Seife selber machen: Dein ehrlicher Guide für den perfekten Start
Seifen, die wie Leckereien aussehen? Entdecken Sie die verführerische Welt der handgemachten Seifen und machen Sie Ihren Alltag zum Genuss!
In einer Welt, in der alltägliche Produkte oft mehr schaden als nützen, stellen sich die handgemachten Seifen als kleine Kunstwerke vor, die ein Geheimnis in sich tragen. Wie wäre es, wenn Ihr Badezimmer plötzlich zum Ort der Verführung wird, wo die Sinne tanzen und der Körper in natürliche Aromen gehüllt wird? Diese Seifen sind nicht nur ein Genuss für die Augen, sondern auch ein Bekenntnis zur Gesundheit – ein Aufruf, das Gewöhnliche hinter sich zu lassen und das Besondere zu umarmen.
Stell dir vor, du stehst in deiner Küche und es duftet nach Lavendel, Zirbenholz oder spritziger Zitrone. Das ist für mich oft Alltag, denn ich liebe es, Seifen von Hand herzustellen. Es ist ein unglaublich befriedigendes Handwerk, das zwar etwas Geduld und Genauigkeit erfordert, aber das Ergebnis ist einfach unbezahlbar. Warum der ganze Aufwand, fragst du? Ganz einfach: Am Ende weißt du zu 100 %, was auf deine Haut kommt.
Inhaltsverzeichnis
- Sicherheit ZUERST: Dein Schutz ist nicht verhandelbar
- Das richtige Werkzeug: Was du wirklich brauchst
- Ein bisschen Chemie: Was da eigentlich passiert
- Die Seele der Seife: Deine Öle und Flüssigkeiten
- Das Kaltverfahren: Schritt für Schritt zu deiner ersten Seife
- Hilfe, was ist hier los? Typische Fehler und Lösungen
- Und was kostet der Spaß? Eine ehrliche Rechnung
- Dein erstes Projekt: Die Anfänger-Challenge
- Bildergalerie
Keine versteckten Chemie-Keulen, keine synthetischen Tenside. Nur reine Öle, Fette und Lauge, die in einem fast schon magischen Prozess zu einer milden, pflegenden Seife werden. Ehrlich gesagt, am Anfang habe ich auch so meine Fehler gemacht. Aber aus jedem Patzer lernt man, und genau dieses Wissen möchte ich heute mit dir teilen. Wir schauen uns nicht nur die Schritte an, sondern auch das „Warum“ dahinter. Und ja, wir reden Tacheles über Sicherheit – denn der Umgang mit Lauge ist kein Spielplatz.

Sicherheit ZUERST: Dein Schutz ist nicht verhandelbar
Bevor wir auch nur an duftende Öle denken, kommt das Allerwichtigste: Deine Sicherheit. Das ist keine nette Empfehlung, das ist eine eiserne Regel. Wir hantieren hier mit Natriumhydroxid (NaOH), auch als Ätznatron bekannt. Das Zeug entwickelt mit Wasser eine stark ätzende Lauge.
Glaub mir, ich hab am Anfang einmal kurz nicht aufgepasst und einen winzigen Spritzer auf den Handrücken bekommen. Diese kleine, brennende Stelle war eine Lektion, die ich nie wieder vergessen habe. Also, keine Kompromisse!
Deine persönliche Schutzausrüstung (PSA) – immer und ausnahmslos:
- Dichtschließende Schutzbrille: Eine normale Lesebrille reicht nicht! Spritzer können von der Seite kommen. Investiere die 5-10 € in eine richtige Schutzbrille aus dem Baumarkt, deine Augen danken es dir.
- Chemikalienfeste Handschuhe: Lange Gummi- oder Nitrilhandschuhe sind perfekt. Dünne Einmalhandschuhe können schnell reißen.
- Lange Kleidung: Ein altes langärmeliges Shirt, eine lange Hose und am besten noch eine Schürze drüber.
- Festes Schuhwerk: Nur für den Fall, dass mal was runterfällt.
Dein Arbeitsplatz sollte eine störungsfreie Zone sein. Das heißt: Fenster auf oder Dunstabzug an, damit die Laugen-Dämpfe abziehen können. Kinder und Haustiere haben hier absolut nichts zu suchen, und das Handy wird am besten auf lautlos gestellt. Eine stabile, aufgeräumte Arbeitsfläche, die du mit alten Zeitungen abdeckst, ist ideal. Und, ganz wichtig: Stell alles bereit, bevor du anfängst. Diese „Mise en Place“, wie die Profis sagen, verhindert Hektik und Fehler.

