Historische Frisuren, die wirklich halten: Dein Praxis-Guide für Zopfkronen & Co.
Mittelalterliche Frisuren sind mehr als nur Nostalgie – sie sind eine Quelle der Inspiration für modernen Stil. Entdecken Sie die zeitlose Schönheit!
Jeder Zopf erzählt eine Geschichte, murmelte einst eine Königin, während sie ihre Haare mit Sorgfalt frisieren ließ. In der schimmernden Welt des Mittelalters blühten Frisuren auf, die sowohl Eleganz als auch Kreativität ausstrahlten. Von geflochtenen Kränzen bis zu kunstvoll gesteckten Hochfrisuren – die Haarmode dieser Epoche bietet fesselnde Anregungen für jeden, der seinen Look mit einem Hauch von Geschichte verfeinern möchte.
Ich erinnere mich noch genau an einen Job für eine Freilichtbühne. Die Hauptdarstellerin brauchte eine echt aufwendige Hochsteckfrisur, so ein richtiges Prachtstück im Stil des späten Mittelalters. Der Haken? Sie musste damit rennen, eine Kampfszene spielen und am Ende sogar im Regen stehen. Die Frisur durfte natürlich nicht mal zucken. Viele denken bei solchen Styles ja an verträumte Fotoshootings, aber in der Praxis – ob am Filmset oder in meiner Werkstatt – habe ich gelernt: Diese Frisuren mussten vor allem eines sein: bombenfest und zweckmäßig.
Inhaltsverzeichnis
- Die Grundlagen: Warum eine Frisur hält oder eben nicht
- Das richtige Werkzeug: Was du wirklich brauchst
- Die Sprache der Haare: Mehr als nur Frisur
- Anleitungen aus der Werkstatt: Vom einfachen Kranz zur Krone
- Typische Fehler und wie du sie vermeidest
- Ein ernstes Wort zum Schluss: Sicherheit und Pflege
- Bildergalerie
Es geht also nicht darum, irgendwelche Bilder aus alten Büchern blind zu kopieren. Es geht darum, die Technik dahinter zu verstehen. Vergessen wir mal die wallenden, offenen Haare der Hollywood-Prinzessinnen. Ich zeig dir, wie diese Frisuren wirklich aufgebaut waren und wie du sie selbst stabil und authentisch nachmachen kannst.
Die Grundlagen: Warum eine Frisur hält oder eben nicht
Bevor wir auch nur einen Zopf anfassen, müssen wir kurz über das Haar selbst sprechen. Ehrlich gesagt, das ist die Basis für alles. Ohne dieses Wissen stocherst du im Dunkeln. Das Haar ist unser Werkstoff, und wir müssen ihn verstehen.

Die kleine Physik des Flechtens
Jedes Haar hat eine Schuppenschicht, die man sich unter dem Mikroskop wie kleine Tannenzapfen vorstellen kann. Bei super gesundem, glattem Haar liegen diese Schuppen flach an. Sieht toll aus, ist zum Flechten aber ein kleiner Albtraum. Die Strähnen haben keinen „Griff“ und rutschen einfach wieder auseinander. Früher hielten Frisuren oft besser, weil das Haar seltener gewaschen wurde. Die natürlichen Öle und allein schon der Alltagsschmutz gaben dem Haar viel mehr Textur. Diesen Effekt können wir heute aber zum Glück nachahmen, ohne wochenlang auf die Haarwäsche zu verzichten.
Jede Flechtfrisur lebt von zwei Dingen: Spannung und Reibung. Wenn du beim Flechten die Strähnen immer schön gleichmäßig anziehst, verteilst du die Spannung über die ganze Frisur. Die Reibung entsteht, wenn die rauen Haaroberflächen aneinander reiben. Ein simpler Dreistrangzopf ist da nur der Anfang. Komplexere Muster, wie ein Vierer- oder Fünferzopf, erhöhen die Kontaktflächen und damit die Reibung. Das Ergebnis: Die Frisur wird viel stabiler.

