlauste Wahl. Die Dinger sind quasi unzerstörbar: kratzfest, hitzebeständig und superleicht zu reinigen. Die Dekore sehen heute täuschend echt aus, von Holz bis Beton. Massivholz ist wunderschön, aber pflegeintensiv und teuer – eher was für Konzepte, wo Gebrauchsspuren zum Charme gehören. Egal was du nimmst: Achte auf eine leicht abgerundete Kante. Eine scharfe Kante stößt super schnell ab und ist für den Gast unangenehm.

Und dann der Klassiker: der wackelnde Tisch. Nichts ist nerviger! Das liegt meist am Gestell. Ein Mittelfuß-Gestell braucht eine schwere Bodenplatte aus Gusseisen, damit es nicht kippt. Profi-Gestelle haben verstellbare Füße, um Unebenheiten im Boden auszugleichen. Es gibt sogar patentierte hydraulische Systeme, die sich selbst stabilisieren. Das kostet zwar extra, aber deine Gäste werden dir für jeden nicht verschütteten Kaffee danken.

ein modernes Restaurant mit gepolsterten Stühlen - Gastronomie Stühle und Tische

Übrigens, ein oft übersehener Held: der Stuhlgleiter. Das kleine Ding unter dem Stuhlbein. Filzgleiter sind super für Parkett, müssen aber regelmäßig getauscht werden, sonst wirken sie wie Schleifpapier. Kunststoffgleiter sind für Teppich ideal. Wusstest du schon? Passende Gleiter können den Lärmpegel im Raum um bis zu 10 Dezibel senken. Das ist der Unterschied zwischen „Bahnhofshalle“ und „gemütlich“. Kleiner Tipp: Bestell beim Möbelkauf direkt einen Beutel Ersatzgleiter mit. Das kostet vielleicht 20 Euro und erspart dir später stundenlanges Suchen.

Wo kriegt man den ganzen Kram eigentlich her?

Okay, du weißt jetzt, worauf du achten musst. Aber wo kaufst du das Zeug? Vergiss die normalen Möbelhäuser. Du brauchst einen Fachhändler. Such online nach Begriffen wie „Objektausstatter“ oder „Gastronomieeinrichter“. Das sind die Profis, die wissen, was eine B1-Norm ist und was ein Stuhl aushalten muss. Die haben vielleicht Showrooms, wo du probesitzen kannst – mach das unbedingt! Ein guter Händler berät dich auch und verkauft dir nicht einfach nur Ware.

Ratan Stühle im Außenbereich und kleine Glastische - Gastronomie Stühle und Tische

Geht’s auch günstiger? Klar, aber mit Köpfchen!

Manchmal kann man aus einer Geschäftsauflösung richtig gute Möbel schießen. Aber geh da nicht blauäugig ran. Nimm diese kleine Checkliste mit:

  • Der Wackel-Test: Setz dich drauf und bewege dich. Gibt die Konstruktion nach?
  • Der Umdreh-Trick: Dreh den Stuhl um. Sind die Beine solide verleimt oder nur billig verschraubt? Siehst du eine stabile Zarge?
  • Der Daumen-Druck: Drück fest mit dem Daumen ins Polster. Springt die Form sofort zurück oder bleibt eine Delle? (Letzteres = Schaumstoff ist durch).
  • Der Gleiter-Check: Sind noch Gleiter dran oder ist das Bein schon abgescheuert?

Was kostet der Spaß denn nun wirklich?

Lass uns mal rechnen. Es geht nicht um den Preis pro Stuhl, sondern um die Kosten pro Sitzplatz über die Jahre.

Variante A (Billig-Falle): Du kaufst 50 Stühle für je 60 €. Macht 3.000 €. Nach 1,5 Jahren sind 15 Stühle kaputt, der Rest sieht furchtbar aus. Du ärgerst dich jeden Tag. Ich hatte mal einen Kunden, der online 80 solcher Stühle gekauft hat. Nach drei Monaten sind die ersten unter den Gästen zusammengebrochen. Die Klage und der Imageschaden waren teurer als jede hochwertige Einrichtung.

