Rohbau-Geheimnisse: Worauf es bei Fundament, Mauer & Dach wirklich ankommt

Wussten Sie, dass die Rohbaukosten etwa 45% der Gesamtkosten im Hausbau ausmachen? Entdecken Sie hier, was Sie unbedingt wissen müssen!

von Elke Schneider

Der Rohbau ist so viel mehr als nur Stein auf Stein

Ganz ehrlich? Nach über 30 Jahren auf dem Bau kann ich dir eines sagen: Der Rohbau ist das Herz und das Skelett deines zukünftigen Zuhauses. Hier entscheidet sich alles. Wenn hier gepatzt wird, dann zieht sich das wie ein roter Faden durchs ganze Gebäude, und glaub mir, diese Fehler später zu beheben, ist nicht nur ein Albtraum, sondern auch extrem teuer.

Viele Leute kommen zu mir und die erste Frage ist immer: „Was kostet das? 50.000? 100.000 Euro?“ Aber das ist, mit Verlaub, die falsche Frage zum Start. Die viel wichtigere Frage lautet: Welche Entscheidungen muss ich treffen, um eine Top-Qualität zu bekommen, die dann den Preis bestimmt – und nicht umgekehrt?

Ich will dir hier nichts verkaufen. Mein Ziel ist es, dir das Rüstzeug an die Hand zu geben, damit du weißt, worauf es ankommt. Damit du den Profis die richtigen Fragen stellen und ihre Antworten auch bewerten kannst. Denn ein stabiler, trockener und langlebiger Rohbau ist keine Magie. Er ist das Ergebnis von cleverer Planung, sauberem Handwerk und den passenden Materialien.

So sieht ein Rohbau aus, Baustoffe auswählen, nützliche Informationen und Tipps

Das Fundament: Die Basis für alles

Alles beginnt mit dem Boden, auf dem dein Haus stehen soll. Man kann nicht einfach drauf los buddeln. Das Erste und Wichtigste ist daher das Baugrundgutachten. Das ist keine lästige Pflicht, sondern deine wichtigste Versicherung!

Ein Geologe schaut sich den Boden an und sagt uns, ob wir auf stabilem Fels, Sand oder vielleicht auf tückischem Lehm bauen. Das entscheidet über die Art des Fundaments. Ich vergesse nie den Anruf einer Familie, die hier sparen wollte. Einige Jahre nach dem Einzug hatten sie einen Riss, so breit wie mein Daumen, quer durchs Wohnzimmer. Die Sanierung hat sie über 45.000 Euro gekostet. Das Gutachten hätte sie vielleicht 2.000 bis 3.000 Euro gekostet. Du siehst, worauf ich hinauswill, oder?

Bodenplatte oder Keller? Eine Entscheidung mit Folgen

Die Gretchenfrage für jeden Bauherrn: Keller, ja oder nein? Ein Keller ist natürlich super für Stauraum, Werkstatt oder den Hobbyraum. Aber er ist auch ein erheblicher Kostenfaktor. Rechne mal bei einem typischen Einfamilienhaus mit ca. 150 m² mit Mehrkosten von 30.000 bis 60.000 Euro im Vergleich zur reinen Bodenplatte. Zudem ist ein Keller technisch anspruchsvoll – Stichwort Dichtigkeit.

Rohbau besteht aus Fundament, Mauerwerk und Dachstuhl, Planung und Realisierung
  • Die Bodenplatte: Die schnellere und günstigere Variante. Stell sie dir wie eine riesige, dicke Betonplatte vor, die mit Stahlmatten (der sogenannten Bewehrung) verstärkt ist. Wichtig ist hier der Aufbau darunter: Zuerst kommt eine Schotterschicht, dann die ganzen Leitungen für Abwasser, Wasser und Strom. Ganz entscheidend ist die Dämmung UNTER der Platte, damit dir im Winter nicht die Kälte von unten ins Haus kriecht.
  • Der Keller: Hier bauen wir im Prinzip eine Betonwanne. Die muss absolut wasserdicht sein. Man spricht oft von einer „weißen Wanne“, bei der der spezielle WU-Beton (wasserundurchlässig) selbst die Dichtung ist, oder einer „schwarzen Wanne“, bei der die Wände von außen mit dicken, schwarzen Bitumenbahnen abgedichtet werden. Wenn hier geschlampt wird, hast du einen feuchten Keller – und den kriegst du von innen nie wieder so gut trocken wie mit einer sauberen Abdichtung von außen.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Wenn der Beton für dein Fundament geliefert wird, sei dabei! Achte darauf, dass die Arbeiter den flüssigen Beton mit einer Rüttelflasche verdichten. Das vibrierende Gerät treibt die Luftblasen raus. Man hört das richtig zischen. Lufteinschlüsse sind wie kleine Schwachstellen im Beton – und die will niemand in seinem Fundament haben.

