Mehr als nur Deko: So holst du dir das echte Orient-Feeling nach Hause

Orientalische Eleganz für dein Wohnzimmer: Entdecke 33 inspirierende Dekorationsideen, die deine Räume verzaubern!

von Anna Müller

Immer wieder höre ich den Wunsch nach „orientalischer Einrichtung“. Das ist ein super Ausgangspunkt, aber ehrlich gesagt, ist das ein riesiger Koffer, in den wir alles von Marokko bis Indien hineinwerfen. Meine Aufgabe als jemand, der das seit Jahren beruflich macht, ist es, diesen Koffer gemeinsam mit dir auszupacken. Denn der Look einer modernen Villa am Bosporus hat nur wenig mit dem eines traditionellen Riads in Fès zu tun.

Eines habe ich in all den Jahren gelernt: Echtes Flair entsteht nicht, indem man ein „Deko-Set“ kauft. Es wächst aus dem Verständnis für die Materialien, dem Respekt für echtes Handwerk und dem Gefühl für die Atmosphäre. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, der Geschichten erzählt. Also, lass uns mal die Werkzeugkiste der Profis öffnen – ich zeige dir die Techniken, die Fallstricke und die kleinen Geheimnisse, die den Unterschied machen.

Das A und O: Wie Licht und Raum die Stimmung formen

Bevor wir auch nur an ein einziges Kissen denken, müssen wir über das Wichtigste sprechen: Licht. Die traditionelle Architektur in warmen Ländern ist eine Kunst des Lichts und des Schattens. Stell dir die engen Gassen einer Medina vor, die sich plötzlich in einen sonnigen Innenhof öffnen. Genau dieses Spiel aus hell und dunkel, aus Geborgenheit und Weite, wollen wir nachbauen.

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Lichtinseln statt Flutlicht

Der häufigste Fehler? Eine einzelne, grelle Deckenlampe. Die macht jeden Raum flach und ungemütlich. Was wir brauchen, sind mehrere Lichtinseln auf verschiedenen Höhen. Hier spielt die Farbtemperatur des Lichts die Hauptrolle. Gemessen wird sie in Kelvin (K).

  • Warmweißes Licht (unter 3.300 K): Das ist unser Gold. Eine LED-Lampe mit etwa 2.700 K taucht alles in ein gemütliches, fast goldenes Licht. Sie bringt rote, orange und goldene Töne zum Strahlen und lässt Stoffe und Hölzer satt und tief wirken.
  • Neutral- und Kaltweißes Licht (alles über 3.300 K): Finger weg! Dieses Licht ist super für ein Büro oder ein Labor, aber im Wohnzimmer lässt es die warmen Farben blass und fast kränklich aussehen.

Mein wichtigster Praxistipp: Dimmer! Investiere in Dimmer für deine Hauptlichtquellen. Nichts verändert eine Atmosphäre so schnell wie gedimmtes Licht. So kannst du die Helligkeit je nach Stimmung anpassen – vom geselligen Abend mit Freunden bis zum ruhigen Leseabend. Kleiner Tipp: Lass das von einem Elektriker machen. Für den Einbau eines Dimmers durch einen Fachmann kannst du mit etwa 100 € bis 150 € rechnen. Das ist gut investiertes Geld, denn unsachgemäße Elektroarbeiten sind eine echte Brandgefahr.

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Spiegel und Metalle als Lichtzauberer

Spiegel sind hier nicht nur zum Reinschauen da, sie sind aktive Werkzeuge. Ein großer Spiegel gegenüber einem Fenster holt das Tageslicht tief in den Raum. Eine Gruppe kleinerer Spiegel bricht das Licht einer Lampe und zaubert funkelnde Reflexe an die Wände. Achte aber auf den Rahmen – kein schlichter Chromrahmen, sondern geschnitztes Holz oder getriebenes Metall.

Und hier kommt ein schneller Trick für ein sofortiges Upgrade: Nimm ein großes Tablett, am besten aus poliertem Messing oder Kupfer. Stell eine kleine Lampe oder eine Gruppe von Kerzen darauf. Du wirst staunen, wie dieser ganze Bereich anfängt, warm und golden zu leuchten. Das ist deine erste, perfekte Lichtinsel!