Der entscheidende Unterschied: Bauernzopf vs. Holländischer Zopf
Viele kennen diese Zöpfe, aber nur wenige wissen, warum sie so unterschiedlich aussehen. Das ist aber keine Geschmackssache, sondern eine rein technische Entscheidung.
Beim klassischen Bauernzopf, den man auch Französischen Zopf nennt, legst du die äußeren Strähnen immer über die mittlere Strähne. Dadurch schmiegt sich der Zopf flach an den Kopf und verschmilzt quasi mit dem restlichen Haar. Er ist eher unauffällig und super praktisch für den Alltag.
Ganz anders beim Holländischen Zopf, auch als aufgesetzter Zopf bekannt. Hier legst du die äußeren Strähnen immer unter die mittlere Strähne. Dieser kleine Kniff drückt den Zopf nach oben, sodass er richtig auf dem Haar aufliegt. Er wirkt viel plastischer und präsenter. Diese Technik ist ideal für Kronenzöpfe, weil der Zopf dann klar sichtbar ist und eine perfekte Kante bildet, um später Haarschmuck oder Bänder zu befestigen.
Das richtige Werkzeug: Was du wirklich brauchst
Vergiss die unzähligen Plastik-Helferlein aus der Drogerie. Für authentische und haltbare Frisuren brauchst du nur wenige, aber gute Werkzeuge. Die Handwerker von damals hatten ja auch nicht mehr.

Historische Helfer und ihre modernen Pendants
- Kämme: Früher waren sie aus Holz, Horn oder Knochen, oft mit einer groben Seite zum Entwirren und einer feinen zum Glätten. Heute ist ein Stielkamm aus Kunststoff oder Carbon dein bester Freund. Mit dem Stiel ziehst du super saubere Scheitel, und das ist die halbe Miete.
- Haarnadeln: Damals gab es einfache Nadeln aus Knochen oder Bronze, um Zöpfe festzustecken. Unser modernes Geheimnis sind aber nicht die normalen Haarklammern (Bobby Pins), sondern U-förmige Haarnadeln. Sie halten Volumen, ohne es platt zu drücken. Kleiner Profi-Tipp: Du stichst die Nadel durch die zu befestigende Strähne, kippst sie dann um 180 Grad und schiebst sie flach an der Kopfhaut entlang ins Haar zurück. So verhakt sie sich und hält bombenfest.
- Bänder & Schnüre: Das war das Haargummi von damals. Die Zopfenden wurden mit Bändern aus Wolle oder Leinen umwickelt. Bunte Bänder wurden auch direkt mit eingeflochten, was nicht nur Farbe, sondern auch zusätzliches Volumen und Halt gab. Ein dünnes Wollband mitzuflechten ist übrigens ein super Trick bei feinem Haar!
- Textur-Produkte: Unser Ersatz für das „ungewaschene“ Haar. Ein gutes Trockenshampoo oder Texturspray ist Gold wert. Sprüh es vor dem Flechten ins trockene Haar und du spürst sofort, wie griffig es wird. Achte auf Produkte mit den Worten „Grip“, „Texture“ oder „Volume“ – die sind besser als solche, die nur „Frische“ versprechen.
Gut zu wissen: Was kostet die Grundausstattung? Du musst kein Vermögen ausgeben. Rechne mal mit etwa 15-25 Euro. Einen guten Stielkamm bekommst du für ca. 5 €, Haarklammern und kleine Gummis für ein paar Euro in jeder Drogerie (z. B. bei dm oder Rossmann). Ein gutes Texturspray liegt zwischen 5 € und 10 €. Authentische Leinen- oder Wollbänder findest du für wenig Geld auf Plattformen wie Etsy oder in speziellen Shops für Reenactment-Bedarf.

Die Sprache der Haare: Mehr als nur Frisur
Eine Frisur war früher nie nur Mode, sondern immer auch ein soziales Statement. Sie verriet den Stand, die Herkunft und vor allem den Familienstand einer Frau. Die Regeln waren oft erstaunlich streng.
Eine junge, unverheiratete Frau durfte ihr Haar oft offen oder in einfachen Zöpfen tragen. Ein Blumenkranz im Haar war ein klares Zeichen ihrer Jungfräulichkeit. Sobald eine Frau aber verheiratet war, musste das Haar „unter die Haube“. Offenes Haar war nun dem Ehemann vorbehalten. Die Frisuren wurden zu einer praktischen Basis für kunstvolle Hauben und Schleier. Dafür wurde das Haar eng am Kopf geflochten und hochgesteckt, damit die Kopfbedeckung perfekt saß. Witwen trugen wiederum oft sehr schlichte, dunkle Schleier.
Auch der Reichtum war sofort sichtbar. Eine adlige Dame konnte sich Seidenbänder, Goldfäden und Perlen leisten. Ihre Frisuren waren komplex und Statussymbole, wie man sie auf alten Gemälden und in Buchillustrationen sieht. Eine Bürgerin in einer wohlhabenden Stadt trug ihr Haar ebenfalls gepflegt, aber schlichter – saubere Zöpfe, eine Haube aus feinem Leinen. Eine Bäuerin auf dem Feld hatte dagegen nur ein Ziel: Das Haar musste aus dem Gesicht. Einfache, feste Zöpfe, oft zu einem Knoten im Nacken geschlungen und von einem Tuch geschützt, waren die Norm.