Der Dachstuhl ist bereits errichtet, Schritt für Schritt zum eigenen Haus, Tipps und Informationen

Das Mauerwerk: Wände, die dich tragen

Steht das Fundament, geht’s ans Mauern. Die Wahl des richtigen Steins ist fast eine Glaubensfrage und hängt von deinem Budget, dem gewünschten Raumklima und den Dämmanforderungen ab. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) gibt uns hier klare Ziele vor, die wir erreichen müssen. Es geht um den sogenannten U-Wert, der angibt, wie viel Wärme durch ein Bauteil verloren geht. Ganz einfach: Je kleiner der U-Wert, desto besser die Dämmung. Für eine Außenwand liegt die Grenze oft bei maximal 0,24 W/(m²K).

Die drei großen Player im Ring: Welcher Stein passt zu dir?

Ich erspare dir jetzt eine langweilige Tabelle. Lass uns das mal ganz praktisch durchgehen:

Der Klassiker – Poroton (Ziegel): Ein gebrannter Tonziegel ist ein fantastischer Baustoff. Er atmet, reguliert die Feuchtigkeit und sorgt für ein super Raumklima. Moderne Ziegel sind echte High-Tech-Produkte, die innen mit Dämmstoffen wie Perlit gefüllt sind. Damit schaffst du die GEG-Anforderungen oft ohne eine zusätzliche Dämmschicht an der Fassade. Der Nachteil? Er ist einer der teureren Steine und verlangt vom Maurer absolute Präzision.

Ziegel- Vorteile und Nachteile, langlebiger und robuster Baustoff, großes Gewicht

Der Leichte – Porenbeton (z.B. Ytong): Dieser weiße Stein ist extrem leicht, weil er voller kleiner Luftporen ist, was ihn zu einem hervorragenden Dämmstoff macht. Außerdem lässt er sich super einfach sägen und bearbeiten, was auf der Baustelle Zeit spart. Aber er hat eine Achillesferse: Wasser. Er saugt Feuchtigkeit wie ein Schwamm. Deshalb ist die erste Steinreihe, die auf der Bodenplatte steht, so kritisch. Darunter MUSS eine dicke, schwarze Folie (die Horizontalsperre), sonst zieht die Wand die Feuchtigkeit von unten nach oben.

Der Starke – Kalksandstein: Ein sehr schwerer, dichter Stein. Seine absolute Superkraft ist der Schallschutz. Wenn du an einer lauten Straße baust oder einfach deine Ruhe haben willst, ist er eine Bank. Auch statisch ist er top. Der große Nachteil ist seine schlechte Wärmedämmung. Eine Kalksandsteinwand braucht immer ein dickes Dämmpaket (ein sogenanntes WDVS) an der Außenseite, was die Gesamtkosten wieder in die Höhe treibt.

Die Kunst des Mauerns

Einen guten Maurer erkennst du an seiner Ruhe und seiner Wasserwaage. Jeder Stein wird perfekt ausgerichtet, die Fugen sind überall gleichmäßig dick. Und die Steine werden im Verband gemauert, also versetzt, damit sich die Last optimal verteilt. Das ist echtes Handwerk.

Vorbereitung ist alles - Planen Sie Ihren Rohbau!

Decken und Dachstuhl: Der Abschluss nach oben

Wenn die Wände stehen, kommt die Decke drauf. Meistens sind das heute sogenannte Filigrandecken. Das sind vorgefertigte Betonplatten, die mit dem Kran aufgelegt werden. Vor Ort kommt dann noch eine Lage Stahl und eine Schicht Beton obendrauf. Das geht schnell und ist effizient.

Dann kommt die Krone des Hauses: der Dachstuhl. Das ist die Domäne der Zimmerer. Die Hölzer, meist Fichte oder Tanne, sollten technisch getrocknet sein (man nennt das Konstruktionsvollholz oder KVH), damit sie sich später nicht mehr verziehen. Die Zimmermannskunst zeigt sich in den Verbindungen – ob traditionell mit Zapfen oder modern mit Stahlwinkeln, beides muss perfekt sitzen.

