Vom Brett zum Begleiter: So baust du einen Nachttisch, der wirklich was aushält
Klein, aber oho! Entdecken Sie, wie der perfekte Nachttisch Ihrem Schlafzimmer das gewisse Etwas verleihen kann.
Mit einem klitzekleinen Knistern in der Luft sitzt der Nachttisch an seiner geheimen Position, bereit, die nächtlichen Geheimnisse zu bewahren. Wie ein stiller Wächter bewahrt er nicht nur Bücher und Gläser, sondern auch die Träume, die wir in seinen Schatten weben. In dieser Welt, in der jedes Detail zählt, wird der Nachttisch zum unerwarteten Helden Ihrer Schlafzimmereinrichtung.
Ich steh oft in meiner Werkstatt, den Geruch von frisch gesägtem Holz in der Nase, und schaue mir ein fertiges Möbelstück an. Für viele ist so ein kleiner Nachttisch nur ein Ding, auf das man sein Handy legt. Aber für mich? Für mich ist das das Ergebnis von Stunden voller Planung, sorgfältiger Holzauswahl und präziser Arbeit. Kennst du das, wenn du ein Möbelstück im Laden siehst und dich fragst, warum das handgemachte Gegenstück vom Profi so viel mehr kostet? Die Frage ist absolut berechtigt.
Inhaltsverzeichnis
Die Antwort liegt aber nicht nur im Preis, sondern im Wert. Sie steckt im Holz, das atmet. In den Verbindungen, die Jahrzehnte überdauern. Und in dieser einen Oberfläche, über die man immer wieder gerne streicht. Komm, ich nehm dich mal mit und zeige dir, worauf es wirklich ankommt. Und ja, am Ende weißt du, wie du selbst so ein ehrliches Möbelstück bauen kannst, das dich lange begleitet.
Ganz ehrlich? Plan für das Projekt ein Wochenende oder etwa 6-8 Stunden reine Arbeitszeit ein. Je nach Holzwahl landest du bei Materialkosten zwischen 40 € für eine einfache Kiefer und vielleicht 80-100 € für schöne Eiche inklusive Öl und Kleinkram. Absolut machbar!
Das Material: Warum Holz so viel mehr ist als nur „Holz“
Alles fängt beim Holz an. Wenn du in den Baumarkt gehst, findest du oft Platten, die als „Holz“ verkauft werden. Meistens sind das aber Spanplatten oder MDF – also im Grunde verleimte Holzreste. Für ein schnelles Kellerregal vielleicht okay. Aber für ein Möbelstück, das Charakter entwickeln soll? Eher nicht. Eine kaputte Ecke an so einer Platte lässt sich kaum reparieren, du starrst dann für immer auf gepresste Späne. Der Zauber ist futsch.
Massivholz ist eine ganz andere Welt. Es ist ein lebendiger Werkstoff, der „arbeitet“. Das bedeutet, er nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab, dehnt sich also aus und zieht sich zusammen. Ein guter Handwerker weiß das und plant es ein. Eine massive Tischplatte wird deshalb nie starr mit dem Gestell verschraubt, sie braucht immer ein bisschen Spiel, sonst reißt das Holz. Klingt kompliziert, ist aber eigentlich nur Respekt vor dem Material.
Welches Holz für deinen Nachttisch?
Jedes Holz hat seine eigene Persönlichkeit, die dein Möbelstück prägt.
- Eiche: Der absolute Klassiker. Eiche ist hart, schwer und verzeiht auch mal einen Stoß. Die markante Maserung gibt sofort Charakter. Ein kleiner Tipp: Die Gerbsäure in der Eiche reagiert mit normalem Stahl und kann unschöne, schwarze Flecken verursachen. Also immer Edelstahlschrauben verwenden, wenn du welche brauchst!