Die Seele des Raumes: Farben und Texturen, die man spüren kann

Jetzt wird’s sinnlich. Hier entscheidet sich, ob ein Raum nur „dekoriert“ oder wirklich „gestaltet“ ist. Ein authentischer orientalischer Raum ist ein Fest für die Hände und Augen.

Farben mit Charakter

Vergiss die Standard-Farbkarten. Wir sprechen hier von tiefen, satten Erd-, Gewürz- und Juwelentönen. Jede Region hat da ihre eigenen Favoriten:

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  • Marokko: Denk an das leuchtende Kobaltblau aus dem Jardin Majorelle, tiefes Terrakotta, Safran-Gelb und sattes Smaragdgrün. Wenn du im Fachhandel nach dem berühmten Blau fragst, orientiere dich an Farbtönen wie RAL 5002 (Ultramarinblau), aber suche nach einer Variante mit noch mehr Leuchtkraft.
  • Türkei & Persien: Hier wird es oft etwas gedeckter und edler. Burgunderrot, Marineblau, Tannengrün, oft elegant kombiniert mit Creme- und Goldtönen.
  • Indien: Das ist die pure Farbexplosion! Kräftiges Pink, leuchtendes Orange, Türkis und strahlendes Gelb – hier ist Mut zur Farbe gefragt.

Die Profi-Technik dahinter ist die „Farb-Schichtung“. Wähle eine dominante, aber eher neutrale Wandfarbe – zum Beispiel ein warmer Sandton, Creme oder ein ganz helles Terrakotta. So wirkt der Raum nicht erdrückend. Die kräftigen Farben bringst du dann über Textilien, Teppiche und einzelne Möbelstücke ins Spiel. Ein rotes Samtsofa knallt vor einer sandfarbenen Wand so richtig, während es in einem komplett roten Raum untergehen würde.

Ach ja, für die Wände sind Kalk- oder Lehmfarben der absolute Hammer. Sie haben eine matte, leicht unebene Oberfläche, die das Licht unglaublich weich bricht. Fühlt sich einfach anders an, viel lebendiger als normale Dispersionsfarbe.

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Texturen zum Anfassen

Ein Raum ohne verschiedene Texturen ist wie ein Essen ohne Gewürze. Kombiniere mutig, was das Zeug hält:

  • Rau & Grob: Handgewebte Wolldecken, Kelims, grobes Leinen. Diese Materialien erden den Raum und geben ihm eine wohlige Schwere.
  • Weich & Luxuriös: Samt, Seide, Brokat. Sie fangen das Licht ein und bringen einen Hauch von Opulenz. Ein Samtkissen neben einem groben Wollkissen – das ist Spannung, das lebt!
  • Glatt & Kühl: Poliertes Metall von Laternen, glasierte Keramikfliesen, Glas. Sie bilden den perfekten Kontrapunkt zu den weichen Stoffen.

Ganz ehrlich, einer meiner ersten Kunden wollte anfangs alles nur in Samt und Seide. Das sah aus wie im Museum, aber gemütlich war es nicht. Uns fehlte die Wärme des Alltags. Wir haben dann einen einzigen, groben Berberteppich aus Wolle dazugelegt. Plötzlich hat der Raum funktioniert! Manchmal ist es das „unperfekte“ Stück, das alles zusammenhält.

Das Herzstück: Echtes Handwerk und die richtigen Materialien

Jetzt kommen wir zur Seele der Einrichtung. Ein maschinell hergestelltes Teil kann niemals die Aura eines handgemachten Stücks ersetzen. Es sind die kleinen, perfekten Unregelmäßigkeiten, die zeigen: Hier war ein Mensch am Werk.

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Ein kleiner Reiseführer durch die Stile

Um das Richtige für dich zu finden, schauen wir uns mal die Unterschiede an:

Der marokkanische Riad-Traum: Erdig und geometrisch
Das ist der Stil, den viele im Kopf haben. Typisch sind Zellige-Fliesen, diese kleinen, handgeschlagenen Tonfliesen, die zu Mosaiken werden. Eine Wand damit ist ein Kunstwerk. Rechne hier aber mit Preisen ab ca. 150-200 € pro Quadratmeter. Auch Tadelakt, ein spezieller Kalkputz, der Wände samtig glänzen lässt, ist typisch, aber eine Luxusinvestition (oft über 200 €/m² mit Verarbeitung). Dazu passen niedrige Sitzmöbel, Lederpoufs (gute kosten zwischen 60 € und 150 €) und Berberteppiche mit einfachen Rautenmustern. Ein großer, echter Beni Ourain kann je nach Größe und Qualität zwischen 800 € und über 3.000 € kosten – eine Anschaffung fürs Leben.

