Die richtige Farbwahl in der Wohnung – was passt zusammen und sorgt für Wohlfühlatmosphäre?

von Anna Müller
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Farbe ist ein allgegenwärtiges Medium, das den Menschen überall und jederzeit begleitet. Ob Sonnenlicht, Regenbogen, Bilder oder jedes beliebige Objekt – Farben haben Einfluss darauf, wie es empfunden wird und drücken meist eine ganz besondere Stimmung aus. Das macht sich auch die Inneneinrichtung zunutze, indem sie farblich abgestimmte Akzente setzt, Atmosphäre schafft und so einem ganzen Raum mit wenigen Handgriffen einen ganz neuen Look verpassen kann. Damit die Farbwahl in den heimischen vier Wänden gelingt, gilt es jedoch einige Dinge zu beachten.

Welche Farben geben den heimischen vier Wänden die richtige Note? Das verrät ein Blick auf die Farbenlehre.

Malerwerkzeug

Farben und was sie bewirken können

Kein Wunder, dass Farben den Menschen so sehr faszinieren, immerhin erhält er den Großteil aller Informationen in seinem Leben über die Augen. Farben sind daher nicht nur für Wissenschaft und Künstler wichtig, sondern spielen ebenso eine wichtige Rolle in der Psychologie. Das haben bereits bekannte Künstler und Theoretiker wie da Vinci, Newton, Goethe oder – um ein aktuelleres Beispiel zu nennen – Harald Liebedank Küppers gewusst, die die ersten Farblehren entwickelten. Dabei handelt es sich jeweils um wichtige Grundfarben, die einander verstärken, gut harmonieren oder eben gar nicht zusammenpassen und unangenehm für das Auge sind. Auf ihnen basierend ließen sich im Laufe der Zeit viele Kombinationen und Farbkonzepte entwickeln, die auch heute noch Gültigkeit besitzen. Sie finden sich beispielsweise in stimmigen Outfits wieder, genauso sind sie aber auch in stilvollen Wohnungen anzutreffen. Eng verwoben mit dieser angenehmen Optik ist auch das Gefühl, dass Farben auf den Menschen übertragen – die Rede ist hierbei von der sogenannten Farbpsychologie, die den Menschen sowohl bewusst als auch unbewusst beeinflusst. Auch einige evolutionäre Reize kommen dabei zum Tragen: So gilt Rot seit jeher als Warnfarbe, die auch in der Natur immer wieder vorkommt, während Blau mit dem Meer und Himmel assoziiert wird und daher automatisch als frisch und kühl gilt.

Farben erzeugen bestimmte Stimmungen oder geben Räumen eine völlig neue Ausstrahlung und Atmosphäre. Dafür muss es nicht zwangsläufig besonders bunt sein – vielmehr geht es um eine aktivierende Abstimmung der verschiedenen farbtragenden Elemente, also etwa Mobiliar, Decke, Boden, Wände oder Textilien. An dieser Stelle greifen einige bekannte Grundsätze, an denen sich Innenausstatter, aber auch Privatpersonen bei der Einrichtung orientieren können.

Welche Farben vermitteln die richtige Atmosphäre? Das ist von Raum zu Raum individuell abzuwägen.

Grundsätze der Farbenlehre im Wohnbereich

Helle Farben – wirken leicht und freundlich. Sie vermitteln den Eindruck von Weite und lassen jeden Raum größer erscheinen. Gern genutzt werden helle Farben dementsprechend in kleinen Räumen.

Kalte Farben – sie schaffen Distanz und wirken passiv. Gleichzeitig vermitteln sie einen sachlichen und seriösen Eindruck. Gut geeignet sind sie für Räume mit viel Sonneneinstrahlung, um diese kälter und optisch größer wirken zu lassen. Sie bieten sich aber auch in Räumen an, in denen entspannt werden soll, also beispielsweise im Schlafzimmer.

Warme Farben – sie sorgen für Gemütlichkeit, schaffen Nähe und eine persönliche Atmosphäre. Gleichzeitig sind sie außerdem anregend und aktivierend. Genutzt werden warme Farben wie Rot und Orange auch dann gerne, wenn es kalt ist – denn Raumtemperaturen werden so automatisch ein paar Grad höher eingeschätzt.