Das richtige Werkzeug: Was du wirklich brauchst
Du musst nicht gleich ein Vermögen ausgeben, aber die richtigen Materialien sind entscheidend. Lauge reagiert nämlich aggressiv mit Metallen wie Aluminium oder Zinn, was nicht nur dein Werkzeug ruiniert, sondern auch giftige Gase freisetzen kann.
- Digitale Feinwaage: Dein wichtigstes Tool! Sie muss aufs Gramm genau wiegen. Gute Modelle gibt’s schon für 15-25 € online oder im Elektronikmarkt. Seifensieden ist Chemie, kein Kochen nach Gefühl.
- Edelstahltöpfe: Mindestens einen großen für die Öle. Ein zweiter ist praktisch für ein Wasserbad. Niemals, wirklich NIEMALS, Aluminium verwenden.
- Hitzebeständiger Laugenbehälter: Ein altes, stabiles Gefäß aus Polypropylen (PP, erkennbar am Recycling-Code 5) ist super. Ein hitzebeständiges Becherglas tut’s auch.
- Stabmixer (Pürierstab): Am besten komplett aus Edelstahl. Er ist dein bester Freund und verkürzt das Rühren von Stunden auf wenige Minuten.
- Silikon-Teigschaber: Damit kratzt du auch den letzten Rest Seifenleim aus dem Topf.
- Seifenform: Eine Kastenform aus Silikon (ca. 10-15 €) ist für den Anfang perfekt. Ein stabiler, mit Backpapier ausgelegter Schuhkarton geht aber zur Not auch.
- Natriumhydroxid (NaOH): Achte auf 100 % Reinheit. Das bekommst du am einfachsten in Online-Shops für Seifenherstellung oder Kosmetikrohstoffe. Manchmal kann man es auch in der Apotheke vorbestellen, das dauert aber oft. Ein Kilo kostet etwa 5-10 € und reicht ewig.

Ein bisschen Chemie: Was da eigentlich passiert
Keine Sorge, du brauchst keinen Doktortitel. Das Grundprinzip ist die Verseifung. Dabei spaltet die Lauge die Fette und Öle auf und puzzelt sie neu zusammen. Heraus kommen Seife und natürliches Glycerin – ein super Feuchtigkeitsspender, der in Industriefseifen oft entzogen wird. Bei uns bleibt er drin und macht die Seife so pflegend!
Jetzt kommen zwei wichtige Begriffe: Der SAP-Wert und die Überfettung.
Jedes Öl braucht eine exakte Menge NaOH zur Verseifung. Zum Glück müssen wir das nicht selbst rechnen. Dafür gibt es geniale Online-Seifenrechner. Mein Tipp: Google mal nach „SoapCalc“ (sehr detailliert, auf Englisch) oder deutschsprachigen Alternativen wie „Seifenrechner.net“. Die sind Gold wert!
Und dann die Überfettung: Wir nehmen absichtlich ein bisschen weniger Lauge, als rechnerisch nötig wäre. So bleibt ein kleiner Rest der guten Öle (meist 5-10 %) unverseift in der Seife zurück. Das macht sie milder, pflegender und stellt sicher, dass keine freie Lauge übrigbleibt. Für eine normale Körperseife sind 8 % Überfettung ein super Startwert.