Achtung, Sicherheit! Die Arbeiten am Dach sind die gefährlichsten auf dem ganzen Bau. Ein Gerüst und eine Absturzsicherung sind keine Optionen, sie sind eine Lebensversicherung. Ich habe in meiner Laufbahn leider schreckliche Unfälle gesehen. Bei der Sicherheit gibt es keine Kompromisse. Punkt.

Was kostet der Spaß und wie lange dauert’s?

So, jetzt aber Butter bei die Fische. Eine pauschale Antwort zu den Kosten ist unseriös. Aber der größte Preistreiber, neben dem Material, ist die Arbeitszeit. Ein einfacher, rechteckiger Grundriss ist viel schneller und günstiger zu mauern als ein verwinkeltes Haus mit vielen Ecken und Erkern. Jeder Knick kostet extra!

Die gute Planung ist der halbe Rohbau, nützliche Tipps und Informationen rund ums Thema Rohbau

Und damit du mal ein Gefühl für den Ablauf bekommst, hier ein grober Fahrplan für ein Standard-Einfamilienhaus (stark wetterabhängig, versteht sich!):

  • Erdarbeiten & Fundament: 2-4 Wochen
  • Aushärtezeit Beton: Der Beton braucht ca. 28 Tage, um seine Endfestigkeit zu erreichen, aber weitergebaut werden kann schon viel früher.
  • Mauerwerk & Decken: 3-5 Wochen
  • Dachstuhl & Eindeckung: 1-3 Wochen

Insgesamt ist der Rohbau also oft in 2-3 Monaten fertig, wenn alles glattläuft.

Qualitätskontrolle für Laien & die Sache mit der Eigenleistung

Viele wollen durch Eigenleistung sparen. Verständlich! Aber sei ehrlich zu dir selbst. Der Rohbau ist der falsche Ort zum Üben. Was du aber tun kannst, um ein paar Tausend Euro zu sparen: Hilf beim Aufräumen, kratze die Fugen für den Verputzer aus oder verlege Schutzfolien. Aber sprich das IMMER mit der Bauleitung ab!

Wenig bekannter Trick: Wenn du auf deine Baustelle gehst, spiel mal Detektiv. Achte auf diese drei Dinge, die dir viel über die Qualität verraten: 1. Die erste Steinreihe: Siehst du eine dicke, schwarze Folie zwischen Betonplatte und den ersten Steinen? Das ist die Horizontalsperre gegen aufsteigende Feuchte. Sie muss da sein! 2. Die Fugen: Sind die Mörtelfugen zwischen den Steinen überall ungefähr gleichmäßig dick? Das ist ein Zeichen für saubere Arbeit. 3. Die Ordnung: Sieht die Baustelle aufgeräumt aus oder liegt überall Müll? Eine ordentliche Baustelle ist fast immer ein Zeichen für einen ordentlichen Handwerker.

Der ultimative Test am Ende ist übrigens der Blower-Door-Test. Dabei wird das Haus luftdicht gemacht und ein Gebläse erzeugt einen Unterdruck. So wird gemessen, ob die Gebäudehülle wirklich dicht ist. Dieser Test ist Pflicht und entlarvt jede noch so kleine undichte Stelle.

Mein Fazit: Bau dein Fundament für die Zukunft

Der Rohbau ist die wichtigste Etappe auf dem Weg zu deinem Traumhaus. Er bestimmt, wie sicher, langlebig und behaglich dein Zuhause sein wird. Nimm dir Zeit für die Planung, sprich mit Experten und wähle deine Handwerker sorgfältig aus. Das billigste Angebot ist selten das beste. Ich habe in all den Jahren gelernt: Qualität hat ihren Preis, aber Pfusch am Bau ist am Ende immer teurer.

Ein Hausbau ist ein Abenteuer. Aber mit dem richtigen Wissen und den passenden Partnern wird aus einem soliden Rohbau ein Zuhause, das Generationen überdauern kann. Also, packen wir’s an!

Elke Schneider

Elke Schneider ist eine vielseitige Sammlerin von Fachkenntnissen. Ihren Weg in den Journalismus begann sie mit einem soliden Fundament aus ihrem Studium an der Universität Dresden. Literatur, Kunstgeschichte und Philologie sind ihre Lieblingsfächer.