- Buche: Ebenfalls super hart und robust, aber mit einer viel ruhigeren, feineren Maserung. Perfekt für einen schlichteren Look. Sie ist allerdings etwas empfindlicher bei Feuchtigkeit als Eiche.
- Ahorn: Ein helles, sehr edles Holz. Fast schon minimalistisch in seiner Anmutung. Ahorn ist hart und hat eine feine Struktur, verzeiht aber keine Fehler bei der Verarbeitung – man sieht einfach alles.
- Nussbaum: Ein traumhaft schönes, dunkleres Edelholz. Es strahlt eine unglaubliche Wärme aus und lässt sich wunderbar bearbeiten. Nicht ganz so hart wie Eiche, aber für einen Nachttisch mehr als stabil genug.
- Kiefer: Die budgetfreundliche Option für den Start. Kiefer ist ein Weichholz, entsprechend leicht zu bearbeiten, aber auch anfällig für Dellen und Kratzer. Wenn du aber einen rustikalen Look magst, der mit der Zeit durch Gebrauchsspuren noch schöner wird (manche nennen das „Charakter“), ist Kiefer eine super Wahl.
- Zirbe: Besonders im Alpenraum ein Hit. Ein weiches Holz, das für seinen angenehmen, beruhigenden Duft bekannt ist. Ein Nachttisch aus Zirbe ist weniger ein Design-Statement als ein echtes Stück Wohlbefinden fürs Schlafzimmer.
Ach ja, und kauf dein Holz am besten bei einem Holzfachhändler, nicht im Baumarkt. Dort bekommst du Platten, die schon auf die richtige Feuchte für den Innenbereich getrocknet sind. Das ist die halbe Miete, um späteres Verziehen zu vermeiden.
Die Konstruktion: Was ein Möbelstück im Innersten zusammenhält
Ein Billigmöbel wird oft nur mit ein paar Schrauben zusammengeknallt. Das ist schnell und billig, aber keine Verbindung für die Ewigkeit. Im echten Handwerk setzen wir auf klassische Holzverbindungen. Die sind stabiler, schöner und ein echtes Qualitätsmerkmal.
Für ein Projekt wie einen Nachttisch sind vor allem drei Arten interessant:
- Die Dübelverbindung: Das ist der perfekte Einstieg. Zwei Holzteile werden mit kleinen Holzdübeln und Leim verbunden. Der ganze Trick liegt in der Präzision. Die Löcher müssen exakt passen. Eine gute Bohrschablone (z.B. von Wolfcraft für ca. 30 €) ist hier eine Investition, die sich tausendmal auszahlt.
- Schlitz und Zapfen: Eine traditionelle und bombenfeste Verbindung, ideal für Rahmenkonstruktionen. Hier brauchst du aber schon etwas mehr Übung mit Säge und Stechbeitel.
- Die Schwalbenschwanzzinkung: Das ist die Königsdisziplin, vor allem bei Schubkästen. Sieht wunderschön aus und hält quasi von selbst. Das ist was für Fortgeschrittene, aber ein tolles Ziel, auf das man hinarbeiten kann.
Für unseren Nachttisch bleiben wir bei der sauberen Dübelverbindung. Sie ist stabil, unsichtbar und mit dem richtigen Werkzeug absolut zuverlässig.
Die Oberfläche: Fühlen, nicht nur sehen
Die Oberfläche ist das Erste, was du berührst. Ihre Behandlung entscheidet, wie sich das Möbelstück anfühlt und wie es altert. Und glaub mir, nichts ist befriedigender als über eine seidenglatte, handgeölte Holzfläche zu streichen.
Der Weg dorthin führt übers Schleifen. Und zwar von grob (Körnung 120) zu fein (Körnung 240). Immer schön in Faserrichtung, sonst gibt’s Kratzer! Ein Profi-Tipp: Nach dem ersten Schleifgang das Holz mit einem feuchten Tuch leicht „wässern“. Dadurch stellen sich feine Holzfasern auf, die du im nächsten Schleifgang sauber kappst. Das Ergebnis? Eine unfassbar glatte Fläche.