Die Seele der Seife: Deine Öle und Flüssigkeiten
Die Öle entscheiden über alles: Härte, Schaum, Pflege. Eine gute Mischung ist das A und O.
- Olivenöl (ca. 40-60 %): Der Klassiker. Macht die Seife unglaublich mild. Eine reine Olivenölseife braucht aber ewig (6+ Monate) zum Reifen, sonst „schleimt“ sie.
- Kokosöl (ca. 20-30 %): Sorgt für Härte und tollen Schaum. Aber Achtung: Über 30 % kann die Haut austrocknen.
- Rapsöl (ca. 10-20 %): Ein günstiges Basisöl, das für cremigen Schaum sorgt.
- Sheabutter oder Kakaobutter (ca. 5-15 %): Das ist der Luxus! Sie machen die Seife hart und extra pflegend.
Als Flüssigkeit nimmst du am besten destilliertes Wasser. Leitungswasser enthält Mineralien, die die Seife stumpf machen können. Kleiner Tipp: Demineralisiertes Wasser für Bügeleisen aus dem Baumarkt oder Supermarkt geht genauso gut und ist oft leichter zu finden.
Das Kaltverfahren: Schritt für Schritt zu deiner ersten Seife
Los geht’s! Wir machen eine einfache, aber tolle Seife. Nimm dir Zeit, arbeite genau und bleib ruhig. Das hier ist ein bewährtes Anfängerrezept für ca. 1 kg Seife.

Die Ölmischung:
- 400 g Olivenöl
- 300 g Kokosöl
- 200 g Rapsöl
- 100 g Sheabutter
Diese Werte gibst du in den Seifenrechner, wählst 8 % Überfettung und lässt ihn die Arbeit machen.
Ergebnis aus dem Rechner (bitte IMMER selbst nachprüfen!):
- 136 g Natriumhydroxid (NaOH)
- 330 g destilliertes Wasser
Und so wird’s gemacht:
- Vorbereiten: Schutzausrüstung an! Arbeitsfläche abdecken, Form bereitstellen. Wiege alle Öle grammgenau im Edelstahltopf ab. Das Wasser kommt in den Laugenbehälter, das NaOH in ein separates, trockenes Schälchen.
- Lauge anrühren: Geh ans offene Fenster. IMMER das NaOH-Granulat langsam ins Wasser schütten, NIEMALS umgekehrt! Rühren, bis alles klar ist. Der Behälter wird extrem heiß (bis 90 °C) und es dampft. Dämpfe nicht einatmen! Stell die Lauge an einen sicheren Ort zum Abkühlen.
- Fette schmelzen: Erwärme den Öltopf langsam, bis Kokosöl und Sheabutter geschmolzen sind. Dann vom Herd nehmen.
- Temperaturen angleichen: Jetzt müssen Lauge und Fette abkühlen, idealerweise auf eine ähnliche Temperatur zwischen 35 und 45 °C. Zwei digitale Thermometer sind hier super praktisch.
- Die Hochzeit: Gieß die abgekühlte Lauge vorsichtig zu den Ölen in den Topf. Einmal kurz mit dem ausgeschalteten Stabmixer umrühren.
- Der „Trace“ (Andicken): Jetzt kommt der Pürierstab zum Einsatz. Mixe in kurzen Stößen (5-10 Sekunden) und rühre dazwischen immer wieder. Du merkst, wie der Stabmixer plötzlich mehr Widerstand hat und das Geräusch dumpfer wird. Die Masse sieht nicht mehr ölig-glänzend aus, sondern matt und cremig wie Vanillepudding. Wenn du den Mixer anhebst und die Tropfen kurz auf der Oberfläche liegen bleiben, hast du den perfekten „Trace“ erreicht.
- Zusätze rein: Jetzt ist der Moment für Düfte oder Farben. Als Faustregel für einen schönen Duft kannst du mit 2-3 % der Gesamtfettmenge rechnen. Bei unserem 1-kg-Rezept wären das also 20-30 g ätherisches Öl. Lavendel oder Zirbe sind tolle, unkomplizierte Anfängerdüfte. Schnell, aber gründlich unterrühren.
- Ab in die Form: Gieß den Seifenleim in die Form. Klopf sie ein paar Mal auf die Arbeitsfläche, um Luftblasen loszuwerden.
- Die Gelphase: Decke die Form mit Folie ab und pack sie in ein altes Handtuch. So hält sie die Reaktionswärme und durchläuft die „Gelphase“ (wird glasig und heiß). Das ist ein gutes Zeichen! Lass sie 24-48 Stunden an einem warmen, ruhigen Ort stehen.
- Schneiden & Reifen: Nach 1-2 Tagen ist die Seife fest genug. Trage Handschuhe, nimm sie aus der Form und schneide sie in Stücke. Und jetzt kommt der wichtigste Teil: Die Seifen müssen an einem kühlen, luftigen Ort für mindestens 4 bis 6 Wochen reifen. In dieser Zeit werden sie härter, milder und viel besser. Geduld zahlt sich aus!