Der türkische Palast-Stil: Floral und elegant
Denk an die Opulenz alter Paläste. Hier dominieren Iznik-Fliesen mit floralen Mustern wie Tulpen oder Granatäpfeln in Blau, Türkis und Rot. Schwere Brokat- und Samtstoffe, feine Holzschnitzereien und kunstvoll geknüpfte Teppiche geben den Ton an. Die Möbel sind oft etwas höher und opulenter, wie das klassische Diwan-Sofa.

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Der persische Salon: Poetisch und kultiviert
Hier dreht sich alles um den Teppich. Ein hochwertiger Perserteppich ist das Zentrum des Raumes, um das sich alles andere gruppiert. Die Muster sind unglaublich fein, oft floral oder mit einem zentralen Medaillon. Dazu passen Möbel mit Intarsienarbeiten und filigrane Deko. Die Atmosphäre ist oft ruhiger und poetischer.

Der indische Wohnstil: Farbenfroh und lebendig
Das ist pure Lebensfreude! Kräftige Farben wie Pink und Orange, handbedruckte Stoffe, geschnitzte Holzmöbel mit durchbrochenen Gittern (Jalis) und sogar Schaukeln im Wohnraum sind hier zu finden. Überall glänzt und schimmert es durch Accessoires aus Messing und Kupfer.

Echte Schätze erkennen: Dein kleiner Einkaufs-Guide

Mein Rat an jeden: Fasst die Dinge an! Man muss den Unterschied zwischen echt und billig fühlen lernen.

  • Holz: Traditionell wird oft dunkles, schweres Holz wie Zeder oder Walnuss verwendet. Wusstest du schon? Der Duft von echtem Zedernholz ist nicht nur wunderbar, er wirkt auch als natürlicher Mottenschutz! Achte auf echte Schnitzereien, nicht auf aufgeklebte Ornamente.
  • Metall: Eine gute Messinglaterne fühlt sich schwer an. Günstige Modelle sind oft nur lackiertes Blech, das sich leicht anfühlt und irgendwann abblättert. Eine kleine, handgefertigte Laterne bekommst du ab ca. 50 €, große, aufwendige Stücke können auch mal 300 € und mehr kosten. Such online nach Begriffen wie „marokkanische Hennalampe“ oder „orientalische Metalllaterne“.
  • Teppiche: Der ultimative Laien-Tipp: Schau auf die Rückseite. Bei einem handgeknüpften Teppich siehst du das Muster fast so klar wie vorne, und die Knotenreihen sind leicht unregelmäßig. Bei einem Maschinenteppich ist die Rückseite perfekt gleichmäßig und oft von einem Gittermuster durchzogen.
  • Pflege: Ein Wollteppich mag keine aggressive Reinigung – meist reicht regelmäßiges Saugen ohne Bürste. Flecken? Mit einem Tuch und lauwarmem Wasser (evtl. mit etwas Wollwaschmittel) abtupfen, nicht reiben. Messing darf ruhig eine Patina ansetzen, das gehört dazu. Wenn du es glänzend magst, nimm spezielle Messingpolitur, aber bitte vorsichtig.
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Die Einrichtung: Gemütlichkeit mit System

Ein schöner Raum, der unpraktisch ist, ist ein Designfehler. Die Anordnung muss zum Leben passen.

Die Kunst der Sitzgruppe

Verabschiede dich von der klassischen deutschen Wohnwand, bei der alles an der Wand klebt. Schaffe stattdessen eine Kommunikationsinsel, die sogenannte „Majlis“. Eine Gruppe von Sofas, Hockern und Bodenkissen, die um einen niedrigen Tisch herum angeordnet ist. Das lädt zum Reden und Verweilen ein. Eine Mischung ist für uns oft ideal: ein niedriges Sofa als Basis, ergänzt durch Hocker, Poufs und große Bodenkissen. So findet jeder seine Wohlfühl-Sitzhöhe.