Anschließend stellt sich die Glaubensfrage: Öl, Wachs oder Lack?
Ganz ehrlich, für Wohnmöbel bin ich ein riesiger Fan von Hartwachsöl. Es dringt ins Holz ein, betont die Maserung (man sagt, es „feuert“ das Holz an) und lässt es atmen. Die Haptik ist unschlagbar natürlich und warm. Und das Beste: Kratzer lassen sich super einfach reparieren. Leicht anschleifen, nachölen, fertig. Der einzige Nachteil ist, dass es nicht ganz so resistent gegen Wasser ist wie Lack – ein nasses Glas sollte man also nicht ewig stehen lassen.
Lack hingegen bildet eine geschlossene Schicht. Das macht die Oberfläche extrem pflegeleicht und robust, ideal für Kindermöbel oder Küchentische. Man fühlt dann aber eben den Lack, nicht mehr das Holz. Und eine Reparatur ist aufwendig, da oft die ganze Fläche neu gemacht werden muss.
Dein Projekt: Ein solider Nachttisch zum Selberbauen
So, jetzt aber ran ans Holz! Wir bauen einen einfachen, aber ehrlichen Nachttisch aus Eiche (oder Kiefer, wenn du sparen willst) mit klaren Linien und soliden Dübelverbindungen. Die Maße sind ein Vorschlag: 40 cm breit, 30 cm tief und 50 cm hoch.
Was du brauchst (mit Preis-Check):
- Material:
- Massivholzplatte (Leimholz), 20 mm stark. Für Eiche rechne mit ca. 50-70 €, für Kiefer bist du mit 20-30 € dabei. Kauf eine Platte, die etwas größer ist als die Summe deiner Teile.
- Holzdübel (8 mm Durchmesser) & Holzleim (z.B. Ponal Express): Zusammen ca. 10-15 €.
- Schleifpapier (Körnung 120, 180, 240): ca. 5 €.
- Hartwachsöl, kleine Dose: ca. 15-25 €.
- Alte Baumwolllappen.
- Werkzeug:
- Unverzichtbar: Bleistift, Zollstock, Winkel, eine gute Handsäge (z.B. eine Japansäge), Bohrmaschine mit 8-mm-Holzbohrer, mindestens vier Schraubzwingen.
- Sehr hilfreich: Eine Dübel-Bohrschablone, Akkuschrauber, Exzenterschleifer.
- Versägt? Oft kein Drama. Ist ein Teil etwas zu kurz geworden? Vielleicht kannst du es einfach für eine andere, kürzere Seite verwenden und deine Planung leicht anpassen. Manchmal entstehen so die besten Designs.
- Loch durchgebohrt? Ärgerlich, aber rettbar. Du kannst das Loch mit einem passenden Holzdübel und Leim wieder verschließen. Nach dem Trocknen bündig absägen und verschleifen. Sieht man kaum noch.
- Leimflecken nach dem Ölen entdeckt? Ja, das ist der Klassiker. Hier hilft nur: Stelle trocknen lassen, den Leimfleck vorsichtig mit einer Ziehklinge oder scharfem Stechbeitel abtragen, fein nachschleifen und die Stelle neu ölen.
- Verleiht eine natürliche, matte bis seidenmatte Optik
- Feuert die Maserung des Holzes wunderschön an
- Lässt das Holz atmen und ist einfach partiell auszubessern
- Schritt 1: Grobschliff mit 80er oder 120er Körnung, um Sägespuren zu entfernen.
- Schritt 2: Feinschliff mit 180er Körnung zur Glättung.
- Schritt 3 (optional, vor dem Ölen): Wässern Sie das Holz leicht, lassen es trocknen und schleifen dann final mit 220er Körnung. Das stellt die Holzfasern auf und verhindert eine raue Oberfläche nach dem ersten Auftrag.