Hilfe, was ist hier los? Typische Fehler und Lösungen
Nicht jede Seife wird sofort perfekt. Das ist normal! Wichtig ist, zu verstehen, woran es lag.
- Problem: Die Seife wird nicht fest.
Oft ein Messfehler (zu wenig Lauge) oder zu kurz gemixt. Setzt sich deutlich Öl ab, ist sie leider nicht zu retten und muss sicher entsorgt werden (sie enthält noch aktive Lauge!). - Problem: Weiße Schicht oben drauf (Sodaasche).
Ein rein kosmetisches Problem, völlig harmlos. Kann man mit einem feuchten Tuch abwischen oder vorsichtig mit einem Sparschäler abhobeln. - Problem: Die Seife hat krümelige Nester.
Achtung, Gefahr! Das sind Laugennester. Die Seife ist ätzend und muss entsorgt werden. Handschuhe an, zerkleinern, in viel heißem Wasser auflösen und stark verdünnt in den Abfluss. - Ein fieser Anfängerfehler: Der „falsche Trace“.
Manchmal wird der Brei nur dick, weil die Fette zu kalt werden, nicht weil die Verseifung startet. Wenn du dann aufhörst zu rühren, trennt sich das Öl wieder. Die Lösung: Den Topf ganz vorsichtig wieder leicht erwärmen und weitermixen, bis der echte, stabile Pudding-Trace kommt!

Und was kostet der Spaß? Eine ehrliche Rechnung
Kann man für 50 Euro Seife machen? Aber ja! Die Rohstoffe für mehrere Kilo Seife liegen oft in dem Bereich, dazu kommt die Erstanschaffung der Ausrüstung. Aber warum kostet ein Stück handgemachte Seife auf dem Markt dann 8-10 Euro?
Ganz einfach: Ein Profi muss seine Arbeitszeit, sein Wissen, die Werkstattmiete und Versicherungen einrechnen. Außerdem muss jede Seife, die verkauft wird, eine teure Sicherheitsbewertung durchlaufen und nach strengen kosmetischen Vorschriften deklariert werden. Das garantiert deine Sicherheit als Käufer, kostet den Hersteller aber eine Stange Geld.
Für den Eigenbedarf ist es ein wunderbares und günstiges Hobby. Verkaufen ist eine ganz andere Liga.
Dein erstes Projekt: Die Anfänger-Challenge
Seife sieden entschleunigt und belohnt dich mit einem wundervollen, nützlichen Produkt. Es lehrt dich Konzentration und Respekt vor den Materialien. Dein erster Auftrag, wenn du dich traust: Mach genau dieses Rezept nach. Ganz pur, ohne Farben, ohne Duft. Meistere die Grundlagen.

Und dann? Dann wasch dir die Hände mit deiner eigenen, selbstgemachten Seife. Es gibt kaum ein besseres Gefühl. Versprochen.
Bildergalerie



Was genau bedeutet eigentlich „Überfettung“?
Das ist das Geheimnis hinter besonders pflegender, handgemachter Seife. „Überfetten“ bedeutet, dass du bewusst einen Überschuss an Ölen in deinem Rezept einplanst – typischerweise zwischen 5 % und 10 %. Das hat zwei entscheidende Vorteile: Erstens stellt es sicher, dass die gesamte Lauge aufgebraucht wird und nichts davon in der fertigen Seife zurückbleibt. Zweitens verbleiben diese unverseiften, freien Öle und Fette im Endprodukt und pflegen deine Haut bei jeder Wäsche. Das ist der Luxus, den du bei Industrieseife selten findest.


Kokosöl: Der Schaum-Superstar. Es sorgt für eine harte, reinigungsstarke Seife mit üppigen, großen Blasen. Ein Anteil von 20-30 % ist meist ideal.
Olivenöl: Die sanfte Seele der Seife. Es liefert milde, fast cremige Pflege. Eine reine Olivenölseife (Kastilienseife) ist unglaublich sanft, braucht aber eine sehr lange Reifezeit von bis zu einem Jahr.
Die Kombination macht’s: Ein Mix aus beiden vereint Härte, Schaum und Pflege perfekt.