DIY-Ideen mit Profi-Look

Du musst nicht alles teuer kaufen. Mit etwas Geschick geht vieles selbst.

  • Lounge-Ecke Marke Eigenbau: Bau dir ein niedriges Podest. Du brauchst nur einen Rahmen aus stabilen Kanthölzern (z.B. 6×4 cm), ein paar Querstreben zur Stabilisierung und eine OSB-Platte als Auflage. Alles gut verschrauben, eine feste Schaumstoffmatratze drauf (kann man online zuschneiden lassen, ca. 80-150 €) und mit einem robusten Stoff beziehen. Mit unzähligen Kissen wird das zur gemütlichsten Ecke der Wohnung!
  • Kissen nähen: Kauf dir besondere Stoffe, vielleicht sogar alte Kelim-Stücke auf dem Flohmarkt oder bei Etsy, und näh daraus einzigartige Kissenbezüge. Das ist günstiger und viel persönlicher.
  • Möbel-Upcycling: Ein alter, dunkler Holzschrank vom Trödel? Perfekt! Leicht anschleifen, mit Kreidefarbe in einem Juwelenton (Smaragdgrün! Kobaltblau!) streichen und die Griffe gegen orientalische Metallgriffe austauschen. Schon hast du ein Unikat.
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Achtung, wichtig: Sicherheit und unsichtbare Gefahren

Okay, jetzt kommt der vielleicht unglamouröseste, aber wichtigste Teil. Ein schönes Zuhause darf niemals zur Gefahrenquelle werden.

  • Brandschutz: Wir hantieren mit vielen Stoffen, Kerzen und warmen Lichtern. Achte bei Stoffen für Vorhänge auf die Kennzeichnung „schwer entflammbar“. Echte Kerzen niemals unbeaufsichtigt lassen und immer auf eine feuerfeste Unterlage stellen. Hochwertige LED-Kerzen sind heute eine fantastische und sichere Alternative. Und bei Lampen: Niemals eine stärkere Glühbirne (Watt) verwenden, als für die Fassung zugelassen ist!
  • Statik: Eine schwere marokkanische Laterne einfach in die Rigipsdecke zu hängen, ist lebensgefährlich. Alles über 5 kg muss in einem Deckenbalken oder einer tragenden Wand verankert werden. Ein Balkenfinder kostet im Baumarkt um die 20 € und ist Gold wert.
  • Gesundheit: Wunderschöne, alte Keramik aus dem Urlaub kann bleihaltige Glasuren haben. Bitte nur zur Deko verwenden, niemals zum Servieren von Essen! Und wenn du alte, lackierte Möbel abschleifst: Trage immer eine gute Atemschutzmaske (FFP3). Sicher ist sicher.
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Ein letztes Wort zum Schluss

Einen orientalischen Wohnraum zu gestalten, ist eine Reise, kein Wochenendprojekt. Es braucht Geduld und die Freude am Entdecken. Fang mit den Basics an – Licht und Raum. Dann baue Schicht für Schicht deine Welt auf: mit Farben, Texturen und sorgfältig ausgewählten Stücken, die dir etwas bedeuten.

Und sei nicht entmutigt, wenn nicht alles sofort perfekt ist. Der beste Rat, den ich dir geben kann: Kauf lieber ein einziges, wirklich gutes Stück, das du liebst, als zehn billige Kompromisse. Ein handgeknüpfter Teppich, eine schwere Messinglaterne, ein Kissen aus echter Seide. Diese Dinge haben eine Seele. Und mit der Zeit erschaffst du so einen Raum, der nicht nur orientalisch aussieht, sondern sich auch so anfühlt: warm, einladend und voller Leben.

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„Der wahre Luxus liegt nicht im Besitz, sondern im Genuss.“ – Henry David Thoreau

Dieses Zitat trifft den Kern orientalischer Gastfreundschaft. Es geht weniger darum, Reichtum zur Schau zu stellen, als vielmehr darum, einen Raum zu schaffen, in dem sich Gäste und Familie wohlfühlen und die gemeinsame Zeit genießen. Denken Sie an niedrige, bequeme Sitzgelegenheiten, die zur Konversation einladen, und an viele kleine Tische für Tee und Gebäck.