Anleitungen aus der Werkstatt: Vom einfachen Kranz zur Krone
So, jetzt geht’s an die Haare! Such dir einen ruhigen Platz mit einem guten Spiegel, leg deine Werkzeuge bereit und hab Geduld mit dir. Jeder Profi hat mal klein angefangen.
Schritt 0: Die Vorbereitung ist alles!
- Haar-Zustand: Beginne immer mit komplett trockenem Haar. Am besten ist Haar vom Vortag, frisch gewaschen ist es einfach zu rutschig.
- Textur schaffen: Sprühe eine leichte Schicht Trockenshampoo oder Texturspray auf die Längen und Ansätze. Gut durchkämmen. Das ist kein optionaler Schritt, es ist die Grundlage für den Halt!
- Sorgfältig kämmen: Entferne alle Knoten. Jeder verknotete Bereich wird dir beim Flechten garantiert Probleme machen.
Grundtechnik: Der seitliche Gretchenzopf
Ein absoluter Klassiker, einfach und für viele Gelegenheiten passend. Als Anfängerin solltest du dafür etwa 15-20 Minuten einplanen. Mit Übung schaffst du das locker in unter 10.
- Scheitel ziehen: Zieh mit dem Stielkamm einen exakten Mittelscheitel von der Stirn bis in den Nacken.
- Haare teilen: Teile die Haare in zwei exakt gleiche Hälften und klemme eine Seite weg.
- Zwei Zöpfe flechten: Beginne auf einer Seite direkt hinter dem Ohr und flechte einen einfachen, festen Dreistrangzopf bis ganz nach unten. Sichere das Ende mit einem kleinen Gummi. Wiederhole das auf der anderen Seite.
- Zöpfe hochlegen und feststecken: Nimm den rechten Zopf, leg ihn über den Kopf zur linken Seite und verstecke das Ende unter dem Ansatz des linken Zopfes. Befestige es dort mit deinen U-förmigen Haarnadeln. Dann nimmst du den linken Zopf, legst ihn über den ersten und steckst das Ende auf der rechten Seite fest.
- Kontrolle: Prüfe im Spiegel, ob alles symmetrisch ist und sich fest anfühlt. Lose Härchen mit kleinen Klammern verstecken. Fertig!

Für Fortgeschrittene: Der aufgesetzte Kronenzopf
Diese Frisur ist die Königsdisziplin und braucht Übung, aber das Ergebnis ist jeden müden Arm wert. Sie ist der Inbegriff der eleganten Adelsfrisur.
- Vorbereitung: Das Haar muss extrem griffig sein. Sei hier nicht zu sparsam mit dem Texturspray! Kämme alle Haare glatt nach hinten.
- Der Anfang: Beginne an einer Seite des Kopfes, etwa hinter dem Ohr. Nimm eine kleine Haarpartie und teile sie in drei Strähnen.
- Aufgesetzt flechten: Beginne einen Holländischen Zopf (Strähnen unter die Mitte legen). Nimm nach den ersten paar Flechtbewegungen von oben immer eine dünne, neue Strähne hinzu.
- Am Kopf entlang arbeiten: Flechte nun eng am Haaransatz entlang, über die Stirn zur anderen Seite. Halte die Spannung konstant und die Finger nah am Kopf.
- Die Kurve meistern: Im Nacken wird es knifflig. Kippe den Kopf leicht nach vorn, das hilft. Führe den Zopf sauber um den Kopf, bis du wieder am Anfang bist. Kleiner Tipp: Deine Arme werden müde, das ist normal! Mach Pausen. Flechte ein Stück, sichere es kurz mit einer Klemme und schüttle die Arme aus.
- Das Finale: Wenn alle Haare vom Kopf aufgenommen sind, flechte den Rest normal zu Ende. Leg diesen losen Zopf entlang der geflochtenen Krone und stecke ihn unsichtbar darunter fest. Mit U-Nadeln die ganze Krone zusätzlich sichern.