Ratan Stühle im Außenbereich und kleine Glastische - Gastronomie Stühle und Tische

Variante B (Schlaue Investition): Du kaufst 50 zertifizierte Gastro-Stühle für je 150 €. Macht 7.500 €. Die Dinger halten 8-10 Jahre, sehen gut aus und du hast deine Ruhe.

Auf den ersten Blick ist Variante B viel teurer. Aber auf die Nutzungsdauer gerechnet, ist sie die weitaus günstigere und stressfreiere Lösung. Rechne mal grob mit 250 bis 450 Euro pro Sitzplatz für einen soliden Stuhl plus den anteiligen Tisch. Das ist eine realistische Hausnummer für eine Qualität, die dich nachts gut schlafen lässt.

Achtung, versteckte Kosten! Denk an die Lieferung (bis Bordsteinkante oder in den Laden?), die Montage und die Entsorgung von dem riesigen Berg an Verpackungsmüll. Das kann schnell ein paar Hundert Euro extra kosten.

Sicherheit und Fluchtwege: Das unsexy, aber überlebenswichtige Thema

Ich kann es nicht oft genug sagen: Als Betreiber haftest du für die Sicherheit deiner Gäste. Punkt.

  • Fluchtwege: Die müssen frei bleiben. Meistens sind 90 bis 120 cm vorgeschrieben. Nimm dir Millimeterpapier und zeichne deinen Gastraum im Maßstab 1:50. Dann stellst du deine Möbel rein und siehst sofort, ob es passt.
  • Kippsicherheit: Besonders bei Tischen wichtig, wenn du auch Familien mit Kindern als Gäste hast.
  • Außenbereich: Hier gelten besondere Regeln. Die Möbel müssen wetterfest sein (UV-Schutz, rostfreie Gestelle). Stapelbare Stühle und klappbare Tische sparen abends unglaublich viel Zeit und Kraft. Und: Frag bei deiner Gemeinde nach, oft gibt es genaue Vorschriften, was du auf den Gehweg stellen darfst.
ein Biergarten - Gastronomie Stühle und Tische

Dein Fazit: Investiere in deine Gäste

Die Wahl deiner Möbel ist eine der wichtigsten Entscheidungen für dein Geschäft. Sie ist kein reiner Kostenfaktor, sondern ein Umsatzgenerator. Eine gute Einrichtung sorgt dafür, dass Gäste länger bleiben, mehr bestellen und wiederkommen.

Deshalb hier deine kleine Hausaufgabe: Geh das nächste Mal ganz bewusst in dein Lieblingscafé und werde zum Möbel-Detektiv. Fühl die Tischkante. Wackel am Stuhl. Ist er nach einer Stunde noch bequem? Schau mal drunter. So schulst du dein Auge für Qualität.

Investiere lieber in 40 richtig gute Stühle als in 60 schlechte. Dein Rücken, dein Personal und vor allem deine Gäste werden es dir danken.

Bildergalerie

ein Biergarten - Gastronomie Stühle und Tische

Der Biergarten oder die Terrasse stellt ganz eigene Anforderungen. Welches Material hält dem Wetter stand?

Option A: Pulverbeschichtetes Metall. Denken Sie an die ikonischen, farbenfrohen Stühle von Marken wie Fermob. Deren Stärke ist die extreme Robustheit und Witterungsbeständigkeit, vorausgesetzt, sie sind verzinkt oder KTL-beschichtet, um Rost keine Chance zu geben. Sie sind leicht zu reinigen und in unzähligen Farben erhältlich, perfekt für ein lebendiges Konzept. Einziger Nachteil: In der prallen Sonne können sie sehr heiss werden.

Option B: Hochwertiges Polyrattan. Dieses Material hat nichts mit dem brüchigen Plastikgeflecht aus dem Baumarkt zu tun. Gutes Polyrattan ist UV-stabil, farbecht und flexibel. Es vermittelt sofort eine gemütlichere, loungeartige Atmosphäre. Das A und O ist hier das Gestell darunter: Achten Sie unbedingt auf einen leichten, rostfreien Aluminiumrahmen. Billige Stahlrahmen sind ein verstecktes K.o.-Kriterium.

Dagmar Brocken

Dagmar Brocken hat Medienwissenschaft in Bonn absolviert und innerhalb fünf Jahren ist Teil von bekannten deutschen Nachrichtenteams.