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  • Weiche, flauschige Textur, oft aus hochfloriger Schurwolle.
  • Typischerweise cremeweiß mit einfachen, schwarzen oder braunen geometrischen Mustern.
  • Verleiht jedem Raum sofortige Wärme und einen Hauch von modernem Bohème-Chic.

Das Geheimnis? Der Beni Ourain Teppich. Ursprünglich von Berberstämmen im Atlasgebirge geknüpft, ist er heute der Liebling von Interior-Designern weltweit und bildet die perfekte, ruhige Basis für farbenfrohere Akzente.

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Der Tadelakt-Effekt: Dieser traditionelle marokkanische Kalkputz ist mehr als nur ein Wandbelag – er ist eine sinnliche Erfahrung. Seine sanft gewellte, nahtlose Oberfläche fühlt sich kühl und seidig an und reflektiert das Licht auf eine einzigartige, fast flüssige Weise. Echter Tadelakt ist wasserfest und atmungsaktiv, was ihn ideal für Bäder und sogar Duschen macht. Er lebt und verändert sich mit der Zeit, was jedem Raum eine unvergleichliche Tiefe und Seele verleiht.

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Wie schaffe ich eine authentische Duftkulisse?

Vergessen Sie künstliche Raumsprays. Echter orientalischer Duft entsteht durch Schichten: Ein Stück fester Ambra in einer Schublade, ein langsam glühendes Bakhoor-Räucherharz auf Holzkohle oder einfach ein Strauss frischer Minze in einem Teeglas. Diese Düfte sind subtil, entwickeln sich über Stunden und verbinden sich untrennbar mit der Erinnerung an den Raum. Ein kleiner Tipp: Platzieren Sie eine Duftquelle in der Nähe eines Fensters oder einer Tür, um den Duft sanft im Haus zu verteilen.

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Das Spiel mit Höhe ist entscheidend. Kombinieren Sie niedrige Sofas und Sitzkissen mit:

  • Hoch aufragenden Zimmerpflanzen wie einer Kentia-Palme oder einem Feigenbaum.
  • Einer filigranen, tief hängenden Metall-Laterne über einem Beistelltisch.
  • Schmalen, hohen Regalen oder Nischen für ausgewählte Dekorationsobjekte.

Dieser Kontrast zwischen „unten“ und „oben“ erzeugt eine dynamische Spannung und lässt den Raum gleichzeitig gemütlicher und großzügiger wirken.

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Ein Quadratmeter echter marokkanischer Zellige-Fliesen kann aus hunderten von Hand behauenen Einzelteilen bestehen.

Das ist kein Massenprodukt, sondern pure Mathematik und Geduld. Jeder „Tessera“ genannte Teil wird von Hand geformt und gebrannt, was zu den subtilen Farb- und Formabweichungen führt, die diese Mosaike so lebendig machen. Es ist die Perfektion der Unvollkommenheit.

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Messing-Akzente: Warm, golden und leicht antik. Messing passt perfekt zu dunklen Hölzern und Juwelentönen wie Smaragdgrün oder Saphirblau. Ideal für Tabletts, Wasserhähne und Lampenschirme.

Kupfer-Akzente: Rötlicher und lebhafter. Kupfer entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne Patina und harmoniert exzellent mit kühleren Tönen, Tadelakt-Wänden und türkisen Farben.

Beide Metalle bringen Licht und Wärme in den Raum, aber Messing wirkt klassischer, während Kupfer einen rustikaleren, handwerklichen Charakter hat.

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Ein häufiger Fehler ist das „Aladdin’s Cave“-Syndrom: der Versuch, zu viele Muster, Farben und Deko-Objekte in einen Raum zu zwängen. Echte orientalische Eleganz lebt oft von der Leere. Ein ruhiger, unifarbener Teppich, eine freie Wand und gezielt platzierte Möbelstücke lassen die wenigen, aber hochwertigen Handwerksobjekte erst richtig atmen und ihre volle Wirkung entfalten.

