Rovinj-Festival: Die 5 Fehler, die fast jeder Tourist macht

von Amandine Hach
rovinj festival die 5 fehler die fast jeder tourist macht

Rovinj ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich war unzählige Male dort, zu jeder Jahreszeit, aber nichts ist vergleichbar mit der Magie, die die Stadt Mitte September zum Fest der Heiligen Euphemia erfasst. Die Gassen duften nach gebratenen Sardinen und Lavendel, die Klänge von Klapa-Gesängen hallen von den venezianischen Fassaden wider. Aber ich habe auch gesehen, wie viele Besucher, getrieben von Reiseführer-Checklisten, die wahre Seele dieses Festes verpassen. Sie hetzen von A nach B und machen dabei immer wieder dieselben Fehler. Basierend auf meinen vielen Reisen dorthin, möchte ich die Erkenntnisse des Originalartikels mit meinen persönlichen Erfahrungen vertiefen, damit Sie das Fest nicht nur besuchen, sondern wirklich erleben.

Fehler 1: Der falsche Start zur falschen Zeit

Der ursprüngliche Tipp ist goldrichtig: Die Eröffnungszeremonie um 10 Uhr am 16. September ist ein Magnet für Menschenmassen. Mein erster Besuch war ein Desaster – ich stand eingequetscht in einer Seitengasse und sah absolut nichts außer den Rücken anderer Touristen. Die Einheimischen waren schon längst wieder weg. Ich habe daraus gelernt.

Mein erprobter Plan sieht heute so aus: Ich stehe gegen 7 Uhr auf und gehe direkt zum Hafen. Einer meiner Lieblingsplätze ist das Café „Viecia Batana“. Hier sitze ich bei den Fischern, die ihren Fang des Tages sortieren, trinke einen starken Kaffee für etwa 2,50 € und sehe zu, wie die Stadt erwacht. Diese eine Stunde in der Morgensonne, fast allein am Wasser, ist mehr Rovinj als jede überfüllte Zeremonie. Gegen 11 Uhr, wenn die ersten Reisegruppen schon wieder zum Mittagessen aufbrechen, schlendere ich gemütlich hoch zur Kirche der Heiligen Euphemia. Die größte Hektik ist vorbei, das Licht für Fotos ist perfekt und man kann die beeindruckende Architektur in Ruhe auf sich wirken lassen.

Fehler 2: Die kulinarische Touristenfalle

rovinj festival die 5 fehler die fast jeder tourist macht 2

Oh ja, die Restaurants direkt am Hauptplatz mit ihren bunten Bildermenüs. Ich nenne sie liebevoll die „kulinarischen No-Go-Zonen“. Man isst hier nicht schlecht, aber man isst generisch und zahlt einen saftigen Touristenaufschlag. Die wahre istrische Küche versteckt sich in den Gassen dahinter.

Das empfohlene „Konoba Jure“ ist eine solide Wahl, aber während des Festivals oft Monate im Voraus ausgebucht. Mein persönlicher Geheimtipp ist das „Tipico Old Town“. Es liegt versteckt, hat nur wenige Tische und die Speisekarte ist klein, aber jeder Bissen ist eine Offenbarung. Unbedingt die hausgemachten Pljukanci (eine istrische Pasta-Sorte) mit Trüffeln probieren. Rechnen Sie mit ca. 25-30 € für ein Hauptgericht, aber es ist jeden Cent wert. Für ein schnelles, authentisches Mittagessen schwöre ich auf die Bäckerei (Pekara) am Valdibora-Markt. Ein warmer, käsiger Burek für 3 € auf die Hand ist der perfekte Festival-Snack. Und zum Thema Wein: Fragen Sie immer nach dem lokalen Malvazija oder Teran. Ein Glas Hauswein kostet oft nur 4-5 € und schmeckt meist besser als die teurere Flaschenware aus dem Supermarkt.

Fehler 3: Respektlosigkeit in der Kirche

rovinj festival die 5 fehler die fast jeder tourist macht 3

Ich kann diesen Punkt nicht genug betonen. Die Prozession, bei der der Sarkophag der Heiligen Euphemia durch die Stadt getragen wird, ist für die Einheimischen der emotionale Höhepunkt des Jahres. Ich habe einmal beobachtet, wie eine Touristengruppe laut lachend versuchte, Selfies mit dem Priester zu machen – ein absolut peinlicher Moment. Die Kirche ist an diesem Tag vor allem ein Gotteshaus, kein Museum.