Typische Fehler und wie du sie vermeidest
Glaub mir, ich habe jeden dieser Fehler schon gemacht oder bei anderen korrigiert. Sie zu kennen, erspart dir eine Menge Frust.
Problem 1: „Hilfe, ich bekomme Kopfschmerzen!“
Ursache: Du hast zu fest an der Kopfhaut geflochten. Der Zug an den Haarwurzeln ist zu stark. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann auf Dauer sogar zu Haarausfall führen.
Lösung: Die Frisur muss fest sein, aber darf niemals wehtun. Wenn es ziept, mach sie auf und beginne von vorn mit etwas weniger Zug. Eine gut gemachte Frisur spürt man kaum.
Problem 2: „Meine Haare sind zu fein / stufig / lockig!“
Ursache: Das ist keine Ausrede, nur eine andere Herausforderung!
Lösung für feines Haar: Die Vorbereitung mit Texturspray ist hier alles! Ein weiterer Trick: Flechte einen dünnen Woll- oder Leinenfaden als vierte Strähne mit ein. Die Wolle erzeugt Reibung und gibt enormen Halt.
Lösung für Stufenschnitte: Ein häufiges Problem, die kurzen Haare pieksen überall raus. Mein Tipp: Befeuchte die Strähnen vor dem Flechten ganz leicht mit Wasser oder etwas Haar-Gel. Das „verklebt“ die kurzen Haare und sie bleiben im Zopf.

Lösung für Locken: Super! Du hast von Natur aus schon mehr Griff. Kämme deine Locken nicht komplett aus. Entwirre sie nur vorsichtig mit den Fingern oder einem grobzinkigen Kamm, um die wunderbare Textur zu erhalten.
Problem 3: „Mein Kronenzopf hat Dellen und ist krumm.“
Ursache: Du hast ungleichmäßige Strähnen abgeteilt oder die Linie nicht sauber am Kopf entlanggeführt.
Lösung: Übung, Übung, Übung. Achte darauf, dass die neuen Strähnen immer gleich dick sind. Kontrolliere deine Linie immer wieder im Spiegel. Am Anfang hilft es auch total, wenn eine Freundin schaut, ob der Zopf gerade verläuft.
Ach ja, und ein kleiner Trick: Viele der extrem voluminösen Frisuren, die man auf Porträts sieht, wurden mit zusätzlichen Haarteilen gemacht. Schummeln ist also historisch korrekt! Du kannst eine fertige Zopf-Tresse (online für ca. 20-40€) ganz einfach mit in deine Frisur einflechten, um sofort mehr Fülle zu zaubern.
Ein ernstes Wort zum Schluss: Sicherheit und Pflege
Bei aller Freude am Handwerk, sei vorsichtig. Haarnadeln können die Kopfhaut verletzen. Stecke U-Nadeln niemals senkrecht in den Kopf, sondern immer flach an der Kopfhaut entlang. Und wenn du eine Frisur bei jemand anderem machst: Frag immer nach, ob etwas drückt oder sticht!

Trage extrem feste Frisuren auch nicht tagelang. Deine Haarwurzeln brauchen eine Pause. Löse die Frisur am Abend vorsichtig auf und gönn deinem Haar danach eine pflegende Kur.
Und sei ehrlich zu dir: Für einen Mittelaltermarkt oder ein Kostümfest kannst du wunderbar experimentieren. Geht es aber um deine Hochzeit oder einen wichtigen Auftritt, lohnt sich die Investition in einen Profi, der sich mit historischen Stilen auskennt. Das garantiert nicht nur eine perfekte Optik, sondern auch Tragekomfort.
So, und jetzt du! Bevor du dich an die großen Projekte wagst, hier eine kleine Mission für heute: Flechte nur einen einzigen, kurzen holländischen Zopf an der Seite deines Kopfes. Nur fünf, sechs Flechtbewegungen. Es geht nur darum, das Gefühl für das ‚Unterlegen‘ der Strähnen in die Finger zu bekommen. Das ist ein super einfacher Start! Viel Spaß beim Ausprobieren!
Bildergalerie




Meine Zöpfe halten nie, was ist der Trick?
Das Geheimnis liegt oft schon vor dem ersten Flechten. Das Haar braucht „Griff“. Der beste Freund für historische Frisuren ist Haar am zweiten oder dritten Tag nach der Wäsche. Wenn es frisch gewaschen sein muss, schaffen Texturprodukte Abhilfe. Ein Trockenshampoo am Ansatz oder ein Salzwasserspray in den Längen machen die Haaroberfläche rauer und griffiger. Strähnen rutschen so viel weniger leicht aus dem Geflecht.