Die ältesten bekannten Seifenrezepte stammen aus dem antiken Babylonien um 2800 v. Chr. Sie wurden auf Tontafeln graviert und beschrieben die Herstellung einer seifenähnlichen Substanz aus Fetten und Asche.


- Sorgt für ein seidig-weiches Gleiten auf der Haut.
- Verleiht dem Schaum eine luxuriöse, fast cremige Textur.
- Gibt deiner Seife einen Hauch von Eleganz.
Das Geheimnis? Ein Teelöffel Tussah-Seidenfasern (oft als „Seidenpulver“ verkauft), den du in der angerührten Lauge auflöst. Die Aminosäuren der Seide machen den kleinen, aber feinen Unterschied.



Ein unverzichtbarer Helfer: der Seifenrechner. Verlasse dich niemals auf dein Augenmaß oder pauschale Angaben. Jedes Öl und Fett hat einen individuellen Verseifungswert. Kostenlose Online-Tools wie Soapcalc oder die Rechner von deutschen Anbietern wie naturseife-und-kosmetik.de sind unerlässlich. Sie berechnen auf das Gramm genau, wie viel Natriumhydroxid du für deine spezifische Ölmischung und deine gewünschte Überfettung benötigst. Das ist der Schlüssel zu sicherer und gelungener Seife.


Die „Reifezeit“ von 4-6 Wochen ist mehr als nur Trocknen. In dieser Phase passiert die eigentliche Magie:
- Der pH-Wert der Seife sinkt von einem sehr hohen Wert auf ein hautfreundliches Niveau (typischerweise 9-10).
- Das restliche Wasser verdunstet langsam, was die Seife härter und langlebiger macht.
- Die Kristallstruktur der Seife bildet sich vollständig aus, was zu einem milderen und stabileren Stück führt.


Handgemachte Seife behält ihr natürliches Glyzerin, einen wertvollen Feuchtigkeitsspender.
Bei der industriellen Seifenherstellung wird das Glyzerin oft als wertvolles Nebenprodukt extrahiert und separat an die Kosmetikindustrie verkauft. Beim Sieden zu Hause verbleibt es komplett in deiner Seife. Genau dieses Glyzerin ist es, das deine Haut nach dem Waschen so weich und gepflegt anfühlen lässt – ein Unterschied, den man sofort spürt.


Hilfe, meine Seife hat eine weiße, staubige Schicht! Was ist das?
Keine Sorge, das ist höchstwahrscheinlich „Sodaasche“ (Natriumcarbonat). Sie entsteht, wenn unverseifte Lauge an der Oberfläche der frischen Seife mit Kohlendioxid aus der Luft reagiert. Das ist ein rein kosmetisches Phänomen und völlig harmlos. Du kannst die Schicht einfach mit einem feuchten Tuch abwischen oder die Seifenstücke kurz über den Dampf eines Wasserkochers halten, um sie verschwinden zu lassen.


Wichtiger Punkt: Das „Andicken“ des Seifenleims. Wenn du Öle und Lauge mit dem Pürierstab mischst, erreichst du irgendwann einen Punkt, an dem die Masse die Konsistenz von dünnem Pudding annimmt. Wenn du den Stab anhebst und etwas Leim auf die Oberfläche tropfen lässt, bleibt eine sichtbare Spur zurück. Diesen Zustand nennt man „Trace“ oder „Puddingphase“. Jetzt ist der Leim emulgiert und bereit, in die Form gegossen zu werden. Dies ist der kritische Moment, um Düfte und Farben hinzuzufügen.



Färbe deine Seifen ganz natürlich. Anstatt synthetischer Farben kannst du auf die Kraft der Natur zurückgreifen:
- Grüne oder Rosa Tonerde: Für zarte, erdige Grün- und Rosatöne und eine sanft reinigende Wirkung.
- Aktivkohle: Sorgt für ein sattes Grau bis tiefes Schwarz und ist bekannt für ihre Detox-Eigenschaften.
- Kurkuma-Pulver: Verleiht ein leuchtendes, warmes Gelb-Orange.
- Spirulina-Algenpulver: Zaubert ein natürliches, tiefes Grün.