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Manchmal ist es nur eine einzige Farbe, die den Ton angibt. Anstatt einer ganzen Wand können Sie auch nur eine Nische oder eine Tür in einem satten, erdigen Ton streichen, um Tiefe zu erzeugen. Ein perfektes Beispiel ist der Farbton ‚India Yellow‘ von Farrow & Ball. Er hat diese unglaubliche Leuchtkraft von Safran und Kurkuma, ohne grell zu wirken – das ist pures Marrakesch-Sonnenlicht in einer Farbdose.

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  • Für den Boden: Ein großer, robuster Kelim, vielleicht sogar in Kombination mit einem kleineren, weicheren Teppich darüber.
  • Für das Sofa: Kissen aus verschiedenen Materialien – grobe Baumwolle, Samt, Seide. Mischen Sie geometrische Muster mit unifarbenen Stücken.
  • Für die Gemütlichkeit: Ein leichter Baumwoll-Plaid für den Sommer, eine schwere Wolldecke (Pom-Pom-Decke) für den Winter.
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Der Klang von Wasser ist das Herzstück vieler Riads und Innenhöfe. Ein kleiner Zimmerbrunnen, zum Beispiel ein schlichtes Modell aus Terrakotta oder mit Mosaik-Akzenten von Marken wie Ubbink oder Seliger, kann die Atmosphäre eines Raumes komplett verändern. Das leise Plätschern überdeckt störende Alltagsgeräusche, kühlt die Luft gefühlt ab und schafft eine Oase der Ruhe und Meditation.

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„Architektur ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel der unter dem Licht versammelten Baukörper.“ – Le Corbusier nach seiner Reise durch den Orient

Der berühmte Architekt war fasziniert davon, wie in der nordafrikanischen Architektur nicht nur Gebäude, sondern auch die Leerräume dazwischen gestaltet werden. Ein schattiger Durchgang, eine sonnenbeschienene Nische, ein dunkler Korridor, der sich zu einem hellen Raum öffnet – diese bewussten Kontraste können Sie auch in Ihrer Wohnung durch gezielte Beleuchtung und Raumaufteilung schaffen.

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Die richtige Form: Runde oder zylinderförmige Poufs wirken weicher und organischer. Quadratische Modelle sind vielseitiger und können auch als Beistelltisch mit einem Tablett darauf dienen.

Das Material: Echtes Leder ist langlebig und entwickelt eine schöne Patina. Kilim-Poufs aus alten Teppichen sind Unikate und bringen Farbe ins Spiel. Stoff-Poufs bieten die größte Vielfalt an Mustern.

Achten Sie auf eine hochwertige Füllung. Traditionell wird ungefärbte Baumwolle oder Wollreste verwendet, was für eine feste, formstabile Sitzgelegenheit sorgt.

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Wie bekomme ich den Look von Tadelakt mit einem kleineren Budget?

Für eine ähnliche Optik ohne den hohen Preis und Aufwand gibt es spezielle Kalk-Strukturfarben oder Effektspachtel, z.B. von Herstellern wie ‚Volimea‘ oder ‚Claytec‘. Diese werden in mehreren Schichten aufgetragen und erzeugen eine lebendige, leicht wolkige Oberfläche, die an den marokkanischen Putz erinnert. Das Ergebnis ist zwar nicht wasserfest wie echter Tadelakt, aber für Wohn- und Schlafräume eine fantastische und kostengünstige Alternative, um Tiefe und Charakter an die Wand zu bringen.

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Wichtig bei Laternen: Nicht die Helligkeit, sondern das Muster zählt. Eine marokkanische Laterne ist nicht zur Hauptbeleuchtung gedacht. Ihr Zweck ist es, durch die feinen, von Hand gestanzten Löcher im Metall magische Licht- und Schattenmuster an Wände und Decke zu werfen. Verwenden Sie daher eine schwache Glühbirne mit maximal 25 Watt und warmweißem Licht (ca. 2700 K), um diesen Effekt zu maximieren.

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  • Bringt Struktur und Leben in den Raum.
  • Sorgt für besseres Raumklima.
  • Fügt einen natürlichen, grünen Farbtupfer hinzu.

Das Geheimnis? Die richtigen Pflanzen. Zitrusbäumchen in Terrakottatöpfen, hochgewachsene Bananenstauden oder eine üppige Bougainvillea (am sonnigen Fenster) erinnern sofort an mediterrane und orientalische Gärten. Selbst ein einfacher Topf mit frischer Minze auf dem Tisch wirkt Wunder.