Dunkle Farben – zu dunklen Farben wird in der Inneneinrichtung nur in geringem Maße gegriffen, denn Töne wie Schwarz, dunkles Blau oder Braun wirken düster, einengend und vermitteln meist eine eher beklemmende Stimmung. Nur in sehr großen Räume können sie genutzt werden, um diese optisch zu verkleinern, richtig eingesetzt verbreiten sie aber auch gemütliche Behaglichkeit.

Angewandt auf die Gestaltung der Wohnung sollte der Einsatz von Farbe daher wohldurchdacht sein. Je nachdem, wofür die einzelnen Räume genutzt werden, bietet sich eine bestimmte Form der Farbwahl am ehesten an und unterstützt die dortigen Bedürfnisse. Folgende Angaben helfen dabei, das richtige Ambiente in den heimischen vier Wänden umzusetzen:

• Im Wohnbereich
Vor allem warme Farben bieten sich an, etwa Rot, Orange, Gelb, Beige oder Grün. Sie vermitteln Gemütlichkeit und regen zur Kommunikation an. Weniger sinnvoll sind hingegen kalte Farben, da sie einschläfernd wirken können und sowohl Stimmung als auch Aktivität hemmen.

• Im Schlafbereich
Da sich hier alles um Ruhe, Entspannung und Schlafen dreht, sollte idealerweise zu kalten Farben wie Blau in allen Variationen gegriffen werden. Nicht so sinnvoll sind warme Farben, da sie anregend wirken.

• Im Essbereich
Hier bieten sich vor allem appetitfördernde Farbtöne an, darunter helle Farben wie Grün, Gelb, Orange oder Rot. Als Appetitverderber gilt übrigens Grau. Um Austausch und Kommunikation nicht zu behindern, ist auch Blau nicht ideal geeignet.

Im Kinderzimmer
Im Kinderzimmer kommen unterschiedlichste Bedürfnisse zum Tragen. Sei es das Spielen, Lernen oder Schlafen, hier wird am besten auf zarte Tönungen zurückgegriffen, also Pastelltöne in Rot, Orange, Gelb und Blau. Für einen optimalen Einsatz werden die entsprechenden Bereiche des Zimmers dann jeweils passend gestaltet. Zu viel Rot sollte aber nicht zum Einsatz kommen, da dieses auch die Aggressivität fördert.

• Im Arbeitszimmer
Hier sind Konzentration, Leistung und ein frischer Geist gefragt, dementsprechend kann ebenfalls zu frischen, jedoch nicht allzu kalten Farben gegriffen werde. Das heißt: Kalte Farben wie Blau sind nicht sinnvoll, da sie einschläfernd wirken, stattdessen kann zu zarten Tönungen in Gelb, Grün oder Orange gegriffen werden.

• In der Küche
Bei einer Küche geht es vor allem um Arbeit und Hygiene, aber auch Appetit wird großgeschrieben. Warme Farben eignen sich hier am besten, dabei können sowohl zarte als auch kräftigere Nuancen zum Einsatz kommen. Ähnlich wie im Essbereich gilt: Blau hemmt die Kommunikation.

Der Einsatz von Pastelltönen sorgt für ein sanftes Ergebnis, bei dem viele unterschiedliche Farben sich harmonisch verbinden.

Fenster und Treppe neben einer bunten Wand

Kombinationen, Kontraste und passende Nuancen

Das bloße Wissen um einzelne Farben und ihre Wirkung reicht aber bei weitem nicht aus, um die eigene Wohnung optisch ansprechend oder besonders stilsicher einzurichten. Herausfordernd wird die Gestaltung erst dadurch, dass viele unterschiedliche Töne und Nuancen miteinander kombiniert werden – und zwar so, dass sie sich nicht beißen, den Raum chaotisch wirken lassen oder eine gänzliche andere Wirkung haben als erwünscht. Jedoch gibt es auch hier einige Richtlinien, nach denen vorgegangen werden kann.

• Die wohl sicherste Variante von Farbkombinationen nennt sich Ton-in-Ton. Hierbei entscheidet der Bewohner sich für eine Farbe (am besten passend zum Nutzen des Raumes) und baut die Gestaltung darum auf, indem verschiedene Helligkeitsstufen eben dieser Farbe genutzt werden. So können zwar Akzente gesetzt werden, während die Farben aber dennoch stimmig zueinanderpassen.