Kaltverfahren (CP – Cold Process): Die klassische Methode, bei der die Seife nach dem Gießen in der Form isoliert wird, um die Verseifung durch die eigene Reaktionswärme abzuschließen. Der Prozess dauert 4-6 Wochen. Ideal für filigrane Swirls und Designs.
Heißverfahren (HP – Hot Process): Hier wird die Seifenmasse aktiv erhitzt (z.B. im Schongarer), bis die Verseifung abgeschlossen ist. Die Seife ist theoretisch sofort nutzbar, profitiert aber von einer kurzen Trocknungszeit. Das Aussehen ist eher rustikal.


Dein Pürierstab ist das wichtigste Werkzeug nach der Schutzausrüstung. Ein einfaches Modell, z.B. von Braun oder Bosch, mit einem Edelstahl-Mixfuß ist perfekt. Er emulgiert Öle und Lauge in wenigen Minuten – ein Prozess, der von Hand Stunden dauern würde. Verwende diesen Pürierstab ausschließlich für die Seifenherstellung, um Kreuzkontaminationen mit Lebensmitteln zu vermeiden.


- Lavendel & Rosmarin: Ein klassischer, krautig-beruhigender Duft.
- Zitrone & Mohn: Frisch, spritzig und mit einem sanften Peeling-Effekt durch die Mohnsamen.
- Pfefferminze & Eukalyptus: Ein belebender Frische-Kick für die Morgendusche.
- Sandelholz & Patschuli: Eine warme, erdige und sinnliche Kombination.


Der pH-Wert einer gut gereiften, handgemachten Seife liegt typischerweise zwischen 9 und 10.
Das mag hoch klingen, aber dieser alkalische Wert ist notwendig, damit Seife ihre reinigende Wirkung entfalten kann. Für gesunde Haut ist dieser vorübergehende Kontakt kein Problem, da der natürliche Säureschutzmantel der Haut sich schnell wieder regeneriert. Seifen mit einem neutralen pH-Wert sind in der Regel keine echten Seifen, sondern synthetische Waschstücke (Syndets).


Ziegenmilchseife ist der Inbegriff von Luxus. Die Milchfette und -zucker sorgen für einen unglaublich cremigen, pflegenden Schaum. Der Trick bei der Herstellung: Die Ziegenmilch muss vor der Zugabe des NaOH gefroren sein (z.B. als Eiswürfel). So verhinderst du, dass die hohe Hitze der Lauge den Milchzucker verbrennt und die Seife orange und unangenehm riechend wird. Eine Technik für Fortgeschrittene, die sich absolut lohnt.



Wichtiger Punkt: Parfümöle vs. Ätherische Öle. Ätherische Öle sind rein natürlich, können sich aber in der Lauge manchmal unvorhersehbar verhalten oder schnell verfliegen. Hochwertige, phtalatfreie Parfümöle (PÖs) von Spezialanbietern wie Mansi oder Behawe sind stabiler und bieten eine riesige Palette an kreativen Düften – von „Frische Wäsche“ bis „Apfelkuchen“. Für den Anfang sind sie oft einfacher zu handhaben.


Ein Seifen-Tagebuch ist dein bester Freund auf dem Weg zum Profi. Notiere dir für jedes einzelne Rezept:
- Die exakten Grammangaben aller Öle, Fette und der Flüssigkeit.
- Die berechnete Laugenmenge und den gewählten Überfettungsgrad.
- Art und Menge der zugefügten Duft- und Farbstoffe.
- Eine kurze Notiz zum Prozess: Wie schnell hat der Leim angedickt? Gab es Verfärbungen? Wie ist das Ergebnis nach der Reifezeit?


Können die Reste und Abschnitte wiederverwendet werden?
Absolut! Wirf die unperfekten Endstücke oder kleinen Schnipsel vom Zuschneiden deines Seifenblocks nicht weg. Sammle sie und arbeite sie in deine nächste Seife ein. Besonders schön sieht es aus, wenn du bunte Reste in eine helle, unifarbene Seifenmasse einrührst. Das Ergebnis ist eine fröhliche „Konfetti-Seife“ und ein tolles Beispiel für Zero Waste im Seifen-Hobby.