Der ultimative Halt: Ein Hauch Haarspray am Ende ist gut, aber der wahre Trick für ein professionelles Finish liegt in der Vorbereitung. Ein Volumen- oder Texturpuder, wie das OSiS+ Dust It von Schwarzkopf Professional, direkt am Ansatz eingearbeitet, gibt dem Haar eine unglaubliche Standfestigkeit und macht selbst feines Haar bereit für opulente Zopfkronen.




- Für matten „Grip“: Got2b „Powder’ful“ Volumen Puder. Perfekt für den authentischen, leicht unfertigen Look.
- Für leichten Glanz & Kontrolle: Ein winziger Tropfen Arganöl, in den Händen verrieben und sanft über die fertige Frisur gestrichen, bändigt abstehende Härchen ohne zu beschweren.
- Für stundenlangen Halt: Das klassische L’Oréal Elnett Haarspray. Es fixiert stark, lässt sich aber am Abend überraschend leicht wieder ausbürsten.




Entgegen dem romantisierten Bild waren die langen, offenen Haare im Mittelalter oft unverheirateten, jungen Frauen vorbehalten. Eine verheiratete Frau von Stand hätte ihr Haar in der Öffentlichkeit fast immer hochgesteckt und oft unter einer Haube oder einem Schleier verborgen.




Holländischer Zopf (aufgesetzt): Hier werden die äußeren Strähnen unter die mittlere gelegt. Dadurch liegt der Zopf prominent auf dem Haar auf und wirkt plastischer – ideal für sichtbare Kronenzöpfe.
Französischer Zopf (integriert): Die äußeren Strähnen werden klassisch über die mittlere gelegt. Der Zopf fügt sich flacher in die Frisur ein und eignet sich perfekt als stabile, aber unauffällige Basis.




Viele der aufwendigsten historischen Frisuren wären ohne ein kleines, unscheinbares Hilfsmittel undenkbar: das Haarnetz. Vergessen Sie die grobmaschigen Varianten aus der Drogerie. Feine, fast unsichtbare Haarnetze in der passenden Haarfarbe sind die Geheimwaffe, um Hochsteckfrisuren über Stunden in Form zu halten, abstehende Härchen zu bändigen und die gesamte Struktur zu sichern, ohne sichtbar zu sein.




- Sichert selbst komplexe Hochsteckfrisuren.
- Verursacht keinen Druck oder Kopfschmerzen.
- Lässt sich flexibel biegen und anpassen.
Das Werkzeug der Profis? Nicht die klassische Haarklemme (Bobby Pin), sondern U-förmige Haarnadeln. Sie werden in die Frisur „geschoben“ und dann gekippt, um Teile der Frisur am Kopf zu verankern, was für einen viel sichereren und komfortableren Halt sorgt.




Die Basis jeder stabilen Hochsteckfrisur ist ein solider Anker. Bevor Sie mit dem kunstvollen Teil beginnen, schaffen Sie eine feste Grundlage. Das können zwei kleine, eng am Kopf geflochtene Zöpfe sein, an denen später andere Elemente festgesteckt werden, oder ein sehr fester, kleiner Pferdeschwanz im Nacken oder am Oberkopf. An diesem Fundament wird die restliche Frisur aufgebaut – das ist der Unterschied zwischen einer Frisur, die eine Stunde hält, und einer, die einen ganzen Tag übersteht.




„Für die Serie ‚Vikings‘ haben wir oft eine leichte Pomade oder ein Haarwachs verwendet, um den Zöpfen diesen fast ledrigen, wettergegerbten Look zu geben. Das sorgt nicht nur für Authentizität, sondern hält die Frisur auch bei Actionszenen im Regen bombenfest.“ – Tom McInerney, leitender Haarstylist
Dieser Profi-Tipp zeigt: Ein Produkt, das die Haare leicht „zusammenklebt“, kann für bestimmte historische Looks genau das Richtige sein, um die gewünschte Textur und Haltbarkeit zu erzielen.