- Stabilität bei jeder Umdrehung
- Minimiertes Risiko von Holzspaltung (dank Schneidkerbe)
- Besserer Halt im Material
- Eine gute Säge: Eine japanische Zugsäge (Ryoba oder Kataba) ist präzise und erfordert weniger Kraft.
- Ein Winkel: Ein Kombinationswinkel ist ideal zum Anzeichnen und Prüfen von 90°- und 45°-Winkeln.
- Einige Schraubzwingen: Sie sind die unverzichtbaren dritten Hände beim Verleimen. Ohne sie geht nichts.
- Ein scharfes Stechbeitel-Set: Für kleine Nacharbeiten und klassische Verbindungen.
Schritt 1: Plan & Zuschnitt
Unsere Teileliste ist simpel: Eine Deckplatte (40×30 cm), eine Bodenplatte (40×30 cm) und zwei Seitenteile (46×30 cm). Die Höhe von 46 cm ergibt sich aus der Gesamthöhe (50 cm) abzüglich der beiden Plattenstärken (2×2 cm).
Zeichne alles exakt mit dem Winkel auf. Kleiner Trick für saubere Schnitte: Klebe Malerkrepp auf die Schnittlinie, bevor du sägst. Das verhindert, dass die Kante ausreißt. Wenn du dir beim Sägen unsicher bist, lass den Zuschnitt direkt beim Holzhändler machen. Das kostet nur ein paar Euro und garantiert perfekte Winkel.
Schritt 2: Verbindungen bohren
Wir verbinden die Seitenteile mit je drei Dübeln pro Kante mit der Deck- und Bodenplatte. Markiere die Positionen, bohre mit der Bohrschablone die Löcher in die Stirnseiten der Seitenteile (ca. 1,5 cm tief). Um die Positionen auf die Platten zu übertragen, gibt es simple Dübelspitzen. Reinstecken, Platte draufdrücken, fertig. Beim Bohren in die Platten unbedingt einen Tiefenanschlag verwenden, damit du nicht durchbohrst!
Schritt 3: Verleimen & Zusammenbau
Mach immer erst einen Trockenlauf ohne Leim. Passt alles? Super. Dann gib etwas Leim in die Löcher und auf die Kanten, steck die Teile zusammen und spanne alles mit den Schraubzwingen fest. Leg immer kleine Holzreste unter, um Druckstellen zu vermeiden. Prüfe mit dem Winkel die Rechtwinkligkeit und wische überschüssigen Leim SOFORT mit einem feuchten Tuch ab. Getrockneter Leim ist ein Albtraum, weil er später kein Öl annimmt und als hässlicher Fleck sichtbar bleibt.
Lass alles am besten über Nacht trocknen.
Schritt 4: Der Feinschliff
Jetzt kommt der schönste Teil. Schleife alle Flächen wie oben beschrieben. Brich alle scharfen Kanten ganz leicht mit dem Schleifpapier – das fühlt sich besser an und macht das Möbelstück robuster. Dann das Öl dünn mit einem Lappen auftragen, kurz einziehen lassen und den Überschuss gründlich abnehmen, bis sich die Oberfläche trocken anfühlt. Sonst klebt’s später!
Achtung! Was, wenn was schiefgeht?
Keine Panik, das passiert jedem mal.
Ein letztes, wichtiges Wort zur Sicherheit
Ich kann es nicht oft genug sagen: Pass auf dich auf. Trage immer eine Schutzbrille. Holzstaub ist nicht gesund, also sorge für gute Belüftung oder nutze eine Staubmaske. Und mit Öl getränkte Lappen können sich selbst entzünden! Das ist kein Witz. Lege sie nach Gebrauch immer flach ausgebreitet an einem sicheren Ort zum Trocknen aus oder bewahre sie in einem luftdichten Metallbehälter auf. Ein öliger Lappenknäuel im Mülleimer kann ein Feuer auslösen.