- Die Mischung wird blitzschnell fest, noch bevor du sie gießen kannst.
- Die Seife wird nach dem Ausformen krümelig oder bröselig.
- Es bilden sich unschöne Öllachen auf der Oberfläche.
Das Problem? Oft liegt es am falschen Abwiegen. Eine präzise Digitalwaage mit einer Genauigkeit von 1g (besser 0,1g für kleine Mengen) ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Marken wie Soehnle oder günstige Feinwaagen aus dem Internet sind eine Investition, die sich sofort bezahlt macht.



Sheabutter: Gewonnen aus den Nüssen des Karitébaums, ist sie extrem reichhaltig und feuchtigkeitsspendend. Sie macht die Seife hart und verleiht ihr eine luxuriöse, cremige Pflege. Ideal für trockene oder reife Haut.
Kakaobutter: Riecht nicht nur herrlich dezent nach Schokolade, sondern sorgt auch für eine sehr harte, langlebige Seife mit stabilem Schaum. Ein Muss für alle, die ein richtig festes Stück Seife lieben.


Die Gelphase ist ein faszinierender Teil der Seifenherstellung im Kaltverfahren. Nachdem die Seife in die Form gegossen und isoliert (z.B. in eine Decke gewickelt) wurde, heizt sich die Masse durch die chemische Reaktion stark auf. Sie wird dunkel und transparent, fast wie Gel. Dieser Prozess sorgt für kräftigere Farben und eine schnellere Verseifung. Man kann ihn durch Kühlen (z.B. im Kühlschrank) auch unterbinden, was zu matteren Farben und einer pastelligeren Optik führt. Beides ist richtig – es ist eine reine Design-Entscheidung!


Aleppo-Seife, eine der ältesten und reinsten Seifen der Welt, wird seit über tausend Jahren in Syrien hergestellt. Ihre traditionelle Rezeptur besteht nur aus Olivenöl, Lorbeeröl, Wasser und Lauge.


Du musst nicht sofort teure Profi-Ausrüstung kaufen. Für den Anfang eignen sich viele Dinge, die du vielleicht schon hast oder günstig bekommst:
- Als Form: Eine leere, saubere Pringles-Dose ergibt perfekt runde Seifenstücke. Auch stabile Silikon-Muffinformen oder eine Kasten-Backform aus Silikon sind ideal.
- Als Rührgefäß: Ein hitzebeständiger Messbecher aus Polypropylen (PP, oft mit der Ziffer 5 im Recycling-Symbol) aus dem Baumarkt oder Haushaltswarenladen.
- Als Abdeckung: Ein Stück Pappe und eine alte Decke reichen völlig aus, um die Seife für die Gelphase zu isolieren.


Wichtiger Punkt: Der richtige Zeitpunkt zum Schneiden. Wenn du deine Seife in einem Block hergestellt hast, ist das Timing für das Schneiden entscheidend. In der Regel ist sie nach 24-48 Stunden fest genug, um sie aus der Form zu nehmen, aber noch weich genug, um sie sauber zu schneiden. Wartest du zu lange, wird sie zu hart und kann beim Schneiden splittern oder bröckeln. Fühle vorsichtig mit einem behandschuhten Finger: Wenn sie sich wie ein fester Block kalter Butter anfühlt, ist der Zeitpunkt perfekt.

Kann ich auch Leitungswasser verwenden?
Ja, in den meisten Regionen mit weichem bis mittelhartem Wasser ist das kein Problem. Wenn du jedoch sehr hartes, kalkhaltiges Wasser hast, kann das die Schaumbildung der fertigen Seife beeinträchtigen. Die Mineralien im Wasser können mit den Seifenmolekülen reagieren und einen unschönen Film hinterlassen. Um auf Nummer sicher zu gehen und immer gleichbleibende Ergebnisse zu erzielen, verwenden viele erfahrene Sieder destilliertes Wasser. Es ist frei von Mineralien und garantiert eine perfekte, ungestörte Verseifung.