• Ein wenig komplexer wird es hingegen, wenn drei Töne im Raum untergebracht werden sollen. Hier kommt zunächst die Farbenlehre zum Einsatz. Sie besagt, dass entweder mit nebeneinanderliegenden Farben gearbeitet wird – also zum Beispiel Gelb, Grün und Gelborange – oder dass drei Farben genutzt werden, die im Farbkreis ein gleichschenkliges Dreieck bilden – zum Beispiel Petrolgrün, Pflaume und Dottergelb. Abgemischt werden sie am besten durch Weiß oder Schwarz, damit sich die Farbmischung ein wenig beruhigt. Wer die kräftigen Kontraste jedoch gern in den Fokus rücken möchten, kann auch nur die kleinen Akzente in dezenteren Tönen setzen.

Farbkreis

• Spannend wird es spätestens dann, wenn auch noch Materialien hinzukommen. Schließlich haben Holz, Stein oder Metall ebenfalls typische Farben und nicht jedes Naturholz verträgt sich beispielsweise mit jeder Farbe. Zudem haben Materialien ähnlich wie Farben meist eine bestimmte Wirkung, die bei der Gestaltung miteinbezogen werden sollte. Um beim Holz zu bleiben: Dunkle Hölzer wirken sehr warm, urig und gemütlich, sodass sie bestens zu ähnlichen warmen Tönen passen. Ein weißliches Ahorn hingegen macht sich gut in einer kühleren Umgebung.

• Eine ganze andere Wirkung kann ein Raum entfalten, wenn er nicht nur in Farbe, sondern auch in Licht getaucht wird. Denn gekonnt eingesetztes Licht kann Farben anders wirken lassen oder dafür sorgen, dass ein eigentlich kleiner Raum plötzlich größer und offener wirkt. Sei es durch farbige LEDs, indirekte Lichtquellen oder helle Spots, die den Fokus auf einen bestimmten Punkt lenken. Auch hier herrscht also ein spannendes Zusammenspiel, das zum Ausprobieren einlädt.

• Aber damit nicht genug: Wer sein Zuhause aufpeppen möchte, der greift zu Mustern. Sie können als Kissenbezug, Vorhang oder Teppich integriert werden und stellen je nach Größe und Musterart einen sehr großen oder nur dezenten Hingucker da. Einen ganz enormen Einfluss auf die Raumwirkung haben Muster außerdem in Form von Tapeten, unter anderem wie folgt:

a. Diagonal verlaufende bzw. zu große Muster und/oder kräftige Farben: Der Raum wirkt kleiner

b. Waagerecht ausgerichtete Muster: Der Raum wirkt niedriger

c. Eine zurücktretende Farbe an einer Wand und helle Seitenwände: Mehr Tiefe im Raum

d. Helle Tapeten und/oder kleine Muster und Unifarben: Der Raum wirkt größer

e. Senkrechtes Muster auf der Tapete und helle Decke: Der Raum wirkt höher

Kleine Akzente in den passenden Farben – passende Deko rundet die Raumgestaltung nochmals gekonnt ab.

Bernstein - Amber

• Nicht zuletzt haben außerdem auch die zahlreichen Dekorationsgegenstände innerhalb eines Raumes einen gewissen Effekt. Die Deko sollte dabei nach Möglichkeit auf die Farbwelt des Raumes abgestimmt sein. Dabei dominieren meist ein oder zwei Töne, die es aufzugreifen gilt. So wirkt später alles wie aus einem Guss, während dennoch eine persönliche und individuelle Note vorhanden ist. Und sollte doch einmal etwas nicht ganz stimmig sein: halb so schlimm, schließlich lassen sich gerade Dekoelemente und Textilien schnell und einfach austauschen, um immer wieder neue Ideen und Trends aufzugreifen.

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Anna Müller

Anna Mueller ist das jüngste Multitalent unter den Autoren des Archzine Online Magazins. Das Journal ist dafür bekannt, mit der Mode Schritt zu halten, damit die Leser immer über die tollsten Trends informiert sind. Anna absolvierte ihren Bachelor in Journalistik an der Freien Universität Berlin.