Fazit: Mehr als nur ein Möbelstück
Siehst du? Ein Nachttisch ist mehr als nur vier Bretter. Wenn du selbst so ein Projekt umsetzt, schaffst du nicht nur ein Möbel. Du lernst einen wunderbaren Werkstoff kennen und baust mit deinen eigenen Händen etwas, das bleibt. Und dieser Nachttisch wird eine Geschichte erzählen. Deine Geschichte. Und das, mein Freund, ist ein Wert, den du in keinem Möbelhaus der Welt kaufen kannst.
Bildergalerie
Das Geheimnis einer solchen Oberfläche? Ein hochwertiges Hartwachs-Öl, wie das von Osmo oder Rubio Monocoat. Es schützt von innen und bewahrt die authentische Haptik des Holzes.
„Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Der zweitbeste ist jetzt.“
Dieses Sprichwort gilt auch für den Holzbau. Beginnen Sie nicht mit dem kompliziertesten Schwalbenschwanz-Projekt. Ein einfacher, gut gemachter Nachttisch ist der perfekte Start, um ein Gefühl für das Material zu entwickeln und erste Erfolgserlebnisse zu sammeln. Die Fähigkeiten wachsen mit jedem Projekt.
Schweben statt stehen – geht das auch im DIY?
Absolut! Ein schwebender Nachttisch wirkt leicht, modern und erleichtert das Staubsaugen ungemein. Der Trick liegt in der unsichtbaren Befestigung. Massive Wandkonsolen oder eine an der Wand verschraubte Keilleiste sind die stabilsten Methoden. Wichtig: Die Befestigung muss immer in der massiven Wand erfolgen, nicht nur in der Gipskartonplatte. Prüfen Sie die Wandbeschaffenheit, bevor Sie mit dem Bau beginnen!
Holzleim ist nicht gleich Holzleim. Die Wahl des richtigen Klebstoffs ist entscheidend für die Langlebigkeit. Für Innenmöbel, die keiner Feuchtigkeit ausgesetzt sind, ist ein D3-Weißleim wie Ponal Classic der Standard. Er trocknet transparent und bietet eine Verbindung, die oft stabiler ist als das Holz selbst. Planen Sie ein Möbel fürs Bad oder einen geschützten Außenbereich, greifen Sie unbedingt zu einem wasserfesten D4-Leim oder PU-Leim.
Ein oft übersehenes Detail, das den Unterschied zwischen „selbstgemacht“ und „hochwertig“ ausmacht: der Schliff. Für eine samtweiche Oberfläche arbeiten Sie sich schrittweise durch die Körnungen.
Wussten Sie, dass der typische „Kiefernduft“ von chemischen Verbindungen namens Terpenen stammt? Sie schützen den Baum vor Schädlingen und sind ein Grund, warum wir den Geruch von frischem Holz als so angenehm und sauber empfinden.
Massive Eiche: Robust, zeitlos und schwer. Perfekt für ein Möbel, das Generationen überdauern soll. Die markante Maserung wirkt edel und verzeiht auch mal einen Stoß.
Zirbenholz: Weicher und leichter, aber bekannt für seinen beruhigenden Duft. Ideal fürs Schlafzimmer, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Das helle Holz mit den charakteristischen Ästen hat einen rustikal-modernen Charme.
Ihre Wahl prägt nicht nur die Optik, sondern auch das Raumgefühl.
Die schönste Holzverbindung ist oft die, die man sieht. Statt einfacher Schrauben könnten Sie sich an traditionellen Techniken versuchen. Offene Zinken- oder Fingerzinkenverbindungen sind nicht nur extrem stabil, sondern auch ein wunderschönes gestalterisches Element, das von echter Handwerkskunst zeugt. Sie erfordern Präzision, aber das Ergebnis ist die Mühe absolut wert.