Wie schlafe ich mit einer aufwendigen Frisur, damit sie am nächsten Tag noch gut aussieht?
Wenn eine Frisur für ein zweitägiges Festival oder Event halten soll, ist die Nacht die größte Herausforderung. Die Lösung ist, die Reibung zu minimieren. Ein Seiden- oder Satinkissenbezug ist die erste Wahl. Alternativ schützt ein „Hair Buff“ oder eine seidene Schlafhaube die Frisur vor dem Zerzausen. Am nächsten Morgen müssen meist nur ein paar abstehende Härchen mit etwas Wachs oder Haarspray nachgebessert werden.




Fühlen Sie sich von opulenten Frisuren eingeschüchtert? Fangen Sie klein an! Ein einfacher Fischgrätenzopf sieht bereits viel komplexer aus, als er ist, und lehrt Sie das Grundprinzip der gleichmäßigen Spannung. Eine weitere gute Übung ist ein „Seilzopf“ (Rope Braid), bei dem nur zwei Strähnen in die gleiche Richtung gedreht und dann entgegengesetzt umeinander gewickelt werden. Das Ergebnis ist elegant, stabil und in wenigen Minuten erreicht.




Haarpolster („Rats“): Diese Donut-ähnlichen Kissen aus synthetischem Haar geben einer Hochsteckfrisur Fülle und Form, ohne das Gewicht von Echthaar. Perfekt für die runden Formen der 1940er oder die voluminösen Frisuren des 18. Jahrhunderts.
Krepp-Haar (Wolle): Einzelne Stränge aus gekreppter Wolle können eingeflochten werden, um Zöpfen mehr Volumen und eine andere Textur zu verleihen. Sie sind ideal, um farbige Akzente zu setzen oder dünne Zöpfe dicker erscheinen zu lassen.




- Ein Stielkamm zum sauberen Abteilen von Partien.
- U-förmige Haarnadeln in verschiedenen Größen.
- Kleine, durchsichtige Haargummis (z.B. von Invisibobble), um Zopfenden unsichtbar zu fixieren.
- Eine Bürste mit Naturborsten, um das Haar vor dem Flechten zu glätten und Frizz zu reduzieren.




Inspiration muss nicht immer streng historisch sein. Die aufwendigen Frisuren von Charakteren wie Daenerys Targaryen in „Game of Thrones“ oder Lagertha in „Vikings“ sind moderne Fantasie-Interpretationen. Sie mischen verschiedene Flechttechniken und schaffen kraftvolle, neue Looks. Nehmen Sie sich diese als Anregung für die Form und den Ausdruck, ohne sich um 100%ige historische Korrektheit zu sorgen.




Archäologische Funde aus der Wikingerzeit belegen die Nutzung von kunstvoll verzierten Kämmen, Haarnadeln und sogar Ohrlöffeln aus Knochen und Geweih.
Das zeigt, dass Haarpflege und Styling schon vor über 1000 Jahren ein wichtiger Teil der persönlichen Erscheinung waren. Wer seinem historischen Styling eine zusätzliche Ebene der Authentizität verleihen will, kann nach Repliken solcher Werkzeuge aus Holz oder Knochen suchen. Sie liegen oft erstaunlich gut in der Hand.




Eine Frisur ist mehr als nur Haar. Eine aufwendige Hochsteckfrisur oder eine stramme Zopfkrone verändert die Haltung. Sie zwingt fast schon zu einem geraderen Rücken und einem erhobenen Kopf. Dieses Gefühl von Eleganz und Stärke ist ein oft übersehener, aber wesentlicher Teil des Erlebnisses, einen historischen Look zu tragen. Es ist eine physische Verbindung zu einer anderen Zeit.




Der häufigste Fehler: Ungleichmäßige Spannung. Wenn Sie beim Flechten mal fest und mal locker ziehen, wird die Frisur instabil und sieht unordentlich aus. Konzentrieren Sie sich darauf, jede Strähne, die Sie hinzufügen oder kreuzen, mit dem exakt gleichen, sanften Zug zu behandeln. Das ist wichtiger als rohe Kraft und das wahre Geheimnis eines makellosen, haltbaren Zopfes.