Mein Rat: Erleben Sie die Zeremonie von außen. Suchen Sie sich eine Stunde vor Beginn der Prozession einen guten Platz entlang der Hauptroute Grisia-Straße. Hier spüren Sie die Andacht der Menschen, hören die Gebete und Gesänge und sind mitten im Geschehen, ohne zu stören. Für den Besuch der Kirche selbst empfehle ich den Tag davor oder danach. Dann können Sie in Ruhe die Geschichte der Heiligen auf sich wirken lassen und die beeindruckende Aussicht vom Glockenturm genießen (Eintritt ca. 4 €), ohne das Gefühl zu haben, in einen privaten Moment einzugreifen. Denken Sie auch an angemessene Kleidung: Schultern und Knie sollten bedeckt sein – ein einfacher Schal in der Tasche reicht oft schon aus.

Fehler 4: Die unscheinbaren Plätze meiden

Der Riviera-Platz (Trg Riviera) wirkt auf den ersten Blick oft unscheinbar im Vergleich zum Trubel am Hafen. Viele laufen einfach daran vorbei. Ein großer Fehler! Hier schlägt das kulturelle Herz des Festivals. Statt großer Bühnenshows finden hier die intimen, authentischen Auftritte statt.

Ich saß hier an einem lauen Abend, trank ein Glas Rotwein von einem kleinen Stand und lauschte einer Klapa-Gruppe. Es waren vielleicht nur 30 Leute da, hauptsächlich Einheimische. Es fühlte sich an, als wäre ich zu einer privaten Feier eingeladen. Diese Momente sind unbezahlbar. Schauen Sie auf die handgeschriebenen Plakate, die oft erst am Nachmittag aufgehängt werden. Planen Sie nichts Festes, sondern lassen Sie sich nach dem Abendessen einfach treiben. Oft sind die spontanen Entdeckungen die besten.

Fehler 5: Der teure Heimweg

Nach einem langen Tag voller Eindrücke ist die Verlockung groß, einfach ins erstbeste Taxi zu springen. Ich habe schon von Touristen gehört, die für eine 10-minütige Fahrt zum Hotel am Stadtrand 50 € zahlen sollten. Das ist Wucher.

Der erwähnte Shuttlebus ist eine gute Option. Die Haltestellen befinden sich meist an den großen Parkplätzen wie dem Valdibora. Fragen Sie am besten in der Touristeninformation nach dem genauen Fahrplan. Meine bevorzugte Alternative ist jedoch, ein Hotel oder Apartment zu buchen, das fußläufig zur Altstadt liegt. Der Spaziergang entlang der beleuchteten Uferpromenade nach Mitternacht ist sicher und wunderschön. Falls Sie doch auf ein Taxi angewiesen sind: Bestehen Sie immer auf die Nutzung des Taxameters oder handeln Sie den Preis VOR der Fahrt aus. Ein fairer Preis zu den meisten Hotels in der Umgebung sollte nicht mehr als 15-20 € betragen. Ein weiterer Tipp: Parken Sie Ihr Auto auf den günstigeren Parkplätzen außerhalb (z.B. bei den Supermärkten) und laufen Sie die letzten 15 Minuten. Das spart nicht nur Geld, sondern auch Nerven bei der Parkplatzsuche.

Mein Fazit: Feiern mit Herz und Verstand

Das St. Euphemia Festival in Rovinj ist eine wunderbare Gelegenheit, tief in die istrische Kultur einzutauchen. Wenn Sie diese typischen Fehler vermeiden, erleben Sie nicht nur ein Fest, sondern werden für ein paar Tage Teil dieser einzigartigen Gemeinschaft. Es geht darum, das Tempo zu drosseln, neugierig zu sein und den Moment zu genießen. Mein letzter Ratschlag: Buchen Sie Ihre Unterkunft mindestens sechs Monate im Voraus. Die besten und preiswertesten Plätze sind schnell vergriffen. Und wenn Sie dann da sind, nehmen Sie sich die Zeit, einfach nur auf den Felsen unterhalb der Kirche zu sitzen und aufs Meer zu schauen. Das ist der Moment, in dem Sie das wahre Rovinj spüren – weit weg von jedem touristischen Trubel.

Amandine Hach

Als Französin in Berlin verbindet Amandine Hach das Beste aus zwei Welten und teilt ihre Entdeckungen auf ihrem Blog „Les Berlinettes“. Mit einem besonderen Fokus auf das Reisen mit Kindern inspiriert sie Familien dazu, die Welt gemeinsam zu erkunden – sei es die eigene Nachbarschaft in der Hauptstadt oder ferne Ziele. Amandine zeigt auf authentische und stilvolle Weise, wie man Abenteuerlust und Familienalltag wunderbar miteinander vereinen kann, und gibt wertvolle Tipps für unvergessliche Erlebnisse mit den Kleinsten.