Sichtbare Schraubenköpfe können den handwerklichen Look stören. Eine einfache und saubere Lösung sind „Pocket Holes“ oder verdeckte Taschenlochbohrungen. Mit einer speziellen Lehre (z.B. von Kreg) bohren Sie schräge Löcher an unauffälligen Stellen. Die Verbindung ist schnell, stark und von außen komplett unsichtbar. Eine perfekte Technik für Einsteiger, die eine makellose Optik anstreben.
Mein Zuschnitt ist einen Millimeter zu kurz – alles ruiniert?
Keine Panik, das passiert selbst Profis. Atmen Sie tief durch. Oft lässt sich das Problem kaschieren. Ist es ein nicht sichtbares Teil? Dann ignorieren Sie es. An sichtbaren Stellen kann man manchmal tricksen, indem man das Gegenstück ebenfalls minimal kürzt, um die Symmetrie zu wahren. Manchmal hilft auch ein kleiner Spalt als bewusstes Design-Element. Holzbau ist auch die Kunst der eleganten Problemlösung.
Das Geheimnis? Verwenden Sie hochwertige Schrauben. Der Griff zu Marken wie Spax oder Würth kostet nur wenige Cent mehr pro Schraube, erspart aber unendlich viel Frust durch abgerissene Köpfe oder gespaltenes Holz.
Holen Sie sich Inspiration aus dem skandinavischen Design. Klare Linien, Funktionalität und die Betonung der natürlichen Holzschönheit sind hier die Kernprinzipien. Denken Sie an schlanke, konisch zulaufende Beine, grifflose Schubladen mit abgeschrägten Kanten und eine helle, geölte Oberfläche. Weniger ist hier oft mehr und führt zu einem zeitlosen Möbelstück, das Ruhe ausstrahlt.
Laut einer Studie der Harvard Business School bewerten Menschen Gegenstände, die sie selbst zusammengebaut haben, signifikant wertvoller. Dieser als „IKEA-Effekt“ bekannte psychologische Kniff ist beim Bau eines echten Massivholzmöbels natürlich noch viel stärker ausgeprägt.
Dieser Nachttisch wird mehr sein als nur eine Ablage – er wird ein Stück Ihrer eigenen Geschichte.
Öl-Finish: Zieht tief ins Holz ein, schützt von innen und bewahrt die natürliche Haptik. Kratzer können leicht lokal angeschliffen und nachgeölt werden. Perfekt für alle, die das Holz spüren wollen.
Lack-Finish: Bildet eine harte, geschlossene Schicht auf dem Holz. Sehr widerstandsfähig gegen Flüssigkeiten und Schmutz, aber bei Kratzern ist die Reparatur aufwendig. Fühlt sich eher wie eine Kunststoffschicht an.
Für ein authentisches Gefühl ist Öl meist die erste Wahl des Tischlers.
Kombinieren Sie Holz mit anderen Materialien, um spannende Kontraste zu schaffen. Schwarze, pulverbeschichtete Stahlbeine verleihen einem Eichenkorpus einen industriellen Touch. Eine Schubladenfront aus Linoleum (z.B. von Forbo) bringt Farbe und eine samtige Haptik ins Spiel. Ein einfacher Griff aus dickem Kernleder wird zum warmen, taktilen Detail. Trauen Sie sich, Materialien zu mischen!
Ein typischer Anfängerfehler: Hartholz wie Eiche oder Buche ohne Vorbohren verschrauben. Das Holz ist so dicht, dass die Schraube es beim Eindrehen auseinandersprengen kann. Das Ergebnis ist ein unschöner Riss, der die Stabilität gefährdet. Nehmen Sie sich immer die Zeit, ein Loch vorzubohren, das etwas kleiner ist als der Kerndurchmesser der Schraube. Das sorgt für eine saubere und sichere Verbindung.