Integrieren Sie Bänder oder feine Lederschnüre in Ihr Geflecht. Beginnen Sie, indem Sie das Band am Ansatz einer der drei (oder mehr) Hauptsträhnen befestigen. Flechten Sie es dann einfach als Teil dieser Strähne mit. Das verleiht nicht nur Farbe und Textur, sondern erhöht auch die Reibung und Stabilität des Zopfes. Im Mittelalter war dies eine beliebte Methode, um die Frisur an die Farbe der Kleidung anzupassen.




Sind diese Frisuren nicht nur für extrem langes Haar geeignet?
Überraschenderweise nicht! Viele historische Hochsteckfrisuren, besonders aus der Renaissance, arbeiteten mit Haarteilen und Polstern. Schulterlanges Haar reicht oft völlig aus, um eine solide Basis zu schaffen, an der dann zusätzliche Zöpfe oder Füllelemente befestigt werden. Der Trick liegt darin, das eigene Haar zu nutzen, um die Übergänge und Befestigungspunkte geschickt zu kaschieren.




- Der Zopf wirkt sofort doppelt so voluminös.
- Die Frisur erhält eine weichere, romantischere Textur.
- Ideal, um feines Haar dicker erscheinen zu lassen.
Die Technik? Das „Pancaking“. Nachdem der Zopf mit einem Gummi gesichert ist, ziehen Sie vorsichtig an den äußeren Schlaufen jedes Zopfabschnitts. Beginnen Sie unten und arbeiten Sie sich nach oben, um den Zopf „aufzulockern“ und ihm mehr Breite zu geben.




Bevor Sie Nadeln oder Klammern setzen, sprühen Sie diese leicht mit starkem Haarspray oder Trockenshampoo ein. Lassen Sie sie kurz antrocknen. Diese leicht klebrige Oberfläche gibt den Nadeln im Haar einen viel besseren Halt und verhindert, dass sie im Laufe des Tages herausrutschen – ein einfacher Trick mit großer Wirkung, besonders bei glattem Haar.




Eine Analyse von Porträts aus der Tudor-Ära (ca. 1485–1603) zeigt, dass der „Tudor-Bogen“, eine herzförmige Haarlinie, oft durch Auszupfen oder Rasieren der Stirnhaare erreicht wurde, um eine höhere, gewölbte Stirn zu schaffen, die als Schönheitsideal galt.
Das ist ein extremes Beispiel, aber es zeigt: Historische Schönheit war oft das Ergebnis von viel Aufwand und nicht immer „natürlich“. Unsere modernen Werkzeuge machen die Anpassung eines Looks zum Glück viel einfacher und weniger schmerzhaft.




Eine komplexe Frisur zu lösen, kann eine Geduldsprobe sein. Gehen Sie rückwärts vor: Entfernen Sie zuerst alle Nadeln und Accessoires. Öffnen Sie dann die Zöpfe vorsichtig von unten nach oben, ohne zu reißen. Wenn Haarspray im Spiel war, sprühen Sie eine leichte Schicht Leave-in-Conditioner auf, um das Haar geschmeidiger zu machen. Kämmen Sie erst mit einem grobzinkigen Kamm, wenn alle großen Knoten gelöst sind, um Haarbruch zu vermeiden.




Für runde Gesichter: Setzen Sie auf Höhe am Oberkopf. Eine hoch angesetzte Zopfkrone oder ein aufgetürmtes Geflecht streckt das Gesicht optisch.
Für längliche Gesichter: Schaffen Sie Volumen an den Seiten. Weiche, tief im Nacken sitzende Knoten oder Zöpfe, die über die Ohren geführt werden, gleichen die Proportionen aus.
Für eckige Gesichter: Weiche Linien sind der Schlüssel. Lockere Strähnen, die das Gesicht umspielen, oder asymmetrische Frisuren brechen die harten Konturen auf.


Verleihen Sie Ihrer Frisur eine authentische Note mit den richtigen Accessoires. Statt Plastik oder Strass eignen sich Materialien, die auch historisch verfügbar waren. Denken Sie an schlichte Bronzenadeln, gedrehte Lederschnüre, kleine Holzperlen oder sogar nachgebildete römische Haarnadeln aus Knochen. Diese kleinen Details machen den Unterschied zwischen einer einfachen Flechtfrisur und einem glaubwürdigen historischen Look.