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Das Schnitzen von Holz, insbesondere von duftendem Zedernholz, ist eine Kunstform, die in Städten wie Fès perfektioniert wurde. Die komplexen geometrischen und floralen Muster, ‚Moucharabieh‘ genannt, schmücken nicht nur Möbel und Decken, sondern dienten traditionell auch als kunstvolle Fenstergitter. Sie filtern das Licht, ermöglichen eine Luftzirkulation und gewähren gleichzeitig Privatsphäre – ein geniales Zusammenspiel von Ästhetik und Funktion.

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Die „Hand der Fatima“, auch Hamsa genannt, ist mehr als nur ein beliebtes dekoratives Motiv. In vielen Kulturen des Nahen Ostens und Nordafrikas ist sie ein starkes Schutzsymbol gegen den „bösen Blick“. Ob als kleiner Anhänger an einer Tür, als Muster auf einem Kissen oder als filigraner Wandschmuck – sie fügt dem Raum nicht nur Schönheit, sondern auch eine Schicht kultureller Bedeutung und positiver Energie hinzu.

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Traditioneller Riad-Stil: Nach innen gekehrt, oft üppig dekoriert mit Zellige-Fliesen, geschnitztem Stuck und einem zentralen Brunnen. Die Farbpalette ist oft reich und kräftig.

Moderner Marokko-Stil: Luftiger und minimalistischer. Er greift Schlüsselelemente wie Tadelakt, Beni Ourain-Teppiche und Metall-Laternen auf, kombiniert sie aber mit klaren Linien, neutraleren Farben (Weiß, Grau, Beige) und modernen Möbeln. Das Ergebnis ist eine ruhigere, globalere Interpretation des Flairs.

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Der marokkanische Boucherouite-Teppich entstand aus der Not und dem Wunsch, nichts zu verschwenden.

Diese farbenfrohen „Lumpenteppiche“ werden aus Stoffresten, alten Kleidern und Garnresten geknüpft. Jeder Teppich ist ein absolutes Unikat und ein Zeugnis von Kreativität und Nachhaltigkeit. Anstatt eines perfekten Musters erzählen sie eine Geschichte von Wiederverwertung und individuellem Ausdruck – eine wunderbare, unkonventionelle Ergänzung für jeden Raum.

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Auch ohne eine komplette Renovierung können Sie die typische Architektur andeuten. Streichen Sie einen bestehenden, rechteckigen Durchgang so, dass die Illusion eines Bogens entsteht. Malen Sie dazu einfach die oberen Ecken in der Wandfarbe aus und lassen Sie nur eine Bogenform in einer Akzentfarbe oder in Weiß stehen. Dieser einfache malerische Trick verändert die Raumwahrnehmung dramatisch und verleiht sofort orientalisches Flair.

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  • Sie schaffen eine intime, kommunikative Atmosphäre.
  • Der Raum wirkt optisch größer und offener.
  • Es fühlt sich entspannter und weniger formell an.

Das Geheimnis? Eine bodennahe Sitzlandschaft. Kombinieren Sie eine niedrige Couch (z.B. ein Modell wie ‚Mah Jong‘ von Roche Bobois oder günstigere modulare Sofas) mit großen Bodenkissen, Poufs und einem niedrigen Couchtisch. Das ist die Essenz des orientalischen Salons und lädt zum stundenlangen Verweilen ein.

Tipp für die Kissenwahl: Mischen Sie Texturen, nicht nur Farben. Die Kombination aus einem glatten Seidenkissen, einem grob gewebten Baumwollkissen und einem Kissen aus weichem Samt ist optisch und haptisch weitaus interessanter als eine Ansammlung von Kissen aus demselben Material. Dieses Spiel mit unterschiedlichen Oberflächen verleiht Tiefe und einen Hauch von Luxus.

Anna Müller

Anna Mueller ist das jüngste Multitalent unter den Autoren des Archzine Online Magazins. Das Journal ist dafür bekannt, mit der Mode Schritt zu halten, damit die Leser immer über die tollsten Trends informiert sind. Anna absolvierte ihren Bachelor in Journalistik an der Freien Universität Berlin.