Ihr Projekt muss nicht im Baumarkt beginnen. Schauen Sie mal bei einem lokalen Sägewerk oder Holzhändler vorbei. Dort bekommen Sie oft nicht nur eine bessere Qualität und eine größere Auswahl (z.B. Esche, Nussbaum, Kirsche), sondern auch eine fundierte Beratung. Die Hölzer sind meist besser getrocknet und Sie unterstützen die regionale Wirtschaft.
Machen Sie den Nachttisch zu Ihrem ganz persönlichen Unikat. Ein kleines, eingebranntes Monogramm mit einem Brandmalkolben, eine dezent geschnitzte Kerbe am Rand oder eine kleine Intarsie aus einem kontrastierenden Holz. Solche Details kosten wenig Zeit, verleihen dem Möbel aber eine Seele und eine Geschichte, die kein industriell gefertigtes Stück je haben wird.
Ist Altholz für Möbel geeignet?
Ja, und es ist eine fantastische Wahl für Charakterstücke! Altholz von alten Balken oder Dielen erzählt eine Geschichte. Wichtig ist, das Holz gründlich zu reinigen (abbürsten, nicht mit Hochdruckreiniger!), auf Nägel und Schrauben zu prüfen und sicherzustellen, dass es trocken ist und keinen aktiven Schädlingsbefall hat. Die Patina, die Risse und die alten Wurmlöcher sind keine Makel, sondern Zeugen der Zeit.
Auch ein Nachttisch braucht Pflege. Für eine geölte Oberfläche reicht es meist, sie mit einem nebelfeuchten Tuch abzuwischen. Bei kleinen Kratzern oder matten Stellen einfach die betroffene Stelle mit feinem Schleifpapier (Körnung 240 oder feiner) leicht anschleifen und mit einem Lappen eine dünne Schicht Pflege-Öl auftragen. Nach 10-15 Minuten Überschuss abreiben, fertig. So bleibt die Oberfläche über Jahre schön.
Achten Sie beim Holzkauf auf Siegel wie FSC oder PEFC. Diese garantieren, dass das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt, wo auf die Erhaltung der Artenvielfalt, den Schutz von Ökosystemen und faire Arbeitsbedingungen geachtet wird. So wird Ihr selbstgebautes Möbel nicht nur zu einem persönlichen, sondern auch zu einem verantwortungsvollen Statement.
Die minimalistische Werkzeug-Grundausstattung für den Start:
Moderne Vollauszüge: Schienen von Herstellern wie Blum oder Hettich bieten höchsten Komfort. Die Schublade lässt sich komplett herausziehen, oft mit Dämpfung (Soft-Close) für ein leises Schließen. Der Einbau erfordert Präzision, das Ergebnis ist aber State-of-the-Art.
Klassische Holzführungen: Die Schublade läuft Holz auf Holz. Das erfordert sauberes Arbeiten und regelmäßiges Wachsen der Laufflächen, damit es leicht gleitet. Puristisch, authentisch und eine Technik, die seit Jahrhunderten funktioniert.
„Holz ist ein einsilbiges Wort, aber dahinter verbirgt sich eine Welt voller Poesie und Wunder.“ – Theodor Heuss
Diese Poesie entfaltet sich, wenn Sie das Material in den Händen halten, seine Maserung lesen und ihm eine neue Form geben. Jeder Schnitt und jede Verbindung ist ein Vers in dem Gedicht, das am Ende Ihr fertiges Möbelstück sein wird.
Farbe auf Massivholz? Warum nicht! Um die schöne Holzmaserung nicht komplett zu verdecken, sind Lasuren oder sogenannte „Milk Paints“ (Kreidefarben) eine hervorragende Wahl. Sie färben das Holz ein, lassen die Textur aber durchscheinen. Besonders schön ist der Kontrast: Lassen Sie beispielsweise die Topplatte in Naturholz und streichen Sie den Korpus in einem matten Salbeigrün oder Anthrazit. Das verleiht dem klassischen Material einen modernen Dreh.
